Kundenzentrierung – Bullshit Bingo oder echter Mehrwert durch (und fĂŒr) die Mitarbeiter

So manche Begriffe oder vielleicht doch eher „viele“, mit denen wir uns im Arbeitsalltag umgeben, sollten immer mal wieder reflektiert werden – finde ich. In der letzten Woche war es die „Fehlerkultur“ die ich mir angeschaut habe. In dem Kontext bin ich auch (mal wieder, fragt mich nicht wieso
) ĂŒber die „Kundenzentrierung“ gestolpert. Und gerade im Hinblick auf die Entwicklung der Grundfesten von Organisationen, ihrer strategischen und damit prozessualen und strukturellen Ausrichtung, ist der Begriff bei weitem nicht so ohne, wie er erstmal klingt.
 
Wenn sich ein Unternehmen kundenzentriert aufstellen möchte, hat dies Implikationen, die nicht nur die Zusammen.Arbeit im kleinen, sondern auch die Gesamtstruktur insgesamt betreffen. Ein bisschen „Marketing Blabla (Disclaimer: ich habe selbst lange im Marketing und marketingnah gearbeitet – ist auch gar nicht abwertend gemeint) und schon fĂŒhlt der Kunde sich ernst- und wahrgenommen“, reicht halt nicht. Schließlich geht es um mehr, um Fokus, im Idealfall, darum Raum zu schaffen, in dem Kunden Begeisterung empfinden und so zu Fans werden können und (vor allem) wollen.
 
Ich geh mal einen Schritt zurĂŒck. Woher kommt ĂŒberhaupt die Idee der Kundenzentrierung? Peter Drucker (der Managementguru aus den 1950’ern) hat wohl mal gesagt „The purpose of a business ist to create and keep a customer.“ Die Aufgabe des Unternehmens ist, den Kunden anzulocken und zu behalten. Daraus kann man Kundenzentrierung anlesen, wenn man mag. Lange zuvor haben Unternehmen ja auch gut funktioniert, indem sie vor allem auf effiziente Prozesse und hohe QualitĂ€t geachtet haben, auch das bringt und hĂ€lt Kunden. Die Erwartungen spezifischer, individueller Kunden standen dabei noch nicht so sehr im Fokus. Die meisten Unternehmen kamen auch damit gut zurecht, dass die Kunden eher unternehmenszentriert waren – teils mangels Alternativen, teils, weil man sich fast schon verpflichtet fĂŒhlte, bei „seinem Anbieter“ zu bleiben, teils weil die WechselhĂŒrden einfach immens hoch waren.
 
Ich sehe an zwei wesentliche Treiber den heutigen Hang zu „mehr Kundenzentrierung“. Erstens das Internet und die damit einhergehenden Globalisierung. Wenn der Wettbewerber nicht mehr die Straße runter sein Unternehmen hat, sondern auch China, Indien oder den USA kommt, dann muss man mit anderem, als nur QualitĂ€t und Preis punkten.
 
Ein zweiter Aspekt ist (wieder mal) das agile Manifest. In diesem taucht die direkte „Zusammenarbeit mit dem Kunden“ ganz explizit auf. In den Prinzipien geht es dann noch um Zufriedenstellung der Kunden und mögliche Wettbewerbsvorteile. Ich verorte in diesem Kontext und in den vielfĂ€ltigen agilen Arbeitsweisen und Strukturen, ganz viel dessen, was wir jetzt Kundenzentrierung nennen.
 
Aber – reicht das? Reicht es aus, im kleinen die Struktur so zu bauen, dass der Kunden schnell, kompetent, individuell beraten und bedient werden kann?
Jain.
Aus Kundensicht wĂ€re das durchaus erstrebenswert („wĂ€re“, denn ich nehme das in der Form noch nicht flĂ€chendeckend wahr), wenn denn mit der Zentrierung auch die Zufriedenheit sichergestellt wĂŒrde. Es wĂ€re schön, wenn Unternehmen, d.h. die Mitarbeiter darin, tatsĂ€chlich antizipieren wĂŒrden, was ‚die Kunden‘ (besser: was der einzelne Kunde, mit seinen mitunter sehr individuellen Anforderungen und WĂŒnschen) tatsĂ€chlich braucht, was ihm wirklich weiter hilft, wo er die UnterstĂŒtzung auch am stĂ€rksten wahrnehmen und wertschĂ€tzen kann. Noch besser wĂ€re es mit und fĂŒr den Kunden in die Zukunft zu denken.
 
Doch dazu braucht es im Unternehmen ein anderes Setup. Dazu braucht es Mitarbeiter, die den Raum und die Kompetenz haben, das zu tun, sich mit den Kunden zusammenzusetzen, die Informationen zu verstehen und die richtigen Fragen zu stellen. Mitarbeiter, die Zeit darauf verwenden können, die Perspektiven zu wechseln, Ideen auszuprobieren, die vorhandenen Potenziale und FĂ€higkeiten optimal anzuwenden und die zukĂŒnftigen zielgerichtet auf- und auszubauen. Kurz, es braucht Mitarbeiter, die die Zukunft des Unternehmens gestalten wollen, können, sollen und dĂŒrfen! (Viele Mitarbeiter tun und wollen das – auch wenn sie das bei ihrer FĂŒhrung so nicht wahrnehmen, zumindest ist dies das Ergebnis (m)einer kleinen Studie vom Beginn des Jahres. „Gemeinsam ist das neue Top-down.“)
 

Von der Kundenzentrierung zur Kundenzufriedenheit, zur Mitarbeiterbegeisterung

Aus Unternehmenssicht wĂŒrde es in aller Konsequenz bedeuten, sich an vielen Stellen zu wandeln: beim Menschenbild, den Prozessen und Strukturen, bis hinauf ins Managementmodell. Das wĂŒrde noch nicht einmal reichen. Studien, z.B. an der Hochschule St. Gallen, zeigen eine deutliche Korrelation zwischen Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit auf. Es geht noch weiter: Mitarbeiter, die selbst aus erste Hand erfahren, wie zufrieden Kunden wirklich sind, bringen sich stĂ€rker ein, entwickeln eine stĂ€rkere eigene Inspiration – und sie sind dabei signifikant erfolgreicher. Auch der Wirtschaftspsychologe Adam Grant bestĂ€tigt das (u.a. in seinem Buch „Give and Take“). Es gibt einen starken, sich gegenseitig verstĂ€rkenden Effekt.
 
Die Voraussetzung ist (allerdings): Es muss auch Spaß machen! Sowohl als Kunde mit dem Unternehmen, wie auch als Mitarbeiter fĂŒr das Unternehmen zu arbeiten, mehr noch es muss soweit begeistern, dass man rundheraus zum „Fan“ wird.
 
Schade eigentlich! Dies erscheint als eine HĂŒrde, die kaum zu ĂŒberwinden ist. Die jĂ€hrlichen Gallup-Studien oder auch meine eigenen Befragungen geben leider ein Bild ab, dass nur in AusnahmefĂ€llen davon zeugt, dass Mitarbeiter sich tatsĂ€chlich begeistern können. Einfach, weil die Rahmenbedingungen dafĂŒr nicht gegeben sind. (Und, nein, es ist kein Hexenwerk, diese Rahmenbedingungen zu verbessern, es erfordert nur die Erkenntnis, dass es anders tatsĂ€chlich auch und besser geht und den Impuls den ersten Schritt zu gehen.)
 
Der SchlĂŒsselfaktor mit der grĂ¶ĂŸten Wirkung, der beste Hebel, um hier wirklich etwas zu bewegen ist dabei die Kooperationskultur, also das „Wie“, „Was“ und „Wer“ der Zusammen.Arbeit.
 

Was, wenn man Kundenzentrierung ernst nimmt?

Was damit klar wird: Unternehmen, die den Begriff der „Kundenzentrierung“ ernst nehmen, stecken in einem Dilemma. Was nach außen als Kundenzentrierung wahrgenommen werden soll, muss, nachdem eben geschriebenen, nach innen Mitarbeiter- oder besser Menschenzentrierung sein. Schließlich mĂŒssen die Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, frei mit, am und fĂŒr den Kunden zu agieren, sich mit ihm in Tiefe zu beschĂ€ftigen, nach alten MaßstĂ€ben ‚unproduktive Zeit‘ damit verbringen ihn besser zu verstehen um daraus positive und produktive Energie fĂŒr die Arbeit zu schöpfen.
 
Sie mĂŒssten – mal rein praktisch ĂŒbertragen auf die hĂ€usliche Krankenpflege – sich mit den Patienten und deren Umfeld zusammensetzen, Kaffee und Tee trinken und erstmal ĂŒber die Dinge reden, bevor der Verband gewechselt wird. Dabei herauskommen wĂŒrde ein Zeitaufwand, der kaum bezahlbar ist. Und zugleich stĂ€nden da in der Ergebnisbilanz zugleich Patienten, die schneller gesunden, die besser in ihr Umfeld integriert sind, zudem Mitarbeiter die zufriedener sind, weniger den Arbeitgeber wechseln und seltener selbst erkranken.
Buurtzorg macht genau das in den Niederlanden – und mit einem unglaublichen Erfolg.
 
Übertragen auf ein Hotel wĂ€re es so, als wĂŒrde man jedem Hotelbediensteten, einen, sagen wir vierstelligen Freibetrag zur VerfĂŒgung stellen, um die Probleme von GĂ€ste zu lösen. Und das ohne, dass jemand fragt, welchen Mehrumsatz man damit erzielt. Dann wĂŒrde das Reinigungspersonal wohlmöglich auf die Idee kommen einem Gast nach Hawaii hinterherzufliegen, um ihm das vergessen Laptop persönlich zu ĂŒberbringen oder vergessene Kuscheltiere wĂŒrden statt in einem Paket zu landen, erst noch eine Wellnessbehandlung durchlaufen und einen Runde auf dem Golfkurs verbringen.
Ritz-Carlton fordert seine Mitarbeiter weltweit dazu auf, genau so zu agieren.
 
Das sind zwei Beispiele von so vielen, aus Unternehmen, die Mitarbeiter-/Kunden- und damit Menschenzentrierung erst nehmen, die „human centric“ sind und einen „human focus“ leben.
Der Weg dahin setzt voraus, statt auf (nur) die klassischen KPI (auch) auf „softere“ Themen zu schauen. Themen, wie sie sich im CoRE-Wheel finden und Themen, die erfordern in einem anders aufgestellten Managementmodell wirken zu können. Themen, wie WertschĂ€tzung, Sichtbarkeit, das GefĂŒhl gut aufgehoben und verstanden zu sein. Themen, wie Dan Pink sie gerade in seinem aktuellen Pinkcast anspricht. Eigentlich ganz einfache Dinge, die aber offensichtlich in unserer heutigen hektischen, Zahlen, Daten, Fakten getriebenen Arbeitswelt ersatzlos gestrichen und vergessen wurden. Themen aber auch, die in klassischen steuerungsfokussieren Strukturen kaum Raum finden, weil sie auf den ersten Blick ineffizient erscheinen – auch wenn ihre EffektivitĂ€t und der so erzielte Mehrumsatz und die Kostenreduktion, dieses Manko locker ausgleicht.
 

Eine Lösung – Management & Orga Reframing?

Es gibt viele gute Wege, um die Grundregeln der Zusammen.Arbeit neu zu definieren. Welchen Weg man auch einschlĂ€gt, man sollte sich klar sein, welches (Zwischen)Ziel man anstrebt, welche Eigenschaften und Leitmotive die Organisation am Ende widerspiegeln soll. Welche Elemente und Fokusbereiche es sind, die eine Basis schaffen, s.d. die Beteiligten an der Organisation, Kunden, Mitarbeiter aber auch die ĂŒbrigen Stakeholder, bis hin zu den Investoren, einen emotional & sozial sinnvollen Umgang miteinander pflegen können. Denn dies sind die Eckpunkte, die sich in vielen der Unternehmen wiederfinden, die schon 100% tatsĂ€chliche, vollstĂ€ndige Menschen(und Kunden)zentrierung erfolgreich umsetzen.
 
