Fuck you, Technology! – Die „bessere“ Zukunft kommt NICHT aus dem Silicon Valley

 
Ich war zugegeben nie ein Fan von Vorstandsreisen ins „Tal der Träume“, vielleicht habe ich einfach selbst zu lange im Technologiebereich gearbeitet habe oder es liegt daran, dass das Managementverständnis dort so gar nicht das meinige ist. Insbesondere damit scheine ich nicht ganz alleine da zu stehen, wie ich dem Artikel von Arlat von Kittlitz in der „Zeit“ entnehme.
 
Natürlich kann man südlich von San Francisco, gerade aus Sicht eines ansonsten persönlich eher  toptechnologieagnostischen Top-Managements einiges mitnehmen. Man kann sich ansehen, an welchen Ideen Start-ups arbeiten, wie schwer entrepreneurische Leichtigkeit ist und vor allem kann man sich Argumentationshilfe dafür beschaffen, warum die Digitale Transformation für uns hier so wichtig ist – dies auch, weil oftmals so schmerzlich bewusst wird, dass wir den Entwicklungen dort um 5 – 10 Jahre hinterherhinken.
 
Natürlich geht es dabei immer um „die Zukunft“, konkreter die technologische Zukunft. Die jedoch hat mit einer „besseren“ Zukunft, wie wir sie und alle in der einen oder anderen Form erhoffen, sicherlich nur am Rande zu tun.
 
Haben Sie sich schonmal selbst gefragt:

  • Was ist Zukunft?
  • Was ist eine „gute“ Zukunft?
  • Was ist eine „bessere“ Zukunft?
  • Wie sieht meine „beste“ Zukunft aus?

 
Der Digitale Wandel – als einer der Treiber in diese „Zukunft“ – ist kein technologisches Ding. Der Wandel hat (mindestens) drei Komponenten, von denen „das digitale“ nur den aktuellen Auslöser für umfassende Entwicklungen darstellt. Der Wandel beinhaltet zwar, wie die Nutzung von Technologie unser Arbeitsleben verändert, etwa indem ganz anders als vor 5 Jahren kommunizieren, zusammenarbeiten und uns immer mehr durch „Maschinen“ jedweder Form dabei unterstützen lassen. Er beinhaltet darüber hinaus – und das halte ich für viel wesentlicher – allerdings auch, wie wir durch die Nutzung dieser Technik neue Organisations- und Managementsysteme gestalten können (und müssen) und dabei uns selbst und der Zwischenmenschlichkeit Raum geben sollten.
 
Doch gerade diese letzten beiden Punkte lassen sich selbst bei einem 6-monatigen Tripp über den großen Teich nicht abkupfern – allein, weil sie dort oftmals auch nicht gelebt werden. Und selbst wenn dort alle Unternehmen auch in diesen Bereichen führend wären, würde der Versuch all das zu kopieren an den gleichen Problemen scheitern, wie schon vor 25 Jahren, als europäische (und damals auch amerikanische) Manager die Ansätze von Kaizen und – wie wir es heute nennen – „Lean“ in Fernost zu internalisieren versucht haben: An den unterschiedlichen Kulturen, an unterschiedlichem Verhalten und unterschiedlichen Haltungen.
Der (wenn man genauer hinschaut und wie ich finde maßlos überschätzte) amerikanische Traum, die Chance zu scheitern und wieder aufzustehen, das „hire & fire“, das im Rampenlicht stehen und viele weitere andere kleine Elemente der Kultur, die dem Valley zugrunde liegt, passen einfach nicht zur deutschen Gründlichkeit, dem schnurgeraden Lebenslauf, der beruflichen Kontinuität, dem Respekt (und manchmal Duckmäusertum) vor Alter und Stellung. Er passt einfach nicht zu den vielen kleinen Elementen unserer alten Kultur, unserer alten Sozialisierung und unserer alten Bildungs- und Managementsysteme.
 
Wir sind noch nicht an der Stelle angekommen, an der Ideen möglich sind und gewürdigt werden – egal von wem sie kommen -, wo Kreativität und Querdenken als wichtig und gut angenommen werden, wo alte Regeln ungestraft in Frage gestellt und reflektiert werden dürfen. Wir leben hier noch nicht in einem Land und einem Gemeinverständnis, das es gutheißt Neues auszuprobieren, Fehler und Irrtümer zu machen, daraus zu lernen und dieses Lernen womöglich öffentlich zu machen, damit alle daran partizipieren können.
 
Um an dieser Stelle zu kommen und mit „dem digitalen“ eine „bessere Zukunft“ für uns – und manchmal tatsächlich in jedem einzelnen Unternehmen – zu gestalten, brauchen wir Organisations- und Managementstrukturen, die zu uns passen, die diese Freiräume geben, die in der Lage sind den organisationsindividuellen Entwicklungsweg mitzugehen, sich den Gegebenheiten anzupassen und dennoch gleichzeitig den weiteren Wandel unterstützen. Wir brauchen dazu das Verständnis, wie die Systeme – die Technik, die Menschen und die sie umgebenden Strukturen – ineinandergreifen und was dies unterstützt, und was es behindert.
 
Noch etwas ist im Tal unserer Hoffnung anders, als wir es mit unserem Glauben an die Propheten aus dem ehemals wilden Westen wahrnehmen. Es geht dort im Kern nicht um Technologie. Es geht um Geld! Es geht nicht um DIE Zukunft der Menschheit, sondern um die Zukunft der Gründer, der CEOs, der Investoren und all jener, die nach der Gründung vor allem ihre Schäfchen im trockenen haben wollen. Denn attraktiv ist dieser amerikanische Traum noch immer! Gerade auch dort, wo, wie es aussieht, manche es eben doch geschafft haben. Wie bei jedem Goldrausch sieht man die Gewinner und vergisst die Verlierer.
 
Auch wenn es dort gelingt Silikon zu vergolden, liegt hier bei uns anderes Gold auf der Straße. Doch scheitern wir noch immer daran, diesen Stein der Weisen zu erkennen und zu gebrauchen.

Wir könnten führend sein.

Wir könnten tatsächlich führend sein, trotz all unserer tief verinnerlichten Altlasten. Als das Land der Dichter und Denker könnten wir die Ressource, von der wir so unglaublich viel haben, die Reste von Bildung, geistiger Stärke und Menschlichkeit dazu nutzen, die Verbesserung unserer Welt umfassender zu begreifen. Nicht nur als bessere Technologie, sondern als bessere Lebensgrundlage.
 
Wir könnten das Verständnis von und für Technologie mit dem Bewusstsein für Nachhaltigkeit und der Erkenntnis des Wertes von Menschlichkeit verbinden!
 
Bei dem was auf uns zukommt, geht es immer weniger darum spezifische Fähigkeiten zu entwickeln und zu sich daran festzuhalten, als darum das Gesamtsystem im Auge zu behalten. Ökologische, ökonomische und vor allem auch soziale Nachhaltigkeit in unser Arbeitsleben zu integrieren. Für jeden einzelnen und für alle gemeinsam geht es darum Flexibilität zu verinnerlichen, Kreativität zu nutzen, um immer wieder frei und manchmal spielerisch neue  Kompetenzen zu erwerben und so die immer neuen Herausforderungen zu meistern.
 
Wir könnten an dem komplexen, aber gerade deshalb so wichtigen und erfolgsversprechenden Verständnis für das Gesamtsystem „Welt(wirtschaft)“ arbeiten – statt nur am kleinen Thema Technologie.
 
Doch dazu sollten wir den so (sur)realen Trump-Wahnsinn in vielen (auch hiesigen) Unternehmen überwinden. Wer eine Jobhistorie mit mehr als drei Chefs besitzt kann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur von Narzissmus, Autokratie und Alleinvertretungsanspruch bezüglich neuer Wahrheiten berichten. Wo gibt es nicht auch Projekte, deren Status dem von Melonen entspricht. Von innen betrachtet tiefrot und von außen alles im grünen Bereich – „alternative Fakten“ lassen grüßen.
 
Die gute Nachricht – es geht. Man kann an den Themen Haltung und Verhalten arbeiten – wenn man sich traut in den Spiegel zu schauen, oder wenn der Druck von außen zu groß wird. Und wir leben in einer Zeit, in der es sowohl leichter wird den Spiegel zu Hilfe zu nehmen, als auch der Druck mit zunehmenden Geschwindigkeit wächst. VUCA lässt grüßen.
 
Die Digitalisierung fordert einen Technologiewandel in einem Bereich, der seit fast 100 Jahren kaum updates und upgrades erfahren hat: der Managementtechnologie.
 
