Fachkräftemangel, Bildungsmisere, Wissensarbeitsdesater – Wie wir Arbeit und unsere Zukunft kaputt machen

Fachkräftemangel, Bildungsmisere, Wissensarbeitsdesater – Wie wir Arbeit und unsere Zukunft kaputt machen

>>> Ein Rant über die Arbeitswelt <<<

Wir erleben einen Fachkräftemangel. Das Thema ist nicht neu und doch scheinen wir sehenden Auges immer weiter in die Katastrophe laufen zu wollen. Die Ursachen reichen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über Geschlechterklischees bis zu den eklatanten Mängeln im Bildungssystem. Auszubildende, aber auch Berufserfahrene wollen gerade in systemkritischen und für unsere Zukunft immer notwendigeren Bereichen wie dem Sozial und Gesundheitssystem, der Kindererziehung, dem Handwerk oder der IT nicht arbeiten. Sie haben erstaunlicherweise kein Interesse, sich, trotz aller inneren Berufung und intrinischem Pflichtbewusstsein, in Systemen abzumühen, in denen Wertschätzung ein Fremdwort und Ausbeutung eher die Regel als die Ausnahme ist. 

Einige paar Betriebe gehen andere Wege. Die 4-Tage-Woche im Handwerk findet immer mehr Anhänger. Möglichkeiten, die eigenen privaten und familiären Bedürfnisse trotz, oder besser dank der Arbeit zu erfüllen, machen es auch in Branchen, auf die andere gerne mit einer zu hoch gestreckten Nase herabschauen, wieder attraktiver zu arbeiten.

Wir stecken mitten in einer bereits Jahrzehnte alten Bildungsmisere. Das System bricht immer mehr zusammen. Die Infrastruktur ist marode. Der Grad der Digitalisierung ist ein Hohn und wird weder ernsthaft noch zielgerichtet vorangetrieben. Der Umgang mit Schülern und Lehrern ist unsäglich. Fachkräfte sind auch hier Mangelware und immer mehr, die außerhalb dieses Systems eine Chance für sich sehen, fliehen aus dem System. Die Folge sind, für eines der wohlhabendsten Länder der Welt, inakzeptable Klassengrößen, eine wachsende Bildungsungerechtigkeit, zunehmendes Mobbing und Gewalt. 

Ein paar Schulen haben es geschafft, die Misere für sich zu beenden. Hier kümmern sich Lehrer, Schüler und Eltern gemeinsam darum, das System „Schule“ neu zu gestalten, indem das Leben als komplexes System wahrgenommen wird und hier Einzug hält. Da werden Fächer neu kombiniert, Themen übergreifend gemeinsam erarbeitet. Eigenverantwortung gestärkt und Selbstwirksamkeit aufgezeigt. So wird selbst hier Bildung spannend und attraktiv. 

Wir erleben ein Wissensarbeitsdesaster. Obwohl Wissensarbeit in vielen Bereichen bereits das Arbeitsleben und die Organisationen dominiert, haben die wenigsten Unternehmen Strukturen geschaffen, die dem Rechnung tragen. Es wird verfahren, wie vor 100 Jahren. Es werden enge Vorgaben gemacht, Leistung wird nach Zeit bemessen, nicht messbares mit Zielerreichung gesteuert und mit Boni belohnt. Es wird nach Regeln gearbeitet, die aus dem Industriezeitalter stammen und in Strukturen, die davon ausgehen, dass, wer „weiter oben“ sitzt auch mehr weiß und bessere Entscheidungen treffen kann. Kompetenz wird in Abhängigkeiten eingesperrt, wo sie Raum zur Entfaltung braucht. Dabei gilt Wissen nur dann als erworben, wenn es per Zertifikat nachgewiesen wird. Lebenslanges (Selbst)Lernen nur akzeptiert, wenn es in die engen Normen passt, ganz als gäbe es auf YouTube und Co., bei Bloggern und in den frei zugänglichen Angeboten diverser Online Universität keine relevanten und teil hervorragenden Lerninhalte gäbe. Nur was vorgegeben wird, offiziell geprüft wurde und in Struktur passt, wird ernst genommen. 
Menschen erhalten nicht den Raum, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu entfalten und auszuweiten. Die vorhandenen Ressourcen werden nicht akzeptiert, zugelassen oder genutzt. Wir verschwenden, als hätten wir genug davon. Dabei leben wir in einem Land, in dem es schon seit langem an guten Ideen, deren Akzeptanz und Umsetzung mangelt. Fehler sind noch immer keine Option und Kreativität macht Angst. Selbstbewusstsein ist ein Kündigungsgrund, Anpassungsfähigkeit oder gar generalistisches, unternehmerisches Denken und Handeln sind gefährlich. Wer über den Tellerrand schaut und womöglich noch darauf hinweist, dass das Gras jenseits der eigenen Bubble auch grün ist und sogar besser wächst, wird ausgegrenzt.

Und wieder: ein paar Unternehmen machen es anders. Sie differenzieren, wer zur gleichzeitigen Erfüllung der beruflichen Rolle und persönlichen Bedürfnisse welche Freiheiten braucht und gestalten Rahmenbedingungen, die es erlauben, sich voll einzubringen. Sie haben verstanden, dass es nicht reicht, eine Organisation vorzugeben, sondern dass man Strukturen, Prozesse, Ziele, Intentionen und die vielen Menschen, die damit arbeiten sollen, gemeinsam betrachten muss. Sie machen Arbeit zu etwas, dass auch diesen Teil des Lebens attraktiv macht. 

Nur… all die guten Beispiele, sie reichen nicht! Sie werden uns nicht reichen, um uns eine Zukunft zu sichern, die so sicher und stabil ist, wie wir es uns erhoffen. Die Arbeitswelt, wo wie sie heute ist, ist soll zu marode, kaputt und nicht zukunftsfähig. Sie krankt an zu vielen Problemen, Konflikten und Krebsgeschwüren. Sie ist in dieser Form weder zu retten, noch kann sie uns geben, was wir als Wirtschaftsstandort, als Unternehmen und als Menschen brauchen, um entspannt in die Zukunft blicken zu können. 

Was wir tun müssten, wäre die Systeme, die Arbeit bestimmen, 

  • die Ideen, wieso es Unternehmen gibt, was sie leisten sollen und wie (die Managementsysteme),
  • die Ideen, was die Unternehmen tun könnten, um Kunden zu gewinnen und Gewinne zu erzielen (die Geschäftsmodelle), 
  • die Ideen, wie die Arbeit aufgeteilt und gestaltet werden kann, wie Prozesse ablaufen und Entscheidungen getroffen werden sollen (die Organisationssysteme), und 
  • die Ideen, wie Menschen leben wollen, was Arbeit ihnen in ihrem Leben ermöglichen soll, wie Arbeit so ins Leben passt, dass Motivation und Engagement entsteht, 

zusammen zu denken, sie als Arbeitsmetasystem zu verstehen und zu verbinden, statt sie künstlich zu trennen.

Das ist eine Aufgabe, die (zugegeben) viele fordert, wenn nicht überfordert. Es ist nicht kompliziert, aber komplex. Um sich dieser Herausforderung zu stellen, muss man, gerade, wenn man ein Unternehmen führt, Mut mitbringen, denn es zeigen sich „plötzlich“ viele Elemente und Themen, für die man, in der singulären Betrachtung der einzelnen Systeme blind war. 

Aber es ist, wenn man ehrlich ist, höchste Zeit dafür, denn, und das zeigen viele der Analysen, die im Management Insights Netzwerk in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden. Die Zukunft hängt mehr denn je davon ab, nicht mehr an Symptomen herumzudoktern, sondern ganz bewusst die Ursachen anzugehen.

Es ist Zeit aufzubrechen und Arbeit in eine neue Dimension zu führen. 

Fachkräftemangel, Bildungsmisere, Wissensarbeitsdesater – Wie wir Arbeit und unsere Zukunft kaputt machen

>>> Ein Rant über die Arbeitswelt <<<

Wir erleben einen Fachkräftemangel. Das Thema ist nicht neu und doch scheinen wir sehenden Auges immer weiter in die Katastrophe laufen zu wollen. Die Ursachen reichen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, über Geschlechterklischees bis zu den eklatanten Mängeln im Bildungssystem. Auszubildende, aber auch Berufserfahrene wollen gerade in systemkritischen und für unsere Zukunft immer notwendigeren Bereichen wie dem Sozial und Gesundheitssystem, der Kindererziehung, dem Handwerk oder der IT nicht arbeiten. Sie haben erstaunlicherweise kein Interesse, sich, trotz aller inneren Berufung und intrinischem Pflichtbewusstsein, in Systemen abzumühen, in denen Wertschätzung ein Fremdwort und Ausbeutung eher die Regel als die Ausnahme ist. 

Einige paar Betriebe gehen andere Wege. Die 4-Tage-Woche im Handwerk findet immer mehr Anhänger. Möglichkeiten, die eigenen privaten und familiären Bedürfnisse trotz, oder besser dank der Arbeit zu erfüllen, machen es auch in Branchen, auf die andere gerne mit einer zu hoch gestreckten Nase herabschauen, wieder attraktiver zu arbeiten.

Wir stecken mitten in einer bereits Jahrzehnte alten Bildungsmisere. Das System bricht immer mehr zusammen. Die Infrastruktur ist marode. Der Grad der Digitalisierung ist ein Hohn und wird weder ernsthaft noch zielgerichtet vorangetrieben. Der Umgang mit Schülern und Lehrern ist unsäglich. Fachkräfte sind auch hier Mangelware und immer mehr, die außerhalb dieses Systems eine Chance für sich sehen, fliehen aus dem System. Die Folge sind, für eines der wohlhabendsten Länder der Welt, inakzeptable Klassengrößen, eine wachsende Bildungsungerechtigkeit, zunehmendes Mobbing und Gewalt. 