Ein erster Schritt jenseits des Fokus auf AgilitÀt (als einem der Treiber), ist der in Richtung organisationaler Selbstwirksamkeit, mit einem Rahmen, der es ermöglicht, frei und zugleich im Sinne der Organisation zu entscheiden.
Dabei reflektiert man Themen wie die Kultur, eine zeitgemĂ€ĂŸere Wahrnehmung von Wirkung und „Leistung“, die Frage, wie Ideen und Innovation generiert werden, wie alte und neue Talente zum Unternehmen finden und sich dort wohlfĂŒhlen, die Art, wie Informationen transparent gemacht und geteilt werden und das große Thema der Zusammen.Arbeit bis hinunter in die Details.
Arthur Yeung und Dave Ulrich geben dazu in ihrem neuen Buch „Reinventing the Organization“ einen guten Überblick und inspirierende Impulse.
 
Diese Entwicklung fĂŒhrt dazu, dass sich das Managementmodell der Organisation wandelt, weg von der klassischen „es herrscht, wer Wissen und Information gut managt“ (Meritokratie), ĂŒber das „Wir sind in der Lage zu adaptieren und uns anzupassen“ (Adhocracy) hin zu einem mehr proaktiven GrundverstĂ€ndnis des „Wir erzielen eine positive Wirkung im Markt und bei uns selbst“ (Virtuecracy) oder nach darĂŒber hinaus.
 

Fazit

Wer Kundenzentrierung ernst nimmt, braucht nicht nur andere Strukturen & Prozesse, der braucht auch eine andere Basis im SelbstverstĂ€ndnis von Management. Der muss den Schritt machen, von der Steuerung zur Wirkung, der muss loslassen und Raum geben. Der muss die Grundlogiken, das Betriebssystem, nach denen das Unternehmen agiert, angefangen beim Menschenbild und dann (ja, natĂŒrlich auch) bis hinein in die Strukturen und Prozesse, anschauen, ĂŒberarbeiten und neu gestalten.
AgilitĂ€t alleine reicht dabei nur kurzfristig aus. Sie erlaubt zu wenig weitreichende Innovation, zu wenig Vorausdenken im Sinne des Kunden, zu wenig Gestaltung neuer Impulse, Produkte und MĂ€rkte. AgilitĂ€t ist zu reaktiv. Was benötigt wird, ist ein proaktives Vorgehen, das Wirksamkeit als Leitmotiv besitzt, oder – im nĂ€chsten Schritt – einer, der (zusĂ€tzlich) echte Nachhaltigkeit als ĂŒbergeordnetes Ziel des Unternehmens definiert. Aber das ist fĂŒr viele Unternehmen ein Schritt, der noch auf sich warten lĂ€sst. Ich hoffe, sie haben dafĂŒr noch Zeit.
 
Nachtrag: Nach einem Hinweis von Prof. Dr. Antoinette Weibel hier noch eine sehr passende ErgĂ€nzung. Ein ArtikelÂ ĂŒber den Co-Founder von Southwest Airlines Herb Kelleher.

Fehlerkultur – oder gehts etwa doch ums Lernen?

Manchmal sind es die kleinen Dinge, auf die wir achten sollten, weil sie großes bewirken, im positiven, wie im negativen. Oft genug sind es dabei Worte, Bilder und Taten, die rational und emotional einen Unterschied ausmachen. 
 
FĂŒr mich ist ein solches Wort „Fehlerkultur“. Wenn ich den Begriff höre, stellen sich mir automatisch die Nackenhaare hoch. Nicht, dass ich keine FĂ€hler machen wĂŒrde und deshalb darauf so heftig reagiere. Im Gegenteil, auch mir passieren zu oft Dinge, die ich gerne vermieden hĂ€tte. Einige sind Fehler, andere IrrtĂŒmer. Beide sind gut, denn sie helfen mir entweder meine Aufmerksamkeit zu schĂ€rfen oder sie gestatten mir, meine Annahmen zu ĂŒberdenken und daraus zu lernen.
 
Was mich aber noch mehr auf die Palme bringt, als eine hÀufig fehlende Differenzierung und damit verpasste Chance zur Reflexion, ist, dass der Begriff allein schon schlecht gewÀhlt ist.
 
Ich habe – ohne hier zu tief zu bohren – Wikipedia zu Hilfe genommen, um mehr ĂŒber die unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs zu erfahren. Siehe da, allein hier sind 4 stark unterschiedliche Interpretationen und damit auch AnsĂ€tze fĂŒr „Fehlerstrategien“ aufgefĂŒhrt: 

  • „PĂ€dagogen bezeichnen mit einer konstruktiven Fehlerkultur 
  das Lernen aus Fehlern stattfindet.
  • QualitĂ€tsmanager verstehen unter einer optimalen Fehlerkultur vor allem Fehlervermeidung
.
  • Innovationsmanager hingegen streben nach Neuerungen und betrachten Fehler als Chance. Darum treten sie fĂŒr eine starke Fehlerfreundlichkeit ein
.
  • Vertreter der Lernenden Organisation sprechen demgegenĂŒber vor allem von Fehleroffenheit und innovativem Lernen
.“

 
Also, sucht euch etwas aus. 
 
Neben dieser „UnschĂ€rfe“, die der Begriff offenbar ohnehin mitbringt, irritiert mich jedoch ein ganz anderer Punkt noch deutlich mehr. Das Wort „Fehler“ ist, bei all den positiven Ableitungen die in den obigen Begriffsdefinitionen herangezogen werden, zunĂ€chst bei den meisten negativ besetzt. „Fehler“ sind fĂŒr viele nichts, was positive GefĂŒhle weckt. FrĂŒher konnten Fehler deutlich hĂ€ufiger als heute tödlich sein. Die Schlange fĂŒr einen Stock zu halten war (und ist) gefĂ€hrlich. Dennoch, und auch, wenn die Zahl der ggf. tödlichen Begegnungen mit Schlangen in Mitteleuropa stark gesunken ist, haben Fehler weiterhin keinen guten Ruf. Vom Kindergarten bis in den Beruf sind Fehler, tief in unserem Bewusstsein und Unterbewusstsein, ganz einfach nur SCHLECHT.
 
Mit der Idee des „fail fast, fail often“, die ja oft genug mit einer „Fehlerkultur“ gleichsetzt wird, kommt eine weitere kritische Komponente hinzu. Die Wahrnehmung, ja manchmal eine gelebte und gepflegte Kultur der Kurzfristigkeit. Beim „schnell scheitern, oft scheitern“ geht es im Grundsatz darum, schnell Feedback zu erhalten, um so Folgefehler und die damit verbundene Ressourcenverschwendung oder ggf. schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Idealerweise sind dabei redundante und modulare Einheiten am Start, deren fehlerbedingter Ausfall durch eine parallel arbeitende Einheit ausgeglichen werden kann. Im Scrum Kontext bedeutet „fail fast, fail often“ das Feedback zu nutzen, um per „inspect & adapt“ die Entwicklung anzupassen – allerdings oft auch ohne redundanten, modularen Ersatz bereitzuhaben.
In jedem Fall mĂŒssen Analysekompetenzen und Strukturen aufgebaut werden, um die Fehler zu erkennen. Vor allem aber braucht man Ruhe in der Analyse sowie Zeit und Raum fĂŒr neue Iterationen. Wichtig ist also nicht die Geschwindigkeit, sondern die Offenheit sehr transparent und sichtbar zu scheitern UND daraus zu lernen. Wer dies vergisst, lĂ€uft Gefahr, dass kreatives oder kritisches Denken auf der Strecke bleibt und kein Raum bleibt, um zu vernĂŒnftigen, durchdachten Lösungen zu kommen.
 
Meine Alternative zur „Fehlerkultur“ ist „Lernkultur“. „Lernen“, so wie es wohl die meisten verstehen, erfordert Ruhe, Raum und Zeit. Es braucht Wiederholungen und, ja auch: FehlschlĂ€ge. Lernen bringt noch mehr, wenn es sich bei den FehlschlĂ€gen nicht um Fehler handelt, also Ergebnisse, die nicht beabsichtigt waren oder fahrlĂ€ssig geschehen sind, sondern um IrrtĂŒmer. IrrtĂŒmer entstehen, wenn wir Dinge durchdacht haben und die Ergebnisse am Ende eben doch nicht unseren Erwartungen entsprechen, wenn also eine der Grundannahmen falsch war und geĂ€ndert werden muss, um zu einem besseren Ergebnis zu kommen. 
 
Mit dem Reflektieren, dem Nachdenken ĂŒber Ursachen und Entwicklungen, mit einem Fokus jenseits der reinen Symptombetrachtung, mit den daraus ermöglichten Erfahrungen, werden aus FehlschlĂ€gen Lernchancen. 
 
Gelingt es dieses Denken, dieses SelbstverstĂ€ndnis in Organisationen zu etablieren, entsteht eine Lernkultur, in der man negative, wie auch positive Erfahrungen teilt, um diese Erkenntnis in der Gruppe und fĂŒr das Unternehmen zu nutzen.   
 
Manchmal sind es, wie das Wort „Fehlerkultur“, die kleinen Dinge auf die es zu achten lohnt, aus der Beob-Achtung heraus, großes in Gang zu bringen. Von diesen Worten gibt es viele in unserem GeschĂ€ftsalltag. Manche nehmen wir bereits bewusst wahr, andere haben ihren ursprĂŒnglichen Sinn lĂ€ngst eingebĂŒĂŸt und wie nutzen sie fĂŒr Bullshit-Bingo. Einige kommen subtiler um die Ecke, wie etwas „Personalkosten“ oder „Humankapital“ und „Human Resources“. 
 
Gerade solche AusdrĂŒcke fordern dazu auf, bewusster hinzuhören, bei Bildern hinzuschauen und bei dem was wir oder andere Tun, zu reflektieren. Wenn es uns gelingt, die Dinge zu erkennen fĂŒhrt dies mitunter schnell zu kleinen VerĂ€nderungen und dem, was (fast auch schon ein Bullshit-Bingo Begriff) wir „work-hacks“ nennen. Änderungen im Arbeitsalltag, die Zusammen.Arbeit einfacher und leichter machen.
 
Wenn du mehr darĂŒber erfahren willst, wie man, zum Beispiel auch mit dem „CoRE-Wheel“, solche Themen an die OberflĂ€che holen kann, dann schick mir eine PN oder mail.
 
Wenn du tiefer in die Vor- und Nachteile, in die AnsĂ€tze und Hemmnisse im Kontext „Fehlerkultur“ eintauchen möchtest, dann hol dir die Zugangsdaten zu unserem nĂ€chsten, wieder interaktiven, freiKopfler-webinar am 20.11.19 um 15:00. Wir werden den Begriff und unsere Wahrnehmungen dazu unter die Lupe nehmen, ihn freier denken und sind insbesondere auf Deinen Input dazu gespannt.

Wir sind Management!

Wir sind Management!

>>>> Denk- und Handlungsimpuls

Managementmodelle gehen den meisten ja hinten irgendwo vorbei. So richtig interessiert sich eigentlich niemand dafĂŒr, nach welchen GrundsĂ€tzen und Prinzipien ein Unternehmen gefĂŒhrt wird – solange es irgendwie funktioniert. Das ist verstĂ€ndlich – schließlich mĂŒssen wir ja auch im Straßenverkehr nicht wissen, warum wir die Dinge tun, die wir dort tun. Wenn aber jemand auf die Idee kommt, die Dinge anders anzugehen, etwa, weil sie dann einfacher oder erfolgreicher sein könnten, dann kann es durchaus sinnvoll sein, sich doch einmal mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Auch wenns zunĂ€chst dröge klingt.
 
Ich versuche daher (dennoch) heute mal euch das Thema etwas nĂ€herzubringen – sicherlich nicht in ganzer Tiefe, aber dafĂŒr hoffentlich auch nicht ganz so langweilig 😉
 
Denn spannend und lohnend ist es, wenn man das Ganze ein bisschen besser versteht, schließlich ermöglicht es euch, dann doch den einen oder anderen Hebel selbst anzusetzen und ein paar Dinge zu verbessern.
 
