Je mehr ich an und in Unternehmen am Thema „neue Arbeitswelten“ arbeite, desto mehr erstaunt mich, warum wir ein so banal einfaches Thema heute so totalultraüberverkompilziert angehen (müssen). Andererseits, je mehr ich an und mit den Organisationen an dem Thema konkret arbeite, desto mehr verstehe ich warum wir noch nicht in der Lage sind einen einfachen Weg zu gehen.
 
Wir sind im mentalen Model gefangen, dass Arbeit schwer und schwierig sein muss und daher die Weiterentwicklung von Arbeit noch schwerer fallen und noch schwieriger gestaltet werden muss.
 
Natürlich hilft das auch. Es hilft die eigenen Position zu sichern und unbequemen Fragen auszuweichen. Es hilft auch das Thema weiter heraus zu zögern und, wie Gunter Dueck aussagt: „Verknüpft werde die Aufforderung zur “New Work“ […] gerne mit einer neuen Unternehmens-Vision. Geschickterweise werde diese tendenziell erst für “2030” anvisiert. “Das ist früh genug, um das Interesse der Mitarbeiter zu erreichen – und spät genug, so dass niemand wirklich anfangen muss, daran zu arbeiten““
 

„Wir bauen uns komplizierte Argumentationsketten und komplexes Systemzusammenhänge auf, um unser Denken abzulenken – und am Ende doch festzustellen, dass der Kern „neuer Arbeit“ ist, einfach nur gut zusammen zu arbeiten.“ 

 
Und natürlich ist die Veränderung nicht einfach! Denn sie greift in viele Leben ein. Sie erfordert es, sich selbst und andere aus neuen Perspektiven und manchmal „mit neuen Augen“ (an)-zu-sehen, zu verstehen und zu begreifen. Und damit findet letztendlich diese Entwicklung eben doch auch wieder im extrem komplexen System zwischenmenschlicher Interaktion statt.
 
Um dennoch umsetzbar zu sein, braucht diese Entwicklung jedoch das Verstehen und Verständnis der Beteiligten – also der Menschen über deren Köpfe bislang (zwischen „immer mal wieder“ bis „ständig“) hinweg entschieden wurde. Sie braucht die Gestaltungsfähigkeit, -befähigung und den Gestaltungswillen all jener, die als Weisungsempfänger verstanden wurden und sich dort eingepasst haben. Und sie braucht am Ende auch (die richtigen und womöglich sogar externen) Impulsgeber – die man dann auch noch für die Aufgabe anheuern und womöglich (gut) bezahlen muss – was wiederum schwierig genug ist, denn für „nur begleiten, damit man selbst was macht“ war noch nie irgendwo Budget geplant.
 
Aber die (zukünftige – immer mehr in Köpfen stattfindende) Arbeitswelt ist eben nicht mehr planbar. Sie besteht immer mehr aus den Komponenten „jetzt“, „gemeinsam“ und „selber machen“.
 

„Human beings in interaction are the main things, not the processes of production.“schreibt Esko Kilpi in „a working class manifesto“.

 
Es ist Zeit Wege zu finden, um Zusammenarbeit einfach einfacher zu machen. Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen und vor allem die Zusammenarbeit von Menschen mit Menschen. Es ist Zeit Zusammenarbeit einfacher zu machen für Investoren, Inhaber, Geschäftsführer, Führungskräfte und Mitarbeiter und alle anderen Stakeholder. Jetzt ist der Zeitpunkt, sie von den mentalen Hürden und Hemmnissen zu befreien.

Einfacher?

Was können wir tun? Wie beginnt man in einer Welt, die sich im VUCA-Modus befindet damit Dinge – 100%ig kontraintuitiv – „einfacher“ zu machen?
 
Der Zustand der Arbeits-, Handels- und Wirtschaftswelt überfordert (fürchte ich) viele. Zu undurchsichtig sind die globalen Netzwerke. Zu intensiv greifen heute schon Algorithmen an vielen Stellen in diese Welt ein, wie zum Beispiel in das Handelsgeschehen an den Börsen oder in die weltweite Kommunikation. Zu unklar, ist was Fakt, was Interpretation und war ggf. auch unwahr ist. Sich das klar zu machen und darüber nachzudenken – auch darüber wie die eigene und die gemeinsame Zukunft aussieht, macht auf dieser Grundlage eher Angst als Mut. Und dennoch ist, sofern man auf diesem Planeten lebt, die Zukunft unausweichlich, den Nachdenken damit wichtig und eben auch sinnvoll. Denn nur mit Gedanken und nachfolgenden Taten lässt sich die Zukunft beeinflussen und gestalten.
 
