07.12.18 | Blog, Management, Wirksamkeit, Zusammenarbeit |
Es war (gerüchteweise) Galileo Galilei, der bezogen auf die Frage, ob sich die Erde um die Sonne drehe gesagt haben soll: „Und sie bewegt sich doch“.
Abe, wer ist es jetzt, der sich bewegt, von dem nicht klar war, ob er sich bewegen kann, oder doch lieber stirbt?
Das Management (scheint) sich zu bewegen! Es scheint, als ob der Glaube, dass Unternehmen sich um Zahlen drehen sollten, statt um Menschen, ins Wanken gerät. Es scheint, als müssten Managementlehren neu geschrieben werden.
Der Wandel von Management, der Art (in der englischen und deutschen Bedeutung) wie Unternehmen geführt werden, wird nicht nur weiter von Mystikern, Quer- und Mitdenkern beschworen – nein, die Entwicklung wird immer sichtbarer!
In der letzten Woche trafen sich in Wien, zum „Global Peter Drucker Forum“ Denker und Umsetzer, um sich auszutauschen, um Wege aufzuzeigen, um sich zu vernetzen und gemeinsam immer mehr Wirkung zu zeigen. Auch wenn ich nur einem Teil der Vorträge per Livestream folgen konnte, war es spürbar: Das Eis bricht!
Steve Denning, Senior Contributor bei Forbes, hat hier beschrieben, was er, als langjähriger Beobachter und Teilnehmer, diesmal anders wahrgenommen hat. Ein Teil davon: „Change or die!“
Hier meine Zusammenfassung (ergänzt um einige Gedanken und Interpretationen) seiner Erlebnisse:
Unternehmen, die überleben wollen, gehen jetzt die Veränderung an – nicht im kleinen, nicht mir Digitalisierung, Kulturwandel oder offenen Bürowelten. Sie verändern im Kern wie Zusammenarbeit gestaltet ist:
- Sie haben und erzählen eine Geschichte, sie folgen einer Ideen, sie haben eine starke, überzeugende Vision, eine, die Menschen als für sie ganz persönlich wichtig ansehen.
- Sie leben ihre Einzigartigkeit. Sie versuchen nicht zu kopieren, wie sie Zusammenarbeit und Management ausgestalten. Sie beobachten und lassen zu, was sich entwickelt. Sie reflektieren ihr Tun und handeln von innen heraus.
- Sie sind sich zugleich bewusst, was passiert. Sie verstehen, wie Interaktion und Kooperation funktionieren. Sie geben dabei Impulse und reflektieren ihr Management Modell.
- Sie geben ihren Mitarbeiter allen Freiraum, den diese füllen können.
- Sie haben die Menschen in den Fokus gerückt.
Was in diesen Unternehmen passiert?
Vor allem sind sie „ganz nebenbei“ unglaublich erfolgreich. Manche so erfolgreich, dass sie, weil sie die Menschen voll im Blick haben und nur selten auf die KPI schielen, teilweise Monopolstellungen in ihren Märkten haben – einfach, weil sie ihren Wettbewerb um Längen abgehängt haben.
Trotz der gelebten Einzigartigkeit, gibt es paar gemeinsame Strukturelemente:
- Sie sind alle wertschätzend wertschöpfend. Sie leben Wertschätzung und generieren überdurchschnittliche Wertschöpfung.
- Das Management agiert mit Blick auf das Big Picture und hat dazu den Menschen Raum gegeben, eigene kleine „Puzzleteile“, eigenen kleine Einheiten zu erschaffen und auszugestalten. Diese Teile bilden, ergänzen und erweitern immer wieder das Gesamtbild.
- Vernetzung der Menschen und ihrer Einheiten ist ein zentrales immer wieder gefördertes Thema.
