Stell dir vor, du könntest mit kleinen Schritten in deinem Alltag oder bei deinem Arbeitgeber dazu beitragen, globale Krisen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit oder Ressourcenknappheit zu lösen. Klingt das nach einem Tropfen auf den heißen Stein? Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall – und das zeigt auch das Buch „re:Think 2035 – Mit neuem (Unternehmens-)Denken raus aus den Krisen“.
Globalisierung weiterdenken – aber bei sich selbst anfangen
Wir leben in einer Welt, in der alles miteinander vernetzt ist: Wirtschaft, Gesellschaft, Ökologie, Bildung, Gesundheit, Infrastruktur etc. Die Herausforderungen sind global – und die Lösungen müssen es auch sein. Aber: Veränderung beginnt immer im Kleinen, bei uns selbst, in unseren Unternehmen, in unseren Städten und Gemeinden. Das Prinzip „Think global, act local“ ist heute aktueller denn je.
Globalisierung darf nicht mehr nur ein Synonym für rein ökonomisches oder imperiales Handeln sein, sondern sollte vielmehr für humanes globales Handeln stehen. Das heißt, wir gestalten die Welt so, dass nicht nur wir, sondern auch unsere Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel gut und entspannt darauf leben können – und zwar alle, nicht nur einige wenige. So gesehen ist es die wichtigste Aufgabe unserer Zeit, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Welt und insbesondere unser Denken und Handeln so sozial, human und auf die Erhaltung der Natur und der natürlichen Ressourcen ausgerichtet ist, dass wir als Menschheit in dieser Umwelt langfristig gut leben können. Gut leben heißt dabei vor allem auch, mögliche ökonomische, ökologische und soziale Konflikte um Ressourcen wie Wasser, Nahrung, Energie bis hin zu seltenen Erden im Vorfeld zu lösen.
Mit kleinen Schritten Großes bewegen
Das ist eigentlich eine Aufgabe, die die Weltpolitik lösen müsste – aber meine Hoffnung, dass dies rechtzeitig geschieht, schwindet von Tag zu Tag. Aber wir sind nicht von „der Politik“ abhängig. Wir alle können die Welt bewegen, wenn wir uns nur selbst für einen anderen Umgang mit diesen Themen einsetzen und die Hebel nutzen, die wir täglich in der Hand haben: Unser Miteinander am Arbeitsplatz.
Mit vielen kleinen, konkreten Maßnahmen können Unternehmen Schritt für Schritt einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten – und damit nicht nur die Umwelt, sondern auch das Betriebsklima und die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken. Hier einige wirkungsvolle Beispiele:
1. Mitarbeitende sensibilisieren und einbinden
- Schulungen und Workshops zu Nachhaltigkeitsthemen, z. B. Klima-Lernprogramme oder Zero-Waste-Workshops, fördern Bewusstsein, Wissen und Eigeninitiative und geben praktische Tipps für den Arbeitsalltag.
- Regelmäßige Nachhaltigkeitstreffen oder Themenwochen, z.B. im Rahmen der re:ThinkImpactChallenge (#reTIC) (www.rethink2035.de/reTIC), bieten Raum für Austausch, neue Ideen und stärken das Gemeinschaftsgefühl.
- Ein Nachhaltigkeitskoordinator oder ein engagiertes Team kann Impulse geben und Maßnahmen koordinieren.
- Eine transparente und klare Kommunikation mit einer offenen und ehrlichen Darstellung der Ziele, Maßnahmen und Erfolge im Unternehmen ermöglicht es Mitarbeitenden und Kunden, die Entwicklungen nachzuvollziehen und nach außen zu tragen.
2. Ressourcenschonender Büroalltag
- Beidseitiges Drucken als Standard, digitale Dokumentenablage und bewusster Umgang mit Ausdrucken reduzieren den Papierverbrauch, Feinstaubemissionen und verbessern das Raumklima.
- Die Umstellung auf LED-Beleuchtung, das Abschalten von Geräten nach Feierabend und die Nutzung von Ökostrom erhöhen die Energieeffizienz und reduzieren den Bedarf an fossilen und nuklearen Brennstoffen zur Stromerzeugung.
- Wiederverwendbare Kaffeebecher, Wasserspender und Gläser anstelle von Plastikflaschen oder -bechern sowie effiziente und einfache Reinigungsverfahren verbessern die Umweltbilanz.
3. Nachhaltige Mobilität fördern
- Das Angebot von Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr oder von Dienstfahrrädern sowie die Unterstützung von Fahrgemeinschaften helfen, den Arbeitsweg umweltfreundlicher zu gestalten.
- Fahrradstellplätze und Duschen am Arbeitsplatz erleichtern die Nutzung des Fahrrads.
4. Abfall vermeiden und recyceln
- Recycling-Initiativen im Büro, klar gekennzeichnete Mülltrennung und regelmäßige Aktionen wie „Clean-Up-Days“ helfen, Abfall zu vermeiden.
