lamps-1030901_1280Nachdem ich in den ersten drei Teilen von „new work für die Kleinen“ auf grundsätzliche Aspekte der „Zukunft der Arbeit“ eingegangen bin und erste konkrete Impulse gegeben und für mehr Vernetzung geworben habe, möchte ich im letzten Teil ein paar konkrete Ansätze aufzeigen.
Es gibt eine unglaubliche Anzahl kleiner und meist wenig bekannter „work- & culture hacks“, die, konsequent eingesetzt, schnell zu positiven Veränderungen bei der Zusammenarbeit und der Aussenwirkung einer Organisation beitragen können. Einige die vor allem auch in kleinen Strukturen gut funktionieren, habe ich hier zusammengestellt.
Lob und Anerkennung sind zwei Themen, von denen wir erwarten, dass sie unaufgefordert „von oben“ kommen und die wir daher selten wagen einzufordern. Wir wollen einfach gesehen werden bei dem, was wir gut machen und suchen nach Bestätigung unserer Selbstwirksamkeit.
Manchmal wird noch versucht dies,  falls es noch Budget dafür gibt, in Form von monetären Zuwendungen zu realisieren. Dabei ist Geld eine deutlich kürzer wirksame, weniger nachhaltige „Belohnung“ als es zum Beispiel persönlichere Auszeichnungen sind. Sehr viel nachhaltiger als Geld sind zumeist kleine unerwartete Geschenke, in Form von Theater- oder Konzertkarten, einen Gutschein für ein elegantes Essen, ein Gutschein für die Lieblingsboutique oder den Baumarkt, je nachdem, was Ihren Mitarbeiter am meisten interessiert. Wichtig ist allein, und das ist sicherlich aufwendiger als einfach einen Betrag zu überweisen, dem Adressaten durch diese Art der Anerkennung bewusst zu machen, dass sich hier jemand Mühe bei der individuellen Auswahlgemacht hat.
Da dies aus der „Managementperspektive“ meist schon bei einer Gruppe von 20 Mitarbeitern schwierig werden kann – man kann einfach nicht jeden so gut kennen, dass es 100% passt, hilft es auch hier die Weisheit der Vielen zu nutzen. Noch einfacher und wirksamer ist es, wenn Sie den Mitarbeitern selbst die Möglichkeit einräumen sich gegenseitig Anerkennung in dieser Form auszudrücken. Doch Achtung: das entbindet Sie nicht davon, dies auch selbst zu tun.
Misstrauen ist hier übrigens fehl am Platz. Die Erfahrung zeigt, dass, solange der Prozess transparenz ist, kaum jemand versucht das System zu unterlaufen.
Diese „Peer-Level“ Anerkennung kann aber auch in vielen anderen Formen stattfinden. In kleinen Strukturen sind Kudo-Cards, also gut designte Postkarten die dei Anerkennung ausdrücken, ein sehr geeignetes Medium Legen Sie davon doch mal 20 Stück in der Teeküche mit dem Hinweis aus, das und wie sie genutzt werden können. Noch öffentlicher kann man dies an einer Pinwand gestalten, an der die Mitarbeiter Kudos für andere aufhängen können. Dieser unerwartete, emotionale und ganz kleine Dank verbessert enorm schnell die Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen.
Ähnlichen Effekt hat es, wenn Sie beginnen Leistung zu feiern, statt besonderes Commitment und das Engagement für selbstverständlich zu nehmen. Dazu gehört nicht nur Erfolge zu feiern, sondern auch Irrtümer, also auch die in wohlbedachte, risikobewährte aber gescheiterte Versuche investierte Arbeit explizit zu würdigen. Tun Sie das nicht, wird es immer seltener werden, dass jemand freiwillig ein Risiko übernimmt. Ohne Risiken jedoch keine echte Weiterentwicklung.
Risiken zu übernehmen bedeutet auch den Raum zu haben etwas auszuprobieren, das man selbst oder jemand anderes (im Unternehmen) bislang nicht gemacht hat. Dies zu tun verlangt nach Mut und braucht Erprobungsmöglichkeiten. Eine Frage dazu: Lassen sie Ihre Mitarbeiter ihre Geräte und Maschinen auch nach der Arbeit nutzen? Das spornt oftmals an, Verbesserungen und neue Produktvariationen auszuprobieren.