Ein paar Schulen haben es geschafft, die Misere für sich zu beenden. Hier kümmern sich Lehrer, Schüler und Eltern gemeinsam darum, das System „Schule“ neu zu gestalten, indem das Leben als komplexes System wahrgenommen wird und hier Einzug hält. Da werden Fächer neu kombiniert, Themen übergreifend gemeinsam erarbeitet. Eigenverantwortung gestärkt und Selbstwirksamkeit aufgezeigt. So wird selbst hier Bildung spannend und attraktiv. 

Wir erleben ein Wissensarbeitsdesaster. Obwohl Wissensarbeit in vielen Bereichen bereits das Arbeitsleben und die Organisationen dominiert, haben die wenigsten Unternehmen Strukturen geschaffen, die dem Rechnung tragen. Es wird verfahren, wie vor 100 Jahren. Es werden enge Vorgaben gemacht, Leistung wird nach Zeit bemessen, nicht messbares mit Zielerreichung gesteuert und mit Boni belohnt. Es wird nach Regeln gearbeitet, die aus dem Industriezeitalter stammen und in Strukturen, die davon ausgehen, dass, wer „weiter oben“ sitzt auch mehr weiß und bessere Entscheidungen treffen kann. Kompetenz wird in Abhängigkeiten eingesperrt, wo sie Raum zur Entfaltung braucht. Dabei gilt Wissen nur dann als erworben, wenn es per Zertifikat nachgewiesen wird. Lebenslanges (Selbst)Lernen nur akzeptiert, wenn es in die engen Normen passt, ganz als gäbe es auf YouTube und Co., bei Bloggern und in den frei zugänglichen Angeboten diverser Online Universität keine relevanten und teil hervorragenden Lerninhalte gäbe. Nur was vorgegeben wird, offiziell geprüft wurde und in Struktur passt, wird ernst genommen. 
Menschen erhalten nicht den Raum, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten zu entfalten und auszuweiten. Die vorhandenen Ressourcen werden nicht akzeptiert, zugelassen oder genutzt. Wir verschwenden, als hätten wir genug davon. Dabei leben wir in einem Land, in dem es schon seit langem an guten Ideen, deren Akzeptanz und Umsetzung mangelt. Fehler sind noch immer keine Option und Kreativität macht Angst. Selbstbewusstsein ist ein Kündigungsgrund, Anpassungsfähigkeit oder gar generalistisches, unternehmerisches Denken und Handeln sind gefährlich. Wer über den Tellerrand schaut und womöglich noch darauf hinweist, dass das Gras jenseits der eigenen Bubble auch grün ist und sogar besser wächst, wird ausgegrenzt.

Und wieder: ein paar Unternehmen machen es anders. Sie differenzieren, wer zur gleichzeitigen Erfüllung der beruflichen Rolle und persönlichen Bedürfnisse welche Freiheiten braucht und gestalten Rahmenbedingungen, die es erlauben, sich voll einzubringen. Sie haben verstanden, dass es nicht reicht, eine Organisation vorzugeben, sondern dass man Strukturen, Prozesse, Ziele, Intentionen und die vielen Menschen, die damit arbeiten sollen, gemeinsam betrachten muss. Sie machen Arbeit zu etwas, dass auch diesen Teil des Lebens attraktiv macht. 

Nur… all die guten Beispiele, sie reichen nicht! Sie werden uns nicht reichen, um uns eine Zukunft zu sichern, die so sicher und stabil ist, wie wir es uns erhoffen. Die Arbeitswelt, wo wie sie heute ist, ist soll zu marode, kaputt und nicht zukunftsfähig. Sie krankt an zu vielen Problemen, Konflikten und Krebsgeschwüren. Sie ist in dieser Form weder zu retten, noch kann sie uns geben, was wir als Wirtschaftsstandort, als Unternehmen und als Menschen brauchen, um entspannt in die Zukunft blicken zu können. 

Was wir tun müssten, wäre die Systeme, die Arbeit bestimmen, 

  • die Ideen, wieso es Unternehmen gibt, was sie leisten sollen und wie (die Managementsysteme),
  • die Ideen, was die Unternehmen tun könnten, um Kunden zu gewinnen und Gewinne zu erzielen (die Geschäftsmodelle), 
  • die Ideen, wie die Arbeit aufgeteilt und gestaltet werden kann, wie Prozesse ablaufen und Entscheidungen getroffen werden sollen (die Organisationssysteme), und 
  • die Ideen, wie Menschen leben wollen, was Arbeit ihnen in ihrem Leben ermöglichen soll, wie Arbeit so ins Leben passt, dass Motivation und Engagement entsteht, 

zusammen zu denken, sie als Arbeitsmetasystem zu verstehen und zu verbinden, statt sie künstlich zu trennen.

Das ist eine Aufgabe, die (zugegeben) viele fordert, wenn nicht überfordert. Es ist nicht kompliziert, aber komplex. Um sich dieser Herausforderung zu stellen, muss man, gerade, wenn man ein Unternehmen führt, Mut mitbringen, denn es zeigen sich „plötzlich“ viele Elemente und Themen, für die man, in der singulären Betrachtung der einzelnen Systeme blind war. 

Aber es ist, wenn man ehrlich ist, höchste Zeit dafür, denn, und das zeigen viele der Analysen, die im Management Insights Netzwerk in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden. Die Zukunft hängt mehr denn je davon ab, nicht mehr an Symptomen herumzudoktern, sondern ganz bewusst die Ursachen anzugehen.

Es ist Zeit aufzubrechen und Arbeit in eine neue Dimension zu führen. 

Motiviert und ausgebremst

Motiviert und ausgebremst

Kennst Du das? Du startest voll motiviert in das Projekt, die Woche, den Tag und kaum bist Du bereit richtig loszulegen, wirst Du ausgebremst.

Warum ist das so? Was führt dazu, dass Menschen, Strukturen, Pläne Dich ausbremsen, statt Dich dabei zu unterstützen 100% Deiner Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit einzubringen?

Sollte das Unternehmen nicht auch das Ziel haben, Dein Engagement zu nutzen, um effizient und effektiv finanzielle (und soziale und ökologische) Erfolge zu feiern? 

Natürlich ist das das Ziel. Nur stehen dem in (fast) jeder Organisation wichtige und leider oft auch veraltet gedachte und gehandhabte Umstände entgehen. Kaum ein Unternehmen hat diese bislang wirklich überwunden. Sie stecken tief im System und in den gewohnten Denk- und Handlungsweisen verborgen (und fest). 

Nicht alles Gold glänzt auch

In den letzten Jahren war ‚Purpose‘ das große Thema. Wenn der Purpose stimmt und bei den Mitarbeitenden angekommen ist, dann klappt’s mit der Arbeit schon, war das Credo. Und, eine Frage, das ‚warum‘ ist enorm wichtig ist, um für den gemeinsamen Erfolg fokussiert vorzugehen und dynamisch reagieren zu können.

Und auch das ‚was‘ hat zunehmend Raum eingenommen, denn vor allem die Idee, mit neuen,  digitalen oder digitalisierten Geschäftsmodellen schnell Erfolge in neuen Märkten oder mit neuen Produkten zu erzielen, hat ganz eindeutig großen Charme. 

Und tatsächlich ist auch, seit mindestens 20 Jahren, das ‚wie‘ ein viel diskutiertes Thema. Nicht nur, aber eben auch, weil eine agilere Vorgehensweise vor allem in der Softwareindustrie große Erfolge gezeigt hat. 

Während nun aber Simon Sinek das warum, wie und was in seinem Golden Circle konzentrisch und in engem Zusammenhang darstellt, tun sich viele Organisationen noch immer schwer, die drei Themen miteinander zu denken. An den Themen wird intensiv gearbeitet, aber sie werden, so wie ich es noch viel zu oft wahrnehme, voneinander getrennt betrachtet und angegangen. 

Zu selten wird geschaut, welchen (teils sehr direkten) Einfluss ‚Purpose‘ und das (neue) Geschäftsmodell auf die formalen Prozesse und non-formalen und informellen Interaktionen hat. Zu selten werden die gegenseitigen Abhängigkeiten aufgezeigt. Zu selten werden die Formalien auf die gelebte und gewünschte Kultur abgestimmt. 

🛑 STOPPT DAS! HÖRT DAMIT AUF! 🛑

Wenn ihr etwas an Eueren Arbeitsweisen ändert, wenn Ihr neue Ideen umsetzen, neue Produkte entwickeln, neue Kundengruppen erschließen wollt, Regeln, Prozesse oder Strukturen einführt oder abschafft, nehmt Euch die Zeit euch anzusehen, welche Wirkung das im Gesamten hat. Was fördert die Interaktion und Motivation, was bremst sie? 

Ein wesentliches Element bei dieser Betrachtung: wie viel Wissen steckt in der Arbeit.

Früher konnte man klar zwischen Wissens-/Kopfarbeit und (im Wesentlichen) körperlicher Arbeit unterscheiden. Heute, bei einer zunehmenden Technisierung und Individualisierung der gewünschten Arbeitsergebnisse, fällt diese Unterscheidung immer schwerer. Nicht umsonst sind agile Arbeitsweisen heute in allen Arbeitsbereichen und allen Branchen Thema. Egal ob im Handwerk, der Produktion, der Pflege, in Kantinen genauso, wie im Einzelhandel. Überall ist es zunehmend relevant, das Wissen über Abläufe, Materialien, Kundenwünsche, Trends und Entwicklungen gemeinsam zu etwas Werthaltigerem zu machen.

