Trends und Trendprognosen sind rund um den Jahreswechsel seit jeher so beliebt wie gute Vorsätze. Leider haben sie zum Teil auch nur deren Haltbarkeit. So mancher „Trend“ ist schneller vorbei als er bekannt wurde, andere sind nur sehr spezifische Filterblasenthemen und wieder andere sind ehrlich gesagt schon lange jenseits der Trendphase. Dennoch ist es wichtig immer wieder den Blick auf und über den Tellerrand zu heben, um ein Gefühl dafür zu erhalten, was die Welt beschäftigt und beschäftigen wird. 

Nach den Entwicklungen im letzten Jahr ist es wenig erstaunlich, welche Trends im Kontext Arbeit identifiziert werden. Eine Suche nach den Stichworten „Trends 2021 Arbeit“ zusammen mit einigen Newsletterbeiträgen vom Handelsblatt und den Nordic Business Forum hat mich zum Beispiel zu folgenden Links und Analysen geführt:

Randstad Deutschland schreibt zum Beispiel: „Beruflich Durchstarten: 5 Trends für 2021“: „Flexibles Arbeiten auf dem Vormarsch“, „Die Digitalisierung schafft neue Nähe“, „Zukunftsbranchen boomen“, „Alternative Arbeitsmodelle werden attraktiver“, „Lebenslanges Lernen fördert Erwerbsfähigkeit“ (https://www.presseportal.de/pm/13588/4799880)

Auf it-daily.net findet sich: New Work: „Diese Trends werden 2021 essenziell“: „Neuer Standard Wireless“, „Sichere Zusammenarbeit“, „Virtuelle Präsenz“, „Stress reduzieren“, „Langfristiges Change Management“ (https://www.it-daily.net/it-management/projekt-personal/26548-new-work-diese-trends-werden-2021-essenziell)

Die Computerwelt schreibt auf ihrem österreichischen Portal: „Trends der Arbeitswelt 2021: „Agilität und menschliche Initiativen“, „Flexibilität“, „Belastbarkeit und Sicherheit“, „Vielfalt“, „Compliance“, „Agilität“ (https://computerwelt.at/news/topmeldung/trends-der-arbeitswelt-2021-agilitaet-und-menschliche-initiativen/)

Das Nordic Business Forum hat in einem kleinen Handbuch „5 Leadership Trends for 2021“ zusammengetragen: „Investing in people“, „Cultivating an Innovation Culture“, „Leading a Diverse Organization“, „Transparency and Accountability“, „Continuous Learning“(https://www2.nbforum.com/e/703403/adership-trends-2021—NBF-pdf/s42ht/190748060?h=k3SFDhW7hVeD114fB_MO5bbvLb3kxAub0XPsH1EsJEk)

Und das Handelsblatt geht das Thema wissenschaftlicher an: „Vier Wissenschaftler erklären, wie die Arbeitswelt nach Corona aussehen wird“: „Umgang mit den Auswirkungen des Coronavirus“, „Homeoffice“, „Digitalisierung“, „Re-Organisation der Arbeit“(https://app.handelsblatt.com/karriere/zukunft-der-arbeit-vier-wissenschaftler-erklaeren-wie-die-arbeitswelt-nach-corona-aussehen-wird/26738340.html)

Es sind immer wieder die gleichen Stichworte die auftauchen: Digitalisierung, Flexibilität, Agilität aber auch Homeoffice, Selbstorganisation, Zusammenarbeit und Lernen. Sie zeigen, welche Entwicklungen als besonders drängend empfunden werden. Dabei sind alle Themen intensiv miteinander verwoben und können kaum isoliert und singulär betrachtet werden. Will man sie angehen ist es fast egal, welches Problem als Aufhänger besonders in den Blick genommen wird. Ist etwa das Ziel die Flexibilität zu verbessern, muss zugleich den Grad der Selbstorganisation und Zusammenarbeit betrachten werden und den Digitalisierungsgrad im Auge zu haben, um orts- und zeitunabhängiges arbeiten, wo immer möglich zu erlauben. Allerdings ist es fast gleichgültig, welchen anderen Ausgangspunkt man wählt, die Kette lässt sich fast immer ähnlich kombinieren. Dies zeigt, dass man der Komplexität, die das Zusammenspiel dieser Elemente mit sich bringt, nicht entkommen kann. Wer dennoch so vorgehen möchte, läuft Gefahr, mit den so in den Fokus gesetzten Punkt den eigentlichen Kern der Herausforderung nicht zu greifen oder sich falsch leiten zu lassen.

Klar sollte sein, dass es, gerade jetzt in dieser für viele so herausfordernden Zeit der Pandemie, mit all ihren Einschränkungen, Belastungen und Verlusten darum gehen sollte, Arbeit so einfach und die Verbundenheit fördernd zu gestalten, wie möglich. 