Das kann dann – ganz nebenbei – ein enorm befreiender Moment auch in Richtung echter Übernahme von Verantwortung durch die Mitarbeiter sein, was den Führungsaufwand verringert und der Geschäftsführung wiederum Raum gibt für noch wichtigere Dinge.
Ein ganz anderes Thema: Haben Sie schonmal überlegt, auf welchen Interaktionskanälen Ihre Kunden zuhause sind? Natürlich nutzen ihre Kontakte die Kommunikationskanäle, die sie ihnen zur Verfügung anbieten, d.h. zumeist, sie kommen in Ihr Geschäft, rufen Sie an oder schicken mails. Aber nutzen Ihre Kunden (und Lieferanten und Geschäftspartner und Wettbewerber) sonst andere Kommunikationswege? Passen die bevorzugten Kommunikationswege zueinander oder gibt es da Lücken?
Wagen Sie den Perspektivwechsel und versuchen Sie zu verstehen, wo und wann ihre Kunden am bestellen und sich ggf. auch über ihre Angebote austauschen. Auch, wenn einige Ansatzpunkte ggf. Neuland für Sie sind, ich bin sicher, dass Sie profitieren, wenn Sie hier ihre Komfortzone verlassen. Oftmals ist das auch eine gute Gelegenheit für den internen Austausch neue Kanäle aufzubauenund etwa interne whatsapp-Gruppen zu starten, Yammer-Accounts aufzusetzen, Zusammenarbeit über Ello oder Podio zu strukturieren oder Daten über eine Cloud auszutauschen. Wenn Sie vor den 1970’ern geboren sind und nicht zu den alten Nerds gehören, müssen Sie ohnehin lernen mit solchen Diensten umzugehen.
Ein probates Mittel um neues Lernen in diesem Kontext zu institutionalisieren ist „Reverse Mentoring“. Dabei lernen die „Alten“ von den „Jungen“.
Wer den Mut habt nicht nur über diesen Tellerrand zu blicken, sondern ihn vielleicht auch zu überwinden kann einen Schritt weiter gehen und Kunden einladen ihr Wissen und ihre Erkenntnisse über Produkte und Außenwahrnehmung mit Ihnen zu teilen. Etwas, dass die „Großen“ als „Design Thinking“ heute gerne tun und für Organisationen jeder Größe, angefangen vom Einzelunternehmen bis zum Großkonzern Wirkung zeigt.
Zum Abschluss der kleinen Artikelreihe eine Auswahl ganz konkreter „hacks“:

  • „Menscheln“
    Der wohl grundsätzlichste Tipp: Seinen Sie menschlich! Versuchen Sie IQ mit EQ zu verbinden und auf die Geschehnisse um sie herum mit gesundem Menschengefühl zu reagieren. Egal, ob die positiven und negativen Botschaften von Mitarbeitern oder Kunden kommen.
    Haben Sie ein offenes Ohr, geben Sie Unterstützung wenn diese hilfreich oder gar notwendig ist und geben Sie mehr als Sie müssten. Dies sind die kleinen Bausteine, die Vertrauen,  Begeisterung und damit mittelfristig Zufriedenheit bei Mitarbeiter und Kunden erzeugen.
    Sie wie auch Ihre Kollegen, Mitarbeiter und auch Ihre Kunden können jeden Tag wieder neu entscheiden, wie sie mit ihrem Umfeld umgehen wollen, und wie sie ihr Umfeld mit sich umgehen lassen.
  • „Meaning“
    Sinn und Bedeutung der Arbeit klären und immer wieder diskutieren. Sprechen Sei darüber wie ihre gemeinsame Arbeit Menschen hilft. Egal was sie tun, für andere ist es so wertvoll, dass jemand dafür bezahlt. Damit gewinnt die Arbeit an Bedeutung und diese fördert wiederum die Zufriedenheit.
  • „Zeiten der Ruhe“
    Führen Sie Zeiten der Ruhe ein, in denen möglichst viele Mitarbeiter vollkonzentriert arbeiten könne, ohne, dass sie dabei unterbrochen werden. Fangen Sie mit einem halben nachmittag an. Falls es etwas zu besprechen gibt, hat das sicherlich ein paar Stunden Zeit.