- Die kreative Wiederverwendung von Verpackungen oder beispielsweise die Weitergabe von Marmeladengläsern aus der Teeküche fördern das Recycling.
5. Nachhaltigkeit belohnen und sichtbar machen
- Belohnungssysteme lösen nachhaltiges Verhalten aus, etwa durch Wettbewerbe („Wer spart am meisten CO₂?“) oder kleine Prämien.
- Green Nudging, zum Beispiel durch visuelle Hinweise wie farbige Anzeigen an Heizkörpern, macht nachhaltiges Handeln einfacher und sichtbarer.
- Wettbewerbe und Team-Challenges: Wer spart am meisten Energie? Wer hat die beste nachhaltige Idee? Solche Aktionen regen spielerisch zum Umdenken an.
6. Nachhaltige Produkte und Lieferketten
- Der Einkauf von Büromaterialien aus recycelten oder nachhaltigen Quellen ist einfach und effizient.
- Faire Lieferketten und die Zusammenarbeit mit nachhaltigen Partnern stärken die soziale Verantwortung des Unternehmens.
7. Unternehmenskultur und Führung
- Führungskräfte sollten Nachhaltigkeit vorleben und transparent kommunizieren, um Glaubwürdigkeit zu schaffen.
- Erfolge und Fortschritte offen kommunizieren, um das Engagement aller zu stärken.
Selbst kleine Schritte, die in vielen Unternehmen umgesetzt werden, machen in der Masse einen großen Unterschied und zeigen, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen für jeden machbar ist. Wichtig ist, einfach anzufangen und gemeinsam voranzukommen.
Nachhaltigkeit beginnt im eigenen Unternehmen
Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie Teil der Lösung sein können – und müssen. Sie setzen globale Nachhaltigkeitsziele, doch der entscheidende Hebel liegt in der Umsetzung vor Ort:
- Johnson & Johnson hat sich weltweit verpflichtet, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. In Schweden nutzt das Unternehmen vor Ort ausschließlich Strom und Brennstoffe, die keine Emissionen verursachen. Das globale Ziel wird durch lokale Maßnahmen erreicht5.
- Panasonic hat seinen Hauptsitz in Nordamerika von einem Vorort in die Innenstadt verlegt und damit den CO₂-Fußabdruck der Mitarbeitenden durch kürzere Arbeitswege und bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr reduziert.
- ABC Design engagiert sich als kleines Unternehmen, indem es den Verkauf von Kinderwagen mit dem Pflanzen von Mangrovenbäumen verbindet, was gleichzeitig den CO₂-Ausstoß reduziert und die Artenvielfalt fördert.
- Leitz bietet papierlose Rechnungen an und versendet Quittungen per E-Mail, um Abfall und Kosten zu reduzieren. Hochwertige, wiederverwendbare Werbeartikel ersetzen Wegwerfprodukte, was Abfall vermeidet und die Marke nachhaltig stärkt.
- Die Julius Blum GmbH aus Vorarlberg fördert nachhaltige Mobilität durch Fahrradsubventionen, kostenlose Klimatickets und neue Bushaltestellen. Das verbessert nicht nur den CO₂-Fußabdruck, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter.
- Die Schuhfabrik Legero nutzt eine Öko-Datenbank, um klimaschädliche Materialien zu identifizieren und durch umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen. So wird Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette umgesetzt.
- Das Henriette Stadthotel in Wien setzt als erstes Non-Profit-Hotel auf chemiefreie Reinigung, Naturmaterialien und umweltfreundliche Mobilität – ein Vorbild für Kleinunternehmen, das Nachhaltigkeit erlebbar macht.
- Die Cocktailbar-Kette Sausalitos pflanzt für jeden verkauften „Green Karma Mojito“ einen Baum in Ghana. Über Social Media werden die Kunden regelmäßig über die Wirkung informiert, was das Engagement sichtbar macht und die Kundenbindung stärkt.
- Frosch (Werner & Mertz, Mainz) hat Recyclinginitiativen für Verpackungen eingeführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in die Entwicklung und Verbesserung der Recyclingprozesse einbezogen und regelmäßig geschult. Ergebnisse und Fortschritte werden offen kommuniziert, z. B. im „Recyclat-Forum“ und auf der Website des Unternehmens. So ist Frosch heute für viele ein Synonym für nachhaltige Haushaltsprodukte und wurde mehrfach ausgezeichnet.
- Die Bäckerei Märkisches Landbrot aus Berlin hat auf Bio-Zutaten und regionale Lieferanten umgestellt und informiert auf Verpackungen und in den Filialen über die Herkunft der Zutaten und die Nachhaltigkeitsziele.
Zusätzlich werden die Mitarbeiter:innen regelmäßig zu Nachhaltigkeitsthemen geschult und können eigene Ideen, z.B. für Energieeinsparungen, einbringen. So ist die Bäckerei zum Bio-Pionier und Vorbild für nachhaltiges Handwerk geworden. - Die „Grüne Papeterie“ in Köln verkauft ausschließlich nachhaltige Büro- und Schulmaterialien, wobei das Team gemeinsam über neue Produkte und Lieferanten entscheidet.