Das wĂ€re, nebenbei bemerkt, auch im Straßenverkehr möglich, wie Hermann Arnold in „Wir sind Chef“ am Thema „links vor rechts“ statt „rechts vor links“ wunderbar anschaulich erlĂ€utert (Mit „links vor rechts“ könnten wir den Schilderwald an den Straßen deutlich lichten
 – aber vielleicht kommt das ja noch). Den entsprechenden Buchauszug findet ihr hier.

Jeder nutzt es, keiner kennt es – das eigene Managementmodell

Was aber bringt es euch, wenn ihr euch jetzt hier mit Managementmodellen befasst. Ich mache das ja nun, weil es mich interessiert, es zu den Themen und meinem Angebotsportfolio im Kontext „einfach.besser.zusammen.arbeiten“gehört und ich es aufgrund des notwendigen multiperspektivischen Ansatzes und der KomplexitĂ€t einfach mag es im Dialog mit FĂŒhrungskrĂ€ften zu vertiefen. Aber, was bringt euch das?
 
Ich glaube viel, denn es kann eure tĂ€gliche Arbeit enorm erleichtern, wenn es (euch) gelingt, nicht nur bei euch, sondern auch bei anderen VerstĂ€ndnis dafĂŒr zu wecken, Dinge dann auch entsprechend zu bewegen und Zusammen.Arbeit auf ein neues Niveau zu heben. DafĂŒr möchte Argumentationshilfe geben. Denn, wenn wir schon alle unsere Lebenszeit (in gewissen Phasen) vornehmlich mit Arbeit verbringen, dann doch bitte so, dass sie aus gemeinsamer UND persönlicher Sicht Sicherheit, Perspektiven oder wenigstens maximale Zufriedenheit bietet, oder? Das (be)trifft zwar die Chefs „ganz oben“ ganz besonders, aber „wir“ alle sind ja mittendrin, in der Arbeit, in den Unternehmen (mich bei meiner Arbeit vor Ort eingeschlossen), denn jeder ist Einflussgeber und damit Teil der Organisation, womit jeder mindestens Betroffener und zunehmend auch (möglicher) Gestalter ist. Warum das so ist – dazu komme ich gleich.

Bureau-, Merito-, Adhoc-, Virtue-, Valuecracy oder doch alles crazy?

So, jetzt aber: Wozu gibt es ĂŒberhaupt Managementmodelle?
 
Wie alle Modelle sollen auch Managementmodelle helfen, die Welt, wie sie ist oder wie sie sein könnte, zu erklÀren. Sie sind eine Navigationshilfe, um im Dickicht der Strukturen und Wege nicht vollstÀndig die Richtung zu verlieren.
 
Der Klassiker unter den Managementmodellen ist das, was wir mittlerweile mit einem deutlich negativen Beigeschmack wahrnehmen: BĂŒrokratie, die „Herrschaft der Verwaltung“. Dabei war diese einmal als durchaus zielfĂŒhrender Ansatz der „rationalen HerrschaftsfĂŒhrung“ entstanden. Damals, als (lange) nach dem Absolutismus in Frankreich mit einer Phase der BĂŒrokratie, die ersten grĂ¶ĂŸeren Betriebe entstanden und Kommunikation nicht nur zwischenmenschlich schwierig war, sondern auch ohne unsere digitalen Hilfsmittel stattfinden musste. Damals waren die Effizienzsteigerung, die Trennung von Amt und Person und damit die Regelgebundenheit und RationalitĂ€t, die NeutralitĂ€t und die Arbeitsteilung so ĂŒberragende Vorteile, dass die BĂŒrokratie ihre bekannte Erfolgsgeschichte geschrieben hat – auch wenn sie diese Vorteile heute kaum mehr ausspielen kann.
 
Nach der BĂŒrokratie, als die Unternehmen grĂ¶ĂŸer und komplizierter wurden, brach die Zeit der Meritokratie, der „Herrschaft als Belohnung fĂŒr Verdienste“ an. Wer einen guten Job machte, wer sein Wissen einbringen konnte, erntete seine Meriten, seine „Verdienste“ in Form von Belohnungen, wie Beförderungen, mehr Einfluss und mehr Macht. Auch das war gut und richtig fĂŒrs Unternehmen, wurden doch so Menschen mit wertvollem Wissen und besonderen FĂ€higkeiten und Kompetenzen stĂ€rker ans Unternehmen gebunden. Meritokratie war und ist das Idealmodell fĂŒr die Zusammen.Arbeit in mittel- und langfristig planbaren „linear“ funktionierenden Umfeldern. Also lange einfach (und) super.
 
Doch dann kam das Internet, mehr Geschwindigkeit, mehr Dynamik, mehr Interaktion, irgendwie mehr von allem und damit zu viel fĂŒr Meritokratie. Denn wenn Entscheidungen schneller getroffen werden (mĂŒssen), wenn das Wissen (die „alte Macht“) verteilter und verĂ€nderlicher ist, wenn wir die Köpfe zusammenstecken mĂŒssen, damit wir mit all dem umgehen mĂŒssen, dann sind meritiokratische Strukturen mit ihren kleinen FĂŒrstentĂŒmern und Silos eher hinder- als förderlich.
 
Mit der Erkenntnis, dass Meritokratie zwar in entsprechenden Umfeldern und MĂ€rkten gut funktioniert, diese Umfelder in denen die Digitalisierung an Bedeutung gewann, allerdings immer weniger vorhanden sind, wuchs sehr schnell der Bedarf, anders miteinander zu interagieren.
 
Jetzt war es auf einmal gefragt, statt reaktiv zu steuern, tatsĂ€chlich Wirkung im Markt zu erzielen. Schnell und gezielt handeln zu können, Engagement Raum zu geben, war plötzlich wichtiger, als das (strikte) einhalten von PlĂ€nen und Zielen. Auf der Jagd nach den Möglichkeiten war und ist es wichtig anpassungsfĂ€hig und flexibel, kurz agil, zu sein. Die Adhocracy war geboren, die „Herrschaft der handlungs- & engagementgeleiteten Strategie“ (wie ich es ĂŒbersetzen wĂŒrde).

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Dabei ist dieser Wechsel vom Steuerungsfokus zum „Wirkungsfokus“einer der grĂ¶ĂŸten Paradigmenwechsel, den es meiner Ansicht nach in diesem Kontext jemals gab. Doch, da dieser Paradigmenwechsel so schnell kam und teils unbemerkt Fuß fasste, ĂŒberrascht er noch heute viele FĂŒhrungskrĂ€fte und Managementsystemgestalter.
 
Damit sind wir angelangt, wo die (mir bekannte) Literatur zum Thema endet. Doch wir sind noch nicht am Ende der aktuellen Entwicklungen angekommen, weshalb ich den Blick hier weiten möchte.
 
Schon vor zwei Jahren habe ich mir Gedanken zu dem Thema gemacht (siehe auch obige Grafik) und erkannt, dass nach der schnellen ‚Reaktionsherrschaft‘ wohl wieder etwas Entspannteres, weil produktives Fahrwasser auf uns wartet. Der Grund ist ganz einfach: Wenn man die agilen Konzepte so weit verstanden und internalisiert hat, dass sie einem aus dem Bauch heraus gelingen, was in einigen der fortschrittlichen Unternehmen „schon“ der Fall ist, dann kann und sollte man beginnen, wieder vorausschauender zu handeln. Damit wĂ€chst die Wahrnehmung von Sicherheit und die Resilienz, damit wiederum wird Kommunikation nach innen und außen vereinfacht und es entsteht (wieder) Raum um sinnfokussierter zu agieren. Ich habe diese Art der Herrschaft der Wirkung damals „Virtuecracy“ genannt. In diesem Model sind Selbstverantwortung und Selbstorganisation natĂŒrlich(e) Wege, um Zusammen.Arbeit zu organisieren und die Nutzung der Ressourcen zu optimieren. Effizienz und EffektivitĂ€t sind die Folge. An sich, also ein durchaus erstrebenswerter, weil gemeinhin erfolgreicherer zustand, wenn auch fĂŒr so manchen mit einer ‚Niederlage‘ des Egos verbunden, zumindest, wenn dieses auf den absoluten individuellen Machterhalt ĂŒber (hierarchisch) ĂŒbertragenen Status, statt auch wechselseitige Anerkennung und (vom Umfeld) zugesprochenen Status einhergeht.
 
Doch, jetzt, nach nur zwei Jahren, erkenne ich eine neue Tendenz, auf die es zu achten und ggf. zu reagieren lohnt. Nicht nur, aber getrieben von einer erstarkenden Wahrnehmung des Klimawandels (und da ist es vollkommen egal, ob er menschengemacht oder natĂŒrlich ist, denn am Ende ist unsere Existenzgrundlage in jedem Fall gefĂ€hrdet und wir sollten alle VerĂ€nderungsbremsen nutzen derer wir habhaft werden können – meine Meinung) wird „Nachhaltigkeit“ ein immer wichtigerer Aspekt des Wirtschaftens, FĂŒhrens und damit der Gestaltung von Unternehmen – mithin des Managements. Die, nicht nur wert-, sondern „werteorientierte“ Organisation der Zukunft, wie auch der Untertitel des ‚Change Congresses‘ in Berlin Anfang November lautet, ist anders strukturiert und funktioniert nach anderen Parametern und Regeln als das, was wir heute kennen. Bei der „Valuecracy“ (als meinem Namensvorschlag fĂŒr das Modell), also der „Herrschaft der Werte“ spielen ethische GrundsĂ€tze eine grĂ¶ĂŸere Rolle und wollen mit ökonomischen Notwendigkeiten besser in Einklang gebracht werden. Alle drei Elemente starker Nachhaltigkeit, das Soziale, das Ökologische und das Ökonomische sind hier stĂ€rker miteinander integriert statt, dass sie gegeneinander ausgespielt werden.

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Die so entstehenden Netzwerkorganisationen und Organisationsnetzwerke werden sich entsprechend mit immer höhere Standards geben und sie werden damit und mit der damit verbundenen klaren Positionierung im Markt, immer festere Kundenbeziehungen gewinnen. Aus Sicht dieser, meist eben auch im Kontext Nachhaltigkeit stÀrker sensibilisierter Stakeholder, eine glasklare win-win-Situation.

Was bringt’s? Viel!

So – und wie hilft euch das jetzt
.
 
Ihr – wir alle – stecken halt immer mittendrin in den Strukturen und Modellen. Damit sind wir Opfer und TĂ€ter zugleich. Wir sind Regelbefolger, Regelbrecher und RegelwĂ€chter, je nachdem, wie weit wir im Konsens mit den Vorgaben und Biases/mentalen Modellen in der Organisation klarkommen und leben wollen. Wir sind aber zugleich immer (stĂ€rker) auch Regelgestalter – WIR SIND MANGEMENT! Denn die Kernaufgabe der Institution ‚Management‘ ist es, die Regeln, Parameter und Rahmenbedingungen, soweit möglich, zu gestalten, inklusive der großen Orientierungspunkte, wie Vision und den Eckpunkten von Kultur. Und da wĂ€chst mit der VerĂ€nderung der Managementmodelle die Bedeutung und der Einfluss jedes einzelnen.
 
Doch, um dies zu tun, um Management (aus)zu-leben und das System zu verĂ€ndern – sei es von innen oder von außen – muss man es und seine Implikationen verstehen. Sonst lĂ€uft man Gefahr am falschen Ende anzusetzen.
 
Was immer ihr also in eurer Organisation startet, wenn ihr, mit oder ohne Zustimmung, an der Zukunft arbeitet (wie meine Befragung am Anfang des Jahres ergeben hatte, sehen ja nur 39%, dass das ‚Top-Management‘ aktiv an der Gestaltung der Zukunft der Unternehmen arbeitet, wogegen 70% der Mitarbeiter dies tun – siehe „Gemeinsam ist das neue Top-down“), dann bedenkt, in welcher Struktur ihr euch befindet. Nach meinen Erfahrungen lassen sich die Stufen nicht ĂŒberspringen, vor allem, weil es die Organisation und die Menschen ĂŒberfordern wĂŒrde, zu große Selbstentwicklungsschritte zu schnell zu gehen. Wir sind halt alle nur Menschen. Darum, macht euch klar, wo die Organisation steht, BEVOR ihr versucht sie zu bewegen.