Dabei ist es wichtig ist zu erkennen, dass Wissensarbeit ein ganz anderes Maß an wahrgenommener Denk- und Handlungsfreiheit, an (Selbst-)Vertrauen und (Selbst-)Wirksamkeit erfordert als ‚wissensarme‘ Tätigkeiten, zumindest wenn man als Organisation möchte, dass diese effektiv und effizient zum gemeinsamen Erfolg beiträgt. 

Es erfordert eine andere Kultur, andere non-formale Interaktionsmuster, um die beteiligten Menschen dazu zu bringen, sich als ganzes einzubringen. Das haben viele Unternehmen verstanden und arbeiten an Verbesserungen auf dieser Ebene.
Dabei wird gerne damit gespielt, innere und äußere Merkmale (zu) formaler Strukturen zu verändern. Seinen es (Pseudo)flache Hierarchien, Open-Door-Policies, neue Jobtitle, das Wegfallen der Krawatte und die Renaissance von Sneakern oder Corporate Influencer, die jenseits der Presseabteilung über Unternehmen berichten (sollen). Es scheint tatsächlich, als wäre eine bisschen mehr Mensch möglich. 

Doch, dabei taucht häufig ein massives Problem auf: Um als Organisation funktionieren zu können, muss sie Menschen zu möglichst austauschbaren Objekten machen. Um verlässliche Prozesse und Strukturen aufzubauen, ist das Eingehen auf persönliche Vorlieben und etwaige Animositäten schlicht nicht sinnvoll und möglich. Die Organisation muss es schaffen, Austauschbarkeit sicherzustellen. Sonst bricht zu schnell zu viel zusammen, wenn Menschen ihre Rolle nicht mehr ausfüllen oder ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Sie muss Formalien über die Menschen stellen, damit sie funktioniert. 

ODER aber, es gelingt ihr, dieses Dilemma zu meistern, indem sie die Formalien so anpassen, dass beides möglich ist: strukturelle Sicherheit und Fortbestand und Menschlichkeit. Bislang haben ein paar wenige Unternehmen diese Problematik für sich gelöst. Alle (mir bekannten) auf sehr unterschiedliche Weise, aber alle auch mit großem Erfolg. Ihnen ist es gelungen, sich so aufzustellen, dass Menschen in ihrem Denken und Handeln das Unternehmen motiviert und engagiert unterstützen können, ohne zugleich von den organisationalen Vorgaben ausgebremst zu werden. Ihnen ist es gelungen, Menschen im Ganzen Wirksamkeit zu geben und zugleich die eigene Wirksamkeit zu verbessern.

Das Dilemma überwinden

Immer sind es organisationsindividuelle Schritte und Maßnahmen, die dazu geführt haben. Die Balance ist in jeder Organisation, abhängig vom Geschäftsmodell, den weiteren Rahmenbedingungen und den Menschen, einmalig. Sie muss immer wieder neu evaluiert werden, um sich den Veränderungen des Umfelds, der Aufgaben und der Menschen anzupassen. Dieser Aufwand ist notwendig, relativiert sich aber durch die damit erhöhte Leistungsfähigkeit, -befähigung und -bereitschaft.

Mein Ansatz dieses Dilemma zu knacken ist, die Erfordernisse des ‚was‘, des Geschäftsmodell und die Möglichkeiten des ‚wie‘ mit den formal notwendigen und den non-formal möglichen Strukturen, Prozessen und Interaktionsmustern gemeinsam zu betrachten und in einem zirkulären Vorgehen miteinander in Einklang zu bringen. Im ersten Moment meist etwas ungewohnt, aber enorm hilfreich, um das System mit seinen Interdependenzen zu verstehen und gestalten. 

Wichtig ist es diese Reise ergebnisoffen zu starten, denn manches, was nach ausbremsen aussieht, kann durchaus richtig und wichtig sein, um die Ergebnisqualität auf einem erforderlich hohen Maß zu halten. Andererseits gibt es meistens sinnvolle Anpassungspotenziale in Bezug auf die Formalisierung zuvor non-formaler Abläufe, ohne diese in ihrer Geschwindigkeit und Wirksamkeit zu beeinträchtigen.

Hier, bevor wir gemeinsam daran arbeiten, in Deiner Organisation ‚Mensch‘ mehr Raum zu geben und die #workLIFEexperience zu verbessern, fünf Fragen, die Du im Vorfeld für Dich beantworten kannst und die vielleicht für sich schon eine Veränderung bewirken:

  • Ist Deine Organisation darauf angewiesen, dass manches an den offiziellen Wegen vorbeigeregelt wird, um schnell, effektiv und effizient handeln zu können?
  • Wie wichtig sind für Deine Organisation und ihre Abläufe menschliche Ressourcen, wie Kreativität, Anpassungsfähigkeit, körperliche und kognitive Fähigkeiten und deren Nutzung bzw. Erhalt?  
  • Wie muss die Organisation gestaltet sein, um diese Ressourcen (optimal) einbringen und nutzen zu können? Welchen strukturellen und prozessualen Rahmen benötigt sie, damit sie die Ressource maximal effizient und effektiv nutzen kann?
  • Was macht Deine Organisation für neue Mitarbeitende attraktiv? Was muss sie ihnen bieten können, damit sie kommen und bleiben?
  • Welche Regeln und Grundsätze unterstützt das Erreichen der gemeinsamen Ziele bestmöglich, ohne auf systembedingte Konflikte zu stoßen und indem reibungslose Abläufe, minimale Verschwendung und maximale Nachhaltigkeit ermöglicht werden?
Ignoranz oder Unwissen? Wie viel Unbewusstheit können Organisationen sich noch leisten?

Ignoranz oder Unwissen? Wie viel Unbewusstheit können Organisationen sich noch leisten?

Als  Partner im Management Insights Netzwerk genieße ich das Privileg, relevante Informationen und die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien schon vor der offiziellen Veröffentlichung lesen und für mich nutzen und bewerten zu können. Aktuell ist es eine Auswertung zum Dunning-Kruger Effekt bei Mitarbeitenden und Führungskräften in Organisationen weltweit, die es lohnt sie auch hier zu thematisieren. 

Was wir als Dunning-Kruger Effekt kennen, ist eine Wahrnehmung, die auch ohne diesen Namen jeder kennt. Die Arbeit von Dunning und Kruger aus 1999 legt nahe, dass Menschen mit vergleichsweise geringem Wissen und Kompetenz neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, während Menschen mit großer Erfahrung dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen. Dies trifft ebenso auf die Mitglieder von Organisationsstrukturen zu. 

Deutlich erkennbar wird es etwa im teils übermäßigen Selbstvertrauen von Führungskräften und Managern und der Voreingenommenheit bei der Bewertung der Leistung Kollegen und hierarchisch niedriger positionierten Mitarbeitenden. Diese Wahrnehmung prägt dabei das kritische Denken und Entscheidungsprozesse, was sich ganz direkt auf die Leistung der Unternehmen auswirkt. Andererseits wird auch den Führungskräften (Fach)Kompetenz abgesprochen.

Die Auswirkungen dieser Diskrepanz zwischen den Wahrnehmungen von Führungskräften und Mitarbeitenden haben wohl schon viele im eigenen Arbeitsleben erfahren. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch viele Unternehmen, wie insbesondere auch die Auswertungen der Diagnosedaten von Management Insights aus über 200 Unternehmen weltweit zeigen. 

Einige Bereiche, in denen dieses unterschiedliche Verständnis auftritt und für Probleme sorgt, zeigt auch eine Studie von Gartner aus 2021 zur hybriden Arbeit. Hier fallen drei Elemente auf, die mit bis zu 28% Abweichung von Führungskräften und Mitarbeitenden bewertet wurden:
Die entsprechenden Aussagen, die in der Gartner Studie genutzt wurden, sind:   

  • „Leitende Angestellte handeln im besten Interesse der Mitarbeiter.“
    (FK: 69% Zustimmung vs. MA: 41% Zustimmung)
  • „Führungskräfte berücksichtigen die Mitarbeiter bei ihren Entscheidungen.“
    (FK: 75% Zustimmung vs. MA: 47% Zustimmung)
  • „Führungskräfte kommunizieren effektiv mit ihren Mitarbeitern.“
    (FK: 71% Zustimmung vs. MA: 50% Zustimmung)

Das Misstrauen der Mitarbeitenden gegenüber den Führungskräften ist offensichtlich groß. Die Wahrnehmung von aktiver Beteiligung und einer guten Kommunikation  gering.

Einen detaillierteren Blick liefert die Diagnostik und deren über 200 Auswertungen, die wir in den letzten Jahren bei und mit Management Insights durchführen konnten. In dem zugrundeliegenden Konzept des „Performance Dreiecks“ wird in verschiedenen Abstufungen eine Vielzahl an Elementen, mit meist unmittelbarem Einfluss auf die Zusammenarbeit und speziell auf die in der Organisation gepflegte Kultur haben, betrachtet. So ergibt sich ein wesentlich genaueres Bild, das leider die Hypothese stützt, dass und wie sich der Dunning-Kruger Effekt in Unternehmen weit verbreitet ist.

Die Resultate zeigen, dass vor allem in folgenden Bereichen signifikante Abweichungen existieren:

  • Collaboration, mit der Fragestellung: „Arbeiten die Mitarbeiter effektiv zusammen, indem sie ihr Wissen teilen, um gemeinsame Ziele zu erreichen?“
  • Awareness, mit „Ist man sich der Kräfte bewusst, die Handlungen und Entscheidungen beeinflussen?“
  • Strategy,  „Verstehen Führungskräfte und Mitarbeiter die Spielregeln und die zur Erreichung strategischer und operativer Ziele erforderlichen Maßnahmen klar?“
  • Risk Dialogue, „Haben die Führungskräfte eine klare Vorstellung von den potenziellen Risiken und dem Risikoniveau, das die Organisation tolerieren kann?“
  • Purpose, „Haben die Mitarbeiter einen gemeinsamen höheren Zweck für die Organisation und die Organisationsziele?“

Die starken Abweichungen in den Antworten von Führungskräften und Mitarbeitenden zeigen, wie schlecht es oftmals um (ausreichend) gute Kommunikation, Transparenz, Vertrauen und gegenseitiges Verständnis bestellt ist. 