Sie sollte konsequenter denn je vom Menschen her, d.h. von den (Grund)Bedürfnissen und Erwartungen her gedacht werden, um so in einer Zeit großer Verunsicherung ein maximales Maß an Stabilität, Sicherheit und Resilienz aufzubauen. Arbeitgeber können damit in der gerade für sie schweren Zeit mehrfach Punkten. Erstens, weil Mitarbeiter:innen dies als besondere Wertschätzung wahrnehmen und darauf positiv reagieren, zweitens weil Kund:inn:en und das soziale Umfeld (über den Kontakt zum Unternehmen) den Zusammenhalt erleben, (erwiesenermaßen) positiv wahrnehmen und schließlich zahlt dies beides auf eine positivere Gesamtentwicklung ein.  

Den Überblick erhalten

Aus meiner Erfahrung lassen sich die aktuell notwendigen Entwicklungen (aka Trends) der Arbeitsgestaltung auch in „nur“ drei wesentliche Bereiche kategorisieren, die gemeinsam gedacht und bearbeitet werden sollten. Sie in dieser Art zusammenzufassen bringt mehr Klarheit für die notwendigen Schritte. Es geht um:

  • das meistern der (notwendigen) Innovationsdynamik, d.h. die Möglichkeit und Bereitschaft sicherzustellen, dass die Entwicklungen (mit)gegangen werden können und wollen. Dies schließt auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mit ein. 
  • die Gestaltung angepasster Arbeitsmodelle, d.h. die Veränderung der Grundlagen der Zusammenarbeit. „Management“ und die Entscheider in den Unternehmen können sich sich hier wesentlich weiterentwickeln. 
  • die Definition der Rolle von Führung in der durch die beiden ändern Schritte veränderten Gesamtkonstellation. „Leadership“ verändert Führung und die Zusammenarbeit. 

Der erste Bereich zielt dabei auf eine Entwicklung ab, die im Wesentlichen auf der zwischenmenschlichen Ebene stattfindet, unterstützt von Veränderungen und der Schaffung neuer Möglichkeiten im Arbeitsumfeld.

Der zweite Bereich erfordert die Bereitschaft auf organisationaler Ebene die Grundlagen der Zusammenarbeit anzupassen, Strukturen, Routinen und Prozesse zu überarbeiten und damit den Raum zu öffnen, um im ersten Bereich Erfolge erzielen zu können.

Führung, im dritten Bereich, entwickelt sich zunehmend zu einer Dialog- und Koordinationsaufgabe und gewinnt damit an Bedeutung, um den Wandel in den anderen beiden Bereichen zum Erfolg zu führen. 

Niemand muss, viele könnten etwas tun

Grundsätzlich ergeben sich 4 Optionen für den Umgang mit diesen Trends und aktuellen Entwicklungen:

  1. Im Unternehmen alles so lassen wie es ist, entweder, weil die Organisation schon gut vorbereitet ist und problemfrei funktioniert oder weil die Bereitschaft zur Arbeit mit und an den Veränderungen nicht da ist.
  2. Die Trends isoliert betrachten, priorisieren und sukzessive angehen. So kann in überschaubarem Rahmen Thema für Thema angegangen werden, wobei die Wahrscheinlichkeit hoch ist eine lange Kette an Projekten zu starten oder am dringendsten und wichtigsten Problem vorbeizuarbeiten.
  3. Die Themen, wie oben gezeigt in die wesentlichen Bereiche kategorisieren und eng koordiniert aber auf den verschiedenen Ebenen mit unterschiedlichen Akteuren angehen. So lassen sich Energien bündeln, ohne Zeit zu verlieren.
  4. Die Entwicklungen ganzheitlich angehen und die Organisation im großen Stil und mit raumgreifenden Schritten insgesamt umgestalten. Aus meiner Sicht ein Weg der in kleinen Unternehmen machbar ist, der aber mit zunehmender Größe überproportional Schwierigkeiten mit sich bringt. 

Unabhängig von allen Trends und aktuellen Veränderungen zeigt sich in immer mehr Unternehmen, dass eine der wohl dringendsten und wichtigsten Aufgaben ist, weiter die tief in den Strukturen und Regeln verankerten Störfelder und Hemmnisse abzubauen. Es gibt an vielen Stellen anti-agile Prozesse, irritierende Kommunikationsstränge, entmündigende Regeln und sinnbefreite Bürokratie, die am Ende allen Beteiligten auf dem Weg zu einer verantwortungsvolleren und zukunftsorientieren Zusammenarbeit im Weg stehen. Und ohne hier Trends und aktuelle Notwendigkeiten aufzuzählen, diese Barrieren zu beseitigen ist immer und überall eine dringende und wichtige Aufgabe.

An dieser Stelle kann ich nur dazu raten Tools zu nutzen, die eine objektive und strukturierte Analyse erlauben, um dann gezielt und fokussiert vorzugehen. Entsprechende Werkzeuge nenne ich euch gerne.

An dieser Stelle noch ein Hinweis und eine Bitte: In meiner aktuellen Umfrage dreht sich alles um die konkreten Veränderungen der Arbeitswelt durch die Pandemie um daraus Hinweise auf notwendige Veränderungen in der Zukunft abzuleiten. Unter den Teilnehmern verlose ich drei in diesem Kontext höchst relevante Bücher: „People Centric Management, „Management Design“ und „The Performance Triangle“.