Dabei ist das „zusammen“ wichtig. Gemeinschaft macht Mut und Gefährten / Wegbegleiter, ob intern oder extern, sind hilfreich auf diesem Weg ins unbekannte und formbare. Auf diesem Weg der sich eben auch aller Planung entzieht und bei dem nur hilft, sich gemeinsam und möglichst gut und umfassend vorzubereiten.
 
Doch klassischer „Change“ sieht heute zu oft zu anders aus.
 
Da ist wenig von Gemeinschaft, da ist Fremdbestimmung, komplizierte Wege, Planung und Erwartungsdruck. So als hätte noch niemand erlebt, dass wir mit aller Technik und Erfahrung nicht mal das Wetter, dass uns seit Urzeiten begleitet, für mehr als 3 Tage halbwegs brauchbar vorhersagen oder gar verändern können. Und selbst wir Menschen wollen und vielleicht – mit gutem Grund – verändern , aber niemand will verändert werden.
 
Dabei lässt sich die zeitgemäße Weiterentwicklung von und in Organisationen in eine ganz einfache „Formel“ herunterbrechen: „Räume öffnen, um gemeinsam bedeutendes zu gestalten.“ Allerdings sollte man sich die Zeit nehmen über die Implikationen fast jeden Wortes (ich nehme „um“ und „zu“ hier aus) ganz bewusst nachzudenken. 
 

Zusammen arbeiten , gemeinsam zielgerichtet etwas tun, bewegen und entstehen lassen – ist das zentrale Element im Betriebssystems von „new work“ “

 
So sehr die Digitalisierung und Technologien, die wir heute noch gar nicht absehen könne, unsere Zukunft dauerhaft beeinflussen werden, ist es dennoch vor allem die zwischenmenschlichen Interaktion, die kreative, kognitive und kommunikative Zusammenarbeit, die über den Erfolg und das Wohlergehen von Unternehmen und Gesellschaften entscheiden wird. Was wir heute Arbeit nennen wird sich, abgesehen von den Routineaufgaben, die wir jedoch in naher Zukunft vielfach an „Automaten“ abgeben werden, in Richtung der Bearbeitung von dem entwickeln, was wir heute aus „Ausnahmen“ bezeichnen. Die „Losgröße 1“, individuelle Lösungen in Form von Produkten und Dienstleistungen werden „das neue Normal“.
 
Damit wird sich ein Trend vorsetzen, den wir vor Jahren versucht haben mit Work-Life-Balance und dann als Work-Life-Blending zu umreißen. Wir werden begreifen (müssen), dass Arbeit und Leben untrennbar miteinander verwoben sind. Dass Arbeit im Leben stattfindet und Leben damit auch immer mehr Raum am Arbeitsplatz einnimmt.
 
Es geht nicht mehr um eine künstliche Trennung von Arbeit (als Last) und Leben (als Lust) sondern darum, auch die Arbeit als (möglichst) positiven Teil des Lebens wahrzunehmen. Wir brauchen dringend einen anderen, einen gesünderen Umgang mit Arbeit. Einen Um- und Zugang jenseits von Bore- und Burn-Out, jenseits von Frust und Demotivation. Einen der neben Raum für Leben sogar Raum für Emotionen, für persönliche Interessen, Talente und das gemeinsame Erreichen persönlicher Ziele lässt.
 
Wer mich und den Versuch die Schnittmenge gemeinsamer Ziele zu identifizieren für blauäugig hält (was ich laut Personalausweis bin), dem sei gesagt: Was Sie wollen, wollen andere nicht, denn die haben ganz andere Interessen. Stimmt! Aber es verblüfft Sie sicher auch, dass es hochmotivierte Altenpfleger und Pförtner genauso gibt, wie Sachbearbeiter, Designer und CEOs. Gestatten Sie einfach jedem das Seine.