So – und jetzt ganz konkret

Konkret bedeutet das, und ich lasse hier mal den Schritt von der BĂŒrokratie in die Meritokratie weg, den sind eh alle heutigen Organisationen schon mehr oder weniger gegangen:
 
Auf dem Weg von der Meritokratie zur Adhocracy ist einer der wesentlichen VerĂ€nderungsschritte der Wechsel von mittel- bis langfristigen Strategien zu kleinen, interaktiven, strategisch in die richtige Richtung weisenden Schritten. Aus detailliert geplanten Projekten werden z.B. kurze Entwicklungsschleifen, inklusive internen und externen Feedback- und Reflexionsrunden, um die Weiterentwicklung der Ideen und die Nutzung der Ressourcen optimal miteinander zu verzahnen. Kurz: agiles arbeiten (mit einer ‚agil-kompatiblen’ FĂŒhrung und Restorganisation)
 
Auf diesem Schritt, und da kommt der Wandel vom Fokus auf die Steuerung zum Fokus auf Wirkung zum Tragen, mĂŒssen wesentliche Rahmenbedingungen neu definiert und allgemeingĂŒltig vereinbart werden. Sonst kommt es zu Unklarheiten und AbhĂ€ngigkeiten, die niemand will. Es entsteht Chaos, wo „nur KomplexitĂ€t“ sein sollte. Das wirkt sich insbesondere auf die Entscheidungsprozesse und die Kommunikation aus. Wichtig ist, dass aus Lippenbekenntnissen und agilen Insellösungen eine tragfĂ€hige Basis wird, die gemeinsam gelebt wird. Wenn konsequent (vor)gelebt wird, was beabsichtigtes Verhalten ist, wenn Dialoge, Bilder, Symbole und Rituale genutzt werden, um das Denken und die Emotionen mit zu bewegen, dann können sich die VerĂ€nderungen auch positiv verankern. Dann entsteht nicht nur ein neues Modell, sondern eine neue Unternehmens(um)welt mit neuen Perspektiven und Chancen.
 
Das letztgeschriebene gilt natĂŒrlich ebenso beim Schritt von der Adhocracy zur Virtuecracy. Hier werden aus den reaktiven Iterationen der Adhocracy, die notwendig waren, um einen neuen Wissens-, Kompetenz- und Erfahrungsschatz aufzubauen und um wieder nĂ€her an den Kunden heranzurĂŒcken (weshalb z.B. der Ruf nach Kundenfokus, Design Thinking etc. hier so laut ist), stĂ€rker vorausschauende, gestalterische Interventionen, die es dem Unternehmen wieder leichter machen, sich auf Entwicklungen vorzubereiten. Wir sehen das heute schon in vielen Startups, die Innovationstools und -ansĂ€tze wie MVP (Minimum Viable Product) und Lean Startup oder Effectuation nutzen. Es geht darum, mit und aus jedem Schritt zu lernen, aber die Kurzfristigkeit der Adhocracy ist einer verstĂ€rkten Nutzung und Einbindung von langfristiger verfĂŒgbaren Wissens- und Netzwerkressourcen gewichen.
 
Der aus meiner Sicht nĂ€chste und bis auf weiteres letzte Schritte ist der von der Virtuecracy zur Valuecracy, bei der noch stĂ€rker globales, ethisches Denken antizipiert wird, um es mit Hilfe von vorausschauend gestaltenden Iterationen in die Entwicklung des Unternehmens und seiner Produkte einzubauen. Es ist ein großer Schritt, den ich bislang nur bei wenigen Unternehmen erkenne, vorneweg allerdings (mal wieder) z.B. Buurtzorg oder Premium Cola.
 
Diese Entwicklungen beinhalten alle auch eine Entwicklung der Organisationsstrukturen von klassischen Matrixstrukturen ĂŒber agilen, zu offenen und schließlich wertefokussierenden Netzwerken. Damit Ă€ndert sich auf dem Weg vieles, z.B. wird die Innen- und Außenkommunikation ĂŒber alle verfĂŒgbaren Audio-, Video- und Emotio-KanĂ€le, genauso, wie die persönliche und individuelle Vernetzung ĂŒber Fach- und Organisationsgrenzen hinweg immer bedeutsamer.
 
Eine große Herausforderung bei alledem ist, die Mixtur der Modelle auszuhalten. Der Versuch InterkompatibilitĂ€t zu gewĂ€hrleisten, ist fĂŒr sich schon eine Herausforderung und erfordert viel VerstĂ€ndnis bei allen Beteiligten. Allerdings sehe ich bei Unternehmen die schon ‚ganz oben‘ angekommen sind, geboren aus deren SelbstverstĂ€ndnis von Toleranz und Respekt, dass es leichter fĂ€llt sich mit den anderen auseinanderzusetzen.
 
Das eigene Managementmodell auf diesen Entwicklungen vorzubereiten und die Schritte nach und nach anzugehen, ist auch selbst eine Form von Innovation – und aus meiner Sicht eine der wichtigsten, denn sie öffnet die Organisation fĂŒr die „normale“ Innovation. Eine, das aber nur nebenbei, denn es wĂŒrde jetzt hier wirklich den Rahmen sprengen, die mit der sich verĂ€ndernden Rolle und dem SelbstverstĂ€ndnis der CxO’s sehr intensiv korreliert. Immerhin nehmen immer mehr Unternehmen zumindest diese „normale“ Innovation immer ernster. Rita McGrath und Alex Osterwalder, haben sich dazu in einem sehenswerten Video unterhalten.
 
Nicht zuletzt: Das Ganze ist keine exklusive Nummer fĂŒr Konzerne oder den großen Mittelstand. Virtuecracy und Valuecracy sind auch und gerade in kleinen Unternehmen schon heute Thema, einfach, weil es sich dort natĂŒrlich auch leichter umsetzen lĂ€sst, eine entsprechende Denkweise in der Top-FĂŒhrung vorausgesetzt. Am Ende sind es Entwicklungen, die tatsĂ€chlich alle, alle Unternehmen und alle darin Mitwirkenden sehr direkt, konkret und immer intensiver angeht. Also, wartet nicht, schaut euch um und fangt an die Schritte zu gehen!
 
So – wer soviel darĂŒber schreibt, den hat natĂŒrlich auch selbst darin (s)ein Thema gefunden. NatĂŒrlich ist all das Teil der Entwicklungen, um einfach.besser.zusammen.zu.arbeiten.
Entsprechend sind organisationale Standortbestimmungen wichtige Elemente in meinem Portfolio. Dabei sind sehr unterschiedliche Perspektiven und damit Tools notwendig, um die Bandbreite an Themenstellungen und Anforderungen abzudecken. Das one-size-fits-all Werkzeug kenne zumindest ich noch nicht, weshalb ich auch einige selbst (mit) entworfen haben. Im Kontext Managementmodelle ist das ganz konkret der ManagementModelCanvas(den auch Alex Osterwalder kennt und als gute ErgĂ€nzung zum Business Model Canvas sieht) und eine Online Evaluation zum Status des Managementmodells (in dem Valuecracy allerdings noch fehlt). Wer sich dafĂŒr interessiert, bitte einfach per PN oder mail bei mir melden.
 
(S)einen VerĂ€nderungsweg ohne eine Standortbestimmung zu starten oder zu versĂ€umen auf dem Weg dafĂŒr auch mal innezuhalten, ist aus meiner Sicht, als starte man die Navigation im Auto, ließe die Routenplanung machen und fĂŒhre los, ohne zu wissen, wo das Auto steht und in welchem Zustand es sich befindet. Kann man machen, macht aber beim Autofahren interessanterweise niemand, der tatsĂ€chlich sicher und „in time & budget“ ankommen will. Beim Thema genutztes Managementmodell und dessen bewusster Weiterentwicklung sieht dies leider bislang ganz anders aus.

Zusammen.Arbeit scheitert an der Kultur – nur können FĂŒhrungskrĂ€fte das kaum erkennen

„Schön wĂ€r ne (Zusammen.)Arbeits.Kultur, doch davon seh ich keine Spur“ – oder „der Weg ist klar und doch so rar“.
 
Was als kleine ReimĂŒbung anmutet, ist deutlich ernster zu nehmen, als es klingt. Es ist die verharmlosend ausgedrĂŒckte Quintessenz einer kleinen Befragung, die ich in den letzten Monaten durchgefĂŒhrt habe. Und damit zielt der Inhalt dieses Beitrags auf jene, denen ich zugleich (sanft) auf die FĂŒĂŸe treten muss: Den Top-Managern und FĂŒhrungskrĂ€ften, den Executive Teams und GeschĂ€ftsfĂŒhrern, von KMUs bis in die Konzerne, die gefangen im Managementdenken VERALTETER Lehrmeinungen, mehrheitlich geprĂ€gt von Ökonomen und ohne BerĂŒcksichtigung der Erkenntnisse aus  Arbeits-, FĂŒhrungswissenschaften und Psychologie, noch immer Modelle anwenden (mĂŒssen), deren Schaden heute weitaus grĂ¶ĂŸer ist, als ihr Nutzen.
Was Unternehmen heute brauchen, nĂ€mlich möglichst optimale Zusammen.Arbeit von Köpfen mit Erfahrungen und Wissen, fußt auf einem diametral anderen Umgang mit Menschen als der wichtigsten treibenden Kraft, als es in den „alten Lehren“ propagiert wird. In der Folge wird unwissend, unbewusst und unaufmerksam bis zur Ignoranz verhindert, was zukunftsgerichtete Unternehmen brauchen, um in den MĂ€rkten der Zukunft erfolgreich zu sein und bleiben. Sie schaffen damit in ihren Unternehmen Raum fĂŒr eine Kultur, die zerstört, was echte Werte schaffen könnte. Nein, natĂŒrlich nicht alle, zumindest nicht in voller StĂ€rke, aber viele an vielen Stellen ein wenig. Zu viel, um nicht dafĂŒr Sorge tragen zu wollen, dass sich dieser Zustand Ă€ndert. Und diese VerĂ€nderung ist vielleicht leichter möglich als gedacht. 
 
Echte, hochklassige Zusammen.Arbeit ist in vielen Unternehmen mehr Wunsch als Wirklichkeit, mehr Vision als aktuell, tatsĂ€chlich erreichbares Ziel. In vielen FĂ€llen hat sich eine Kultur breit gemacht, die bremst und einschrĂ€nkt, statt Raum und Energie zu geben. Es herrscht Misstrauen und Angst, wo Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht gefragt sind. Es gibt Wettbewerb statt UnterstĂŒtzung und Geheimnisse statt Transparenz. Dies hat sich tief in die Regeln und Normen, die Basis jeder Kultur, eingebrannt.   
 
Wie sehr dies in Unternehmen prĂ€sent ist, habe ich in den letzten Monaten im Rahmen einer Mini-„Studie“ versucht zu erfahren. Die Befragung beleuchtet fundamentale Komponenten fĂŒr gute (bessere?) Zusammenarbeit in Unternehmen. Jetzt, nach 93 Teilnehmern, ziehe ich eine erste – und ich muss sagen extrem ernĂŒchternde – Bilanz. Dazu aber gleich mehr.
 