Das fatale ist, dass ein so unbewusster Umgang mit der eigenen Reflexion und den vielen “unsichtbaren und selten diskutierten” dynamische Fähigkeiten der Organisationen, trotz (oder wegen) des steigenden Drucks, den Erfolg des Unternehmens aktiv schmälert. Häufig entstehen solche blinden Flecken, ‚ManagementBlindSpots‘, wie ich sie nenne, weil Führungskräfte in ihrem Arbeitsalltag keine ehrliche, ernsthafte Verbundenheit mehr aufbauen und pflegen können, sei es aus persönlichen, aber oft auch aus strukturell organisationalen Gründen. Die Regeln und Glaubenssätze der Organisationen lassen das schlichtweg oft nicht zu.

„Diese Störungen durchdringen alle Funktionen und Abläufe im Unternehmen, behindern den Wissensfluss und beeinflussen die Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen.“ wie meine Kollegen Prof. Dr. Herb Nold und Lukas Michel in ihrer Veröffentlichung schreiben. 

Als Folge schätzen viele Führungskräfte die dynamischen Fähigkeiten ihrer Organisation, also die Basiskompetenz, mit komplexen, dynamischen Entwicklungen umzugehen und agil zu handeln, deutlich positiver ein, als ihre Mitarbeitenden. Hinzu kommt, dass eine große Zahl von Führungskräften ihre eigenen Fähigkeiten und die der Gesamtorganisation als deutlich besser und oftmals übertrieben gut bewerten. 

Damit wird auch der viel genutzte Slogan „Unsere Mitarbeiter sind unsere wichtigste Ressource“, ad absurdum geführt. Die Studie deutet darauf hin, dass die Mitarbeitenden dies wesentlich anders wahrnehmen. Dass damit Bereitschaft zur Leistungserbringung und einer engen, koordinierten Zusammenarbeit und einem positiven sozialen Miteinander sinkt, ist kein Wunder. 

Vor diesem Hintergrund ist es ebenso wenig verwunderlich, dass strategische oder Veränderungsinitiativen noch immer zu selten zum Erfolg führen. Solange Führungskräfte davon überzeugt sind, dass die Organisation über alle wesentlichen Fähigkeiten verfügt, die für den Erfolg erforderlich sind, während die Mitarbeiter dies nicht glauben, ist keine Basis vorhanden, auf der schwierige Veränderungen gemeinsam erfolgreich bestanden werden können. Wenn gleichzeitig auch das gemeinsame Verständnis darüber, wohin die Organisation steuert, welche gemeinsame Absicht besteht, wie die gemeinsame Agenda aussieht und welchen gemeinsamen Sinn das Ziel und gemeinsame Verhaltensnormen haben, wird es selbst die beste strategische oder Veränderungsinitiative schwer haben, ihre Ziele erfolgreich zu erreichen. 

Am Ende geht es auch hier wieder um vielfach bereits verspieltes Vertrauen. Einer Eigenschaft und einem kulturellen, ethischen und moralischen Wert, der nicht wichtig genug genommen werden kann und in einer VUCA-Wissenswelt mit der Notwendigkeit dynamische Fähigkeiten zu entwickeln, kultivieren und auszubauen, nicht wichtig genug genommen werden kann.  

„Für Führungskräfte ist Unwissenheit oder Unkenntnis, Überschätzung und Fehleinschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten und der des Unternehmens ein Rezept für das Scheitern. Das Erkennen und Anerkennen dieser inhärenten Voreingenommenheit muss der erste Schritt bei der Gestaltung agiler Organisationen sein.“, so die Autoren der Studie.

Gleichgültig, ob es um Agilität, New Work und andere Veränderungsinitiativen mit einem großen kulturellen Anteil geht, sie müssen alle immer auch die (selbstreflektierte und das Unternehmen bewusst und richtig einschätzende) Top-Ebene einbeziehen. Idealerweise beginnen sie hier und werden mit tatsächlich, ernsthafter Unterstützung (und das betone ich hier ganz bewusst) von dieser mit an- und durchgeführt werden. Ein hohes Maß an Selbstreflexion ist dazu ein wichtiges Gut, das, zumindest zeigt das die Erfahrung, enorm davon profitiert, von einer objektiven Diagnostik begleitet zu werden. Wann immer darauf verzichtet wurde, war der Prozess anstrengender, länger und kostenintensiver!
Die unabhängige, systemische Betrachtung trägt dazu bei, Transparenz und Einsichten in das „unknown unknown“ zu bieten, um die in den Menschen vorhandenen dynamischen Fähigkeiten wirklich heben zu können. Eine noch so gute individuelle Begleitung im Coaching kann das nur selten leisten. Eine Sensibilisierung der Führungskräfte für die “unsichtbaren und selten diskutierten” Lücken im operativen und organisationalen System, hilft, schnell und an den richtigen Stellen, mit geeigneten Hebeln, effektiv einzugreifen und den Gestaltungsprozess in Richtung einer zukunftsgerichteteren, nachhaltigeren, agileren Organisation zu beschleunigen.

So wie ich viele Unternehmen wahrnehme, ist es, gerade jetzt in Zeiten immer unbeständigerer Umfelder, höchste Zeit, die Organisation von innen heraus auf noch mehr Dynamik und Veränderung einzustellen. Zielgerichtete Reflexionsansätze sind dabei wichtige Schlüssel, um den Bereich des unbekannten und unbewussten zu minimieren. 


Hier als Führungskraft aktiv voranzugehen, wirkt sich nicht nur positiv auf die Erfolgschancen des Unternehmens aus. Die gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen verändern die eigene Perspektive und sind ebenso wertvoll für den eigenen Weg. Last but not least geht es auch darum, das Unternehmen für Bewerber attraktiver zu machen. Eine positive Zusammenarbeitskultur, die an vielen Stellen im Unternehmen durch das Denken und Handeln der Mitarbeitenden sichtbar und greifbar wird, entwickelt erfahrungsgemäß eine starke Sogwirkung. Entsprechend sind hier auch HR und Organisationsentwickler gefragt, die Weichen zu stellen.  

Mit Management Insights steht dazu ein weltweites Netzwerk erfahrener, unabhängiger Impulsgeber, Mentoren und Berater, insbesondere auf für eine geeignete Diagnostik, zur Verfügung. Ich kann dazu jeden meiner Netzwerkpartner nur wärmstens empfehlen! 

Gerne informiere ich Sie, sobald die Studie abschließend veröffentlicht wurde. Die erwähnte Gartner Studie finden Sie hier: https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2021-08-04-gartner-hr-research-identifies-six-gaps-between-leader-and-employee-sentiment-on-the-future-employee-experience

und

https://www.gartner.com/en/newsroom/press-releases/2021-05-03-gartner-hr-research-shows-organizations-are-eroding-employee-performance-and-well-being-with-virtualized-office-centric-design

Wer gemeinsam mit anderen über dieses oder ein anderes Thema im Kontext vom Wandel in Organisationen nachdenken möchte, dem sie noch einmal herzlichst das Augenhöhe Camp am 16. September 2022 in Hamburg empfohlen. (https://www.xing.com/events/augenhohecamp-hamburg-2022-3940477)

Wer meinen Gedanken und Impulsen zur Weiterentwicklung von Organisationen, zur Entwicklung von Führung langfristig folgen möchte, dem empfehle ich, meine Blognews zu abonnieren. Damit landet ein Hinweis auf neue Blogposts noch vor der Veröffentlichung auf den Social Media Plattformen in Deiner e-mail Inbox.  

Wie viel Vertrauensgefälle braucht gute Arbeit?

Wie viel Vertrauensgefälle braucht gute Arbeit?

Vertrauen ist gut und richtig, oder? Und wir sollten, gerade bei der Arbeit, unseren Kollegen und Chefs blind vertrauen können, oder? Und Mitarbeiter? Na ja, wer mit Menschen Verträge dazu abschließt, dass sie ihre Arbeit (gut) machen, der sollte ihnen bei der Erfüllung dieser Aufgaben ebenso vertrauen (können), oder?!?

Und doch gibt es so ziemlich allen Organisationen, die ich kenne, etwas, dass ich Vertrauensgefälle nenne. Ein Gefälle zwischen dem Vertrauen, das seitens des Systems, der Strukturen und Prozesse den unterschiedlichen Menschen in Ihren Rollen und (hierarchischen) Positionen (fast) automatisch entgegengebracht wird. In klassischen Organisationsstrukturen darf „der oben“ halt mehr tun, entscheiden, verantworten, als der „unten“. Womit die Menschen, die ganz aktiv in den wertschöpfenden Prozessen arbeiten, häufig am wenigsten Einfluss darauf haben, wie und was sie tun. Ihnen wird oftmals am wenigsten Information zugestanden und Vertrauen entgegen gebracht. Das wirkt sich gerade in Krisenzeiten besonders aus. Es schränkt die Leistungsbefähigung (und damit auch die -bereitschaft) ein und verschlechtert zudem die Akzeptanz und den Ruf der Organisation bei der Suche neuer Mitarbeiter.

Dieses Gefälle steht dabei nicht alleine. Es tritt immer kombiniert mit Transparenz- und Entscheidungsgefällen auf. Immer wird einigen mehr vertraut, mehr Transparenz ermöglicht und mehr Entscheidungen zugestanden als den meisten anderen. Und ebenso gibt es das andere Ende dieser Kette, also die Kollegen und Kolleginnen, denen kein Vertrauen entgegengebracht, Transparenz zugestanden und Entscheidungen erlaubt werden.

