Haben Sie mit Ihrem Vertrauen schonmal so richtig danebengelegen? Wer oder was hat dabei ihr Vertrauen am meisten enttäuscht?
 
Keine Frage – wir alle sind schon enttäuscht worden und manchmal sitzt der Stachel tief. Misstrauen macht sich breit und weitet sich all zu oft in Bereiche aus, die mit der eigentlichen Enttäuschung nur am Rande zu tun haben. Dabei wissen wir: Misstrauen ist ein sch… Gefühl.
 
Vertrauen dagegen ist schön. Vertrauen ist mit positiven Emotionen besetzt. Doch, haben Sie sich schonmal gefragt, wie sich in Zeiten schneller Facebook-Freundschaften, tatsächlich entfernter LinkedIn- und Xing-Bekanntschaften und Twitter-Followern der Umgang mit dem Thema Vertrauen verändert?
 
Ich frage mich das oft, vor allem, wenn ich sehe, dass mir selbst immer mehr Menschen „folgen“. Auf LinkedIn sind es inzwischen knapp 13.500 (Stand 23.Feb 2017). Wieso vertrauen mir all diese Menschen – auch wenn es nur soweit geht, dass ich ihnen ungefragt ihre Timeline befüllen kann. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich von all diesen Menschen nur ca. 2% tatsächlich kenne.

Was ist das also, mit diesem Vertrauen?

Gunter Dueck zitiert in seinem neuen Buch „Flachsinn“ (nebenbei gebe ich hier eine Leseempfehlung an alle, die diese Welt (oder ihre Organisation) ein wenig verändern wollen – vertrauen Sie mir!) aus dem Buch „The Trust Advisor“ von David Maister dessen Formel für Vertrauenswürdigkeit:
Vertrauenswürdigkeit
Er schreibt dazu: “Jemand, dem wir vertrauen, tut, was von ihm erwartet wird. Er sagt nur, was auch stimmt und was er wirklich meint – er ist uns über längere Zeit ein vertrauter Freund geworden und ärgert uns eigentlich nie durch Egoismus oder Versuche, uns zu übervorteilen. Maister hat das Ganze durch eine Bruchformeldarstellung erhellt. Die will sagen: Auch wenn jemand zuverlässig, glaubwürdig und vertraut ist, vertrauen wir ihm nicht wirklich, wenn er gleichzeitig zu offensiv seine eigenen Interessen in den Vordergrund stellt. Selbstorientierung steht im Nenner des Bruchs, sie mindert das Vertrauen.“
 
Wie sehr sind Sie in dem was Sie selbst oder Ihr Unternehmen aussendet selbstorientiert? Mit wie viel Vertrauen gegen Sie in Vorleistung? Wie zuverlässig agieren Sie? Stimmt alles was Sie sagen? 
 
Dabei ist – und das ist das eigentliche Thema hier – Vertrauen für jeden absolut notwendig, der nicht ganz alleine in einer Welt mit wachsender Komplexität und Dynamik die eigene  Zukunft meistern will. Für Unternehmen ist ein hohes Maß an Vertrauen in die Organisation und gegenüber ihr damit absolut Überlebenswichtig. Wenn es bei Ihnen kein echtes, tiefgründiges, ehrliches Vertrauen gibt…. ohoh… Vielleicht lesen Sie dann doch lieber nicht weiter.
 

Sind Sie noch da? Lesen Sie noch?

Dann lade ich Sie ein, sich mit mir anzusehen was und wie Vertrauen „ist“, wie es entsteht und warum wir es in der Zeit stetiger Veränderung und Entwicklung immer mehr brauchen – auch wenn immer weniger davon vorhanden zu sein scheint.
 
Vertrauen saugen wir im Idealfall schon mit der Muttermilch (oder aus der Flasche) auf. Wir nennen es Grund- oder Urvertrauen, wenn wir erkennen, dass die Systeme um uns herum „immer gleich“ funktionieren. Dieses Systemvertrauen steckt in Werten, Normen, Strukturen. Es zeigt sich in Ritualen, in unseren Kommunikationsmustern und in vielen anderen kleinen Dingen, die wir nicht mehr bewusst wahrnehmen. Der weiße Kittel eines Arztes ist mehr als nur seine Arbeitskleidung, und wenn die Ampel auf Grün steht fahren wir so schnell über die Kreuzung, dass wir für den Querverkehr nicht mehr bremsen könnten. Warum auch? Wir können ja darauf vertrauen, dass der Rot hat und bremst.
 
Auf Unternehmen übertragen sind die Systemkomponenten, die Vertrauen einflößen, die Prozesse, Strukturen und – tatsächlich hier ganz wichtig – die Vision und der (gemeinsame) Sinn, die so etwas wie die Grundhaltung der Organisation ausdrücken. Die Katalysatoren dieses organisationalen Vertrauens sind das Verhalten der Repräsentanten, also der Führungskräfte, der Multiplikatoren und – nach außen gerichtet – der Mitarbeiter, die im Kontakt zu den Kunden stehen. Immer geht es dabei auch darum, Anknüpfungspunkte zu identifizieren, die das Vertrauen ermöglichen und – in gewisser Weise – rechtfertigen. Finden wir diese, ist der Wunsch schnell groß zu dieser Gruppe dazuzugehören – als Käufer von Produkten oder als Mitarbeiter.
 
Wem vertrauen Sie? Welchen Unternehmen? Welchen Gruppen? Welchen Menschen?
 