Je mehr Manager und Führungskräfte sich von dem Glauben befreien, der Kopf der vielen arbeitenden Hände sein zu müssen, je klarer wird, dass die anderen Köpfe auch sehr kreative und zielführende Dinge denken können, je bewusster wird, dass man – auch in Unternehmen – gemeinsam mehr erreichen kann, als jeder alleine in seinem Kämmerchen, je mehr werden wir gemeinsam am Lösungen arbeiten können, die wirklich eine bessere Zukunft bedeuten. Eine bessere Zukunft für die Unternehmen, weil bessere Zahlen das Ergebnis besserer Arbeit ist. Eine bessere Zukunft für die Menschen, weil Arbeits-Leben dann mehr Sinn und Zufriedenheit mit sich bringen kann und eine bessere Zukunft für die Gesellschaft, weil mehr Sinn und Zufriedenheit vieler die Gemeinschaft stärkt.
 
Für all das brauchen wir (neben dem Zugang zum Silicon Valley, und den Technologien von dort) drei ganz einfache Dinge:

  • die mentale Freiheit Bildung und lebenslanges Lernen als etwas Positives zu erkennen, flexibel und neugierig zu bleiben,
  • die soziale Kompetenz uns in heterogenen, interdisziplinären, bunten, kreativen Netzwerken aktiv auszutauschen,
  • und den individuellen Mut aufeinander zuzugehen und uns gegenseitig auf dem Weg zu unterstützen.

 
Von diesen sehr individuellen Ankerpunkten aus können wir Verbindungen aufbauen, die Bereitschaft und Offenheit stärken auf allen Ebenen neu zu denken. Es entsteht der Raum der sowohl individuell als auch gemeinsam in Unternehmen und der Gesellschaft diese bessere Zukunft möglich macht. Denn am Ende geht es uns allen nur dann gut, in dieser Zukunft, wenn es jedem einzelnen besser geht.

alO – Die agil(e,) lernende Organisation

alO – Die agil(e,) lernende Organisation

Leider schon ein alter Hut….. Klassischer Change funktioniert nicht mehr. Zur Zeit werden nur etwa 20% der Change Projekte mit mehr als 75% Erfolg abgeschlossen  – Tendenz fallend. Gleichzeitig reden alle vom „Digitalen Wandel“, von grundlegenden Veränderungen unserer (Wirtschafts-)Welt und einer sich immer weiter beschleunigenden Entwicklung. Das sind Seiten einer Medaille, die so ganz einfach nicht zusammenpassen wollen.
 
Doch noch ist das Kind nicht auf dem Grund des Brunnens gelandet. Allerdings wird der Aufschlag hart, wenn es nicht gelingt ein Vorgehen zu finden, das die Erfolgswahrscheinlichkeit, die die Entwicklung von Organisationen relevant erhöht. Die Stichworte der Stunde sind Systemtheorie, lernende Organisationen, die Fokussierung auf Werte, Führungsstile und Organisationsformen sowie die Reflexion der eigenen Haltung, des Verhaltens und der mentalen Modelle.
Das alles zusammen ist starker – und auch wirksamer – Tobak, zumindest, wenn es gelingt, die Elemente der Entwicklung sauber und angepasst an die Anforderungen der Organisation,  zu verzahnen.
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Ich arbeite schon lange in dem Kontext dieser Veränderung. Lange habe ich auf der Seite der Betroffenen, bei der Arbeit an „leading edge“ (oder eher „bleeding nose“) Projekten „das Digitale“ kommen sehen. Gleichzeitig wurde ich im alten Muster durch Veränderungsprojekte geschleust. Dann habe ich die Seiten gewechselt und intensiv nach Wegen gesucht, um Change zu dem zu machen, was es für die Beteiligten sein kann. Die Chance zu persönlicher und gemeinsamer Verbesserung, statt herum geschoben oder verändert zu werden. Die Möglichkeit den individuellen Vorteil zu erkennen, zu nutzen und gleichzeitig für die Organisation großes zu bewirken, die Option mich einzubringen und mehr Beteiligung zu (er)leben.
 
Wie erleben Sie Change Projekte in Ihrem Umfeld? Wie stark fühlen Sie sich eingebunden, bzw. wie stark binden Sie die Beteiligten ein? Haben diese ein Mitspracherecht? Können sie Ideen einbringen und verwirklichen? 
 
Heute in einer agilen VUCA Welt, nimmt sich klassischer Change nach Kotter oder Levin tatsächlich anachronistisch aus. Im Kontext agile Methoden werden längst die Köpfe und nicht mehr nur die Hände der Beteiligten aktiv genutzt. Persönliche und gemeinsame Reflexion gehört zum Standardrepertoire sinnvoller und auf anpassungsfähig ausgelegter Führung. Crowdsourcing und Design Thinking setzt auf die Ideen vieler und die Abstimmung auf die wahren Bedürfnisse.
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Die Gestaltung von selbstorganisierten Entwicklungsräumen und Netzwerken zur Erprobung und Umsetzung von Ideen und der Nutzung von Innovationspotenzialen finden sich ebenso wie die Hebel „Ganzheitliche Sicht“, „Bedeutung der (eigenen) Aufgaben“ in der modernen Organisationsgestaltung.
Selbstmotivation, engmaschige, regelmäßige Reviews und Zielanpassungen sind Teil sowohl agiler Softwareentwicklung (SCRUM) als auch von Gamification.
Prototyping auf der Basis vertretbarer Verluste und Nutzung der Kompetenzen im Netzwerk findet sich als Erkenntnis erfolgreicher Gründer im Kontext Effectuation.
Die gemeinsame Entscheidungsfindung bei der Evaluation von Ideen sowie die Relevanz von Netzwerken ist oftmals Bestandteil von Ansätzen nachhaltiger, interdisziplinärer Zusammenarbeit z.B. bei Collaboration, Co-Working und Crowdfunding.
 
Nimmt man viele dieser kleinen Elemente zusammen, von denen wir verstanden haben, dass sie für sich genommen alle große Vorteile bieten und fasst sie unter Berücksichtigung der Systemik in Organisationen zu einem Prozess kleiner Schritte zusammen, so entsteht ein Ablauf, der es tatsächlich erlaubt viele, wenn nicht fast alle, Beteiligte für Veränderungen zu aktivieren und der es zugleich ermöglicht schnell auf Veränderungen der Rahmenbedingungen zu reagieren.
 
Wie modern denkt ihre Organisation? Wie anpassungsfähig ist sie? Kennen und nutzen Sie agile Methoden? Wie stehen Sie zum digitalen Wandel, ist er Fluch oder Segen? Sind sie für den Wandel auf externe Hilfe angewiesen, oder schaffen Sie ihn mit „Bordmitteln“?  
 
Das Entwicklungsmodell für eine agil(e,) lernende Organisation besteht aus fünf wesentlichen Schritten:
der Reflexion, der Entwicklung von Prototypen, der Konsolidierung dieser Prototypen, der Implementierung der gemeinsam entwickelten Ideen und einer stabilen Phase. Sie werden von fünf Zwischenschritten unterbrochen und unterstützt, die jeweils dazu einladen, die aktuellen Entwicklungen Revue passieren zu lassen.
 
Der Entwicklungsweg sollte dabei bewusst und ganz unten begonnen, mit  einer ehrlichen und umfassenden Reflexion des Gesamtzustands der Organisation. Mit einem ruhigen, ungeschönten, sachlichen Blick in den Spiegel.
 
Dieser Reflexion, als zentralem Anfangs- und Ankerpunkt der Entwicklung, kommt dabei immense Bedeutung zu. Ziel sollte sein, aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Tiefen die Organisation, die Interaktion mit internen und externe Stakeholder zu beleuchten. Sie führt damit im Idealfall zu einem vollständigen, multiperspektivischen Bild der Organisation, der insbesondere die systemischen Zusammenhänge aufdeckt und Fähigkeiten, Kompetenzen, Chancen und die vorhandenen Störfelder aufzeigt.
 
Doch – dieser Tiefe Blick in den Spiegel kann weh tun, deckt er doch auf, was die Kultur, die Normen, Regeln und mentale Modelle lange (aber oft wenig erfolgreich) kaschieren sollten. Doch dieser Schmerz ist wahrscheinlich gering im Vergleich zu dem, die „große Transformation“ zu vermasseln.
 