Um sicherzustellen, dass verstanden wird, worum es mir geht, stelle ich hier mein VerstĂ€ndnis von „Kultur“ kurz dar:
Kultur besteht (fĂŒr mich) aus drei „Bestandteilen“: 

  1. Den Regeln und Rahmenbedingungen „in“ denen die Kultur stattfindet. Im richtigen Leben kann dies ein Fußballstadion sein, oder ein Opernhaus, oder eben ein Unternehmen, mit den, und das ist der wichtige Punkt, jeweiligen impliziten und expliziten Regeln und Normen, Annahmen, gegenseitigen Erwartungen, der Kommunikation und des Respekts, der Toleranz und des  Umgangs miteinander. Regeln, die sich teilweise mit der Zeit verĂ€ndern, und damit Menschen teilweise verwirren und irritieren, oder die statisch sind und damit irgendwann nicht mehr in die Zeit passen.
  2. Zweitens sind da RegelwĂ€chter, diejenigen Menschen, die dafĂŒr sorgen, dass die Regeln und Normen eingehalten werden, die Ordner im Stadion, die Platzanweiser im Theater oder die FĂŒhrungskrĂ€fte in Unternehmen.
  3. Drittens sind da die Regelbefolger und Regelbrecher – beide gleichermaßen wichtig – die diese Regeln und Normen einhalten und befolgen wollen, etwa weil sie sie in ihrem Vorhaben unterstĂŒtzen oder weil sie sich einen anderen (persönlichen) Vorteil dadurch versprechen, und/oder diese Regeln brechen (wollen), weil sie sie in ihrem Tun zu stark behindern und stören. 

 
Das Ergebnis dieses Sammelsurium von Annahmen, Verhaltensweisen, Haltungen, Kommunikation, Vorurteilen, Erwartungen, von bewusstem und unbewusstem, ist das, was ich als „Kultur“ wahrnehme. Sie ist die Wirkung, die sich auch dem Zusammenspiel der drei Bestandteile ergibt. Sie ist Ergebnis all dessen und damit tatsĂ€chlich extrem schwer direkt beeinflussbar, denn es bedeutet all diese Annahmen, Verhaltensweisen, Haltungen, usw. zu erkennen, zu verstehen und damit umzugehen. Sie ist komplex, dynamisch und sowohl schnelllebig, wie zĂ€h. 
 
Zugleich gibt es einen enorm starken Stellhebel, der selten konsequent genutzt wird. Dieser Stellhebel ist dieses „Regelwerk“ auf dem die Zusammen.Arbeit im Unternehmen fusst selbst. Daran zu arbeiten kann eine (unmöglich zu erfĂŒllende) Herausforderung fĂŒr einzelne sein oder ein Gemeinschaftswerk von vielen – im Idealfall von allen – mindestens im bestmöglichen gemeinsamen Interesse, eben abgeleitet von der Vision und den Zielen. Um an ihr zu arbeiten, muss Kultur an ihrer Basis betrachtet und angefasst werden: Bei den bewussten und unbewussten Regeln und Normen, auf der das Zusammenspiel, die Kommunikation und die Interaktion nach innen und außen beruht. Und man muss da mit und an ihr arbeiten, wo sie ankommen soll, bei den Menschen im und um das Unternehmen, den Mitarbeitern, Kunden und sonstigen Partnern. 
 
Es geht dabei NICHT darum abstrakte Werte blumig auszugestalten. Es geht darum ganz konkret zu reflektieren und anzupassen, WIE die Dinge getan werden und WARUM so und nicht anders. Es sind Fragen wie: Wie und was machen wir transparent? Warum und wie hilft diese Transparenz, bzw. Warum und wie stört und hindert sie? Wie schaffen wir VerstÀndnis und Wissen, um mit dem mehr (oder weniger) an Information umzugehen?
Was ist zu tun, damit alle maximalen Nutzen davon haben und sich maximal Engagieren können?  
 
Bei Beispiel dafĂŒr ist ein Fußballstadion, in dem auch Pop-Konzerte und OpernauffĂŒhrungen stattfinden. Alle drei Veranstaltungstypen beruhen auf ganz unterschiedlichen „gesellschaftlichen Normen“, die von den gleichen Menschen, allein wegen des unterschiedlichen Kontextes angewandt werden (können). Ebenso ist es mit der Kultur in Unternehmen. Mit einem auf den Kontext angepassten und klar kommunizieren Regeln und Normen und den zugehörigen und entsprechen vorgelebten Annahmen, Haltungen, Verhaltensweisen, Erwartungen usw. kann man Kultur mittelbar aber auch vergleichsweise direkt beeinflussen.
Denjenigen, die diese Normen und Regeln vorgeben und vorleben, kommt also eine große Bedeutung zu. Leider liegt auch hier das Problem, denn es verlangt von Top-Managern und FĂŒhrungskrĂ€ften, selbst Hand (und Herz und Verstand) anzulegen, um die VerĂ€nderung gemeinsam erlebbar zu machen, die von vielen oft so sehr gewĂŒnscht ist. Sie sind es selbst, die als Stadionsprecher, Ordner, als Reinigungskraft und Veranstalter die Verantwortung dafĂŒr tragen, dass am Ende alle mit maximalem Elan und Erfolg zusammenkommen.
Woran es bei der Zusammen.Arbeit und der zugrundeliegenden Kultur mangelt lĂ€sst sich aus der Mini-Studie bereits ableiten – auch wenn sie natĂŒrlich bei weitem nicht reprĂ€sentativ ist.
 

Was habe ich getan?

Aus dem CoRE-Canvas, der das Thema „Collaboration Reframing & Evolution“ greif- und bearbeitbarer macht, habe ich aus allen 15 Fokusbereichen jeweils zwei Leitfragen in eine Online-Befragung gepackt. Diese 30 Fragen und zusĂ€tzlich ein zwei Fragen zur eigenen Rolle und der UnternehmensgrĂ¶ĂŸe galt bzw. gilt es zu beantworten. Die Teilnehmer kommen aus den Reihen meines Social Media Netzwerk und den damit erreichbaren weiteren Netzwerken. Wer nach daran teilnehmen möchte (es winkt der Vergleich der eigenen Werte mit dem jeweilig verfĂŒgbaren Durchschnitt aller Teilnehmer), der hat hier weiterhin Gelegenheit dazu. 
 
Die Fragen stellen bewusst auf eine optimale Situation ab, es war also anzunehmen, dass nicht die „5-Sterne“ Antwort „JA!“ angekreuzt wird, sondern eher eine Ebene darunter. Soviel zum Rahmen.
 
Das Ergebnis ist jedenfalls beacht- und bedauerlich. Ohne euch mit Zahlen zu langweilen (Ihr könnt die ErgebnisĂŒbersicht – mit Grafiken, ohne weitere Kommentierung – gerne bei mir per PN oder mail anfordern. Newsletterabonnenten erhalten den Link automatisch am Freitag.) gehe ich gleich hier auf DAS Highlight und einige der Lowlights ein.
 
Doch vorab noch die Frage, die sich mir stellte, nachdem ich die Ergebnisse konsolidiert und analysiert hatte. Sie richtet sich vor allem an die Top-FĂŒhrungskrĂ€fte mit Managementverantwortung, also an diejenigen, die die Kultur ĂŒber den Hebel „Regeln und Normen“ wohl am direktesten beeinflussen können: Wie viel Potenzialverschwendung wollt und könnt ihr euch fĂŒr euer Unternehmen noch leisten? Wie lange haltet ihr es aus abzuwarten? Wie sehr soll die Basis fĂŒr eine gute Zusammen.Arbeit noch erodieren, bevor ihr handelt? 
Klingt dramatisch? Mir jedenfalls bereite es fast körperliche Schmerzen, die Ergebnisse zu sehen und zu wissen, dass vielen deutlich besser sein könnte. 
 
Ich schĂ€tze den Kollateralschaden, d.h. den entgangenen Profit durch ein Agieren nach alten Schemata, nach den heute noch verbreiteten alten Regeln, Normen und Prinzipien, also dem, was die LehrbĂŒcher frĂŒher als gut und richtig ansahen, aber damit auch dem, was heute wissenschaftlich  nachgewiesen Mehrkosten verursacht, die ArbeitgeberattraktivitĂ€t senkt und Chancen vereitelt, auf durchschnittlich 30%. Ein gutes Teil davon ist durch eine bewusste Betrachtung der Wirkung dieser Akten Betriebssysteme und die Arbeit an den Ursachen möglich. Manche Unternehmen scheinen (im ĂŒbertragenen Sinn) statt auf einem auch nur halbwegs aktuellen Betriebssystem, noch immer auf der Basis von MS-DOS 4.0 zu arbeiten. 
 
Ein Teil dieser 30% wurde vor kurzem ich in einem von mir moderierten Workshop zum Thema Mitarbeiterbindung wieder deutlich. Es kam die Fragestellung auf, warum gerade junge Mitarbeiter das Unternehmen vergleichsweise schnell wieder verlassen, selbst wenn sie noch keinen neuen Job haben.
Die Antworten sind dabei klar:
a) ganz einfach, weil sie es können und es sich zutrauen einen, in ihren Augen interessanteren und damit besseren Job zu finden (und weil sie oftmals ein Umfeld besitzen, das ihnen genug Sicherheit gibt) – und im Umkehrschluss der alte Job nicht mehr zu den Erwartungen passt –
und
b) weil die Demographie fĂŒr sie spricht: Gute, junge, flexible Mitarbeiter können heute ganz anders agieren, als die alten. Das ist noch deutlich stĂ€rker oder ‚krasser‘ der Fall, als es vor 10 oder 20 Jahren war – der Zeit also, als sie heutigen FĂŒhrungskrĂ€fte selbst auf diesem Teil ihres Karriereweges waren. Weshalb sie zunĂ€chst oftmals  ein unverstĂ€ndiges KopfschĂŒtteln ernten, dem sich ebenso hĂ€ufig unglĂ€ubiges Staunen anschließt.  
c) FĂŒr viele sind heute andere Werte relevant, Sie wollen Dinge anders tun, haben andere Erwartungen an die Arbeit, ihren Weg und den Umgang miteinander, als fĂŒr ihre meist Ă€lteren Vorgesetzten. Ein klassisches Thema, das schon immer existierte, heute jedoch andere FrĂŒchte trĂ€gt. 
 
Wer heute die guten Leute lange halten will, muss ihnen ein Arbeitsumfeld bieten, in dem es Spaß macht zu arbeiten, dass sie fördert und fordert, dass Lust macht sich einzubringen und in dem keine oder nur minimale und ĂŒberwindbare Hemmnisse bestehen dies auch wirklich zu tun. 
 
Das ist definitiv ein anderes, als es in vielen Unternehmen stand heute noch der Alltag ist. Den alten Staus Quo beizubehalten, auch wenn er dem alten Denken entspricht, ist damit fĂŒr die Unternehmen selbst hinderlich und schĂ€dlich. Hier sind die Wahrnehmungen und Erwartungen von unterschiedlichen Stakeholder durchaus unterschiedlich.   
Oder, wie @Gunter Dueck in seinem aktuellen Blogbeitrag auf omnisophie.com schreibt: „Bei Menschen ist das so: Wenn Selbstbild und Fremdbild stark auseinanderklaffen, sollte man es einmal mit Therapie versuchen. Bei Unternehmen ist das auch so. Punkt.“ 

Aber nun zur den konkreten Erkenntnissen aus der Mini-Studie

Das Highlight vorne weg sozusagen das Licht mitten im Tunnel – allerdings auch weitestgehend ein ‚no-brainer‘: Kleine Unternehmen können gute Zusammen.Arbeit einfach besser. In den meisten Fokusbereichen des CoRE Ansatzes sind die Werte von Unternehmen bis 10 Mitarbeitern deutlich besser, als die aller anderen UnternehmensgrĂ¶ĂŸen. Es gelingt nicht nur leichter aufeinander einzugehen, in kleinen Unternehmen ist es schlicht Überlebensnotwendig.
 
Die Lowlights finden sich in den Themen (deren zugehörige Fragen entsprechend im Durchschnitt alle nur mit „ein wenig“ beantwortet wurden): 

  • Transparenz, zum einen um aus den Erfahrungen anderer zu lernen, zum anderen in Bezug auf den Status der Zielerreichung der Organisation. 
  • Konflikte und Kritik als Möglichkeit zur gegenseitigen Weiterentwicklung.
  • Die Gefahr der „Beschleunigungsfalle“, d.h. in Bezug auf die Arbeitsbelastung zu ĂŒberhitzen und zu wenige bewusste Ruhephasen zu etablieren. (An dieser Stelle mein Dank an Prof. Dr. Heike Bruch, von der dieser Begriff stammt und die diese Gefahr im Rahmen ihrer Arbeit zu „Organisationaler Energie“ immer wieder aufzeigt und betont).
  • Bewusstsein und Sichtbarkeit des jeweiligen Wertbeitrags. Ein Bereich der direkt mit dem psychologisch so wichtigen Thema der Selbstwirksamkeit korreliert.
  • Verteilung der Ressourcen und deren Nachvollziehbarkeit 

und

  • dem Grad des VerstĂ€ndnisses fĂŒr die Strategie und der Nutzung von Prozessen, die tatsĂ€chlich darauf abgestimmt sind möglichst effizient und effektiv zu sein.    