So einfach so gut, wenn es nicht so schwer auszuhalten wäre, dass sich trotz der Riesenerfolge, die diese Art des Gesamtverständnisses von „guter Zusammenarbeit“ nachweislich bietet, noch so wenige Manager sich darauf einlassen, ihren Erfolg im Unternehmen und auch ihren persönlichen auf diese Art zu verbessern. Für sie, für die, die immer noch abwarten, die auf „das gute Alte“ hoffen, auf die Vergangenheit bauen, für sie und ihre Unternehmen gilt laut Steve: „Change or die!“
Alles, was Steve Denning aus Wien berichtet, alle Maßnahmen der Unternehmen, die er beschreibt, sind seit Jahren mein Credo, mein fester Glaube und Teil meiner Arbeit.
Darum haben wir in meinem Netzwerk den Management Model Canvas entwickelt, darum beiden wir Status Quo Reflektoren (als Agile Scan™, Agile Capabilities Compass™ aber auch im Sparring und der Begleitung) für das Management an, darum arbeiten wir mit und in den Unternehmen, deshalb reden wir uns den Mund fusselig(und manchmal um Kopf und Kragen und schreiben uns die Finger (fast) blutig.
Wie schön ist es, dann doch zu sehen, dass die Botschaft, zumindest in Wien, endlich ankommt.
Danke Steve, für den Impuls durch Deinen Artikel. Und Danke lieber Leser für die Gelegenheit ein paar Gedanken und Impulse zu geben. Das musste jetzt spontan einfach mal raus.
20.11.18 | Blog, Leadership / Führung, Management, Organisationale Agilität |
Zeiten der Unsicherheit sind Zeiten für Experimente. Das war schon immer so. Zeiten der Unsicherheit waren auch immer Zeiten für neue Impulse und Innovation. Es sind immer auch Zeiten eines manchmal gefahrvoll erscheinenden Aufbruchs. Und damit waren Sie immer Zeiten des Scheiterns, der Angst, der Scham und der Verletzlichkeit. Die Themen, Mut und Angst, Courage und Scham sind untrennbar miteinander verbunden.
Die Angst vor dem Scheitern ist dabei manchmal Triebfeder, viel öfter jedoch Hemmschuh. Vor allem, in einer Gesellschaft, in der die Unsicherheit in der Mittelschicht angekommen ist, in der es darum geht, das Erreichte zu (er)halten und zu verteidigen. Dies sind die Zeiten in denen, wie heute, „die anderen“ bitte ausprobieren sollen, was einem selbst noch suspekt erscheint. Zu oft ohne bewusst reflektiert zu haben, was geschieht, wenn das Ausprobieren, das Experiment scheitert oder ein Erfolg wird. Es sind die Zeiten für Mutanfälle, die jedoch selten stattfinden und lieber delegiert werden.
Doch delegierter Mut ist wirkungsloser Mut. Im Falle von Themen, die ganz eindeutig auf den Tisch der Geschäftsführung gehören, ist es eine gefährliche Wirkungslosigkeit die so entsteht. Eine Wirkungslosigkeit, der man jedoch begegnen kann!
Inseln zwischen tropischen Atollen und Eismeer
Agilität ist so ein Thema, das als Trend (und Buzzword) polarisiert und das aus meiner Sicht zuallererst und ganz oben auf den Schreibtisch der Geschäftsführungen gehört.
Doch Agilität ist schwer zu greifen, weil jeder etwas anderes darunter versteht, weil jedes es (be)nutzt wie er gerne möchte. Damit begibt sich jeder, der beginnt sich damit zu befassen in unsicheres Fahrwasser. Zugleich scheint es wichtig genug zu sein, damit die eigene Organisation das Experiment wagt, aber nicht wichtig genug, um sich (auf der vom Tagesgeschäft okkupierten Führungsebene) damit tatsächlich zu befassen.
Ein – wie ich es sehe – fataler Fehler.
Das Ergebnis solcher Experimente in Sichtweite, aber ohne echte Beteiligung des „C-Suite“ sind eine Art „neue Inselwelt“ mitten im Stillen Ozean der Unternehmenswelt. Diese Inselwelt weist eine (wenig) erstaunliche Vielfalt auf. Manche erscheinen wie ein Südseeparadies, in dem es alles lebensnotwendige zu geben scheint. Sie sind Sehnsuchtsort ihrer Umwelt und bleiben doch für die meisten unerreichbar.