Diese Struktur zieht sich durch alle Teams, alle Abteilungen, alle Bereiche. Zumindest war es bislang so. Nur, und diese Frage sollten sich alle stellen, die über die Struktur und Relevanz dieses Gefälles mit entscheiden können: Ist es für die Zukunft weiterhin hilfreich, damit so umzugehen, oder sollten wir versuchen, die Gefälle zu verändern, wo möglich vielleicht sogar abzuflachen oder, aber das wird selten tatsächlich vollumfänglich möglich sein, es aufzuheben?

Aus individueller Sicht wird das Thema bedeutsam, wenn man an den Auf- und Abstieg in Organisationen denkt. Es ist wichtig, sich klarzumachen, auf welcher Ebene dieses Gefälles man aktuell und in Zukunft steht und stehen will, denn nicht zuletzt entscheiden die drei Bereiche Informationszugang/Transparenz, Vertrauen und Entscheidungskompetenz (fachlich und hierarchisch) mit darüber, wie es mit der Karriere weitergeht.

Und nicht zuletzt gibt es eine ganz ähnliche Struktur auch mit Blick nach außen. Da wird mit Kunden anderes verfahren, als mit Partnern oder mit Investoren. Welche Information wem, wann und in welchem Umfang zur Verfügung stehen, welches Vertrauen in diese Stakeholder gesteckt wird, ist massiv davon abhängig, in welcher Beziehung sie zur Organisation stehen. 

Ob also in Bezug auf die eigene Karriere oder die Zukunft der Organisation als Ganzes, ob mit Blick nach innen oder außen, immer geht es darum, das soziale Interaktionssystem genauer unter die Lupe zu nehmen und zu klären, was als zielführend für den Erfolg angesehen werden kann oder was gegebenenfalls die Nutzung der Potenziale einschränkt. Wie viel Gefälle in den einzelnen Bereichen ist als gut und richtig und wie viel ist bedenklich und vielleicht sogar gefährlich? Wie viel sorgt dafür, dass der Umgang mit den Werten des Unternehmens, moralischen wie finanziellen, Ressourcen wie auch Arbeitsergebnissen, so gehandhabt wird, dass die Organisation daraus den maximalen Nutzen ziehen kann? 

Die Gefälle sind abhängig von den Führungsstrukturen und dem Führungsverständnis, von den gemeinsam getragenen Annahmen, Erwartungen und Glaubenssätzen, die jeder von uns in sich trägt und die damit auch in den Organisationen immer vorhanden sind. Sie sind abhängig von gesetzlichen Vorgaben und dem Umgang mit Betriebsgeheimnissen. Sie sind abhängig davon, welche Erlebnisse und Ergebnisse die Menschen gemeinsam gemeistert haben, welche Erfahrungen sie teilen, welchen grundlegenden ethischen Standards sie folgen. Sie sind aber auch immer davon abhängig, was vorgelebt, goutiert und an Fehlverhalten geahndet wird. 

Sie entscheiden darüber, welche dynamischen Fähigkeiten eine Organisation entwickeln und für sich nutzen kann. Fähigkeiten, die in der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Die Unterschiede in der Wahrnehmung der Mitarbeitenden in Bezug darauf, wer was kann, weiß, darf, mit wem man offen reden und von wem man ehrliche Antworten erhalten kann, hat einen sehr schnell wachsenden Einfluss darauf, wie wandlungsfähig, dynamisch, komplexitätsrobust und damit auch menschenzentriert ein Unternehmen ist. Es entscheidet mit darüber, wie schnell Entscheidungen getroffen werden können, wie viel Agilität und New Work, wie viel remote work, Teamzusammenhalt, Verantwortungsakzeptanz und Kreativität möglich sind und eingebracht werden. Es entscheidet darüber, welche Art neuer Geschäftsmodelle fliegen und welche scheitern, weil ihnen die Unterstützung fehlt. 

So banal und normal es klingt, so logisch und verständlich es ist, dass diese Gefälle existieren, so wichtig ist es jedoch auch, sich immer wieder klarzumachen, welche Elemente davon in der Lage sind, das Unternehmen für die Zukunft zu beflügeln und welche davon, auf der anderen Seite, den Menschen die Flügel stutzt, sodass die ihr Engagement und ihre Fähigkeiten nicht einbringen können oder wollen. Sie entscheiden zu einem bedeutenden Teil mit darüber, welche neuen Ideen und Impulse, welchen Geschäftsideen und -modelle sich umsetzen lassen und welche nicht.

Diese Gefälle zu verändern, ist nicht trivial. Sie sind tief verankert in den expliziten und implizieren Regeln, im Umgang miteinander, in der Kommunikation und den Entscheidungsprozessen. Sie sind ein Teil der Struktur und der Organisation. 

Sie sind im Grunde nur ein Detail, aber ganz oft verändert gerade der Umgang mit solchen Details mehr, als große lautstarke Maßnahmen. Sie schaffen auf einer Ebene Raum für neue Perspektiven und neue Erfolge, die oft vernachlässigt wird. 

Gefälle sind meist tatsächlich selten vermeidbar. Sie aber zumindest so zu strukturieren, sie so auf die Geschäftsmodelle, das Organisationssystem und die Menschen auszurichten, dass letztere das Maß an Wahlfreiheit, Fokus und Selbstvertrauen besitzen, das sie benötigen, um sich gerne und engagiert einzubringen, ist es wesentlicher Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit jedes Unternehmens.

Zum Schluss noch ein paar eher generelle Lösungsansätze und natürlich können wir gemeinsam am konkreten Ansätzen arbeiten, die dann optimal zu Deiner Organisation passen.

Ein paar Reflexionsfragen mit Bezug auf Deine individuelle Situation und Karriere („das Gefälle ‚von unten‘ nivellieren“):

  • Was ist Deine angestrebte Rolle und der damit verbundene, bzw. erwünschte Vertrauensbedarf? Was brauchst Du, um optimal zu arbeiten? Welche Anforderungen an Dein Umfeld und die Organisation ergeben sich daraus?
  • Wie viel Vertrauen erwartest Du, wie vertrauenswürdig arbeitest Du selbst – ganz ehrlich? Wem lohnt es aufzuzeigen, dass das Vertrauen in Dich, Dein Team etc. sich positiv auszahlt? 
  • Bei wem nimmst Du selbst ein Vertrauensdefizit wahr? Wem kannst Du selbst nicht vertrauen und warum? Wie kannst Du das, ggf. auch mit Hilfe der Moderation durch eine:n Dritten, ansprechen?

Hier noch einige Reflexionsfragen bezüglich der organisationalen Perspektive:

  • Welche Erfordernisse in Bezug auf den Informationsfluss, Entscheidungsprozesse und Vertrauen lassen sich aus den Geschäftsmodellen und dem Geschäftszweck ableiten? Unterstützen die expliziten und impliziten Regeln und bewussten und unbewussten Annahmen der Organisation („des Systems“) diese Erfordernisse oder behindern sie diese ggf. sogar? (Das ist leider sehr häufig der Fall.)
  • Welche Erfordernisse richten die Mitarbeitenden an die Organisation, an Prozesse, Strukturen und Regeln, um ihre Arbeit optimal zu erledigen? Was davon kann die Organisation zulassen und institutionalisieren, was nicht?
  • Wie sind Vertrauen, Transparenz und Entscheidungsfindung in der Organisation geregelt? Was drückt das über das Vertrauen in die Mitarbeitenden aus?

Bei der Veränderung der Gefälle geht es natürlich immer auch um eine Veränderung der Kultur, der Ethik und Werte. Das diese sich nicht durch das Propagieren neuer Leitbilder bewegen lässt, ist jedem klar. Kultur und Werte bewegen sich nur, durch erlebbares Vorbild und eine gemeinsame und konsequente Arbeit an deren Weiterentwicklung. 

Denk einfach mal darüber nach. Besonders gespannt bin ich auf Dein Feedback zu der Frage, wie sehr das Gefälle in Deinem Unternehmen Euren Geschäftserfolg behindert oder unterstützt.  

Wer gemeinsam mit anderen über dieses oder ein anderes Thema im Kontext vom Wandel in Organisationen nachdenken möchte, dem sie noch einmal herzlichst das Augenhöhe Camp am 16. September 2022 in Hamburg empfohlen. (https://www.xing.com/events/augenhohecamp-hamburg-2022-3940477)

Wer meinen Gedanken und Impulsen zur Weiterentwicklung von Organisationen, zur Entwicklung von Führung langfristig folgen möchte, dem empfehle ich, meine Blognews zu abonnieren. Damit landet ein Hinweis auf neue Blogposts noch vor der Veröffentlichung auf den Social Media Plattformen in Deiner e-mail Inbox.  

Augenhöhe, New Work, cultural Change… ist das wirklich was für jeden?

Augenhöhe, New Work, cultural Change… ist das wirklich was für jeden?

Nein – Augenhöhe mit allen im Job, New Work und neue Arbeitswelten, cultural change und digitale Geschäftsmodell, all das ist, und da bin ich für mich ganz klar, sicherlich nichts für jeden. Es kann und will schlichtweg nicht jeder im Job, einfach so, ohne persönlichen Benefit mehr Verantwortung übernehmen und mehr Selbstorganisation (er)leben. Nicht jeder kann und will seine Meinung frei äußern oder andere Meinungen hören. Nicht jeder kann und will sich in komplexe Strukturen und Systeme eindenken oder gar auch andere Menschen Menschen sein lassen.

