Wie schön ist es doch zu erkennen, wenn dass man wieder eine Gelegenheit erhalten hat etwas wichtiges zu lernen.
Ich möchte Sie einladen meinen neuesten Smart Failure mit mir zu reflektieren.
Was ist passiert?
Eigentlich etwas ganz unspektakuläres. Etwas, dass jeden Tag hunderte Male geschieht. Ich habe auf einer Veranstaltung eine Keynote zu einem meiner Kernthemen, der „Zukunft der Arbeit“, gehalten. Im Vortrag ging es um aktuelle Unternehmenswelten über die langsam der VUCA Nebel aufzieht. Und es ging um die Chance – analog zu einer Bergtour – den Weg in Richtung einer veränderten Arbeitswelt zu gehen. Es ging um die Vorbereitungen die man treffen sollte, die Herausforderungen auf dem Weg, die Fähigkeit sich an der Veränderungen der Umwelt anzupassen und es ging darum, nach Prinzipien zu handeln die es dem Team erlauben sich zu 100% einzubringen. Prinzipien, die den Mensch im Fokus halten und ihm Raum geben, statt ihn einzuengen.
Wo lag der Fehler?
Keynotes – so wie ich sie wahrnehme – leben davon, dass vorne jemand steht, der mehr oder weniger perfekt versucht, sein Wissen, seine Wahrnehmungen oder auch seine Meinung dem Auditorium zu vermitteln. Ein Akt der versucht beim Zuhörer Bilder im Kopf entstehen zu lassen, um diese seiner Erfahrungswelt und seinem Wissen in Resonanz zu bringen. Doch bleibt ein Frontalvortrag eine 1 zu N Beziehung zwischen einem Sender und vielen, in diesem Moment unvernetzen und untereinander von der Kommunikation abgeschnittenen Empfängern.
Erkennen Sie den Fehler?
Um Sie nicht weiter mit Sugestivfragen zu nerven: Aus meiner Sicht verschenkt ein solches Format das enorme Potenzial, dass sich aus einem früher geöffneten multilateralen Dialog ergeben könnte.
Es verschenkt das Potenzial, dass entsteht, wenn viele den Raum bekommen ihr Wissen und ihre Erfahrung in den Ring zu werfen, wenn die Anknüpfungspunkte sich plötzlich multiplizieren und wenn aus „1 zu N“ plötzlich „M zu N“ wird. Dabei tritt immer wieder zu Tage, wie viel Wissen – gerade zum Thema neue Arbeitswelt – viele schon in sich tragen. Wenig erstaunlich, wenn man sich klar macht, dass es im Kern vor allem auf gesunden Menschenverstand und ein gesundes Menschengefühl ankommt.
Nun mag ich vergleichsweise viel Wissen im Kontext „Arbeiten 4.0“ besitzen, einfach weil ich mir den Luxus leiste, dies zu einem meiner Kernthemen gemacht zu haben. Dennoch werde ich, wie auch niemand sonst, jemals das gesamte ganze Wissen zu dem Thema in mir tragen können, allein schon weil es dazu mehr Wissen gibt als ein einzelner Mensch je wird erfassen können.
Auch wenn mir viel daran liegt diese Grundwissen zu verbreiten, so hilft diese Verbreitung wenig, wenn nicht zugleich auf der anderen Seite Tiefe entsteht. Tiefe die auch dadurch entsteht , dass man Erkenntnis in eigene Worte fassen kann.
Eine Lösung: Moderierter Impulsdialog statt Keynotes?
Natürlich mag das eine sehr subjektive Wahrnehmung sein. Ich zumindest habe mich schon während meines Slot extrem über mich geärgert, weil ich das Gefühl hatte – zumindest für die Dauer des Vortrags – dem Auditorium einen Teil seiner Lebenszeit gestohlen zu haben. Stattdessen wäre es leicht gewesen, nach kurzen prägnanten Impulsen immer wieder den Raum zur gemeinsamen Diskussion und Reflexion zu öffnen. Das Ergebnis wäre (wahrscheinlich) deutlich mehr Anschlussfähigkeit, mehr Erkenntnisgewinn und damit damit mehr persönlicher Nutzen gewesen – dies nicht zuletzt auch bei mir, denn auch ich lerne aus jeder Kommunikation und jedem (divergenten) Meinungsbild.
Was also kann ich tun?
Impuls-Dialoge sind das für mich derzeit stimmigste Konzept. Kurze Impulse von wenigen Minuten (oder Sätzen), die in wenigen fokussierten Reflexionsfragen münden. Dies mit der sofortige Möglichkeit zur Diskussion, gepaart mit der Option den Impuls, die Fragen und den daraus entstehenden Dialog sacken zu lassen. Damit gibt es insbesondere kein abschließendes Fazit, keine zusammengefasst Kernbotschaft – dies kann nur jeder selbst ziehen.
Doch: Dies fordert sowohl das Auditorium wie auch den Impulsgeber deutlich stärker. Andererseits erzeugt es mehr Anschlussfähigkeit in der Welt des Zuhörers und damit die einzigartige Chance, dass der Impuls tatsächlich anstößt und die Energie erhalten bleibt.
Eins ist noch wichtig!
Mit diesem Format findet der Dialog plötzlich nicht mehr in der optimal geschützten Gedankenwelt des Einzelnen statt. Die Gedanken sind plötzlich nicht mehr frei, sondern dem (manchmal) kritischen Urteil der übrigen Zuhörer ausgesetzt. Damit gewinnt etwas an Bedeutung, das im bekannten Set-up negieren werden konnte: Der „geschützte Raum“ und die vertrauenswürdige Umgebung.
Offenheit für einen ehrlichen und tief gehenden Austausch entsteht oft nur, wenn man sicher ist in einer Gruppe zu sein, die ähnlichen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen hat. Denn – seien wir ehrlich: Kein Geschäftsführer wird seine unternehmerischen oder Führungsprobleme in einer Runde ansprechen, die ihm nicht 100% Vertraulichkeit und Diskretion garantiert. Doch – diese Runden sind selten. Dennoch lohnt es sich sie zu gestalten, oder auch „nur“ auf der eigenen Geschäftsführungsebene in den Dialog zu gehen. Denn maximaler Erkenntnisgewinn sollte immer das Ziel spannender Impulse sein.