Andere sind Teil des pazifischen Feuerrings und eher vulkanischen Ursprungs. Auf und in ihnen brodelt es. Sie wirken aus der Ferne, mit ihren hohen Bergen, wie eine stabiler und sicherer Zufluchtsort, sind aus der Nähe betrachtet, aber zugleich unnahbar, ohne Ankerpunkt und Hafen. Manchmal herrscht eine wahrhaft explosive Stimmung, insbesondere, wenn Einflüsse die Lava die Insel verlässt, in Richtung Meer fließt und das umgebende Wasser zum Kochen bringt.
Wieder andere sind wie Eisberge im Polarmeer. Es herrscht eine frostige Stimmung, sie brechen auseinander und man weiß nicht, wann sie kippen und alle in der Umgebung mit herunterziehen.
Das Gemeinsame aller dieser Inseln ist, dass sie auf und aus dem Boden entstehen, den die Organisation und die Führung ihnen bietet. Sie sind Ergebnisse der Reaktion der Unternehmensführung auf die Veränderungen im Markt und Wettbewerb. Sie werden im Firefighting mit den neuen Komplexität als heilbringende Option wahrgenommen. Sie sind der Versuch in einer Welt Zukunft zu gestalten, in der es darum geht, die Gegensätzlichkeit von innovativem, visionärem, „try & error“ Start-up-Verhalten mit effizienzgetriebenem, profitorientiertem, „0-Fehler“ Bestandsgeschäft zu vereinen. Sie sind die Inseln, die wachsen sollen, um als neue Lebensgrundlage zu dienen. Und zugleich sind sie isoliert, bestehen als Eilande im tosenden Ozean.
Gemeinsame Sprache, gemeinsame Ziele, gemeinsame Werte
Betrachtet man sie näher, so erkennt man, dass dieser Inseln auf Sand gebaut sind. Sie sind entstanden, ohne sich bewusst mit den Folgen der Langgewinnung und des dieses Siedlungsversuches zu befassen. Sie sind Fremdkörper, ihnen fehlt die Verbindung zum Rest der Organisation. Auf ihnen leben verschwenderische Hippies, die mit den Normen und Werten der Altorganisation so wenig gemein zu haben scheinen, wie eine Industrieregion mit einem Palmenstrand. Es fehlen Brücken, es fehlt der kommunikative Anschluss, es fehlen eine gemeinsame Sprache und eine gemeinsame Kultur und Werte.
Noch schlimmer wird all dies nur, wenn die Baupläne der Inseln aus dem Fundus anderer Organisationen stammen. Wenn versucht wird zu kopiert, was andere Voraussetzungen und Zielsetzungen hatte. Wenn unreflektiert nachgeeifert wird, weil es zu vermeintlich zu schwierig und zu langwierig erscheint selbst Hand anzulegen. Aber: Die Zeit rennt so sehr, dass für schlechte Kopien keine Zeit mehr ist. Die Zeit verlangt nach Originalen, nach Klarheit und Fokus. Die Zeit verlangt nach der Chance darauf vertrauen zu können, dass bewusst gehandelt wird. Und die Menschen, die Leistungsträger des Erfolgs verdienen, dass man sich diese Zeit nimmt und die Basis für Vertrauen in das Neue schafft!
Nichts braucht ein stärkeres Fundament als dieses notwendige Vertrauen. Wo Mitarbeiter, Geschäftspartner, Co-Creatoren, (Crowd)Investoren und Kunden darauf vertrauen wollen, dass das Unternehmen in die richtige Richtung geht, wo sie alle darauf bauen, dass es eine Zukunft gibt, die sie alle mit trägt, da ist es heute und jetzt an der Zeit ein Fundament zu schaffen, dass in der notwendigen Vielfalt bi-modaler Organisationsstrukturen sie alle gemeinsam trägt.