Schließlich ist die Arbeitswelt bislang auch anders klargekommen und die Strukturen sind in der Masse noch immer auf „die alte Art“ zusammenzuarbeiten ausgerichtet. Was soll mehr Augenhöhe also bringen? Eine Verschwendung von Zeit, Geld und vor allem von den anderen immer knapperen Ressourcen, von Veränderungsbereitschaft und Engagement.  

Zugleich gilt aber auch: Ob sukzessive und (gezwungenermaßen) parallel, ob freiwillig oder durch äußere Entwicklungen und Zwänge initiiert, viele Arbeitssituationen sind derzeit einem starken Wandel unterworfen und es gibt derzeit so viele Veränderungskampagnen, wie wohl selten zuvor. 

Mit der Masse der als notwendig erachteten Veränderungen, mit der wachsenden Zahl und Dynamik von Krisenerfahrungen, mit der zunehmenden, gefühlten Nähe der ‚Bedrohungen‘ wächst der Druck und damit der Widerstand gegen diesen Wandel. Nicht der Widerstand aller – glücklicherweise, aber doch der Widerstand einzelner, der immer lautstarker nach außen getragen wird. Wo früher noch im Stillen gebremst, sich in Sarkasmus und Zynismus geflüchtet und manchmal sabotiert wurde, lauert heute das Megafon derer, die zwar häufig nur mittelbar betroffen sind, sich aber unmittelbar angegriffen fühlen und daher um so vehementer um sich schlagen. 

Worum es ihnen geht, ist selten wirklich klar. Eine Vielzahl von Gründen beeinflussen die Entscheidung, sich gegen eine Veränderung des Status Quo zu stellen. Ohnmacht ist eines der Themen, die wohl den meisten Raum einnehmen. Das Gefühl, den Entwicklungen ausgeliefert zu sein, den letzten Rest Selbstwirksamkeit verloren zu haben, womöglich gepaart mit einem lange gewachsenen und damit tief verwurzelten Misstrauen gegen „die da oben“. Dazu noch eigene, oft alte, in einem anderen Kontext gesammelte Erfahrungen und Perspektiven, die nicht zu einer, sich immer dynamischer entwickelnden Umwelt passen, häufig kombiniert mit dem (zu) oft durchaus berechtigten Gefühl der gewünschten und bewusst eingesetzten Intransparenz.

Viele fühlen sind damit der Möglichkeit beraubt, ein eigenes, tiefes, umfassendes Verständnis für den Veränderungsdruck aufzubauen, sie entwickeln Neuinterpretationen notgedrungen auf der Basis von Halb- und Pseudowissen. Die so entwickelten „Erkenntnisse“ landen als Argument in fachlichen Diskussionen, die negativen Folgen und Bedrohungen werden übertrieben, die (mögliche) persönliche Betroffenheit relativiert. Mögliche ‚ungerechtfertigte‘ Einschränkungen werden beklagt und zugleich resultierende individuelle Beeinträchtigungen mit einer „jetzt erst recht“ Anti-Kooperationsinitiative beantwortet. Schließlich gilt in der sich immer weiter im persönlichen Kokon der Unangreifbarkeit einzurichten und alles, was sich nicht passend und richtig anfühlt, ab- und auszugrenzen. 

Was wir heute im gesellschaftlich Großen, aber auch im innerbetrieblich Kleinen erleben ist längst keine Debatte mehr, die sich mit Zahlen, Daten oder Fakten in eine gewünschte Richtung lenken lässt. Wie in so vielen anderen Bereichen ist die Emotionalität und der Anspruch auf Individualität in den letzten Jahren enorm gewachsen. Eine mögliche Einschränkung des Lebensstils, die Angst vor einem Verlust des verbliebenen Gefühls von Kontrolle und vor allem das Gefühl sowieso wieder zu den Verlierern zu gehören, während andere sich mit einer irgendwie gearteten Maßnahme die Taschen füllen führt dazu, dass die Kluft zwischen denjenigen, die sich überzeugt für eine Sache einsetzen und denjenigen, die sich mit einem, wie auch immer, wagen Gefühl dagegen positionieren, weiter wächst. Es ist die Kluft zwischen denjenigen, denen es (gerade) noch gelingt, mit einer immer umfassenderen, zunehmend komplexeren und dynamischeren Realität klarzukommen und denjenigen, deren persönliche Wahrnehmung ihrer Situation sie frustriert und desillusioniert zurücklässt.

Kurz: Beim Wandel (fast) alle mitzunehmen, ist zwar auf der einen Seite immer notwendiger, weil die Veränderungsschritte sich den Komplexitäten und Dynamiken anpassen (müssen), es wird aber andererseits genau deshalb auch jeden Tag schwieriger.

Wie also, sollen und können wir mit Themen wie new work, cultural Change und nicht zuletzt mehr Augenhöhe umgehen? 

Alle (für mich) erkennbaren Zeichen deuten darauf hin, dass wir noch immer zu häufig daran scheitern, selbst die Themen umfassend genug zu sehen und zugleich kleinteilig genug anzugehen. Was gut zu funktionieren scheint, sind viele kleine, separate Schritte. Hier ein neues System für die Berechnung der Boni, da mehr Freiräume bei der Arbeitsplatzwahl und Zeiteinteilung. Dann noch etwas Digitalisierung und eine Spur „neue Führung“. 

Nur, solch singuläre Maßnahmen führen in komplexen Systemen zu häufig zu Konflikten. Veränderte Führungsgewohnheiten scheitern an alten Regeln und Strukturen und neue oder digitalere Geschäftsmodelle holen die Leute nicht ab. „Purpose“ ist vielen zu weit weg.

Was sich die Menschen in der Organisation wünschen, wenn man sie mal offen und ehrlich fragt,  ist einfach nur eine Möglichkeit einen guten Job zu machen. Ein Umfeld, Strukturen, Regeln, die es erlauben bei der Arbeit Freude zu haben und sich einbringen zu können, ohne ständig ausgebremst zu werden und vor Wände zu rennen. Der Rest ist (fast) egal. 

Das Problem ist, dass wir so weit in der Sackgasse alter Strukturen und Denkweisen stecken, dass sich ein Wandel hin zu „einfach nen guten Job machen können“, so herausfordernd ausnimmt, wie der Schritt von der Pferdekutsche in einen aktuellen F1-Rennboliden. 

Am deutlichsten wird das für mich, bei dem Versuch, neue Geschäftsmodelle zu entwerfen und zu etablieren.
Während dabei viel Mühe und Zeit darauf verwendet wird, das Geschäftsmodell, gerne mit Hilfe des wirklich hilfreichen Business Model Canvas in allen Details aufzustellen, wird fast nie betrachtet, ob und wie dieses Geschäftsmodell in den Rahmen des Unternehmens passt. Passt das Modell zur Kultur, zu den Strukturen, den Prozessen, den Grundannahmen, die das Unternehmen geprägt haben? Passt es zu den Menschen, die aktuell im Unternehmen aktiv sind, zu ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen?
In der Folge scheitern hervorragende Ideen und Modelle an eigentlich banalen Umsetzungsthemen, die sich, wären sie zuvor in den Fokus gerückt worden, leicht hätten klären und lösen lassen. Aber das nur als kleiner Reflexionsimpuls.

Was können wir tun, um vielleicht doch zu mehr gerne und von allen mitgelebter Augenhöhe zu kommen?

Natürlich kann man Menschen ignorieren und ausgrenzen, die das „Dagegen“ Plakat zu offensichtlich mit sich herumtragen, man kann sie ins Leere laufen lassen oder niederbrüllen. Nur gewinnt man dabei nichts, außer einer noch größeren Kluft, noch mehr Widerstand und damit im Endeffekt noch mehr Problemen. 

Was benötigt wird, ist ein umfassendes Reframing auf beiden Seiten. Die einen sollten nicht ausschließlich als die Bösen und die anderen nicht ausschließlich als die Guten wahrgenommen werden.

Nicht nur deshalb, sondern auch im Sinne von mehr Augenhöhe, halte ich es für richtig, zumindest den Versuch zu starten, sich dieser Herausforderung zu stellen. Schlimmstenfalls hält diese Übung neue Lernerfahrungen bereit, vielleicht es aber auch das Gegenüber davon zu überzeugen, dass es lohnt auch andere Perspektiven zuzulassen. 

Grundlegend ist sowohl individuelles, wie auch Systemvertrauen und auch substantielle Verbundenheit (wieder) aufzubauen. (Die in Südafrika praktizierte Lebensphilosophie „Ubuntu“ könnte hier ein gutes Beispiel sein.) Eine logische Grundlage dafür ist, die Basis kultureller Werte und gemeinsamer Sicht- und Handlungsweisen und Annahmen zu klären. Das macht schon klar, dass es auch darum gehen sollte, systemisches Denken und ganzheitliche Betrachtungen breiter zu verankern. Grundlagen der Systemtheorie gehören daher für mich genauso zum relevanten Maßnahmenkatalog, wie eine Betrachtung der konkreten Einflussgrößen auf Strukturen und Prozesse im Arbeitsablauf. 

Zusätzlich sollte überlegt werden, wie die folgenden Punkte in der Organisation und „Betriebssystem“ der Zusammenarbeit, den Regeln und Rahmenbedingungen, verankert werden können:

  • Die aktive Übertragung und Übernahme von Verantwortung inklusive einer unabhängigen, transparenten Reflexion und einer in jedem Fall – egal ob es einen Erfolg oder Misserfolg gab – sachlicher Kommunikation der Ergebnisse.
  • Ein hohes Maß an Transparenz bezüglich der Aktivitäten auf allen Ebenen, insbesondere von „denen da oben“. Idealerweise ist diese Transparenz gepaart mit der Möglichkeit sich zu involvieren und involviert zu sein und bleiben.
  • Hilfreich ist es ebenso, Gelegenheiten anzubieten, um das individuelle und das gemeinschaftliche Erfahrungswissen, etwa in open Space Veranstaltungen, abzugleichen und so wieder zu einer gemeinsamen Basis zurückzufinden. 
  • Und für all jene, die ohnehin die schlimmsten aller Auswirkungen auf sich zukommen sehen, kann die Darstellung verschiedene Ergebnisszenarien, inklusive einer worst case Betrachtung und der möglichen individuellen Folgen, hilfreich sein, um sich keine zu irreführenden Gedanken zu machen.  
  • Reflexion ist ohnehin eines der Schlüsselelemente und Reviews sowie Retros gehören nach meiner Ansicht nach heute ohnehin zum Repertoire JEDES Unternehmens, das sich seine Zukunft selbst, ohne Zwang und aktiv gestalten will.  