 
Alle dieser Punkte, vor allem aber auch der letzte, werden gerade die erfahrenen Top-Leute als kritisch wahrnehmen, denn die Kopplung von Effizienz UND EffektivitĂ€t bringt nunmal – diese ökonomischen ZusammenhĂ€nge gelten auch in „neuen Kulturen“ enorme Vorteile fĂŒr das Unternehmen.
 
Allerdings hilft es wenig, diese Themen getrennt von den ĂŒbrigen anzugehen, denn das wĂŒrde wenig an den Ursachen verĂ€ndern, der Notwendigkeit die Regeln und Normen insgesamt im neuen Licht einer verĂ€nderten (Um)welt zu betrachten.
 
Ein weiterer Fakt sollte aufhorchen lassen. Von FĂŒhrungskrĂ€ften mit Managementverantwortung wird das Thema „WertschĂ€tzung“ als deutlich weniger kritisch wahrgenommen, als von ALLEN anderen! Wobei auch hier die Brisanz in den Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern am grĂ¶ĂŸten ist. Es ist das wohl deutlichste Lowlight.
Ein immer wieder wichtiger Grundsatz wird darin erkennbar: Mitarbeiter wollen und sollten wie wertvolle Mitarbeiter behandelt werden. 
Ähnliches gilt fĂŒr die Sichtbarkeit der individuellen „WertbeitrĂ€ge“. NatĂŒrlich ist das kein einfaches Thema, aber erstens wichtig und zweitens offensichtlich unterentwickelt.  
Es banal es klingt, wohl jeder möchte mal ein wenig vom Licht der strahlenden Sonne ĂŒber dem Unternehmen mitbekommen. Die Sonne auf der Haut wirkt einfach anders als nur eine BildschirmĂŒbertragung.
 
Bemerkenswert ist das fast in allen Bereichen auftretenden GefĂ€lle entlang der UnternehmensgrĂ¶ĂŸe. Je grĂ¶ĂŸer die Unternehmen, desto schlechter die Werte. NatĂŒrlich sind große Unternehmen aufgrund ihrer KomplexitĂ€t und sehr unterschiedlichen Dynamik in diesem Kontext anders zu handhaben, ich habe selbst lange genug in diesem Umfeld gearbeitet. Dennoch gibt es auch hier viele Ansatzmöglichkeiten und Beispiele dafĂŒr wie viel besser Zusammen.Arbeit mit einem adĂ€quaten Regelwerk funktioniert.  
 
Und, last but not least, schlĂ€gt auch hier wieder der confirmation bias mit vehemenz zu. Die „FĂŒhrungskrĂ€fte mit Managementverantwortung“ nehmen die Rahmenbedingungen fĂŒr gute Zusammen.Arbeit im Unternehmen im Durchschnitt um 32% besser wahr, als Mitarbeiter ohne FĂŒhrungsverantwortung. Ein im Vergleich zu anderen Analysen ein außergewöhnlich hoher Wert!
Ganz kritisch ist es beim so wichtigen Thema „WertschĂ€tzung“ (s.o.), hier liegt das Delta bei satten 58%!
 
Das macht klar: Es besteht, wie bei fast allen Themen, dringender Bedarf Zusammen.Arbeit  objektiver zu reflektieren, um mit den unterschiedlichen Erwartungen, auch in Bezug auf die Wahrnehmung dieser Themen, handhaben und gestalten zu können. Wer hier nicht (re)agiert lĂ€uft zunehmend Gefahr, dass die Leistungs- und PotenzialtrĂ€ger gehen und der Rest resigniert zurĂŒckbleibt. 
In diesem Sinne: Meine lieben Top-Manager und FĂŒhrungskrĂ€fte: Macht etwas und das mit Macht!
 
Das Instrumentarium ist ebenso vorhanden und verfĂŒgbar, wie die wissenschaftliche Evidenz. Die Welt, in der ihr euer Unternehmen fĂŒhrt, verĂ€ndert sich derzeit so stark und schnell, wie nie zuvor in eurem Leben. Das geht an niemandem vorbei. Je eher ihr Reaktionen darauf startet, desto besser steht ihr am Ende da. Und: es gibt hervorragende Werkzeuge, um die Situation objektiv, ruhig und im vertrauten Kreis zu analysieren, zu realisieren und zu diskutieren, auch wenn natĂŒrlich, wie immer der Teufel im Detail steckt. Doch dafĂŒr gibt es hervorragende UnterstĂŒtzer.
Nur den ersten Schritt mĂŒsst ihr dennoch zunĂ€chst gehen: Ihr mĂŒsst bereit sein, euch hier zu engagieren!
Einfach.bessere.zusammen.arbeit ist in jedem Unternehmen möglich und lohnend!
 
 
Noch etwas in eigener Sache:
Ich rĂ€ume auf – auch bei meinen Followern, soweit es mir möglich ist. Wie so oft im Leben ist auch hier QualitĂ€t am Ende wichtiger als QuantitĂ€t. Also, bitte entfolgt mir, wenn meine Impulse euch nicht wirklich dazu bringen, ĂŒber Dinge „neu“ oder aus anderer Perspektive nachzudenken oder etwas fĂŒr euch und andere zu verĂ€ndern. Setzt eure Lebenszeit dann lieber fĂŒr die Dinge ein, die euch wirklich, wirklich, wirklich weiter bringen. Das hilft mir, mein Angebot fĂŒr euch zu schĂ€rfen.

Die bewegend-lĂ€hmende Angst vor der Un-/AbhĂ€ngigkeit und worin JĂŒrgen Klopp Vorreiter ist

>>>> Reflexionsimpuls

Den folgenden kurzen Beitrag verbreitete ich letzte Woche auf Linkedin.
„Das Lustige und traurige zugleich.
Wir wollen zusammenarbeiten – und haben verlernt zusammen zu arbeiten.
Zusammen arbeiten heißt
– sich zu unterstĂŒtzen,
– Hemmnisse aus dem Weg zu rĂ€umen,
– gemeinsame Werte zu pflegen und zu verteidigen,
– zusammen zu lernen,
– zusammen zu feiern,
– zusammen ein Ziel zu haben und es zu erreichen,
– zusammen Erfolg zu haben.
Es geht um die Basics und es geht um das GesamtverstÀndnis von Arbeit, Erfolg und Zukunft.
Zusammenarbeit war gestern. Die Zukunft liegt im zusammen arbeiten.“
Im Grunde alles banal, oder?
Warum scheinen wir uns dann dennoch mit dem Thema einfach.gute.zusammen.arbeit so schwerzutun? Woran scheitert wir, wenn wir doch schon jahrtausendelang von guter Zusammenarbeit ĂŒberlebensnotwendig abhĂ€ngig waren?
Wie sehr hĂ€ngt der Erfolg eines Fußballvereins von ganz anderen Dingen als dem Zusammenspiel der Akteure auf dem Platz ab?
Was passiert, wenn im Formel 1 (oder Formel E) Renner, ein kleines Zahnrad bricht?

Das Wohl und Wehe von AbhÀngigkeiten

Als einem der zentralen Fokuspunkte hat gute Zusammenarbeit mit den tatsĂ€chlichen und auch den wahrgenommenen bzw. gefĂŒhlten Un-/AbhĂ€ngigkeiten zu tun, die Organisationen ganz natĂŒrlich beinhalten (mĂŒssen).
Sich diese Un-/AbhĂ€ngigkeiten zu verdeutlichen ist fĂŒr einfach.gute.zusammen.arbeit enorm wichtig.
Meine Abneigung gegen Verschwendung, insbesondere der von Lebenszeit, ist einer der GrĂŒnde, warum ich mich so intensiv mit der Weiterentwicklung von Zusammenarbeitsstrukturen befasse, denn schlechte Zusammenarbeit kostet so unglaublich viel. Nicht nur das Unternehmen, indem die ProduktivitĂ€t und die KreativitĂ€t sinkt, oder aus lauter Frust Dinge bewusst und unbewusst nicht umgesetzt werden. Sie kostet jeden einzelnen von uns Nerven und Zeit. Das Ergebnis von dauerhaft schlechter Zusammenarbeit sind Frust, Demotivation, Sarkasmus bis hin zum Zynismus – kurz, es entsteht negativer Stress und ein tatsĂ€chlich giftiges Arbeitumfeld.
 
Die Wahrnehmung von Verschwendung hat dabei oft mit tatsĂ€chlicher und wahrgenommener Un-/AbhĂ€ngigkeit zu tun. Das PhĂ€nomen tritt dabei ĂŒberall auf. Im Straßenverkehr genauso, wie an der Supermarktkasse oder bei der Arbeit an Maschinen, Computern und mit anderen Menschen. Wer nicht wirklich, wirklich, wirklich ganz frei ist von Interaktion, ist abhĂ€ngig. AbhĂ€ngigkeit, die sich in diesem Kontext in Regeln und Normen, in Strukturen und Prozessen und vor allem in Kommunikation und Nicht-Kommunikation, in guter oder mangelnder Abstimmung und In-/Transparenz darstellt.
In jedem von uns gibt es das Bestreben nach der BestĂ€tigung von Selbstwirksamkeit, in Gruppen geht es uns um die gemeinsame Wirkung, die wir erzielen. Zugleich scheitern wir zu oft an den AbhĂ€ngigkeiten, die beim Versuch zusammen zu arbeiten ganz natĂŒrlich entstehen und die uns die angestrebte Selbst-/Wirksamkeit rauben.
Und damit entsteht ein Teufelskreis, den es zu analysieren und zu durchbrechen gilt, denn seine Folgen nagen tief in uns. AbhĂ€ngigkeiten, denen wir uns machtlos ausgeliefert sehen, erzeugen in hohem Maß negativen Emotionen, die wir im Unternehmen, die ja hĂ€ufig kaum daraus ausgerichtet sind Emotionen zuzulassen, nur selten be- und verarbeiten können und mit denen wir daher dann nachhause gehen.
Gesund ist das alles nicht, weder fĂŒr den einzelnen, noch fĂŒr die Organisation. Organizational Health ist nicht umsonst ein Thema, fĂŒr das Unternehmen zunehmend Beratung mit an Bord holen. Schließlich ist es einerseits komplex und andererseits fehlt oftmals die Expertise und Diagnose- bzw. Analysekompetenz.
 
Der Gang zum Arzt, der im privaten so normal wie notwendig ist, die Nutzung von Gesundheits-, Fitness- und ErnĂ€hrungsexperten, ist im Organisationskontext hingegen bislang wenig etabliert. Um so bemerkenswerten, dass JĂŒrgen Klopp, der Trainer des FC Liverpool, ĂŒber Mona Nemmer, die Leiterin der ErnĂ€hrungsabteilung des Vereins, sagt: „der einzige wirkliche Weltklassespieler ist Mona“. Das ist positive Wahrnehmung eines gemeinhin als „Randbereich“ wahrgenommenen Themenbereichs und zugleich einer, die Gemeinschaftsleistung optimal unterstĂŒtzenden „AbhĂ€ngigkeit“. Einer AbhĂ€ngigkeit, die er selbst als einen „Supertransfer“ bezeichnet, auch weil Mona Nemmer die Aufgaben hat(te), in ihrem Bereich die Rahmenbedingungen fĂŒr optimale Leistung aller zu schaffen. Hier ist JĂŒrgen Klopp ein echter Vorreiter und ein Beispiel, wie auch in Unternehmen agiert werden könnte.
Doch, wie schafft man solche positiven AbhĂ€ngigkeiten? Wie schafft man den Raum dafĂŒr, dass eine wirksame gegenseitige UnterstĂŒtzung und optimale Leistung stattfinden kann?
Notwendig hierfĂŒr ist den Blick zu heben und das Gesamtspiel zu betrachten. Nicht nur der einzelne Spieler auf dem Platz, nicht nur der Fahrer des Formel-X Boliden, sondern eben jeder ist wichtig um in einem komplexen, dynamischen, schnelllebigen Umfeld zu punkten und Erfolg zu haben.