Ist dieser Schritt überstanden wird es leicht – zumindest, wenn man der Wert des Wertes „Transparenz“ ernst nimmt und verstanden hat. Jetzt geht es darum, die Ergebnisse der Reflexion in möglichst großer Runde – man kann natürlich auch in vertrauter kleiner Runde beginnen – zu konsolidieren, um so maximalen Raum zur Selbsterkenntnis zu eröffnen. Wichtig wird dieser Schritt, wenn man anschließend zur Ideenfindung übergeht, denn hier werden diese Ergebnisse genutzt, um Ansätze für die erkannten Opportunitäten, Potenziale und Störfelder zu entwickeln und so Maßnahmen ergreifen zu können, die die Organisation ihrer Gesamtzielsetzung näher bringen. Dabei ist das Ziel – wieder in einer möglichst großen Runde – Lösungen für die dringlichsten und wichtigsten Chancen zu entwickeln und diese später in Prototypen zu überführen. Hier zeigt sich der Wert eines zweiten Wertes, der „Partizipation“.
 
Wie transparent gehen Sie mit dem Zustand der Organisation um? Ist die Kommunikation und Zusammenarbeit eher angenehm, oder von Zwist und Sarkasmus geprägt? Wie offen gehen Sie miteinander um? Wären Sie und Ihre Kollegen bereit Ideen zu teilen und gemeinsam weiter zu entwickeln?
 
flux als Kreis text rund regenbogenSind Transparenz und Partizipation möglich und vermittelt, sind Tür und Tor geöffnet um (wieder gemeinsam) aus den Ideen Prototypen werden zu lassen.
Natürlich können jetzt auch Albträume starten, etwa dann, wenn versucht würde, jede Idee – koste es was es wolle – umzusetzen, oder sie danach zu bewerten in welcher hierarchischen Position der Ideengeber sitzt. Um dies in sinnvolle Bahnen zu lenken folgt für jeden Prototyp eine GO / NO-GO Entscheidung. Die Prototypen sollen und müssen schließlich dem Anspruch genügen, für einen signifikanten Teil der Organisation eine relevante Lösung zu einem in der Reflexion erkannten Thema zu beinhalten.
Dieser Filter dient dazu, die bei der Ideenfindung und im Prototyping skizzierten Ideen auf ihre erwartete Wirkung auf die Organisation zu analysieren und ihre Sinnhaftigkeit für die Entwicklung der Organisation (auf Basis der gemeinsamen Vision und Zielsetzung) hin zu überprüfen. Gleichzeitig kann so die Menge der auf die Organisation einströmenden Ideen auf ein umsetzbares Maß beschränkt werden. Zugleich ist wichtig zu erkennen, welche Prototypen die größte Wirkung und die beste Implementierungsprognose besitzen.
 
Um zu vermeiden, eine zu große Zahl an Prototypen durch die Organisation zu schleusen, werden jetzt Verlauf einer Konsolidierung, die mit einem Review startet, die Prototypen gemeinsam und in der Gesamtsicht betrachtet. Prototypen, die Gemeinsamkeiten zum Beispiel in ihrer Zielsetzung, der Nutzung technischer Ressourcen, der Zielgruppe o.ä. aufweisen, können jetzt zu einem gemeinsamen Implementierungsstrang zusammengefasst werden. Schließlich sollte die zusätzliche Belastung der Organisation durch die Implementierung so gering wie möglich gehalten werden das Tagesgeschäft läuft ja weiter.
 
Was nun folgt tut der Organisation (meist) nur noch gut – Ruhe vom Wandel deutet sich an. Abschließender und in seiner Bedeutung gemeinsam mit der Reflexion wichtigster Teil des Weges, ist der Aufbau einer stabilen „Weiterarbeitsumgebung“. Die Menschen in der Organisation sollten Ruhe erhalten, um sich von den erhöhten Beanspruchung aus dem bisherigen Prozess zu erholen und die für die Entwicklung von Agilität notwendige Sicherheit und Stabilität zu erzeugen. Eine zu hohe Dauerbelastung führt zu einem Verschleiß, der einem nachhaltigen und langfristigen Erfolg nur im Weg steht.
 
Das hier aufgezeigte Prozessmodell vereint Agilität mit der Ideen lernender Organisationen und schafft Raum für eine verstärkte Nutzung (vorhandener) dynamischer Fähigkeiten. Es bringt ein neues Verständnis für Veränderung und Zusammenarbeit und gibt insbesondere allen unmittelbar und mittelbar Beteiligten neuen Entwicklungsraum. Es ist – schlicht gesagt – für jeden etwas drin.
 
Beginnend mit einer umfassenden Reflexion mit Innen- und Außenperspektive über den Aufbau lebendiger und aktiver Netzwerke bis zur Identifikation und Ansprache von Kompetenzen in einem weitreichenden, vielleicht weltweiten, fluiden Netz schafft der Ansatz Raum für eine nachhaltige Personal- und Organisationsentwicklungslogik. Wo dieser Prozess in Ergänzung zum Tagesgeschäft als Standardroutine gelebt wird, gelingt es die interne Zusammenarbeit umfassend zu stärken und es öffnen sich neue Räume für die Entwicklung der Organisation.
 
Eine solche Reise, ein solcher Prozess hat das klare Ziel, das Unternehmen stärker, besser und agiler zu machen. Sie bringt an vielen Stellen die Gelegenheit Aufgaben und Rollen zu reflektieren, so dass zum Beispiel Top-Management und Führungskräfte wieder führen können ohne managen zu müssen. Und Mitarbeiter leichter lernen können,  Verantwortung aktiv zu übernehmen. Vor dem Hintergrund, dass es heute in vielen Bereichen immer unklarer wird, welche Aufgaben in fünf Jahren zu erledigen sein werden und durch wen – allein darüber zu reflektieren, ist für das Unternehmen Gold wert.
 
Wie gehen Sie den Wandel an? Haben Sie bereits einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess etabliert oder hangeln Sie sich von Change zu Change? Ist die Anpassungsfähigkeit Ihrer Organisation in den letzten 5 Jahren gestiegen, oder durch die wachsende Dynamik und Komplexität gesunken? 
 
Dieser Text steht unter creative  commons Lizenz für die unveränderte Weitergabe bei Namensnennung zur Verfügung.

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„Mittelstand“ taugt nicht für die Zukunft

Der „german Mittelstand“ und die Digitale Transformation verbindet ein durchaus ambivalentes Verhältnis – nicht nur der technologische Wandel, sondern insbesondere die damit verbundene Transformation von Führungs- und Managementverständnis und -haltung. Die Studien, die im Auftrag verschiedenster Verbände und Organisationen in den letzten Jahren erstellt wurden, zeigen immer wieder, dass den allermeisten Beteiligten klar ist, welche Chancen sich bieten, bzw. auch welche Risiken drohen sollte man das Thema zu lange vor sich her schieben. Dennoch sagen die gleichen Studien auch aus, dass die meisten Unternehmen nur sehr zögerlich in Bewegung kommen. Die Ursachen liegen dabei aus meiner Wahrnehmung nicht nur in fehlendem digital Know-How begründet, sondern gleichermaßen in allen drei Handlungsfeldern des „digitalen“ Wandels, den Technologien, den Menschen und dem Führungs- und Managementverständnis, bzw. den entsprechend etablierten „Systemen“.
 
Natürlich fallen den meisten Unternehmen – insbesondere denen, die ihr Geschäftsmodell bislang ohne digitalen Anhang gelebt haben – Entscheidungen für neue Technologien schwer. Die zur Regel gewordene extreme Zunahme und dynamische Weiterentwicklung von IT-basierten Lösungen machen jeden Versuch einer sinnvollen und bewussten Investition in Technologie mit einem Fokus von mehr als 3 Jahren unmöglich. Wir leben in einer Welt permanenter Übergangstechnologien in der „Gewinnen“ und „Verlieren“ so dicht wie nie zuvor nebeneinanderliegen. Nie zuvor war klar, dass investiert werden muss, und jede Investition immer zu früh ist – weil in ein paar Tagen das nächste „bessere“ Produkt zur Verfügung steht – und zugleich immer zu spät ist, – weil ein Wettbewerber unter Einsatz der mit der „aktuellen“ Technologie Marktanteile gewinnt.
 
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Dazu kommt, dass die Menschen, vor allem, diejenigen, die die Unternehmen aktiv voranbringen wollen – und das sind glücklicherweise beileibe nicht nur die Führungskräfte – oftmals zu wenig Raum und Chancen haben, dies zu tun. Sie sind zu oft eingezwängt zwischen Regeln, Normen und mentalen Modellen, die mehr verhindern als ermöglichen. Nach Jahrzehnten, in denen immer wieder (inzwischen) tradierte Führungs- und Managementverhaltens- und -haltungsmuster weitergegeben, vermittelt und entsprechend auch gelebt wurden, fällt es schwer die aktuellen Entwicklungen schnell und agil mitzugehen. Auch, wenn diese nachweislich sowohl ökonomische, soziale als zugleich auch ökologische Vorteile für die Unternehmen und deren Umfeld bieten.