Wer dies alles vertiefen und sich konkret zur Ausgestaltung austauschen möchte, dem empfehle ich gerne das nächste Augenhöhe Camp am 16. September 2022 im Hamburger Museum der Arbeit , das ich auch in diesem Jahr gerne als Medienpartner unterstütze (https://augenhoehe-film.de/camp/ und https://www.xing.com/events/augenhohecamp-hamburg-2022-3940477). 

Und vielleicht wäre da ja auch Raum, um das engere Zusammenspiel zwischen Geschäftsmodell- und Managementmodellgestaltung weiter zu diskutieren. 

Arbeit und Management zwischen Irrgarten und Labyrinth

Arbeit und Management zwischen Irrgarten und Labyrinth

Wie wir konsequent in die Irre geleitet werden und was sich daran ändern lässt.
>>> Impuls & Tipps <<<

In welcher (Arbeits)Welt leben wir eigentlich? Der Irrsinn ist noch immer Alltag und nicht die Ausnahme. Nach über 10 Jahren als Berater und über 35 Jahren (Aus)Bildungs- und  Berufserfahrung ist die allgegenwärtige Verschwendung von immer wertvolleren Ressourcen, von Wissen und Kreativität, von Geld, Entwicklungschancen und Erfolg weiterhin eine leidvolle Konstante. Eine, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde.

Das hat viele Gründe. Der für mich augenscheinlichste ist, dass viele Unternehmen bei genauerer Betrachtung eher einem Irrgarten als einem wohlgeordneten, strukturierten und mit Bedacht gestalteten Gebilde gleichen. Man merkt ihnen an, dass sie mit der Zeit immer weiter gut gemeinten Ideen und Impulsen vollgestopft wurden, selten überkommenes weggelassen und stattdessen lieber (un?)bewusst auf Produktivität und zielgerichtete Zusammenarbeit verzichtet wurde. 

Die Prozesse und Strukturen vieler Organisationen bestehen aus mehr Umwegen und Sackgassen, als  aus klaren, einfachen, hilfreichen Lösungen. Energie wird für Aufgaben ver(sch)wendet, die keinen positiven Einfluss auf das Ergebnis oder keine Wirksamkeit in Bezug auf die Wertschöpfung besitzen. Es wird Arbeits- und Lebenszeit mit Prozessen verbracht, die keinen Mehrwert generieren. Ressourcen werden künstlich verknappt, Mitarbeiter für dumm gehalten und verkauft. Machtspiele regieren die Hierarchien und Karrierewege.
Und, egal wie spannend und spaßig Irrgärten in der Freizeit sein können, im Arbeitsalltag haben sie keinen Platz. Wir haben Wichtigeres zu tun! 

Mir fällt es immer schwerer, das mitanzusehen, auch wenn es mir im Grunde vollkommen egal sein kann, wie Unternehmen agieren, jedenfalls, solange ich nicht Kunde bin oder mich für sie bei der Lösungsfindung engagieren soll. Jeder ist schließlich selbst seines Glückes und Erfolges Schmied. 

Was mir Angst macht, ist die größere Perspektive, die Gesamtsicht auf diesen Zustand und die weitere Entwicklung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wenn wir nicht versuchen, die Arbeitswelt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und zeitgemäß und zukunftssicher zu gestalten, werden wir eine signifikante Verringerung der Leistungsfähigkeit ganzer Industrien, Branchen und des Wirtschaftsstandorts erleben. Nicht, dass diese durch die Veränderungen der Weltwirtschaft, die Verlagerung von Produktions- und Absatzmärkten, der Neuverteilung von Ressourcen und der Verfügbarkeit von Arbeitskräften uns nicht ohnehin treffen werden. Aber, wie der Klimawandel, sehen wir derzeit von all dem nur die Vorboten. Dennoch denke ich, es ist Zeit jetzt schnell zu handeln, um schlimmeres zu verhindern!

Nein, es ist auch nicht alles schlecht! In manchen Bereichen tut sich in den letzten Jahren ja bereits eine Menge. Die enorme Publicity von New Work und der Erfolg von Werkzeugen, wie dem Business Model Canvas zeigen, dass der Wille zum Aufbruch an einigen Stellen durchaus vorhanden ist. Die Home Office Pflicht hat aufgezeigt, was an dieser Stelle tatsächlich umsetzbar ist. Und doch hat vieles nur an der Oberfläche gekratzt. Tiefergehender Wandel ist noch immer die Ausnahme. Noch wird nur selten begonnen, sich für ein radikaleres Umdenken zu öffnen und endlich wieder frei von Vorurteilen und jenseits des (einst) erlernten, die Art, wie Unternehmen optimal gestaltet sein könnten, zu betrachten. Denn, was oft im operativen Wandel der Geschäftsmodelle keine bzw. kaum Beachtung und Raum findet: der Wandel der Management(-theorie und )praxis und -muster, die Reflexion der Rahmenparameter, Vorgehensweise, Strukturen, der Verteilung von Rollen, Verantwortung, Ressourcen, die Frage nach der Notwendigkeit von Selbstorganisation und dem Wert von Kontrolle, den aktiven und passiven Beiträgen zur Wertschöpfung, das alles vollzieht sich bei Veränderungen des Geschäftsmodells oder der äußeren Umstände immer AUCH. Ob bewusst und beabsichtigt oder unbewusst und ungewollt. Zugleich ist die Frage, wie optimal zusammengearbeitet werden kann, nach welchen Normen, mit welchen Wertevorstellungen und in welcher Kultur das Zusammenwirken funktioniert, heute, bei all den Einflüssen, die auf die immer offeneren Systeme der Organisationen wirken, einem immer schnelleren Wandel unterzogen. Wer die Chance ergreift dieses System aktiv und bewusst anzupassen, wer es wagt neue Perspektiven einzunehmen und die richtigen Hebel anzusetzen, gewinnt einen kaum einholbaren Vorsprung.

Dabei sind universelle Grundsätze für das Management schnell skizziert:

„Gutes Managementdesign…

…ist innovativ

…macht eine Organisation nützlich

…ist menschlich

…macht eine Organisation verständlich

…ist unaufdringlich 

…ist schnörkellos

…ist ehrlich

…ist langlebig

…ist gründlich bis ins kleinste Detail

…ist umweltfreundlich und nachhaltig

…ist so wenig Verwaltungsaufwand wie möglich“
(Die Liste basiert auf der Arbeit von Raimund Hofmann (https://www.raymondhofmann.com/management-model-design/de/toolbox), ist inspiriert von Dieter Rams (der Industriedesignikone von Braun und heute seinen 90. Geburtstag feiert und wurde von mir ergänzt.)

Und auch für die Struktur “guter Organisationen” gibt es vielfältige Hilfestellung, zum Beispiel bei der Initiative „goodorganisations.com zu verfolgen, die wesentlich auf der Arbeit von Antoinette Weibel & Otti Vogt aufsetzt. https://goodorganisations.com/

Der Startpunkt um denn Irr-Sinn zu mindern

Der für mich wichtigste und zugleich so unglaublich einfach umzusetzende Startpunkt ist, bewusst die Perspektive auf einige grundlegende Dinge zu ändern. Statt Unternehmen allein darauf auszurichten maximalen Erfolg zu erzielen, was bei genauerer Betrachtung zumeist alles andere als der Fall ist, weil zu viele Störungen, Bremsen und Fallen im Managementsystem und den Strukturen und Prozessen vorhanden sind, kann man alternativ damit starten sich Gedanken zu machen, ob das Unternehmen darauf eingestellt ist:

  • Ressourcen bestmöglich zu nutzen
  • Entscheidungen schnell und zugleich richtig (mit maximalem Sachverstand) zu treffen
  • sich voll und ganz auf die Wertschöpfung zu konzentrieren 
  • Entwicklungschancen aufzugreifen und zu nutzen 
  • Mitarbeitende in den Flow kommen zu lassen
  • mit minimaler Bürokratie zurechtzukommen
  • Regeln und Normen, die effiziente Wertschöpfung beeinträchtigen, zu ersetzen
  • Ort und Zeit von Arbeit neu zu gestalten 
  • die Balance von „Kontrolle und Weisung“ und „Selbstorganisation“ bedarfsgerecht und genau zu justieren
  • Die Aufteilung der Aufgaben und Rollen entlang des maximalen Wachstums der Menschen und der Organisation / des Unternehmens zu ermöglichen
  • Wissen und Information frei und zugleich bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen 
  • Vorhandene Netzwerkstrukturen der Hierarchie gleichwertig gegenüberzustellen
  • Kunden und Mitarbeitenden zu unterstützen ein lebenswertes Leben zu leben

Eine andere Fragestellung ist die nach der Bedeutung von Arbeit, nicht nur für das Unternehmen, sondern aus der Sicht des Kunden, der Beschäftigten auf allen Ebenen. Warum sollten sie sich engagieren? Welche Bedürfnisse und Erwartungen bestehen und wie werden diese befriedigt? Schafft das Unternehmen die Grundlage dafür, dass das gesamte Umfeld und die Umwelt langfristig von ihm profitiert, Stabilität und Sicherheit bietet?