Den „Gesundheitsexperten“ fĂŒr die Organisation etablieren 

Schon sind wir damit bei dem, was Menschen wie JĂŒrgen Klopp auszeichnet. Alle im Blick zu haben und sie gezielt bei dem zu unterstĂŒtzen, was sie einbringen und womit sie sich und alle noch besser machen können. Das ist FĂŒhrung, wie sie heute notwendiger denn je ist. FĂŒhrung, die nicht limitiert und in die Schranken weist, sondern FĂŒhrung, die RĂ€ume eröffnet um auf die Ressourcen vertrauen zu können und sie optimal zu nutzen. FĂŒhrung die Sicherheit und UnabhĂ€ngigkeit gibt und zugleich auf positive AbhĂ€ngigkeiten setzt.
Doch solche FĂŒhrung tut sich schwer, wenn die (Organisations)Systeme, und mittendrin die Menschen, stĂ€ndig mit alten, ĂŒberkommenen und hinderlichen Regeln, Strukturen und einengenden Leitplanken voll be- und ĂŒberlastet sind.
Wo also beginnen, diesen Teil der Zusammenarbeit leichter und besser zu machen?
Vieles ist tief in dem Gesamtgebilde „Unternehmung“ verankert, manches „nur“ in unserer Konditionierung und Sozialisierung.
Vom gewĂŒnschten oder unbewussten internen Wettbewerb um Budgets, Boni oder auch nur um Aufmerksamkeit bis zu teils lange brodelnden Konflikten. Es gibt vieles, was man in den Blick nehmen sollte. Ein Ding der Unmöglichkeit sollte man meinen.
 
Doch – und auch das erkennt man am Beispiel des FC Liverpool – es ist möglich, wenn man jemanden explizit und frei mit dieser Aufgabe betreuen kann. Es bedeutet natĂŒrlich eine Investition in neue Ressourcen, oftmals ohne deren tatsĂ€chlichen Mehrwert im Vorfeld abschĂ€tzen zu können. Doch wie der Trainer des FC Liverpool starke Zweifel daran hatte, das die Art und Zusammenstellung der ErnĂ€hrung fĂŒr die Spieler und damit fĂŒr den Verein förderlich ist, so können und sollten auch Unternehmer und Unternehmen hier „neue“ Wege ausprobieren. Umso leichter, wenn klar ist, dass gerade hier auch viel mit externer UnterstĂŒtzung – sozusagen dem Gesundheitsexperten fĂŒrs Unternehmen – angegangen und umgesetzt werden kann.

Die so erzielbare kulturelle Wirkung ist oft unterschÀtzt

einfach.gute.zusammen.arbeit ist ein kulturelles Thema. In meiner Betrachtungsweise besteht Kultur aus drei Komponenten: Den (vorgegebenen) Regeln und Normen, den „RegelwĂ€chtern“ und den „Regelbefolgern“ (oder, ebenso wichtig fĂŒrs System, den „Regelbrechern“). Anders ausgedrĂŒckt: Aus den Normen, Vorgaben und Strukturen, die in einer Organisation vorgegeben werden, aus den FĂŒhrungskrĂ€ften, die versuchen diese Normen ein- und umzusetzen und zwischen allem zu vermitteln, und aus den Menschen, die diese Normen akzeptieren, weil sie deren Wert verstehen und teilen, bzw. denjenigen, die diese Normen in Frage stellen und brechen, weil sie ihnen keinen Mehrwert liefern.
 
Um zurĂŒck zum Gesundheitszustand von Unternehmen zu kommen: (Auch) wenn es natĂŒrlich von den Menschen, den RegelwĂ€chtern, -befolgern und -brechern anhĂ€ngt, wie das Zusammenspiel funktioniert, so liegt der wirksamste Hebel fĂŒr eine VerĂ€nderung in der zielgerichteten Schaffung geeigneter und gerne akzeptierter Rahmenbedingungen, Regeln und Normen. Die Spieler des FC Liverpool könnten natĂŒrlich woanders essen, aber warum sollten sie das tun, wenn es erstens so einfach, zweitens so gut und drittens so förderlich fĂŒr sie ist, sich auf Mona Nemmer und ihr Team zu verlassen. Sie hat Rahmenbedingungen geschaffen, die es zu einer Freude machen, die neuen Regeln einzuhalten.
An welchen und wie vielen Stellen wenig hilfreiche Normen einer guten Zusammenarbeit im Weg stehen, tritt immer wieder zu Tage, wenn wir einen der umfasenden AGILITYINSIGHTS „Health & Fitness Checks“ – wir nutzen dafĂŒr unsere „Agile Toolbox“ – durchfĂŒhren. Die Analyseergebnisse zeigen im Detail auf, wo Hemmnisse und Störungen existieren, aber auch, wo und welche „Organe“/Bereiche, optimale Bedingungen vorfinden.
 
Um nur ein Detail zu nennen: Ganz klassisch arbeiten noch immer viele Unternehmen, auch wenn sich der Kontext inzwischen vielfach in Richtung von schnell verĂ€nderlicher Wissensarbeit gewandelt hat, mit einem auf „industrielle“ Höchstleitung ausgerichteten Zielsystem, wie MbO („Management by Objectives“), gerne auch mit Individualzielen. Zwar wird hier nach Lehrbuch gearbeitet, aber eben nach einem, dass fĂŒr eine andere Zeit geschrieben wurde. Wie im Bereich der körperlichen Gesundheit, haben auch hier in den letzten Jahren viele neue Erkenntnis ihren Weg gebahnt.
Wo MbO dennoch noch genutzt wird, ist es ein Schuss, der, bei den heutigen Anforderungen in den meisten Unternehmen, oftmals nach hinten losgeht. NatĂŒrlich geht es nicht darum, auf Ziele zu verzichten. Im Gegenteil, ein klarer Zielkorridor ist wichtiger denn je, aber es geht darum, diesen Korridor nicht mit falschen Regeln und Maßnahmen zu verstellen. (Eine Alternative stellt z.B. die gemeinsame Ausrichtung der Ziele mit Hilfe der sog. „Leadership Scorecard“, eines Teils der AGILITYINSIGHTS Ergebnisdarstellung dar.)

Tipps und Hinweise

Weil auch ich oft erst um Arzt gehe, wenn es „spĂ€t“ ist, gebe ich euch ein paar Hinweise mit auf den Weg, um die ersten Wehwehchen zu ĂŒberstehen – in der Hoffnung, dass ihr dennoch zum „Arzt“ geht, wenn keine substanzielle Besserung eintritt!

  1. Macht euch das Gesamtsystem mit den positiven und negativen Un-/AbhÀngigkeiten bewusst und transparent, z.B. hilft es, sich die Wertschöpfung und die WertbeitrÀge genauer anzusehen.
  2. Hinterfragt die ZusammenhÀnge und die Un-/AbhÀngigkeiten. Welchen Mehrwert in Bezug auf das Ziel der Organisation liefern sie?
  3. Artikuliert konkrete Verbesserungs- und AnpassungsvorschlÀge, um sie im geeigneten Plenum zu diskutieren. Dabei liegt die Herausforderung darin, dieses Plenum zu identifizieren. Dies hÀngt von der Reife und FÀhigkeit der Organisation ab, mit Kritik am Fundament (aka den Regeln und Normen) umzugehen.
  4. Bezieht aktiv alle in den Dialog mit ein, die von der Anpassung betroffen sind und gebt ihnen Raum und Gehör. Konsultative Entscheidungsprozesse bergen hier große Vorteile.
  5. Verfeinert der Verbesserungsvorschlag auf Basis des Feedbacks, geht eine erste konkrete Umsetzung an und achtet auf die Auswirkungen.

Im Zusammenhang mit Änderungen „am und im“ System ist es immer wichtig, eine Balance zwischen zugestandener Autonomie und der Wahrnehmung psychologischer Sicherheit zu schaffen. Wir brauchen alle das GefĂŒhl der Sicherheit und ein Freiheit(en) gebendes und zugleich herausforderndes Umfeld, um optimale Leitung zu erbringen. Ein „gesundes“ Unternehmen, ohne behindernde AbhĂ€ngigkeiten, ist dafĂŒr eine wichtige Voraussetzung.
 
In diesem Sinn: Gute Gesundheit und eine erfolgreiche Zukunft!

Quo vadis? Warum Orientierung fĂŒr Unternehmen heute so schwierig ist und 3+ Ansatzpunkte, wie sie dennoch wieder gelingt.

>>>> Ein Reflexionsimpuls

 
Vor ein paar Wochen hatte ich den Rand so richtig voll.
Der Parkplatz vor unserem Haus, auf dem im Normalfall mein Auto steht, hatte an vielen Stellen seine Farbe verloren. Statt eines satten GrĂŒns war das Grau des Unterbaus sichtbar. Die untergemischte Erde war weggespĂŒlt, dem Gras fehlte im Grunde alles, was es am Leben hĂ€tte halten können. Was mal so schön geplant und auch gemacht war, hatte sich verwandelt – war unansehnlich geworden. Nicht ĂŒber Nacht, sondern schleichend und damit so, dass ich immer wieder verschoben hatte etwas dagegen zu tun. Bis vor ein paar Wochen.
 
Nein, ich werde hier nicht ĂŒber die erstaunliche schnelle, wirksame und (hoffentlich) nachhaltige Arbeit an meinem Parkplatz berichten, jedenfalls nicht zu viel. Mir geht es darum, wie, woran und wann man erkennen kann, dass es Zeit ist, sich neu zu orientieren, das bestehende aus einer distanzierteren Perspektive zu betrachten, um dann zu tun, was (einem selbst und) dem Unternehmen guttut.
 
Aber, von vorne: Wenn ich mich umblicke, dann nehme ich an vielen Stellen eine zunehmenden und leider gar nicht mehr so neue Orientierungslosigkeit wahr. Der wohl dominanteste Einflussfaktor ist, wieder mal, unsere heutige Art zu kommunizieren, unser Wissen auszutauschen und miteinander GeschĂ€fte zu machen. Schneller, grĂ¶ĂŸer, weiter – das Internet macht’s schon lange möglich. Und dabei steht diese Entwicklung, wie alle bahnbrechenden, umfassenden Entwicklungen der Menschheit, noch an ihrem Anfang. Die Digitalisierung und Automatisierung, die Mensch-Maschine-Einheit wird in den kommenden Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen – auch wenn wir in Deutschland hier massiv hinterherhinken.
 
Dieses Hinterherhinken, gekoppelt, unser Umgang mit dem zunehmend schnelleren Wechsel von „Ist-ZustĂ€nden“ (Dynamik) und der wachsenden Anzahl von EinflussgrĂ¶ĂŸen auf Entscheidungen und AktivitĂ€ten (KomplexitĂ€t), fĂŒhren zu einem, wie ich es sehe, exponentiellen und gefĂ€hrlichen Anstieg der Wahrnehmung von Unsicherheit. Unsicherheit auf einem, fĂŒr ein wirtschaftlich sehr weit entwickeltes Land, erstaunlich hohen Niveau – was dem individuellen GefĂŒhl aber ehrlich gesagt, vollkommen egal ist.
 
Die Unsicherheit ist da und wĂ€chst, ohne, dass wir uns in der Lage sehen, ihr zu begegnen. Der Lösungsansatz der Ambidextrie, des „sowohl-als-auch“s im Umgang mit dem Angang neuer Wege, erscheint in der alten Logik des linear Planbaren zu wage, die Mehrdeutigkeit zu schwierig und kostspielig aufzulösen. Was wĂ€re schließlich, wenn man auf die falschen Pferde setzt. Da bleibt man halt lieber auf dem alten, mĂŒden Gaul sitzen.
 