Sich und anderen ein paar Fragen fragen

Wie jede substanzielle Entwicklung startet IMHO der Weg mit den richtigen Fragen. Fragen die sich an alle richten. Fragen, die von allen, die in und an den ersten Schritten beteiligt sein wollen, gelesen und vielleicht auch beantwortet werden (sollten).
 
Fragen wie:

  • Welches Zeil habe ich persönlich im Leben? Was hat dieses Ziel mit meiner Arbeit zu tun? Ist die Arbeit Teil des Ziels? Ist die Arbeit damit auch bewusster Teil meines Lebens – oder eher notwendiges Übel?
  • Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit den Kollegen aus? Haben wir die gleichen Ziele? Haben wir das gleiche Verständnis, warum wir zusammen arbeiten?
  • Wie arbeiten wir (bei und und mit anderen zusammen? Haben wir die gleiche Richtung?
  • Wie sieht es mit den Zielen des Unternehmens/der Organisation aus? Welchen Beitrag leiste ich dazu? Ist der Beitrag für mich und für andere sichtbar?

… und noch vielen Fragen mehr.
 
Wenn es Sie interessiert, was andere dazu denken, fragen Sie sie, oder (um es einfach zu machen) teilen Sie diesen Artikel mit Freunden und Kollegen, Chefs und (Geschäfts-)Partnern und warten auf die Resonanz.
 
Und wenn Sie als Entscheider Antworten finden, die sich nervös machen könnten, stecken Sie schnellstmöglich den Kopf in den Sand. Nur so lässt sich durch den dann entstehenden Sauerstoffmangel im Gehirn, die Zukunft ausblenden. Sollte kein Sand zur Verfügung stehen rate ich allerdings zu einer intensive Reflexion ihrer Erwartung und dem Status Quo Ihrer Organisation. Einen anderen Weg sehe ich dann nicht.
 
Wenn Sie glauben, solche Sandkastenspiele passten hier nicht hin..… Auch Freude und Spaß gehört zum Leben und damit (in Zukunft immer mehr) zur Arbeit – auch zu meiner und auch mit Kunden. (Das können Sie gerne selbst ausprobieren)

Dann (erst) entsteht ein organisationsindviduell geeigneter Weg

Wenn Sie anfangen Antworten auf die Fragen zu finden – gute Antworten und nicht unbedingt schnelle -, dann haben Sie eine gute Chance einen Weg in Richtung Zukunft finden zu können. Einen Weg, der in kleinen Schritten Entwicklung ermöglicht. Einen Weg, der allerdings wieder gepflastert sein wird mit Fragen und, so sie es sich erlauben, auch mit Impulsen, von innen und von außen.
 
Das sind Impulse, die aus der Antwort entsteht, dass man gemeinsam vielleicht mehr erreichen könnte und aus der sich anschließenden Frage, wie man zu diesem Zweck Arbeit spannender, interessanter, motivierender gestalten kann. Impulse die aus der Diskussion und dem Dialog mit anderen entstehen. Impulse die man sich von Trends abschaut, von Wettbewerbern und in ganz anderen Brachen. Impulse die auch kontroverse Diskussionen brauchen um zu reifen. Impulse aber vor allem, die nur dann an Energie gewinnen können, wenn man auf Augenhöhe über sie sprechen kann, wenn man zulässt, dass jemand anders denkt und vorgeht.

Impulse brauchen Rahmen – und sind allein keine Veränderung

Diese Impulse jedoch – und hier muss ich vielleicht viele enttäuschen (oder auffordern den Artikel doch an ihre Chefs weiterzuleiten) – brauchen einen Rahmen, den in diesem Moment nur der Inhaber, der Geschäftsführung oder der „Chef“ festsetzen kann. Nur innerhalb dieses Rahmen finden sie Anknüpfungspunkte und können Raum finden. So sehr Sie gute Ideen für Ihre Arbeit zu haben glauben – dieser Rahmen muss sein, um den Fokus behalten zu können.

einf Entwicklungsmodell

 
In diesem Rahmen können dann Dinge entstehen, die Konzepte neu kombinieren, die Chancen aufzeigen, die die Frage nachdem gemeinsamen „Warum“ beantworten und gemeinsame Ziele klarer und damit besser erreichbar machen. Das sind die Momente in denen sich neuer Raum öffnet, die neue Ressourcen aufzeigen und in denen neue Ideen entspringen.
 