Neben dem Vertrauen „ins System“ gibt es da noch den zweiten Bereich, der manchmal auch viel emotionaler Vertrauen weckt. Das Vertrauen zu anderen. Dieses interpersonelle Vertrauen hat damit zu tun, zu jemandem eine Verbindung zu haben und von ihm oder ihr „berührt“ zu sein. Dieses „get in touch“ kann dabei zunächst auch – auf die Distanz – emotional oder intellektuell geprägt sein. Und – spannend – es verstärkt sich gerade dann, wenn man sich tatsächlich mal – so im echten Leben – berührt. Auch wenn es nur ein Händedruck ist. Darum ist es auch für virtuelle Teams so wichtig sich ab und ganz real zu begegnen.
 
Heute – im Zeitalter des großen globales Netzes – beruht dieses persönliche Vertrauen oft auf ganz anderen Dingen als früher. Wenn früher eine große Zuhörerschaft nur zusammenkam, wenn jemand „wichtiges“ etwas zu sagen hat – dem man natürlich aufgrund seines „Systemrelevanz“ vertraute – so ist es heute im der Zeit ständigen Grundrauschens ein Merkmal das Status und auch Macht mit sich bringt, wenn viele andere jemandem Vertrauen: Reputation und Anerkennung sind heute die Trigger, um einem Unbekannten erstes Vertrauen zu schenken.
 
Wieder übertragen auf größere Strukturen kommt gerade, wenn es um „den guten Ruf“ geht, heute das Thema Nachhaltigkeit  – in seinen Komponenten sozial, ökonomisch und natürlich auch ökologisch – ins Spiel. Wer hier nachweislich Punkten kann hat für viele die Nase vorn.

Und was hat die Digitale Transformation damit zu tun?   

Das kommende „Digitale“ ist für viele ein Wandel der gleichzeitig positive Erwartung wie extreme Zurückhaltung auslöst. Komplexität und Vernetzung nehmen weiter zu, Verbundenheit und eben auch Vertrauen scheinen die besten Antworten und Lösungsansätze zu sein, um damit umgehen zu können. Da wird Flexibilität und gleichzeitige Resilienz gefordert, Anpasungsfähigkeit ohne gleich den Kopf zu verlieren. Agil sollen und wollen wir sein, in dieser VUCA Welt.
 
Doch Agilität braucht ein sicheres und stabiles Fundament, um uns, die wir diese leben sollen, nicht als Strohfeuer zu verbrennen. Ein Fundament in dem Werte und Normen, Regeln und organisationales SelbstVERTRAUEN ganz selbstverständlich vorhanden sind. Und ein Fundament in dem die Strukturen Selbstwirksamkeit, Freiraum, Wertschätzung und eine persönliche Entwicklung ermöglichen.
 
Wie Gold die Krisenwährung der Weltwirtschaft ist, so ist Vertrauen die harte Münze (zukünftig) fluider Organisationen und stabiler Netzwerke. Wer Vertrauen im Wandel hat, hat auch Vertrauen in den Wandel.

„Vertrauen ist die ertragreichste und beständigste Währung in einer Zeit wachsender Komplexität.“ 

 
Echtes, tiefgründiges Vertrauen aufzubauen ist heute wahrscheinlich schwieriger als jemals zuvor. Denn um das aufzubauen, was Maiers „Vertrauenswürdigkeit“ nennt, ist heute keine Zeit mehr! Durch das Dauerfeuer von e-mails, Chats, Werbung, Spam, und manchmal auch echter wichtiger Information stumpfen wir immer weiter ab. Unsere Aufmerksamkeitsspanne sinkt immer weiter.

„Wir wollen alle kurz und höchst interessant. Instant Kick!“ (Gunter Dueck in „Fachsinn“)

 
Zwar entscheiden wir in den ersten Sekunden eines Treffens, ob wir jemanden grundsätzlich als sympathisch (und damit vertrauenswürdig) einstufen. Der Aufbau einer echten Beziehung – egal ob zu einem „System“, einer Organisation oder zu einem Menschen – braucht allerdings deutlich länger.

[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]„Vertrauen ist etwas anderes, als Aufmerksamkeit zu erhalten“[/clickandtweet] 

 
Wenn Sie also in und an einer Struktur arbeiten, die das Vertrauen ihrer Stakeholder verloren hat, bauen Sie nicht auf den schnellen Kick – bauen Sie auf Substanz und selbige auf! Investieren Sie „Quality Time“! Gehen Sie ins Gespräch, in echte Dialoge. Geben Sie Vertrauensvorschüsse und vermeiden Sie als SABTA wahrgenommen zu werden, also als jemand mit „Sicherem Auftreten Bei Totaler Ahnungslosigkeit“. Haben Sie Schwächen und stehen Sie dazu! Bilden Sie sich ruhig auch mal langsam eine Meinung, seien Sie Mensch und respektieren Sie andere – egal welche Kleidung sie tragen, welche Haar- oder Hautfarbe – so, wie Sie es sich wünschen, respektiert zu werden.
 
Und was „das System“ betrifft: Fragen Sie sich, welche Regeln, welche Normen, welche Werte und mentalen Modelle Instrumente und Strukturen bei Ihnen Vertrauen fördern – und welche es unterminieren?!
 
Je kritischer die Zeiten, je mehr sich um uns herum verändert, je mehr sind wir auf der Suche nach den Dingen, Gruppen und Menschen auf die wir wirklich vertrauen können. Finden wir diese nicht, mangelt es an Grundvertrauen und es fehlt ein wichtiger Referenzpunkt, um die aktuelle Lage einzuschätzen. Fehlt dieses Vertrauen in und für den großen digitalen Wandel, so steigt die Wahrscheinlichkeit zu Scheitern immens. Kluge Unternehmen bauen Systemvertrauen auf, indem sie die Mitarbeiter zu Vertrauten machen.
Und Sie?
 
Wenn Sie persönlich oder in, für und durch Ihre Organistaion mehr Vertrauen aufbauen möchten, berate, begleite und unterstütze ich Sie gerne. Sprechen Sie mich einfach darauf an.