Wir stehen uns selbst im Weg und damit auf dem Schlauch

Der Nutzung dieser Vorteile stehen die tief in den Strukturen verankerten Führungs- und Managementstrukturen im Weg. „Neue“, alternative und teilweise seit Jahrzehnten erprobte Ansätze, Modelle und Methoden sind in den Führungskreisen, aber ebenso bei Mitarbeitervertretern, kaum bekannt.
 
Noch weniger bekannt ist, wie man jenseits der 80% Misserfolgsquote klassischer Change Projekte einen erfolgversprechenderen Weg in Richtung einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Organisation gehen kann – oder allein schon wie und wo man strukturiert den ersten Schritt geht.
 
Aber, woher soll man dieses Wissen auch beziehen? Welche Führungskraft hat schon Zeit und Muße sich durch einen Berg von Literatur zu arbeiten oder eine der „new work“ Veranstaltungen zu besuchen bei denen es um so viele unterschiedliche Themen geht und es somit unklar ist ob wann und wie er die Erkenntnisse selbst nutzen kann? Zu viel erscheint hier ungewiss. Zu viel ist zu agil und zu dynamisch.
 
Das Risiko zu versagen erscheint immens (überhöht) und die Chancen werden als zu gering wahrgenommen. Der Respekt – um nicht zu sagen die Angst – vor dem Wandel sind noch größer, als der sich nur langsam breit machende Mut. Noch sind die Kennzahlen okay und noch funktionieren die alten Modelle. Kein Wunder, denn sich mit den „modernen“ Themen zu beschäftigen ist zusätzlich zur gefühlten 120% Belastung heutiger Führungskräfte schlicht gesagt überfordernd. Zumal diese Modelle nicht ausreichend stabil und erprobt sind, sie zudem keine Blaupausen und „best practices“ enthalten, sondern stattdessen nur arbeitsintensive, weil mentale Modelle und Haltungen verändernde, organisationsindividuelle Lösungen verheißen.
 
Wie gehen Sie in Ihrer Organisation die Zukunft an? Kennen Sie Ihre Möglichkeiten in Bezug auf die Technologien, die Haltungen und die Art der Zusammenarbeit? Welche neuen Möglichkeiten sich zu informieren fallen Ihnen ein und wann beginnen Sie diese zu nutzen?
 
Leider trifft das meiste des gerade gesagten nicht nur auf die Beschäftigten im Mittelstand zu. Auch viele Konzerne tun sich weiterhin schwer. Zwar gibt es hier so manches Experiment, dass mithin auch medienwirksam genutzt wird. Im Kern tut sich dennoch noch zu wenig um in angemessener Zeit die notwendigen Schritte zu gehen.
 
Doch genau hier ist „der Mittelstand“ eigentlich im Vorteil. Seine Strukturen sind oftmals noch klein um flexibel genug, um, sofern man bewusst geeignete Ansätze wählt, ausreichend schnell den Zugang zu einem neuen Denken in der Zusammenarbeit und damit auch z.B. zu neuen digitalen Geschäftsmodellen zu kommen. Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Diversität sind hier oftmals stärken im Unternehmen präsent als in großen Strukturen.
 
Wie teilen Sie neue Erfahrungen und Erkenntnisse? Wie geben Sie neue Impulse weiter? Teilen Sie Artikel oder Video via Social media und e-mail mit Ihren Kollegen? Nutzen Sie Foren oder Enterprise Social Network Systeme?
 
Allerdings müsste „der Mittelstand“ lernen den Wandel aktiv an und damit in den Entwicklungen voran zu gehen. Noch scheint es als warte er in der Mitte stehend die Trends und Erwartungen ab und hoffe als „digital follower“ noch ausreichend erfolgreich sein zu können.
 
Doch dieser „Mittel-Stand“ ist immer weniger ein langfristiges Erfolgsrezept – so viel ist sicher.

Vielleicht braucht der „Mittelstand“ einen neuen Namen?! 

Vielleicht ist „Mittel-Stand“ tatsächlich kein Name auf dem agile, dynamische, mutige Entwicklungen fußen können. Vielleicht braucht es einen, der mehr frischen Wind spüren lässt. Wir bedienen uns heute ja schon gerne Begriffen wie „Start up“ und „Entrepreneur“. Diese Begriffe tragen das Abenteuer und die Herausforderungen des Fortschritts in sich, sie geben Mut und machen Hoffnung. Doch in „Mittelstand“ steckt – stand heute und bis auf die immer gerne genannten ruhmreichen Ausnahmen (auch digitaler) Hidden Champions – wenig von „mutig vorangehen“. Der Name scheint Programm zu sein. Was nicht mitklingt sind Agilität, Anpassungsfähigkeit, Diversität und Dynamik.
 
Was könnte Ihr Unternehmen von Start ups und Entrepreneuren lernen? Welche Verhaltensmuster und Haltungen stehen Ihren Schritten in die Zukunft – persönlich und als Organisation – im Weg? Was würden sie ändern, wenn Sie könnten? Was können Sie tatsächlich ab sofort anders machen?  
 
Das ist kritisch, denn „Mittelstand“ als Begriff und als Haltung taugt nicht, um in eine immer schnelllebigere und dynamischere Zukunft zu gehen. Vielleicht sollten wir hier etwas Neues für uns finden, denn zumindest die Millionen Menschen, die im heutigen Mittelstand arbeiten, können und wollen mehr als in der Mitte zu stehen und den Zug der Zukunft an sich vorbeirauschen zu sehen.

alO – Die agil(e,) lernende Organisation

Die drei Handlungsfelder für die Digital Transformation

Was wir als „Digital Transformation“ bezeichnen ist (in meinen Augen) die umfassendste Veränderung von Arbeit der letzten 200 Jahren.
Deutlicher mehr als all die technologischen Entwicklungen, die wir dem vergangenen Jahrhundert zuordnen, greift dieser aktuelle Schritt in unserer Werte, Normen, mentalen Modelle, in unsere Kommunikation, unserer Interaktion und vor allem in unserer Kollaboration ein.
 
Wir beginnen an vielen Stellen erst langsam zu begreifen, dass es nicht nur darum geht, dass wir uns über immer neue Wege synchron und asynchron miteinander austauschen können. In diesen Austausch treten immer mehr „Maschinen“ mit ein. Wir kommunizieren direkt mit Bots und indirekt mit Rechenzentren. Natürlich tauschen sich die Maschinen schon selbst untereinander über die Fortschritte ihrer Arbeitsprozesse aus. Natürlich sind sie selbst dazu in der Lage Arbeitsmaterial anzufordern. Natürlich steuern wir dies über intelligente Systeme – d.h. teilweise sagen uns diese Systeme nur noch, wann wir welchen Touchscreen an welcher Stelle berühren sollen.
 
Uns dabei stehen wir noch vor einer Zeit in der autonome Systeme ganz natürlich Teil unseres Lebens sein werden.
 
All das verändert nicht nur uns selbst, sondern auch die Art wie wir miteinander und mit den Maschinen zusammenarbeiten. Damit steigt der Entwicklungsdruck in einem Bereich, der im Zuge der Dialoge und Diskussionen immer wieder (zu) kurz kommt. Die Digitale Transformation verlangt von allen Organisationen einen Zuwachs der dynamischen Fähigkeiten. Daraus ergeben sich drei zentrale Handlungsfelder die es besonders zu reflektieren und sich darin besonders zu engagieren gilt.
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Der Mensch

Digitalisierte Unternehmen brauchen Mitarbeiter die schnell auf Veränderungen reagieren können und wollen. Selbstverantwortung, Transparenz und Engagement sind mehr denn je gefragt.
 

Führungs- und Managementsysteme

Um Mitarbeiter zu befähigen trotz mehrdeutiger, volatiler und komplexer Fragestellungen im Sinne des Unternehmens zu agieren muss das Führungs- und Managementsystem ihnen Handlungsraum geben. Dies erfordert eine bewusste, menschenzentrierte Führung und die Minimierung von potenziellen, systembasierten Hemmnissen.
 

Technologie 

Zur richtigen Zeit im Unternehmen die bestgeeigneten Technologie zur Verfügung zu stellen, mit der sofort gearbeitet werden kann, und die zugleich Wachstumspotenzial in sich und für die Menschen im System bietet ist die dritte Herausforderung.
 