Dennoch – noch sind es eben auch nur Ideen, die man bewusst ausprobieren muss, damit sie sich beweisen und manifestieren können. Erst mit dem Versuch, dem Irrtum oder dem Erfolg, mit dem dann konkreten Hinterfragen von Paradoxien, von alten Mustern und Strukturen, leitet sich Veränderung tatsächlich ein.

Jeder will sich persönlich angesprochen fühlen 

Heute macht Change, bzw. die Muster und Konzept mit denen wir Change heute betreiben, noch immer den Fehler, die Menschen zwar abholen zu wollen aber dabei nicht aktiv ins Zentrum zu stellen. Menschen sind immer noch Beiwerk und ausführendes Organ statt im echten Fokus der Aktivität.
 
Um zu einer neuen Art der Zusammenarbeit zu kommen, braucht es aber genau diese Menschen. Aktiv und mittendrin statt nur dabei.
 

„The lack of a connecting agenda may be one of the big, so far undiscussed, challenges facing the emerging post-industrial society.“ Esko Kilpi

 
Wenn Sie hier etwas gefunden haben, worüber Sie nachdenken freut es mich. Aber, denken Sie nicht allein, denken sie gemeinsam! Teilen Sie Ihre Gedanken und als Auftakt dazu vielleicht auch diesen Artikel. Wenn Sie mit mir der Meinung sind, dass die Zukunft einfach mehr einfache Zusammen-Arbeit bringen sollte, ist dies in jedem Fall ein einfacher Anfang.
 
Zum Schluss noch ein paar Fragen zum „draufrumkauen“ und vorher noch ein Impuls: Vielleicht versuchen Sie (als kostenfreier Input aus meiner Arbeit für und mit Ihrem Unternehmen) als besondere Übung in denAntworten Fakten, von Interpretationen und Emotionen zu trennen Das ist ein erster Schritt, um Ihre Glaubenssätze bewusst zu machen, zu hinterfragen und ggf. auch neue zu etablieren.
 
Für Inhaber, Investoren, Geschäftsführer und „Chefs“:

  • Ist Ihr Unternehmen – auch mit Blick auf die Trends und Entwicklungen der Zukunft – noch auf Kurs? Ist die Zielsetzung stark genug, um nicht nur das Überleben zu sichern, sondern auch die zukünftig immer mehr benötigten Energien zu mobilisieren?
  • Wissen Sie, welche Ideen, Konzepte, Trends und Chancen Zusammenarbeit in derZukunft – auch für Sie – einfacher und erfolgreicher machen können?
  • Welchen Raum geben Sie „Ihren“ Mitwirkenden, d.h. allen Stakeholdern und insbesondere den Menschen die ihre Arbeitskraft und (manchmal auch) ihre Ideen bei Ihnen einbringen?
  • Wie sehen Sie die (Arbeits-)Welt der Zukunft? Sind sie bereit die Chancen anzunehmen oder zielt ihr Streben darauf auf das den Status Quo zu sichern? Ist dieser Status Quo so frei von Hemmnissen und Problemen, dass er als Fundament für die Zukunft taugt?

 
Für MitWirkende in und an Unternehmen:

  • Was wollen Sie (im Arbeits-Leben) erreichen? Wieviel Herzblut stecken Sie in Ihre Arbeit? Bedeutet Ihnen Ihre Arbeit mehr als die Sicherung des Lebensunterhalts?
  • Wie können/dürfen Sie sich einbringen, wenn Sie wollen?
  • Haben Sie als „Arbeitsgemeinschaft“ auch eine Zielsetzung, die sie alle – von ganzen oder „nur“ mit halbem Herzen – teilen? Passt das zur Zielsetzung des Unternehmens?
  • Welche Kompetenzen und Potenziale würden Sie gerne einbringen, wovon könnte das Unternehmen profitieren?

 
Wenn Sie Antworten haben, sprechen Sie doch einfach mal mit den Kollegen drüber. Ich bin sehr gespannt darauf, was sich in Ihrem konkreten Fall daraus entwickelt.