Jeder der einmal intensiv damit befasst war, sich ein neues Thema zu erarbeiten, weiss wie schwer dies sein kann. Und jeder der einmal die Gelegenheit hatte sein Wissen weitergeben zu können (oder zu müssen) weiss, wie sehr Lehren lehrt und hilft das eigene Verständnis zu vertiefen. Einer der großen Physiker des 20. Jahrhunderts, Richard Feynman, hat diese Erkenntnis in einer Le(h)r/n/methode verarbeitet. Sein 5 Schritte:
- das Thema auswählen – und oben auf ein Blatt schreiben
- Die Idee so formulieren als würde man sie jemandem erklären
- Die Lücken identifizieren
- Nachlesen und lernen bis die Lücken geschlossen sind
- Eine einfache Sprache dafür finden
Was hat das alles mit Mentoring zu tun?
Beim “Mentoring” interagieren der Mentor und der Mentee sehr intensiv in den beiden Bereichen “Know-How” und “Know-Why”. Dabei gelingt es, anders als z.B. in der Beratung, bei der vor allem Know-How genutzt und manchmal weitergegeben wird, oder dem Coaching, bei dem der Coach den Coachee zur Selbsterkenntnis im Bereich des “Know-Why” führt, gemeinsame Entwicklungs- und Wachstumswege zu beschreiten – auch wenn diese im Wesentlichen vom Mentee bestimmt werden. Im Mentoring werden also gemeinsam, sehr schnell und intensiv die von Feynman identifizierten 5 Schritte gemeinsam durchlaufen. Dabei gelangen gerade durch das Vermitteln und das Feedback des jeweiligen Gegenüber, sowohl der Mentee als auch der Mentor, zu einer größeren inhaltlichen und menschlichen Tiefe. Für mich stehen im Mentoring wiederum auch 5 Punkte im Vordergrund, die für beide Seiten enormes Potenzial bergen:
- Das Finden der Vertrauensbasis – Die wenigsten Mentoren und Mentees kennen sich zuvor (so intensiv), dass eine stabile Vertrauensbasis besteht. Der Sprung ins “kalte Mentoringwasser” erfordert, das beide Seiten schnell erkennen, ob die Chemie stimmt und sich dann darauf einlassen in kürzester Zeit, mit einem großen Vorschuss an Vertrauen, eine belastbare Basis aufzubauen.
- Der intensive Austausch – Durch die Kommunikation auf Augenhöhe nehmen beide Seiten viel aus den Mentoring-Sitz-(oder Geh-)ungen mit.
- Die erweiterte Sensorik – Mentoren und Mentees ergänzen sich durch die Verdopplung der Sensorik, mit der sie Entwicklungen und Veränderungen der individuellen Umwelt wahrnehmen.
- Mehr gemeinsame Energie und Sichtbarkeit nach außen – Der intensive Austausch führt dazu, dass neue Energien aktiviert werden und durch das zusätzliche \”zweite Sprachrohr\” auch die Sichtbarkeit des jeweils erhöht wird.
- Mehr Energie und Selbstvertrauen nach innen – Die sich aufbauende starke Verbundenheit und die positive, wenn auch manchmal zum Verlassen der \”comfort zone\” auffordernde, Interaktion hat für beide positive Auswirkungen auf das Selbstvertrauen, die Selbstwahrnehmung und die psychische sowie physische Gesundheit.
Ein neues Themengebiet ist gefordert – “Supervision im Mentoring”
Gerade im Bereich der Leadershipförderung wird zunehmend propagiert, dass Führungskräfte (meist auch ohne geeignete Ausbildung) die Rolle von Coaches bzw. Mentoren übernehmen. Vernachlässigt wird dabei leider noch zu häufig die Möglichkeit der “neuen” Coaches und Mentoren zur Supervision, also zum Austausch mit anderen erfahren(er)en Coaches oder Mentoren, um das selbst vom Coachee oder Mentee erfahrene zu reflektieren. Insbesondere für interne Mentoren ist diese Reflektionsmöglichkeit noch neu. Sie selbst, wie auch die Personalverantwortlichen müssen hier auf die Schaffung von “Supervision im Mentoring”-Gelegenheiten hinarbeiten.
Berater, Mentor oder Coach? Wer ist für ihre individuelle Aufgabenstellung und ihr Selbstverständnis der beste Begleiter? Wenn Sie sich zu dem Thema austauschen möchten kommentieren Sie hier unten, oder Sie sprechen mich einfach an.
Zusammenfassung
Mentoring setzt auf:
- Vertrauen
- Austausch
- Empathie und Sensorik
- Energie
- Selbstvertrauen