Viele Unternehmen sehen ihre größte Herausforderung im letztgenannten Handlungsfeld. Die Erfahrung zeigt, dass die größten Probleme – auch schon ohne den Brandbeschleuniger Technologie – in den ersten beiden liegen, vor allen Dingen im Kontext der Systeme.
Die in Unternehmen etablierten Führungs- und Managementsapparate sind lange – trotz deutlich erkennbarer Schwierigkeiten – als selbstverständlich, unveränderlich und vor allem funktionierend wahrgenommen worden, ohne sie bewusst zu hinterfragen und zeitgemäß zu gestalten oder auch nur sich mit den Ursachen der Probleme auseinander zu setzen.
 
Hier liegt die größte Gefahr – noch weit schwerwiegender als eine ggf. falsche Entscheidung zu neuen digitalen Geschäftsmodellen oder mangelnder interdiziplinärer Zusammenarbeit. Hier liegt die Gefahr am Ende das Unternehmen mit Lochkarten zu steuern, wo doch alle anderen so wunderbar in der Cloud zusammenarbeiten.
 
Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Ihre Führungs-, Management- und Organisationsstrukturen, ist die Kommunikation bei Ihnen noch so gestaltet wie vor 20 Jahren? 
Wie stark ist Ihre Unternehmen intern und extern vernetzte? Wie sehr nutzen Sie diese Netzwerke? 
Wie schnell werden Bereichsübergreifende Entscheidungen getroffen? Wie schnell können Mitarbeiter auf Kundenanforderungen reagieren?
Denken und handeln sie in klaren fachlichen Strukturen, oder interagieren Sie auf breiter Basis miteinander? 
Welche unternehmerischen Freiheiten besitzen ihre Mitarbeiter? Wie vertrauensvoll und vertrauenswürdig gehen Sie miteinander um?
Was würde passieren, wenn Sie statt e-mail ein Enterprise Social Network einführen, auf dem 100% transparent alle Information des Unternehmens verfügbar gemacht werden? Kämen Sie und Ihre Mitarbeiter sofort damit zurecht?

alO – Die agil(e,) lernende Organisation

DAS große Ding der nächsten 5 Jahre?! Fast 100% identisch und doch 100% (organisations)individuell!

Zusammenfassung

Die Erfahrung zeigt: man sollte die großen Dinge im Auge behalten – gerade, wenn die kleinen Dinge drohen im Tagesgeschäft überhand zu nehmen und den Blick verstellen. 
Die meisten dieser Themen begleiten uns lange, andere sind neu oder derzeit einem fundamentalen Wandel unterworfen, der es notwendig macht Ansichten aktiv zu verlernen und sich neue Haltungen und neues Verhalten anzueignen. Im Kern steht dabei wegen und durch die zunehmende Technisierung der Mensch und die von ihm für sich und das Unternehmen wahrgenommene Bedeutung. 
 
 
Es ist immer das gleiche Spiel, wenn ich mit Unternehmen in den Dialog über den besten Weg in ihre Zukunft starte. Es ist klar, dass eine massive Veränderung auf sie zukommt und zugleich okkupiert das Tagesgeschäft den Kalender zu 100%. Die Zeit um auch nur in ausreichender Tiefe zu klären wohin die eigenen Reise gehen soll, was DAS große Ding ist, dass als Fokuspunkt dienen könnte fehlt oft.
 
Kein Wunder, kommen doch täglich – auch auf diesem Kanal – buchstäblich hunderte Beiträge zu allen möglichen Facetten eines drohenden, kommenden, notwendigen, unvermeidlichen Wandels. Und alle proklamieren (natürlich), dass ihr Thema DAS wichtigste ist.
Sowohl die Vielfalt als auch die jeweilige fachliche Tiefe sind dabei absolut berechtigt, denn schon lange gibt es keine Veränderung mehr – in unternehmerischen (oder gesellschaftlichen) Systemen – die ohne entsprechende Expertise angegangen werden sollten. Zu vielfältig sind die Verflechtungen, zu unübersichtlich die Folgen. Und dennoch… Wann haben Sie zuletzt einen Impuls erhalten selbst (angeleitet oder frei) über DAS große Ding, das Sie persönlich und das Unternehmen und die Aufgabe in den nächsten Jahren prägen könnte nachzudenken?
 
Wenn Sie sich 10 Minuten Zeit nehmen, dann schenke ich Ihnen einen (oder wohl eher ein paar) Impuls(e).
 
Wobei ich Sie schon jetzt um Nachsicht bitte. Ich werde Worte, wie Kultur und Werte oder auch Sinn, benutzen, die vielleicht einige, die sich in traditionellen Unternehmensstrukturen ihre Sporen verdient haben und Karriere gemacht haben, indem sie klar nach Management by Objectives geführt und auf die optimale Erreichung von KPI’s geachtet haben, abschrecken könnten. Abschrecken, weil es den Anschein haben könnte, dass es an ökonomischem Einfluß fehlt, abschrecken, weil es schließlich um den Erfolg und nicht um anthroposophisches Gutmenschentum geht. Die Krux: Der harte ökonomische Erfolg der Zukunft – und das sage nicht ich, dass zeigen die Unternehmen die sich dieser Themen bereits angenommen haben und alle aktuellen Studien zu dem Thema – entspringt den klassisch „weich“ wahrgenommenen Themen. Das ökonomische Pendel schlägt gerade zurück – wobei noch nicht absehbar ist, welche tiefen gesellschaftlichen Veränderungen diese Besinnung auf das früher Undenkbare mit sich bringt.
 

Zweiundvierzig

Also, was ist es denn nun – DAS große Ding?
Die Frage ist so einfach zu beantworten, wie ihre Antwort komplex ist. Douglas Adams hat nicht umsonst die Antwort „42“ für eine (wahrscheinlich) ganz ähnliche Fragestellung gefunden.
Es geht – das ist nichts Neues – darum, „das Beste“ für sich selbst, das eigenen Leben und das Unternehmen, dass dieses Leben in dieser Form (mit) ermöglicht zu finden. Es ist damit die Frage danach, was für den Einzelnen wichtig und richtig ist, und gleichzeitig was die die Organisation, die Gemeinschaft das wichtig(st)e und richtig(st)e ist. Die Notwendigkeit der Kongruenz dieser beiden Punkte ergibt sich ganz banal aus unseren menschlichen Wesenszügen. Wir sind soziale Egoisten. Wir sind uns selbst die Nächsten und zugleich tief verwoben in unser soziales System. In ein System mit komplexen Strukturen und Abhängigkeiten. Wir sind in zwei ebenso komplexen wie dynamischen ökonomischen uns sozialen System zugleich zuhause. Sie bilden ein neues offenes  System in dem echter Erfolg sich nur noch als Gemeinschaftsleistung darstellen lässt.

Die Themen der Zukunft 

So sehr die Welt, gerade heute, an einem Scheideweg zu stehen scheint… Unser großes Ziel kann und muss es sein, die eigene Überlebensfähigkeit zu sichern – persönlich, in unseren Unternehmen, in unserer Gesellschaft. Egal, in welchem Zeithorizont wir dabei denken, ob wir selbst noch 10, 20 oder 40 Jahre leben möchten. Spätestens heute und jetzt müssen wir uns mit den Themen ökonomische und insbesondere auch ökologische Nachhaltigkeit befassen. Der Earth Overshoot Day ist jedes Jahr früher.
Um gemeinsam weiter zu kommen brauchen wir mehr aktive und zielgerichtete Zusammenarbeit. Wir müssen am gleichen Strang ziehen und dies zudem in die gleich Richtung! Damit gehören Elemente wie Transparenz und Partizipation, Offenheit und Diversität, Kreativität und Innovation mit auf die Liste der Dinge, auf die wir den Fokus unserer Aufmerksamkeit lenken sollten.
Damit beginnt DAS große Ding der (Arbeits-)Gemeinschaft schon zu zerfasern, sich in 100 Themenbereiche aufzuteilen, die dem einen wichtiger sind als dem anderen, und damit doch zugleich für viele Relevanz besitzen.
Was ist der Wert, wie Transparenz, Partizipation, Respekt, Toleranz, Kreativität oder Innovation der Sie dazu bringen würde Ihre Stimme zu erheben, sollte ihn jemand Ihnen rauben wollen? 