Dieses Fundament besteht aus den Rahmenbedingungen, die nur eine Führung schaffen kann, dass sich dieser Aufgabe bewusst ist. Eine Führung, de einlädt sich einen neuen Werte- und Kulturenmix zu erarbeiten, die für Neues und Altes gleichermaßen funktioniert. Die erlaubt sich gegenseitig zu verstehen, zu tolerieren und zu unterstützen. Die Zusammenarbeit über der Grenzen der Inseln hinaus bis hinein in das alte Industriedenken ermöglicht. Der neue Kommunikations-, Austausch- und Mobilitätskonzepte fördert, um miteinander statt übereinander zu reden.
Vom SEA-Level auf den C-Level
Vielfältigkeit, Respekt, Toleranz, bewusste Verschwendung, vorausschauendes Längs-, Quer- und vor allem unternehmerisches Denken, umfassende Vernetzung, stabile Beziehungen und, auf dieser Basis, eine sich immer weiter verbessernde Zusammenarbeit sind es, was ein agil-bewusstes, zukunftsorientiertes Management als Rahmenparameter aufbauen, einbringen und vorleben sollte.
Diese Eigenschaften sind es, auf die kluge, zukunftsbewusste Führungskräfte ihren Fokus richten, damit sie selbst den Raum erhalten, sich um die Themen zu kümmern, die in ihrer (dann ggf. neuen) Rollenbeschreibung auftauchen werden: Die Zukunft des Unternehmens vorauszudenken und die Organisation bestmöglich darauf einzustellen. Denn nur das schafft es tatsächlich allen eine Perspektive und damit Hoffnung, Zuversicht und Antrieb zu geben. Und das ist schlussendlich das Kapital auf dem Unternehmen ihre Zukunft bauen können.
Agilität als Experiment auf „SEA-Level“, als Test neuer Kooperationsmodelle auf der Arbeitsebene, auf „Meereshöhe“, anzusehen ist gefährlich! Wer Agilität tatsächlich einmal als geeignetes Muster für eine bessere Zusammenarbeit erlebt hat, erträgt nur mit Widerwillen das enge Kästchendenken meritokratischer Weisungs- und Kontrollstrukturen. Wer den Stein der agilen Weisheit einmal besessen hat, geht nicht mehr zurück.
Wer Agilität in dem Bewusstsein einführt, das Rad ggf. später zurückzudrehen, der wird den Verlust von wichtigen Kompetenzträgern erleben. Wer Agilität einführt ohne sie selbst auf dem C-Level verstanden zu für sich ausprobiert zu haben, stürzt sein Unternehmen mit den besten Absichten in eine kommende Krise.
Können Sie sich um die Zukunft kümmern, bevor es zu spät ist?
Experimentelle Inseln besitzen so lange eine gefährlich Wirkungslosigkeit, solange die notwendigen Rahmenbedingungen in der Gesamtorganisation nicht gegeben sind. Das allerdings ist Management/Leadership-Aufgabe, die selten verstanden ist.
Dieses Risiko kann minimiert werden, indem mit den ersten Ideen zur Einführung agiler Ansätze, die Rahmenbedingungen, die mentale Modelle und die vorhandenen agilen Kompetenzen aufgebaut und / oder reflektiert und, wo möglich, gemessen werden. Die oben genannten Eigenschaften und Rahmenparameter sind für alle Organisationen relevant, in denen agile Teile etabliert werden. Sie zu betrachten und zu validieren, ist das A&O eines bewussten Umgangs mit diesem Erfolgsfaktor für die Zukunft.
Jede Organisation besitzt weitere, individuelle Themen, die es gilt im Auge zu behalten. Wenn Sie als Top-Führungskraft für sich klären wollen, welche Rahmenbedingungen für IHR Unternehmen die besten sind, dann fragen Sie sich: Welche Werte und Themen muss ich in der Organisation verankern, damit ich mich für 3 Monate ununterbrochen um die Zukunft des Unternehmens kümmern kann?
Ich bin gespannt auf Ihre Erkenntnisse!