Jeden dieser Punkte, jede dieser Fragestellungen sollte dabei in einem Entwicklungszyklus durchlaufen werden, der, inspiriert durch Lynda Gratton, wie folgt, aussehen kann, bzw. sollte:

entwicklungsweg de

Entwicklung in fünf Schritten

Die fünf Schritte mit einigen der zugehörigen Leitfragen:

I) verstehen und Erkenntnisse teilen.
Was wollen die Menschen im und mit dem Unternehmen erreichen?
Was bremst sie?
Was kann sie besser, schneller, produktiver machen?

II) umdenken, neue Perspektiven gewinnen und Utopien entwickeln
Wie würde ein Unternehmen vorgehen, dass sich jetzt erst neu gründen würde und keine Altlasten hätte?
Wem sollten man einen Stuhl im Kreis der Zukunftsgestalter anbieten, welcher Perspektive wurde bislang kaum oder keine Relevanz eingeräumt?
Was ist die große Utopie, die entsteht, wenn man das Kernziel des Unternehmens konsequent weiterdenkt?

III) neue Wege entwerfen und ausprobieren
Was kann und sollte anders sein, wenn die Utopie zu 1% wahr werden soll?
Welche Wege können wir einschlagen ohne uns vollständig zu verdrehen? 
Welche Aktivitäten und welche Art zu denken und zu handeln, sollten wir endgültig hinter uns lassen?

IV) das Neue einführen und verankern
Wo und was können wir im Kleinen beginnen, ausprobieren und dennoch dessen Strahlkraft nutzen, um zu zeigen, wozu wir fähig sind?
Wie gehen wir bislang und ab jetzt mit den Kernkomponenten: Kommunikation, Koordination und Kooperation um?
Was vom „alten“ wollen wir in jedem Fall behalten?

V) die Entwicklung bewusst und explizit reflektieren
Sind wir bereit, uns und unser Tun selbst-( und )kritisch zu hinterfragen und zu betrachten?
Sind wir bereit, die Erkenntnisse aus diesem Prozess anzuerkennen und zu nutzen?  
Wie gehen wir damit um, wenn die Erkenntnisse unseren bisherigen Annahmen widersprechen?
Wie sehr sind wir wirklich bereit, uns zu verändern?


(Warum ich diesen Weg vorschlage, kannst Du im P.S. zu diesem Artikel lesen)

Das (wenig) erstaunliche, wenn man diesen Weg einschlägt. Der Irrgarten lichtet sich. Sackgassen und Umwege verschwinden. Zurück bleibt ein klarer, strukturierter Weg, der, geschickt angelegt, dazu einlädt immer wieder eine neue Perspektive einzunehmen. Im Kontext „echter“ Irrgärten sind dies Labyrinthe. Wikipedia meint dazu: „Im Unterschied zu einem Labyrinth, in dem nur ein Weg ohne Verzweigungen vom Eingang bis zur Mitte führt, erlaubt ein Irrgarten durch sein Netz von Wegen mit Abzweigungen, Kreuzungen, Sackgassen und Wegeschleifen ein echtes „In-die-Irre-Gehen“.“ 

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Ein Labyrinth erlaubt ein bewusstes Vorangehen mit immer neuen Blickwinkeln und einem klaren Ziel: Weiter zum Kern des eigenen Bewusstseins bzw. im Unternehmenskontext der optimalen Wertschöpfung, des idealen Wachstums, der bestmöglichen Leistung oder des maximalen Erfolgs vorzustoßen und die Dinge auf diesem Weg immer weiter zu verbessern, ganz nach den (organisations-)individuellen Vorlieben und Zielsetzungen. 

Solche fokussierten und fokussierenden Wege besitzen alle ähnliche zentrale Grundsätze, zumindest diejenigen, die zeitgemäß und zukunftsorientiert gestaltet sind.
Es gilt: 

  • Zusammenwirken beginnt mit Respekt – vor den Menschen, ihren Fähigkeiten, und gerechtfertigten „fairen“ Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen
    Daraus folgt Toleranz und Vertrauen und damit mehr produktive Energie und eine bessere Zusammenarbeit
  • „Gute“ Kommunikation” bzw. der strukturierte Austausch von Information ist enorm wichtig und erlaubt mehr Fokus und eine einfachere Koordination
  • Das Unternehmen dient den Menschen dabei zu wachsen, mit dem Ziel als Unternehmen zu wachsen (wobei zu definieren ist, was “Wachstum” für das Unternehmen genau bedeutet)
  • Das Unternehmen lebt, ist veränderlich und anpassungsfähig. Zugleich verändert es selbst kontinuierlich “seine” Menschen und sein Umfeld
  • Entwicklung verläuft in Schleifen, zuweilen auch mit Rückschritten vor den Fortschritten. Entwicklung ist ein kontinuierlicher, aber selten ein stetiger Prozess. 
  • Keine Arbeitszeit und schon gar keine Lebenszeit unnötig zu verschwenden
  • Eine „realistische Utopie“, eine „stretch vision“, für das Unternehmen zu entwerfen, die hilft, die Kräfte zu wecken, um sich weiterzuentwickeln
  • Der Kultur eine erste, aber veränderliche Richtung zu geben, indem Normen, Werte und grundsätzliche Regeln explizit kommuniziert und deren Entwicklungen reflektiert werden.

Es gibt eine kleine Zahl entscheidender Hebel und Regler, mit denen gerade die Top-Führungskräfte und Entscheider sehr bewusst umgehen sollten. Sie bestimmen in hohem Maß darüber, wie erfolgreich das gelebte bzw. geplante Geschäftsmodell, das Umfeld und der „Bestand“ an Kultur und Menschen für die Organisation genutzt werden können. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Das Maß an „Kontrolle und Weisung“ vs. „Selbstorganisation“, dies schließt zum Beispiel ein, welche Gestaltungs-/Freiräume eingeräumt werden, wie Entscheidungswege und -kompetenzen, Macht und Hierarchie verteilt sind 
  • Die Aufteilung der Aufgaben und Rollen entlang des maximalen Wachstums der Menschen und der Organisation / des Unternehmens
  • Die Ressourcenverteilung und -nutzungsbefugnisse

Fazit:

Irrgärten sind wunderbar, wenn man sich absichtlich verirren will. Im Arbeitsleben kosten sie Zeit, Geld und Nerven. Besser ist es, Sackgassen und Umwege zu eliminieren und stattdessen den Weg für bewusste Perspektivwechsel und eine ablenkungsfreie Gesamtentwicklung zu nutzen. Gerade die ersten beiden Schritte sind richtungsweisend und entscheidend. Sie sollten sehr bewusst und ausreichend umfänglich gegangen werden. 

Logisch: Ich begleite Sie und Ihr Unternehmen gerne in diesem Kontext mit zielgerichteten Diagnostiken, Impulsen, Reflexionsansätzen. Ich unterstütze Sie ihr eigenes, 100% 1passenden Managementmodell zu entwickeln und zu etablieren, um auch ihr Unternehmen sicher und stabil die nächsten Schritte in Richtung Zukunft gehen zu lassen.  
   

P.S.: Warum dieser Weg, wenn es doch schon hundert andere gibt?

Es muss gar nicht dieser Weg sein, den Dein Unternehmen geht, um sich weiterzuentwickeln. Es gibt viele gute, bekannte und erprobte  Alternativen. Meine Gründe dafür, (m)einen Weg anders zu gestalten sind einfach:

  1. Vielfach wird gerade der Schritt „verstehen“ auf die leichte Schulter genommen. Da wird nach erstem Augenschein und Bauchgefühl entschieden, was sich zu verändern hat. Oft wenig treffgenau, manchmal mit fatalen Folgen, vor allem, wenn die Nachbereitung nicht stimmt. Ich habe über meine langen Jahre Arbeit mit verschiedenen Organisations- und Managementdiagnostiken gelernt, wie wichtig es ist, genau hinzuschauen und das Zusammenspiel bzw. die Konflikte der verschiedenen und unterschiedlichen Strömungen zu evaluieren und die Ursachen zu identifizieren. Nicht jede vermeintlich schädliche Aktivität ist dies aus wirklich, nicht alles gut gemeinte funktioniert später auch wie gedacht. Das Zusammenwirken der vielfältigen Systemkomponenten macht es von innen heraus fast unmöglich und von außen immer noch herausfordernd, die optimalen Entwicklungsschritte zu gestalten. 
  2. Neue Perspektiven und Utopien entwickeln ist ebenfalls ein Punkt, den ich oft vermisse. Mit einer oft dominierenden Sicht aus Richtung eines maximalen, planbaren Erfolgs, gehen viele ergänzende und heute wichtige Erkenntnisse unter. Ins Blaue hineinzudenken, so viele zukünftigen Wettbewerber es tun, weil sie auf der grünen Wiese starten können, wird ebenfalls zu oft kritisch gesehen. Dabei entsteht gerade hier das Gefühl für herausragende und dennoch gangbare Veränderungen und Wege. 
  3. Und schließlich kommt die Reflexion im Arbeitsalltag noch immer viel zu kurz. Sie sollte täglicher Begleiter sein und findet doch oft nur zu besonderen Gelegenheiten Raum und Zeit. Das erzeugt einen Mangel an Mut zu schneller Veränderung, bevor die Dinge wirklich schlimm werden oder sich als schlechte Gewohnheiten etablieren. Hier können wir alle sehr einfach und schnell besser werden. 

Die übrigen Elemente finden sich auch in vielen anderen Modellen, auch zum Beispiel in meinem. „Co-Recreate Organisations“ Ansatz aus 2019. Am Ende ist vor allem wichtig, das Model zu nutzen, die Begleitung zu wählen und den Weg einzuschlagen, mit dem man sich wohlfühlt.