Menschen > Wissen >> Lernen

Zeit aus einer anderen Perspektive auf das Thema zu blicken. Denn DAS große Ding kann eigentlich doch, trotz und wegen dem bereits geschriebenen, nur eines sein: Der Mensch! Also jeder Einzelne von uns, also vor allem ICH, nein SIE !
Ich, nein Sie – wir gestalten unsere Zukunft aus und durch unser Wissen, unserer Erfahrung unserer Wahrnehmungen und Erlebnisse. Kurz aus dem was wir gelernt haben und immer wieder dazulernen. Aus dem Neuen und in der Verbindung mit dem Alten.
Hier wird es spannend, denn die Welt, mit ihren technologischen und gesellschaftlichen  Entwicklungen (zu beidem zähle ich übrigens die Art wie wir (einander) in Unternehmen führen), erfordert von uns nicht nur neues zu lernen, sondern vor allem auch altes bewusst zu VERlernen. Wir müssen uns Verhalten und Haltungen immer schneller an- und abgewöhnen. Ohne persönliche Klarheit und Reflexionsfähigkeit ist das unmöglich. Das ist aus meiner Sicht einer der wesentlichsten Auslöser für den immer lauter werdenden (und teilweise eben auch – wie ich finde – berechtigten) Ruf nach mehr Coaching und Mentoring/Begleitung in der Führung.
Nur, wenn es uns gelingt bewusster und gemeinsamer zu lernen und zu verlernen, werden wir das neue Wissen nutzen können, ohne uns vom alten Wissen bremsen und verwirren zu lassen.

Alles braucht unserer Sinn

Wer Motivation nicht nur an der wöchentlichen Kiste Bier oder der jährlichen Bonus festmacht (was Sie nicht tun, sonst wären Sie aus dem Text längst ausgestiegen), dem ist klar, dass die Motivation unser (Arbeits-)Leben „echt zu rocken“ vor allem auch daraus entsteht, dass wir unserem Tun einen Sinn zumessen. Wir wollen verstehen, begreifen, fühlen und am Ende auch erkennen, wie wir zum Ziel einer Organisation beitragen. Das nicht greifbare und doch so wichtige Gefühl tief in uns zu wissen, dass jede Sekunde Lebenszeit uns zwar unserem Ableben näher bringt, aber diese Sekunde doch zugleich sinnvoll investiert (werden kann) ist und war schon immer DAS große Ding. Und doch – so zeigt es die messbare und immer wider in Studien aufgezeigte Unzufriedenheit – fehlt dies Verknüpfung von individueller und gemeinschaftlicher Sinneswahrnehmung im Arbeitskontext noch immer zu häufig.
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Wie kann es gelingen, DAS große Ding im Auge zu halten?

So divers es auch sein mag, es kann durchaus gelingen – im persönlich Individuellen, wie aus Sicht einer Arbeitsorganisation  – DAS große Ding geeignet zu verankern.
Dazu könnten sechs Bereiche dienen, mit denen wir zeitgemäß(er) und zukunftsorientierter umgehen sollten. In diesen Bereichen lohnt es sich nach den besten Möglichkeiten und neuen Chancen, aber auch nach den den wenigsten Störungen und Hemmnissen zu suchen.

  1. Menschen
    Suchen Sie nach den „besten“ Menschen – in der Organisation wie ausserhalb – deren Sinn, deren Werte und deren Ziele zu ihren bzw. denen der Organisation passen. Aber Vorsicht: „Die besten“ können auch gerade die sein, die sie besonders herausfordern, die anders denken, und die gerade damit neue Möglichkeiten aufdecken.
    In Unternehmen bedeutet dies zudem zu fragen, wie sich Aufgaben und Rollen so gestalten und verteilen lassen, dass jeder tatsächlich maximalen Erfolg hat und einbringt? Was ist der Sinn Ihres Lebens?
  2. Werte, Normen & mentale Modelle
    Die (vor-)gelebten Werte, Normen und mentalen Modelle sind die Kultur und sie prägen sie. Es lohnt sie immer wieder in Dialogen zu thematisieren, zu betrachten, zu hinterfragen, zu eliminieren oder zu verstärken.
    Welche Normen und mentalen Modelle haben Sie in sich verankert? Welche davon nützen Ihnen, welche behindern Sie? Welche lassen sich bestätigen, welche passen (heute) nicht (mehr) in Ihre Welt?    
  3. Lernen
    Heute übersteigt die Menge an verfügbarem Wissen unsere Vorstellungskraft – und sie entzieht sich jeder Beherrschbarkeit durch Einzelne. Wissen ist in sinnvollem Umfang nur noch gemeinsam nutzbar.
    Wie Sie Wissen in der Organisation lernen und verlernen ist ausschlaggebend dafür, wie sie gemeinsam mit zunehmender Komplexität und Dynamik umgehen können.
    Wie lernen Sie und vor allem, wie schaffen sie es Dinge zu verlernen? Wo und wie lernen sie von anderen und wie und wo lernen andere von Ihnen?
  4. Führungs- & Managementsysteme
    Wer in Managementsystemen aus dem 19. Jahrhundert denken und leben muss, kann nicht ins 21. Jahrhundert aufschließen. Durch ggf. notwendige Hierarchien oder Kompetenzhubs ergänzte Netzwerkstrukturen lassen intensivere und den externen Anforderungen besser entsprechende und damit erfolgreichere Zusammenarbeit zu, als frühere Architekturen. Doch sie erfordern eine, zum alten Verständnis fast diametral entgegengesetzte Art der Führung und der Kommunikation.
    Wieviel Raum hat Führung bei Ihnen? Wieviel Raum brauchen, Sie um sich gut geführt zu führen, ohne eingeengt zu sein? Wie sieht ein System aus, dass sie begeistert?
  5. „Digitalisierung“ und Technologie
    Technik begleitet uns in die Zukunft. Zugleich verändert sie sich und uns, und sie treibt uns. Wir können gar nicht anders als – trotz des ständigen Beta-Status und trotz allgegenwärtiger Technologieübergänge – uns in den für uns relevanten Bereichen up to date zu halten. Doch, das ist die Kunst, dies bewusst und nicht überfordernd.
    In welchen Techologiebereich sehen Sie sich in der Zukunft? Was wollen Sie ausprobieren? Was werden Sie nutzen?
  6. Der Weg der Transformation
    Halten Sie nach dem Weg (für sich) Ausschau, der den Ausbruch aus dem Komfortbereich fordert und zugleich nicht zur Panik führt. Der Weg, der Sie voranbringt bedeutet zugleich Sicherheit, Stabilität, Abenteuer und Wagnis. Er geht sich gemeinsam leichter als allein. Doch sollte die Führung wechseln, denn jeder hat andere Grenzen und Kompetenzen. Wenn sich diese ergänzen ist DAS große Ding einfach schneller in Reichweite.
    Wer soll Sie auf dem Weg begleiten? In welche Richtung wollen Sie gehen? Wie schnell wollen und können Sie die Zukunft zu Ihrer Gegenwart werden lassen? 

In Summe geht es damit die eigene Bedeutung – als Mensch und Organisation und für sich selbst und die Gemeinschaft  zu (er)kennen und (aus) zu leben. 

Was ich hier tatsächlich nicht anbieten kann, weil es in dieser Form nicht existiert, ist das Modell, nach dem sich diese Bereiche entwickeln sollten, damit Sie persönlich und „ihre“ Organisation DAS große Ding finden und stemmen können. Auch wenn der Rahmen sich ähnelt, der Weg ist, so sehr er sich ähneln mag, immer auch grundverschieden. So grundverschiedenen wir die Menschen, die Aufgaben, die Ziele und nicht zuletzt auch die Werte sind, die die Organisation prägen.
Und ich kann Ihnen auch nicht anbieten, dass das alles ganz einfach ist. Allerdings ist es sicherlich einfacher als „einfach“ abzuwarten und zu schauen was passiert. Denn dann wird man unweigerlich zum getriebenen – und das war noch nie eine gute Rolle.
Und ich kann Ihnen auch nicht anbieten, dass einzelne Gruppen oder ganze Unternehmen von jetzt auf gleich, plötzlich und unvermittelt loslegen. Die Zukunft zu gestalten ist zwar längst nicht mehr Chefsache, aber der Impuls muss fast überall noch immer von „oben“ kommen. Wenn Sie also „Chef“ sind: legen Sie los, gehen Sie in die Teeküche und starten Sie den ersten Dialog zu einem der Themen.
Eines allerdings biete ich gerne an: Reflektieren Sie für sich die Fragen, die dieser Text bei Ihnen aufgeworfen hat, denn die gute Fragen sind er erste Impuls zu guten Antworten. Und lassen Sie sich auf weitere Fragen ein! Fragen von Menschen aus Ihrem Umfeld, oder von Begleitern wie mir. Vielleicht glauben Sie wie ich, dass kaum etwas anderes sich mehr lohnt, als die eigenen Zukunft so aktiv wie möglich (selbst) zu gestalten.
 