Zur Kundeninformation werden die Vorteile nachhaltiger Produkte im Laden und online verständlich erklärt, was zur Kundenbindung beiträgt. - Das Café „Glücklich“ in Hamburg ist mit seinem Mehrwegsystem für Coffee-to-go sehr erfolgreich. Die Rücklaufquote der Becher ist hoch, das Café spart Müll und wird als nachhaltig wahrgenommen. Die Gäste werden über Schilder, Social Media und persönliche Gespräche über die Vorteile informiert.
- Das IT-Unternehmen „bytewerk“ in Passau setzt auf Strom aus erneuerbaren Energien und klimaneutrale Server, außerdem entwickelt das Team gemeinsam Energiesparmaßnahmen für den Büroalltag. Diese Nachhaltigkeitsstrategie und die CO₂-Einsparungen werden auf der Website und in Kundengesprächen offen dargestellt, wodurch das Unternehmen gezielt zusätzliche Kunden anspricht, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.
Nachhaltigkeit in Unternehmen funktioniert dann besonders gut, wenn Maßnahmen einfach umsetzbar sind, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv eingebunden werden und mitgestalten können und die Wirkung offen, ehrlich und transparent kommuniziert wird. Das schafft Identifikation, Motivation und Vertrauen – nach innen wie nach außen.
So entsteht eine Kultur, die ökologisches und soziales Engagement mit wirtschaftlichem Erfolg verbindet. Unternehmen, die beispielsweise auf Kreislaufwirtschaft setzen, gestalten ihre Lieferketten global nachhaltiger – die konkreten Veränderungen beginnen aber an den einzelnen Standorten, etwa durch Recyclinginitiativen oder faire Arbeitsbedingungen.
Der Arbeitsplatz als Hebel für nachhaltigen Wandel
Ein nachhaltiger Arbeitsplatz ist mehr als Energie sparen oder Müll trennen. Es geht darum, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter Nachhaltigkeit bei den eigenen Aufgaben und Entscheidungen mitdenkt und lebt:
- Nachhaltigkeitstrainings helfen, das Bewusstsein zu schärfen und nachhaltiges Handeln zur Selbstverständlichkeit zu machen.
- Digitale Tools ermöglichen es, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu messen und gezielt zu verbessern.
- Mitarbeiter:innen können eigene Nachhaltigkeitsideen einbringen, die besten Vorschläge werden prämiert und umgesetzt.
- Corporate Volunteering gibt Mitarbeiter:innen die Gelegenheit, sich im Rahmen einer Freistellung für Umwelt- oder Sozialprojekte zu engagieren, z.B. bei Baumpflanzaktionen oder Flussreinigungen. Dadurch werden Teamgeist und Engagement gefördert.
- Regionale und saisonale Verpflegung, vegane/vegetarische und regionale Angebote in der Kantine, Rezepte und Kochvideos für Mitarbeiter:innen im Homeoffice unterstützen eine ausgewogene und gesunde Ernährung und verbessern die Umweltbilanz.
- Der Gedanke der sozialen Nachhaltigkeit umfasst auch faire Löhne, flexible Arbeitszeitmodelle und gesellschaftliche Verantwortung.
- Partizipative Entscheidungsprozesse binden die Mitarbeitenden stärker in die Entwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie ein.
- Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden für diese Themen sensibilisieren und aktivieren, berichten von höherer Motivation, besserer Teamkultur und messbar positiven Effekten für Umwelt und Gesellschaft.
In re:Think 2035 (Mehr Infos und eine umfassende Leseprobe auf www.rethink2035.de) liefere ich nicht nur Visionen, sondern zeige mit weiteren Beispielen und Handlungskonzepten ganz konkret, wie du und dein Umfeld Teil einer globalen Bewegung werden können. Es macht Mut, Verantwortung zu übernehmen – nicht erst, wenn „die Politik“ oder „die Wirtschaft“ handelt, sondern sofort, im eigenen Alltag, im eigenen Unternehmen, in der eigenen Stadt.
Mit re:Think 2035 möchte ich dazu inspirieren, die Welt als Ganzes zu sehen, ohne dabei die eigene Wirksamkeit aufzugeben. Es zeigt: Jeder Schritt zählt und gemeinsam können wir die großen Krisen unserer Zeit lösen – wenn wir global denken und individuell menschlich handeln.
Die großen Herausforderungen der Welt können nur gemeinsam gelöst werden. Aber der Wandel beginnt bei dir, bei uns allen – im Kleinen, im Lokalen, im Alltag und am Arbeitsplatz. Wenn wir das beherzigen, können wir die Zukunft so gestalten, dass alle Menschen – heute und in vielen Generationen – gut und entspannt auf dieser Erde leben können.
Lass uns gemeinsam mehr bewegen!