  • „Job visits“
    Wenn Sie in mehr als einem Raum an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten führen Sie „job visits“ ein, bei denen jeder mal mit am Arbeitsplatz des anderen steht/sitzt und miterlebt, was der/die eigentlich so macht und wie das abläuft. Diese kleinen Besuche bringen deutlich mehr Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen und helfen zudem Vertrauen und Verbundenheit aufzubauen.
  • „Education days“
    sind eine weitere Idee, um den Austausch untereinander zu verbessern. Schaffen Sie einfach alle zwei Wochen für ein bis zwei Stunden eine Gelegenheit, bei der die Mitarbeiter sich gegenseitig etwas (neues) beibringen können. Das kann mit dem Job zu tun haben, muss es aber nicht. Sie werden dabei erstaunliche Kompetenzen und Talente entdecken, die vielleicht auch dazu dienen können neue Produktideen zu entwickeln.
  • Die gleiche Stoßrichtung haben „Customer days“.
    An Customer days laden Sie entweder Kunden ein, den Tag bei Ihnen zu verbringen etwa, um Sie über Ihre Schulter schauen zu lassen  oder sie ggf. auch gemeinsam mit Ihnen arbeiten zu lassen – oder einzelne Mitarbeiter verbringen einen Tag aktiv bei Ihren Kunden, wieder um zu verstehen, welche Herausforderungen diese zu meistern haben und wo ihre Produkte und Dienstleistungen diesen helfen. Das schafft nicht nur Verständnis, sondern auch Stolz und kann, wenn man zum Beispiel sieht, wie sehr das eigene Produkt dem Kunden im Leben oder bei der Arbeit hilft, Begeisterung auslösen, die Sie so ins Unternehmen tragen können.
  • „Co-Essen“
    Mit wem gehen Sie normalerweise Mittagessen? Wie wäre es, wenn sie mal mit den Mitarbeitern eines Unternehmens ganz in ihrer Nähe gemeinsam zum Essen gehen? Der Austausch, insbesondere der interdisziplinäre tut gut, bringt neue Gedanken auf und verbessert ganz nebenbei die lokale Vernetzung.
  • „Offene Probleme“
    Wie offen gehen sie mit ungelösten und gelösten Problemen um? Nehmen Sie sich doch regelmäßig Zeit, diese in großer Runde zu diskutieren. Dabei kann man leicht neue Lösungen identifizieren oder auch verhindern, dass andere in die gleiche Problemstellung laufen.
  • „Um Widerspruch bitten“
    Wenn Sie eine neue Idee vorstellen, bitten Sie ihre Kollegen und Mitarbeiter ganz explizit um Widerspruch. Dies öffnet Raum um einen möglichst klarer Überblick über die Chancen und Risiken zu erhalten.
  • „Um Perspektiven bitten“
    Die andere Perspektive in diesem Kontext ist, regelmäßig zusammenzukommen um zu reflektieren, was gut läuft und wofür man dankbar sein kann. Dabei ist dann auch Gelegenheit die Mitarbeiter aktiv zu fragen, was besser laufen könnte und welche (vielleicht auch ganz kleinen) Verbesserungsmöglichkeiten gesehen werden.

Wenn Sie weitere kleine und größere Tipps suchen, dann schauen Sie doch ab und zu mal auf http://small-steps-big-impact.com vorbei. Hier finden Sie eine Liste mit weiteren work hacks die unregelmäßig ergänzt wird.
Das absolut Beste, dass Sie für sich und Ihre Organisation tun können, egal, ob Sie alleine Unterwegs sind, oder mit 100.000 anderen: Seien Sie selbst ihr stärkster Wettbewerber!
Erfinden Sie sich immer wieder neu, passen Sie sich an Veränderungen an, nehmen Sie Entwicklungen voraus soweit Sie können. Das betrifft Produkte genauso wie die Art der Zusammenarbeit. Stellen Sie alles immer wieder auf den Prüfstand und klären Sie, ob es noch zeitgemäß ist und zu Ihnen und ihren Kunden passt.
Lernen Sie, Arbeit immer wieder neu zu denken!