Fazit

Klar könnten Sie abwarten. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind drei Geschwister, die sich zwar nie begegnen, aber unerschütterlich eng miteinander zusammenhängen. Wir können dem was kommt nicht entfliehen. Aber wir können – heute vielleicht mehr denn je – Zukunft gestalten. Nie gab es mehr Chancen, nie gab es mehr Einflussmöglichkeiten – doch auch nie gab es mehr Ablenkung. Wagen Sie dennoch den Versuch sich immer wieder auf ein paar Dinge zu fokussieren. Trotz Komplexität, Dynamik, Unsicherheit und all den übrigen kleinen und großen Störfaktoren.

alO – Die agil(e,) lernende Organisation

Machtvoll & ohnmächtig — Die Digitale Transformation – Chance für das mittlere Management?!

Zusammenfassung:
Das (verbliebene) mittlere Management ist heute in vielen Organisationen unverzichtbar und wird sich im Zuge der Digitalen Transformation mit neuen Aufgabenfeldern und neuen Rollen beschäftigen müssen. Im alten Verständnis weiter zu arbeiten gefährdet nicht nur die eigene Position, sondern auch den Erfolg des kommenden Wandels und damit die Neuausrichtung des Unternehmens auf die Zukunft. 
 
Um dies zu vermeiden starten kluge Unternehmen mit geeigneter Unterstützung dieser Mitarbeiterebene und zugleich mit einer Gesamtbetrachtung ihres Managementsystems, noch bevor sie in die Digitale Transformation starten. Daneben sind die Führungskräfte im mittleren Management selbst, zusammen mit dem Top- und dem Personalmanagement gefordert, schnell aktiv zu werden. 
 
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Heute sind sie machtvoll und ohnmächtig zugleich – sie können, treiben, mitgehen, beobachten oder aktiv verhindern…. Dabei könn(t)en sie schon morgen überflüssig sein oder aber mittendrin dabei, um eine neue Welt zu gestalten. Die Chancen und Probleme für das mittlere Management sind – gerade in Zeiten, die wie heute die Entwicklung von Unternehmen in einem Tempo und in einer Breite treiben wie wohl nie zuvor, noch deutlich größer, als die der anderen Mitarbeiter. Das alte Rollenbild ist vielfach nicht nur gefährdet, es wird durch die kommende (und gestartete) Entwicklung in weiten Teilen obsolet.

Das mittlere Management hat Macht

Kaum eine nach traditionellem Denken aufgestellte Organisation mit mehr als 20 – 25 Mitarbeitern schafft es auf die mittlere Managementebene zu verzichten. Sie ist ein wichtiges Element von Organisationsstrukturen, deren Mitglieder (im kleinen) meist gewichtige Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug darauf haben, wer wie welche Aufgaben erledigt und wie die Gruppe sich insgesamt nach innen und außen darstellt. Die Rolle bringt damit Macht, Status und ein Gefühl der Sicherheit, ist man doch im Vergleich zu den übrigen Mitarbeitern ein wenig näher dran, an der so wichtigen Informationsquelle „Top-Management“. Immerhin ist man ja deren verlängerter Arm, hat hoheitliche Aufgaben und Kontrollmöglichkeiten, die anderen fehlen. Auf dieser Ebene ist man miteinander vernetzt, spricht sich ab und kann gemeinsam, wenn dies hilfreich erscheint, auch Druck nach oben erzeugen.

Das mittlere Management ist ohnmächtig

Die beschriebene Machtposition ist zugleich stetig in Gefahr. Zu groß ist am Ende doch die gefühlte und faktische Abhängigkeit von der Unternehmensspitze. Die Gestaltungsmöglichkeiten „im Großen“ sind meist beschränkt, bedürfen eigene Entscheidungen doch oft der Zustimmung des „höheren“ Management und zugleich der Akzeptanz durch die „Untergebenen“ (nebenbei ist dies ein Wort, dass im Kontext sich schnell verändernder Arbeitswelten schnellstmöglich aus dem Vokabular gestrichen werden sollte). Die Sandwichposition erlaubt wenig eigene Aktivität – zu sehr ist der Tag damit gefüllt die Anforderungen und den expliziten und impliziten Erwartungen anderer zu erfüllen. Die Chancen Unternehmertum aktiv (vor) zu leben sind begrenzt, auch durch die vielen expliziten Regeln, deren Einhaltung und Überwachung Teil der Aufgabe ist sowie durch ungeschriebene (kulturelle) „Gesetze“.
 

  • Wie sind die Rollen des mittleren Managements in Ihrem Unternehmen ausgestaltet?
  • Welche Freiräume gibt es?
  • Wie sehr kann man sich für die Zukunft der Organisation engagieren?
  • Der „Job to be done“

 
Die Positionen im mittleren Management sind heute perfekt auf die Erwartungen traditioneller Managementsysteme zugeschnitten. Der „Job to be done“, d.h. der tief verankerte Grund für die durch die Rolle mögliche (Problem-)Lösung, ist aus der Sicht des Top-Management die Führung der Restorganisation zu ermöglichen bzw. zumindest zu erleichtern. Aus dieser übergeordneten Perspektive geht es darum, den Informationsfluss und die Kommunikation sicherzustellen, administrative Aufgaben zu übernehmen, Anforderungen und Ziele zu kaskadieren, deren Abarbeitung zu überwachen, die Qualität sicherzustellen, die Prozesse zu steuern – kurz es geht darum zusätzliche Augen, Ohren und (anweisende) Hände zur Verfügung zu stellen.
 
Auch aus Mitarbeitersicht besitzt die Rolle relevanten Mehrwert. So ist die Führungskraft Vermittler zwischen den Welten und stellt die Sichtbarkeit des eigenen Beitrags, bzw. des Beitrags der Gruppe für das Top-Management sowie ausreichend schnelle (kleine) Entscheidungen sicher. Am wichtigsten ist eine „gute“ Führungskraft für viele als Sparringspartner und Feedback- bzw. Wertschätzungsgeber.

Der Digital-Soziale-Wandel ändert alles

Die „Digitale Transformation“ und der sich in Unternehmen damit unmittelbar verbundenen Digital-Soziale-Wandel bringt nun (plötzlich) nicht nur neue Geschäftsmodelle, Prozesse und technologische Hilfsmittel ins Spiel. Der Wandel greift auch auf der Ebene, die die Daseinsberechtigung des mittleren Managements bislang wesentlich ausgemacht hat: der Kommunikationskaskade. „Das Digitale“ hat in den letzten Jahren in unseren privaten Leben einen Bereich wie keinen anderen verändert: Die Art und Weise wie wir, worüber wir und mit wem wir uns austauschen. Was früher Briefe, Telefon, Fax und e-mail waren findet sich heute in einer unglaublich ausgeweiteten Zahl synchroner und asynchroner Kommunikationstools in unseren Computern und Smartphones. Das Smartphoneäquivalent, das zentrale bidirektionale Kommunikationsinterface in den Unternehmen ist heute das mittlere Management. Doch diese Rolle ist eine der Ersten, die via Intranet, Chatforen, Wikis, Enterprise Social Networks etc. „digital“ ersetzt wird.
 
Was verbleibt sind die kleinen Entscheidungen, die zeitgemäße Organisationen jedoch eher beim wohlinformierten Experten ansiedeln (werden) und die Rolle des Feedbackgebers und Sparringspartners. Doch auch letztere obliegt in moderneren Strukturen eher dem Team und Peers, als einer hierarchisch übergeordneten Person.
 

Kurz: Die Digitale Transformation frisst mit großem Appetit die klassischen Sandwichmanager.

  • Wie weit sind die beschriebenen Entwicklungen in Ihrem Unternehmen bereits sichtbar? 
  • Wie findet Kommunikation statt? 
  • Wie werden Informationen verfügbar gemacht? 
  • Gibt es Möglichkeiten sich schnell und einfach elektronisch auszutauschen?

 
Wer jetzt (einerseits) resigniert, oder sich gar (andererseits) freut, weil sich das Rollenmodell ändert, greift zu kurz. Denn: Die wichtigste Rolle im Rahmen zeitgemäßer Unternehmensentwicklung obliegt dem vertrauenswürdigen, gut positionierten, gut ins Unternehmensnetzwerk eingebundenen Multiplikator. Dem „Leader“, der die Potenziale (seiner) Mitarbeiter erkennt, die ihnen Chancen aufzeigt, sie fördert, ihnen ganz direkt die Wertschätzung des Unternehmens ausdrückt, der ihnen Freiraum gibt, sie anspornt Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen selbst zu treffen.
 