14.11.18 | Blog, HR, Innovation, Leadership / Führung, Management, Zusammenarbeit |
Wer Unternehmen in die Zukunft führt oder sie dabei aktiv begleitet, der tut gut daran, sich ab und an mit dieser Zukunft intensiver auseinanderzusetzen. Das Maß in dem sich Technologien (immer schneller) weiterentwickeln, deren permanente gegenseitige Beeinflussung und die damit täglich neu entstehenden Möglichkeiten machen es zu komplex, konkrete Aussagen zu treffen, aber die Tendenzen sind klar genug, um ein paar Thesen aufzustellen, worauf es in den nächsten Jahren ankommt.
Nichts davon ist planbar, aber es lohnt sich auf die Eventualitäten vorzubereiten, auch wenn sie konkret ein etwas anderes Gesicht haben werden. Ich jedenfalls – mit den zu erwartenden 15 bis 20 Jahren, die ich noch sehr aktiv die Veränderung von Arbeit initiieren und begleiten will – bereite mich so gut wie möglich auf Basis meines Wissens und meiner Erkenntnisse vor. Jeder ist frei sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen – nein, nicht nur frei: Jeder SOLLTE sich (ganz explizit) seine eigenen Gedanken machen.
These 1: Management erlebt eine Renaissance und wird untergehen
Die Rolle von „Management“ (wie ich sie definiere) ist, Zusammenarbeit optimal zu gestalten und dazu die geeigneten Rahmenbedingungen um- und durchzusetzen.
Um Unternehmen die nächsten wichtigen Entwicklungsschritte gehen zu lassen werden kluge, bewusst reflektierte Unternehmensführer heute beginnen die Basis dafür schaffen, dass zukünftig jeder selbst diese Rahmenbedingungen mit beeinflussen kann. Management als soziale Technologie mit diesem „neuen“ Verständnis seiner selbst, wird damit zunächst wesentlich an Bedeutung gewinnen und über die Zeit ein Thema, das von allen gemeinsam betrieben wird.
Auf diesem Weg wird aus Führung immer mehr Leadership – was aber keine These, sondern bereits heute Fakt ist. Management in seiner heutigen Form wird untergehen.
These 2: Die Arbeitswelt wird maximal vernetzt, maximal verteilt und maximal getrennt
In technologisch führenden Gesellschaften wird der Arbeitsmarkt maximal miteinander vernetzt sein. Nicht nur vernetzen sich Unternehmen mit Mitarbeitern und Talenten, sondern auch Experten und Generalisten mit- und untereinander. Wir werden maximal einen gemeinsamen Bekannten benötigen, um jemand anders im für uns relevanten Arbeitsmarkt zu erreichen.
Zugleich werden wir maximal verteilt arbeiten, d.h. die räumliche Trennung wird sich verstärken. Die heutigen Büros werden zu Netzwerktreffpunkten, CollaborationHubs und Gemeinsam-Wohlfühlzentren.
Filterblasen werden sich stärker abkapseln. Wenigen wird es gelingen diese Blasen miteinander zu vernetzen. Diesen wenigen wird damit eine besondere Bedeutung für Innovationen, über diese Grenzen hinaus und auch für die Gesellschaft, zukommen .
