So erstrebenswert ein Job im (Top-)Management, sei es im Mittelstand oder in einem Konzern, für manche erscheinen mag, er ist es aus meiner Sicht immer weniger. 
In Zeiten voller Unsicherheit, Dynamik, wachsender Komplexität und Vielfalt kann im Management nur dann gute Arbeit leisten, wer neben der Kompetenz für das Alltagsgeschäft eine Vielzahl von immer wieder neuen Sonderqualifikationen und Erfahrungen mitbringt. Man muss die Digitalisierung verstanden haben, Agilität leben, „new-work“ zulassen und dem zarten Pflänzchen Innovation Raum geben. Man muss Zusammenarbeit orchestrieren, Konflikte eingehen und lösen und wahlweise und abwechselnd als Leader, Influencer, Multiplier und Fokuspunkt agieren. Man muss ständig erreichbar, auf Augenhöhe kommunizieren, Präsenz und Standing zeigen. Eine, nein, eine Vielzahl von Mammutaufgaben.
Aufgaben, deren unvollständige Lösung immer mehr in die Kritik hervorruft, weil die Außenwelt zwar die Veränderungen wahrnimmt, ihr die Auswirkungen aber nicht klar sind. Aufgaben, die heute in jedem klassischen Teilbereich so umfassende und vielfältige Kompetenzen erfordert, dass niemand mehr diese alleine in sich vereinen kann. 
 

In der Falle

Fatal ist, dass kaum jemand auf diese neue (eben AUCH Management-)Welt vorbereitet ist. Zu tief stecken die alten Muster, zu viele Bücher vermitteln die Lee/hren einer vergangenen Zeit. Einer Zeit, die bis vor 10 Jahren Alltag war und die seitdem fundamentalen Wandel erlebt.  
Viele – nicht nur auf der Top-Ebene von Unternehmen – fühlen sich gefangen. Viele suchen Rat. Viele landen bei Heilsversprechern, die die Linderung der Symptomen in Aussicht stellen, ohne sich um das Gesamtbild kümmern zu wollen. Symptome deren Linderung für die Unternehmen so wirksam ist, wie der Versuch einen Waldbrand mit der Wasserpistole zu löschen. 
Das Resultat sind noch mehr verpasste Chancen und noch mehr Widerstand die wirklich notwendigen Schritte weiterzugehen.
 

Management muss sich mehr mit sich selbst beschäftigen!

Management und Führung sind Aufgaben, deren Konsequenzen man sich auf der individuellen wie auch der organisationalen Ebene bewusst sein sollte. Aufgaben, die mehr verlangen, als ein Grundverständnis für die vielen Themen. Aufgaben, bei denen es immer wichtiger ist, sie gemeinsam anzugehen und zu meistern. Zusammen mit kompetenten Kollegen, mit wohlwollenden Reflektoren, mit kritischen Hinterfragern, mit vorwärtsgewandten Impulsgebern, mit starken, stabilen Netzwerkpartnern, die mit dem gleichen Interesse an denselben gemeinsamen Zielen arbeiten. 
 
Management muss beginnen sich von sich vom individuellen Selbst und etwaigen ehrgeizigen, persönlichen Zielen abzuwenden, um sich auf die gemeinsame, harte Arbeit am langfristigen, nachhaltigen Erfolg von Unternehmen neu zusammenzufinden. 
 
Es muss an vielen Stellen aufhören Theater zu spielen. Digitalisierungstheater, Innovationstheater, Meetingtheater, Agilitätstheater. Es muss fokussieren und konkret agieren. Bewusst, authentisch, ehrlich mit sich selbst. Reflektiert. Es muss sich öffnen für neue Ideen und Perspektiven. Es muss in die Tiefe der Organisation einsteigen, sich darin versenken, neu aufblicken, verstehen. Es muss in den Hubschrauber steigen und neue Höhen erreichen, das große Bild sehen und die neuen Zusammenhänge erkennen. 
Es muss, es muss, es muss…. Alles zugleich, alles gemeinsam.
Es muss sich dafür austauschen, kommunizieren, die richtigen Fragen stellen. Es muss vielfältige Antworten zulassen und sie verstehen!
Denke ich ans Management überkommt mich Trauer, denn zu viele sind noch zu allein. Sie sehen die Herausforderungen und Gefahren, die Probleme und Konflikte. Und doch fehlen ihnen die Ratgeber, die Partner und Kollegen mit denen sie vertrauensvoll den Weg beschreiten können. Noch fehlen die Reflexionsflächen, die den wichtigen Blick in den Spiegel erlauben. Die Raum schaffen um zu verstehen, wo die wahren Potenziale liegen. 
Der Wunsch ist überall spürbar, aber noch fehlt der Mut und die Neugierde, sich in die neue Welt aufzumachen, sie anzunehmen und sie gemeinsam zu gestalten.
 
Ich wünsche mir einfach immer mehr strahlende Gesichter im Management und in den Unternehmen.