Die „neue Rolle“ ist die des Moderators, des Mutgebers, des Initiators, des Ermöglichers. Es ist die Rolle des Sprachrohrs für diejenigen, die sich (noch) nicht selbst trauen und die Rolle des Vernetzers, der andere auf Augenhöhe (zusammen) bringt. In dieser Rolle geht es darum, Dialoge zu Innovationen, zur Vision und den Werten anzustoßen und zu führen. Diejenigen in dieser „neuen“ Rolle sind der Kleber, der das Unternehmen dann zusammenhält, wenn die Unternehmensführung – aus welchen Gründen auch immer – zu weit weg ist. Diejenigen, die diese Rolle übernehmen (können) sind damit auch die, die die wohl wichtigste Rolle im Zuge des kommenden Wandels spielen. Sie sind der Hebel, um den Wandel schnell, effizient und effektiv zu gestalten. Sie sind der Schlüsselfaktor beim erlernen, erleben und erfahren einer neuen „digitaleren“ Arbeitswelt mit mehr Selbstverantwortung und Selbstorganisation. Sie sind damit die, die über Ansehen und Reputation die neuen Status- (und damit zugleich auch immer Macht-)symbole erhalten.
 

„Unternehmen, die die Digitale Transformation beginnen, ohne ihr Managementsystem zu reflektieren und es auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen, handeln in höchstem Maße fahrlässig.“

 

Die Kerntechnologie jeder Organisation

Bevor man sich die Frage beantwortet, wie man die Mittelmanager „alten Schlages“ bei dem Wechsel in die neue Rolle optimal unterstützen kann, sollte man sich mit dem System beschäftigen, dass diese und alle anderen Beteiligten umgibt.
 
Der Digital-Soziale-Wandel führen zu neuen Kommunikations-, Informations-, Kooperations- und Entscheidungsstrukturen in Unternehmen. Er verändert damit ganz wesentlich die Systemstruktur jeder sich wandelnden Organisation. Er forciert den Auf- und Ausbau informeller Netzwerke und beeinflusst damit – manchmal evolutionär, manchmal disruptiv – das implementierte Managementsystem. Das Management als, wie Gary Hamel es nennt, „soziale Technologie“ ist die Kerntechnologie jeder Organisation. Die Gestaltung dieses Fundaments ist entscheidend für das Gelingen jeder Veränderung.
Und: auch hier gilt Pareto. 80% der (digitalen) Entwicklung beziehen sich auf die soziale Komponente und damit (auch) das Managementsystem. „Nur“ 20% betreffen die „digitalen“ Technologien – auch wenn später in der Wertschöpfung diese Technologie zu 80% zählt. Denn 80% der Wertschätzung müssen am Ende bei den Mitarbeitern landen – und das wiederum beruht auf bewusstem und gutem Leadership und Management.
 
Die Veränderung der Rolle des mittleren Managements – als Folge und als Treiber der Digitalen Transformation – muss entsprechend immer in den Wandel der „Kerntechnologie Management“ eingebettet sein. Mehr denn ja braucht „Management neues Design“ wie Lukas Michel es ausdrückt.

Nicht alle können den Weg gehen

Das bislang geschriebene macht klar, nicht alle werden den Weg gehen können. Zum einen nicht alle Unternehmen, denn der Digitale Wandel macht ein Umdenken im Kontext Management unumgänglich. Wer hierzu als Unternehmen bzw. als Unternehmensführer nicht bereit ist, wird mittelfristig schlichtweg scheitern.
 
Zum anderen werden Führungskräfte, die sich in Haltung und Verhalten mit den Rahmenbedingungen der neuen Rolle nicht anfreunden können, für die Top-Führungsmannschaft und das Unternehmen an Wert verlieren. Unternehmen sind auf ihrem weiteren Weg darauf angewiesen, das Engagement aller Beteiligten zielgerichtet in eine Richtung wirken zu lassen. Verhindern und Bremsen ist in diesem Zusammenhang gefährlicher denn je. Zwar sitzt das mittlere Management nur in der zweiten Reihe, aber dennoch auch am Drücker – und dieser Drücker verändert sich so, dass es unternehmerisch untragbar wäre, diesen in unsachgemäß agierenden Händen zu lassen.
 

  • Wie bewusst ist Ihnen das Managementsystem in der Organisation?
    Wann haben sie zuletzt aktiv hinterfragt, welche Chancen und Risiken davon ausgehen? 
  • Welche Potenziale sind noch ungenutzt? 
  • Welche Hemmnisse blockieren (schon zu lange) die weitere Entwicklung?  

 

Wer muss handeln? 

Wer heute selbst in einer Sandwichposition sitzt, sollte mit sich und seinem Umfeld in eine bewusste Reflexion starten und sich fragen wie weit er/sie selbst bereit ist, eine Rolle als (digital) Leader zu übernehmen. Wobei es hierbei nicht nur um das erlernen neuer Verhaltensmuster geht, sondern als Grundlage eine neue Haltung zu sich selbst und seiner Aufgabe und Rolle gefordert ist.
 
Doch ohne eine geeignete Basis, ohne ein Managementsystem, dass bereit ist mit dieser neuen Rolle und den übrigen sich mit der Digitalen Transformation verändernden Rollen umzugehen, wäre auch der schnellste und umfassendste persönliche Wandel zwar ein positives Signal, aber gleichzeitig ein Schritt der Führende und Geführte gleichermaßen überfordert.
 
Niemand anderer als das Top-Management ist gefragt den ersten Schritt zu tun. Der Wandel muss von oben gewollt  sein und begonnen werden. Er muss mit dem Griff an die eigene Nase beginnen, BEVOR auch nur darüber nachgedacht werden kann, welche digitalen Technologien eingeführt werden sollten. Viele der bestehende Managementsysteme stehen dem Wandel mehr im Weg, als jeder andere Bereich in den Organisationen.

Arbeit für HR

Noch ein Bereich kann hier seinen (neuen) Beitrag zum Wandel leisten: HR bzw. das Personalmanagement. Die Verhaltens- und Haltungsentwicklungen der Führungskräfte wollen und sollten langfristig begleitet werden. Sei es in Form von Peer-Groups oder internen wie externen Coaches oder mit ad hoc Hilfestellungen, so wie wir sie etwa bei den freiKopflern anbieten. Die beschriebene Entwicklung wird für die meisten in ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung eine deutlich nachhaltigere Wirkung haben, als die meisten anderen berufsbedingte Anforderungen.

Fazit 

Die Digitalisierung und die Digitale Transformation greifen über den Nebenaspekt des Digial-Sozialen-Wandels so sehr in die Grundstrukturen von Unternehmen und Management ein, wie kaum eine andere Entwicklung in den letzten fünf Jahrzehnten. Um zu den Gestaltern zu gehören sind alle Führungskräfte, vom Top-Management bis zur untersten Sandwichlage gefordert ihre Rolle und ihr Systemverständnis zu reflektieren. Dies sind die wichtigsten Stellhebel für Unternehmen auf dem Weg in eine (digitalere) Zukunft.

Daher sollten Sie

Als Führungskraft im mittleren Management:

  • selbst reflektieren wie bereit sie sind eine neue Rolle zu finden
  • ihre Stärken und Defizite in den Bereichen des (digitalen) Leadership identifizieren
  • sich aktiv an das Management und ihren Personalbereich wenden, um Unterstützung einzuholen und ggf. auch einzufordern.

Als Geschäftsführer / Vorstand

  • sich mit ihrer Managementstruktur und dessen Bereitschaft für die digitale Transformation auseinandersetzen.
  • die Potenziale und Hemmnisse aus der Innen und Außenperspektive analysieren (lassen).
  • den Mitarbeitern, bei denn sie das größte Potenzial für einen Wechsel in das Rollenmodell des (digital) Leader erkennen, aktive Unterstützung anbieten.

Als Leiter Personal / HR

  • sich der Herausforderungen des durch die Digitalisierung induzierten sozialen Wandels im Unternehmen – insbesondere in Bezug auf die Veränderungen der Kommunikation, Entscheidungsfindung, Vernetzung, Selbstorganisation und Selbstverantwortung – klar werden.
  • die Herausforderungen mit dem Top-Management ansprechen BEVOR der technologische Teil angegangen wird.
  • intern und extern ein Netzwerk geeigneter Unterstützer aufbauen, um die notwendige langfristige Personal-/Persönlichkeitsförderung verzögerungsfrei anzugehen.

Ich freue mich über Ihre Erfahrungen und Meinungen hier in den Kommentaren oder im Chat via Twitter & Facebook.