These 3: Kollaboration wird intensiver – zwischen Menschen, zwischen Maschinen, zwischen Menschen und Maschinen und in Räumen, die wir erst wieder kennenlernen müssen
Wenn Maschinen immer mehr Aufgaben übernehmen – auf jedem Niveau nicht-kreativer Arbeit und auch auf den unteren Ebenen kreativer Arbeit – dann werden wir neu lernen müssen in den Maschinen Kollegen zu sehen, statt Gerätschaft. Menschen werden ohnehin intensiver zusammen arbeiten, über alle funktionalen, disziplinären Geschlechter-, Alters- und Kulturgrenzen hinweg. Zugleich brauchen wir immer auch (wieder mehr) Raum, um für uns konzentriert die neuen Ideen zu durchdenken und allein unsere Schlüsse zu ziehen. Diese Reflexions- und Rückzugsarbeit werden wir an Orten durchführen, die uns, bei den gegebenen Möglichkeiten, bestmöglich entsprechen, an denen wir uns wohlfühlen, ob in der Natur, im Café oder unterm Schreibtisch. Und auch die Zusammenarbeit findet mehr in den Räumen statt, die uns erlauben in den gemeinsamen Flow zu kommen. (Siehe These 2)
These 4: Neue Zusammenarbeit etabliert neue Kulturen
Um die sozialen und kognitiven Fähigkeiten für verbesserte, intensivere, vernetzter Kollaboration zu nutzen, wird sich eine neue Kultur der Zusammenarbeit etablieren. Mit echtem Vertrauen, Ehrlich- und Verletzlichkeit sowie Emotionen, um Verbundenheit und Vernetzung aufzubauen. In der Zukunft sind wir wieder mehr als Mensch gefordert. Die Demographie und der Bedarf an kompetenten Kreativ- und Wissensarbeitern wird dazu führen, dass Unternehmen die Grundbedürfnisse nach z.B. Stabilität, Sicherheit, Selbstwirksamkeit, Zugehörigkeit, Zuversicht und Anerkennung mehr in den Fokus rücken.
These 5: Hochspezialisierte Experten und umfassend vernetzte Generalisten bestimmen die Zukunft fluider Unternehmen
Die Arbeiten, die nicht von Maschinen übernommen werden können, werden im Wesentlichen von zwei sehr unterschiedlichen kompetenten Gruppen übernommen: Hochspezialisierte Experten werden flexibel in Projekten und Unternehmen umherwandern, um maximale Wirkung zu erzielen. Umfassend vernetzte Generalisten stellen derweil die Basis sicher, auf der diese Experten arbeiten können. Ihre Aufgabe ist das Gesamtbild des Unternehmens im Auge zu behalten und systematisch, komplex die Muster zu erkennen, die Veränderungen und Möglichkeiten andeuten. Sie sind es, die komplexe Kollaborationsstrukturen schaffen und die richtigen Experten aus ihrem Netzwerke dafür begeistern. Sie organisieren gemeinsam und an vielen Stellen gleichzeitig die Zukunft der Unternehmen.
Dabei ist es zunehmend unerheblicher, woher das Wissen stammt, dass die Menschen einbringen. Akademische Ausbildungen an Hochschulen und Universitäten werden durch initiatives Selbstlernen über Medien und persönliche Lernerfahrungen ersetzt. Die Zertifikate dieser neuen Art der Grund-, Aus-, Fort- und Weiterbildung sind persönliche Empfehlungen und Referenzen.
Fluide Unternehmen werden ihren konkreten Bedarf vor allem aus diesen beiden Gruppen decken. Sie werden gemeinsam mit diesen Menschen in den Momenten wachsen, in denen sie Bedarf an der Zusammenarbeit haben und in den Zeiten schrumpfen, in denen neue Kraft geschöpft werden soll.
These 6: 3D und 4D Kommunikation wird Arbeitsalltag
Wer nicht physisch im CollaborationHub arbeitet, wird sich per AR- und VR-Equipment visuell und kognitiv jederzeit und von überall her dort hineinbewegen können. Die 4. Dimension entsteht durch den Zeitversatz, der möglich wird. VR, kombiniert mit individuell geprägten „künstlichen Intelligenzen“ wird uns als eine Art „intelligenter Anrufbeantworter“ in dieser asynchronen Kommunikation unterstützen und „für uns“ antworten können. Zusammen mit 3D-Druck, neuer Logistik und einer wesentlich vereinfachten Mobilität, wird der Arbeitsort nur noch in dem Maß die Arbeitssituation mitbestimmen, wie die „Betroffenen“ dies zulassen.
These 7: Wir entwickeln ein neues Verständnis für sozial-komplexe, technologisch-komplexe und sozitechno-komplexe Systeme
Das zunehmende Bewusstsein für die Nichtlinearität der Umwelt führt zu einem wachsenden Verständnis der Nichtvorhersagbarkeit von sozialen und technologischen Einflüssen und Entwicklungen. In der Abhängigkeit der sozialen und technologischen Systeme entsteht ein weiteres sozitechnologisches System mit ganz eigenen Rand- und Rahmenbedingungen. Das Bewusstsein für diese Systeme erlaubt neue Entwicklungen auf einem ungeahnt neuen, durch „künstliche Intelligenzen“ stärker unterstützen Niveau.
