Ich bin kein politischer Mensch.
Ich bin ein Mensch, der von sich behauptet immer auch das große Bild im Blick zu haben.
In meiner Wahrnehmung hat sich das große Bild – dass für viele bei den (13.03.2016) Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt aus dem Rahmen gefallen ist – nicht wirklich verändert. Jedoch hatten gestern diejenigen, die maximalen Frust empfinden, die die sich nicht mehr mitgenommen und schon gar nicht abgeholt fühlen, eine Gelegenheit und einen Fokuspunkt, um sich Luft zu machen. Sie haben sich eine Stimme gesucht und sie gefunden – und dabei vielleicht oftmals auch in Kauf genommen, dass die Stimme nur teilweise auf ihrer Wellenlänge ist. Aber sie konnten sich sicher sein, dass diese Stimme laut ist und gehört wird.
Das war der politische Teil des gestrigen Tages.
Jetzt frage ich mich, wieviele Menschen gehen heute wieder zur Arbeit und erleben dort den gleichen Frust, das gleiche nicht gehört und nicht ernstgenommen werden?
Ich fürchte, das sind viele, viel zu viele!
Dieser Frust erzeugt im Job dieselbe Verweigerung und den selben Protest, wie er sich gestern entladen hat. Der Unterscheid ist, dass der Frust keinen Fokuspunkt einer Wahl und einer Partei besitzt. Er ist schleichend, täglich, und damit mindestens genauso zermürbend.
Dabei gibt es hier viele Möglichkeiten dies zu verändern. Viele dieser Wege, die Frust abbauen, die Selbstwirksamkeit erzeugen, die Zufriedenheit zurück an den Arbeitsplatz bringen, umreißen wir mit Begriffen wie „new work“ oder „Arbeiten 4.0“. Es sind die kleinen Veränderungen, die den Menschen wieder Raum geben, die ihren Wert und Selbstwert anerkennen und erhöhen. Die es ihnen ermöglichen Sichtbarkeit zu erlangen. Die die Ventile für Frust und heftigen Protest überflüssig werden lassen.
Dabei ist „new work“ nicht unbedingt nur Unternehmensdemokratie, auch wenn dies ein Ziel sein kann. Es ist mehr, es ist gelebte Menschlichkeit, Raum für Verantwortung, Wissen um die Bedeutung des eigenen Tuns und der Bedeutsamkeit für die anderen, die im gleichen Unternehmen am gleichen Ziel arbeiten.
Mit der Verantwortung die new work Menschen in ihrer Arbeitssituation zurückgibt gibt new work ihnen auch Verantwortung für sich selbst. Mit der Stimme und den Ohren die ihnen zuhören gibt new work ihnen Sicherheit statt ihre Unsicherheit auszunutzen.
Und – was Menschen als Mitarbeiter erleben, tragen sie auch in die Gesellschaft in der sie leben.
New work ist dabei sicher nicht die ultima ratio – die Lösung aller Probleme. Aber es ist ein Ansatz der im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die wir alle tragen, betrachtet und durchdacht werden sollte.