FrĂŒher hat es geholfen, sich Rat von den klassischen Institutionen zu holen. Die religiösen oder politischen FĂŒhrer, die großen Wirtschaftsbosse, die klassischen Bestimmer des Schicksals einer Gesellschaft und eines Landes, waren es, die (vor)dachten und lenkten. Heute haben sie lĂ€ngst kein griffiges Konzept mehr, um mit dem Wandel, den auch sie wahrnehmen, umzugehen. Das Resultat: ein Mangel an klaren Aussagen, ein „wir tun ja was, aber bitte immer nur so wenig wie möglich und höchstens so viel wie nötig“ und viel Stillstand. Schlimmer: Orientierungsloser Stillstand. Wir stehen im Nebel, und halten es fĂŒr zu gefĂ€hrlich uns zu bewegen, weil wir ja hören, dass da draußen ganz viel Bewegung ist und wir mit diesen GerĂ€uschen zugleich nichts (mehr) anfangen können.
 
Die alten meinungs- und handlungsleitenden Institutionen sind heute durch eine unglaubliche Vielfalt an Nachrichten, Interpretationen, Kommentaren und Meinungen – auch und vor allem hier in den „social media“ – ersetzt worden. Wegweisern, die es erfordern, uns selbst mit den zuvor- und zugrundeliegenden Entwicklungen aktiv zu befassen, sie zu verstehen und uns in die Lage zu versetzen, sie im Kontext unserer moralischen und ethischen Vorstellungen zu interpretieren. Ganz ehrlich – wer macht das? Und wer ist dazu ĂŒberhaupt zeitlich und intellektuell in der Lage. Ich habe bei vielen Dingen aufgehört, sie auch nur verstehen zu wollen.
 
ZurĂŒck bleibt Ratlosigkeit und LĂ€hmung. Zu viele ungelöste Fragen und zu viele unkonkrete Antworten. Schlimmer noch: In dem GefĂŒhl der Orientierungslosigkeit haben wir die FĂ€higkeit verloren, Chancen und Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Wir glauben nicht mehr nur an unsere erlernte Hilflosigkeit – wir glauben auch daran, dass es gar keinen gangbaren Weg mehr gibt.
 
Es stellt sich die Frage: In welcher Welt wollen wir eigentlich leben, in welcher Welt wollen wir zurechtkommen, in welcher Welt wollen wir arbeiten? Woran, und an wem, trauen wir uns zu glauben? Wem vertrauen wir in einer Welt, die uns zu Misstrauen erzogen hat und die uns mit Nachrichten und Informationen ĂŒberschĂŒttet, deren Wahrheitsgehalt und Relevanz wir nicht mehr auf einfachem Weg bestimmen können?
Welcher Weg fĂŒhrt aus diesem Dilemma?
Nein – auch ich habe keine eindeutige, einfache Lösung!
 
Was ich habe, ist ein VerstĂ€ndnis fĂŒr grundlegenden Komponenten einer möglichen Lösung. Was immer wir tun können, es wird Werte und Themen beinhalten wie „Vertrauen“, „Offenheit“, „Leichtigkeit“, „geniale Einfachheit“, „VerstĂ€ndlichkeit“, „ModularitĂ€t“, „Respekt“, „Toleranz“. Wir selbst brauche dafĂŒr das (wiedergewonnene) VerstĂ€ndnis, dass wir anpassungsfĂ€hig, innovativ, flexibel, schnell, bedacht, resilient agieren und reagieren können. Das in uns steckt, was wir brauchen, wenn, ja wenn wir es wagen, den Nebel zu verlassen.
 
Was darin mitschwingt, ist der „RĂŒckgriff“ auf die Nutzung der „Intelligenz der Vielen“, die Nutzung dessen, was Cicero uns in „de res publica“ hinterlassen hat und was wir im positiven, inkludierenden Sinn als Gemeinwesen verstehen. Einem Gemeinwesen, dass fĂŒr sich eine „Herrschaftsform“ findet, die zeitgemĂ€ĂŸ die Gegebenheiten und Notwendigkeiten abbildet. In Unternehmen in einer Form, die die Managementstrukturen so anpasst, dass sich der bestmögliche und bestgeeignete Mix an BĂŒrokratie , Meritokratie (dem, was wir als „Leistungsgesellschaft“ verstehen), Adhocracy (der „Herrschaft“ der schnellen, spontanen, agilen Partizipation) und in Zukunft vielleicht auch Virtuecracy ( der „Herrschaft“ der erzielten Wirkung) ergibt.
 
In aller KĂŒrze bedeutet das, dass niemand mehr allein die Herausforderungen der Zukunft voraussehen, voraussagen oder gar lösen kann. Wir können, mĂŒssen und sollten und zusammentun. In der Gesellschaft und vor allem auch in Unternehmen.
Doch davon sind wir weit entfernt.
 
Ich habe ihn den letzten zwei Jahren verschiedene Umfragen durchgefĂŒhrt und begleitet. Das einhellige Ergebnis sind – und das bitte alles NICHT als Bashing verstehen, denn mir geht es darum dennoch einen Weg aufzuzeigen -:

  • ein Mangel am VerstĂ€ndnis fĂŒr dynamische FĂ€higkeiten im Management (kein Wunder, denn diese sind selten Thema von Aus- oder Fortbildungen),
  • zunehmende AktivitĂ€t und Unruhe auf allen Ebenen der Unternehmen, mit dem Ziel, die als fehlend wahrgenommenen, zukunftsgerichteten AktivitĂ€ten des Managements auszugleichen

und

  • eklatant schlechte Rahmenbedingungen auf der Ebene der Basis guter Zusammenarbeit, d.h. z.B. bei der Kommunikation, Partizipation, Nutzung von Chancen, WertschĂ€tzung u.v.a.m. .

Dies alles zudem gepaart mit einem immer wieder zu erkennenden blinden Flecken bei Top-FĂŒhrungskrĂ€ften und deren, zumindest nach außen getragenen, rosaroten Brille bei der Beurteilung der Situation. (Mehr Infos zu den Umfragen gerne auf Anfrage.)
Was braucht es noch, wenn wir in und als Unternehmen wieder Orientierung erlagen wollen.
 
Die Kollegen von McKinsey haben in einem ihren letzten Podcasts die Bedeutung von „Organizsational Health“ fĂŒr jedwede Entwicklung innerhalb von Organisationen, insbesondere bei Change und grĂ¶ĂŸeren Transformationen und organisationalen Metamorphosen herausgestellt. Schon der römische Dichter Juvenal rief seine MitbĂŒrger dazu auf, statt die Götter ohne Betrachtung der Konsequenzen mit törichten Bitten zu belĂ€stigen, sie doch nach „mens sana ich corpore sano“ zu bitten, nach einem gesunden Geist in einem gesunden Körper. Ähnlich ist es in Unternehmen, statt zu hoffen, dass die VerĂ€nderungen fĂŒr sich neue Orientierung bieten, sollte der Prozess mindesten von drei Seiten aus angegangen werden.
 
Zum einen ist auch hier der gesunde Körper wichtig. Im Fall von Unternehmen sind dies allem voran die Rahmenbedingungen auf denen das Zusammenspiel der Komponenten, der Organe und Muskeln, der Knochen und Nerven aufbaut. Neben den Strukturen und Prozessen gehören hier auch die Kultur und die Kommunikationswege und -eigenarten dazu. Ein gesunder Organisationskörper, der ohne Wehwehchen, ohne Ballast und schmerzfrei (er)agieren kann ist die Grundlage. Ein Grund warum ich daran arbeite, Hemmnisse, Stolpersteine, ĂŒberflĂŒssige BĂŒrokratie und Prozesse in Unternehmen soweit wie möglich zu reduzieren. (Was McKinsey seit ein paar Jahren als „Organizational Health Index“ vermarktet betrachtet AGILITYINSIGHTS seit mehr als 16 Jahren im Kontext der „Agile Insights“. Am Montag, dem 14.10. hĂ€lt Lukas Michel dazu, bzw. zum „Agilen Paradigmenwechsel“ ein kostenfreies Webinar.
 
Zum zweiten: der gesunde Geist. Das Zusammenspiel von gesundem, gemeinsamem Menschenverstand und gesundem, gemeinsamem MenschengefĂŒhl. Der Austausch, die Möglichkeit sich einzubringen, die Chance zur Partizipation, um den oftmals vielen guten Ideen und Impulsen Raum und Stimme zu geben. Hier wird im alten VerstĂ€ndnis einer „von oben“ lenk- und planbaren Organisation, einer aus der Vielfalt der Beteiligten geborenen, oder zumindest wahrgenommenen Notwendigkeit festgelegter Ziele, noch zuviel vorhandenes intellektuelles Potenzial liegen gelassen. Ein Bereich den z.B. CoRE sehr direkt angeht.
 
Zum dritten sollte der Weg, gerade wegen der bestehenden Orientierungslosigkeit in kleinen, klaren Schritten gestartet werden. Den Rubikon-Prozess als Leitlinie nutzend, kann man beginnen das eigentliche BedĂŒrfnis, z.B. nach (neuer) klarer Orientierung in Richtung Zukunft klar zu benennen. Und gerade diese Orientierung ist in der heutigen (Um)Welt leider keine SelbstverstĂ€ndlichkeit mehr.
 
Im zweiten Schritt wird das Motiv benannt: Will ich als Top-FĂŒhrungskraft wieder in die Lage kommen, zukunftsweisend agieren zu können? Will ich „nur“ den Profit und/oder den Erfolg kurzfristig optimieren oder langfristig und nachhaltig etwas fĂŒr das Unternehmen und die Menschen darin tun? Ein Motiv kann ebenso sein, im allgemeinen Chaos endlich wieder „ruhig“ die „richtigen“ Schritte gehen zu können.
 
Anschließend geht es um erste, bewusst kleine Impulse, s.d. aus dem Motiv etwas konkreteres entstehen kann. Einfach ist, Menschen ins Unternehmen einzuladen, die zu einzelnen kleinen Elementen und Entwicklungsrichtungen konkrete Erfahrungen, Reflexionen und Impulse einbringen. Es geht erstmal nur darum miteinander zu reden und zu schauen, ob das was da eingebracht wird, im Unternehmen auch anknĂŒpfungsfĂ€hig ist.
 
Ist damit klarer, wohin erste weitere Schritte möglich sind, können die Dialoge und Diskussionen zu den Fokusthemen vertieft und intensiviert werden. Ob nur intern oder im Mix mit weiteren Impulsgebern – beides ist möglich. Wichtig ist, aus der Theorie Optionen fĂŒr eine konkrete praktische Umsetzung dieser kleinen Schritte zu gewinnen, um dann, im letzten Schritt tatsĂ€chlich mit der Gestaltung ‚einer‘ der vielen möglichen ZukĂŒnfte zu beginnen.
 
Was hier nach einem langen Prozess klingt, geht verblĂŒffend schnell, wenn die Bereitschaft besteht, sich seines Motivs klarzuwerden. Es geht nur um die eine kleine, einfach Frage: Will ich das Unternehmen in der Zukunft bringen und wenn ja, bin ich bereit, mich mit neuen Orientierungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen?
Eine Frage, die (fĂŒr mich) im Grund keine Frage sein kann und darf.
 
Und zum Schluss dann doch noch eine Warnung. Es gibt auch in unseren „modernen“ Zeiten viele Propheten, die zu wissen vorgeben, wie und wohin sich euer Unternehmen entwickeln soll und kann. Sie kommen mit allerlei FlĂ€schchen und Tinkturen, sie haben Lösungen in ihren Schubladen, die „erfolgreich“ schon in zig Unternehmen implementiert wurden
.. Wie viele davon waren wohl auch schon bei den Unternehmen, deren Pleiten in den letzten Jahren durch die Medien gingen
?
 
Das Gras auf meinem Parkplatz wĂ€chst ĂŒbrigens wieder. Es wĂ€chst nicht schneller, wenn ich daran ziehe, aber das brauche ich auch nicht, denn ich habe ihm Rahmenbedingungen gegeben, die Erde, den DĂŒnger, das Wasser, das Licht und Kohlendioxid, die es ihm leicht machen, sich zu entfalten. Manchmal ist es einfach, wenn man nur auch anfĂ€ngt.