These 8: Der Mensch rückt zentral in den Fokus und in die Arbeit in die Cloud
Der Mensch, sei es als Kollege, Kunde oder Teil der Umwelt rückt immer weiter in den Fokus von Zusammenarbeit. Damit wächst die Eigenverantwortung und die gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung lebensnotwendiger Ressourcen. In (der derzeitigen) Ermangelung eines „Planeten B“ wird die gegenseitige weltweite Rücksichtnahme das Denken stärker prägen.
Gemeinsam getragene Verantwortung wird sich in gemeinsamem Fortschritt und gemeinsamem Lernen und intensivem Erfahrungsaustausch über alle Grenzen hinweg ausdrücken.
Mit den zentral in der Cloud verfügbaren Daten wird die Verarbeitung und Generierung von Wissen und die Entwicklung kreativer Ideen vermehrt in der Cloud stattfinden. Der menschliche Beitrag zur Arbeit wird immer mehr in der Cloud geleistet.
These 9: Es entsteht eine 4-Klassen Gesellschaft
Neben den hochspezialisierten, hochqualifizierten und hochkompetenten Experten, den umfassend vernetzen, systemisch agierenden Generalisten und der Garde, der diese beiden Gruppen unterstützenden „Mitmacher“, wird es eine zunächst große Zahl an „NiKöNiWos“ geben. Die „Nicht-Können-oder-Nicht-Wollenden“ werden die Entwicklungen nur aus der Ferne begleiten. Die übrigen drei „Klassen“ müssen dabei besondere Sorge für diese Menschen mittragen, um die gesellschaftliche Spaltung unbedingt zu vermeiden. Mit neuen Generationen werden die Bildungssysteme und -möglichkeiten (irgendwann endlich) die Zahl der NiKöNiWos verringern helfen.
These 10: Arbeit direkt am und mit Menschen gewinnt an Wert
Alle Arbeitsbereiche, die ein hohes Maß an emotionaler und sozialer Kompetenz erfordern, werden an Bedeutung und Wertschätzung gewinnen. Die Demographie, die Notwendigkeit einer neuen auf Dialog und Diskussion aufbauenden Bildung und die intensivere Interaktion mit und durch technologische Hilfsmittel, erfordert zugleich einen intensiveren zwischenmenschlichen Austausch. In Arbeitsbereichen, die zudem von physischen Belastungen geprägt sind, wird Technologie Arbeit so weit erleichtern, dass hier mehr Menschen leichter arbeiten können.
These 11: Es liegt tatsächlich vor allem an uns!
Wir alle, egal in welcher Rolle und Position wir uns wähnen, gestalten die Zukunft jeden Tag aktiv mit, indem wir Dinge tolerieren, forcieren oder ablehnen. Es liegt an uns, uns dies immer wieder bewusst zu machen. Die Zukunft beginnt und entsteht jeden Tag neu aus dem was wir tun, dem, was wir nicht tun und dem, was wir versäumen.
Doch all das Wissen um mögliche Entwicklungen nützt Ihnen (und mir) wenig, wenn wir nicht unsere Schlüsse daraus ziehen und entsprechend handeln.
Einige meiner Vorschläge und persönlichen Ansätze für eine solche zukunftsgerichtet Handlung sind:
- Bauen Sie Ihre Management-, Führungs- und Leadershipkompetenz aus. Egal, ob Sie Ihr Unternehmen in die Lage versetzen wollen Innovation und Effektiv zugleich zu sein, oder Sie sich darauf vorbereiten möchten langfristig mit Ihren Kollegen mehr Einfluss auf die Organisationsentwicklung und die Unternehmensentwicklung zu nehmen. Die Kompetenz ist wichtig und kann langfristig nur von Vorteil sein. Nur: Achten Sie darauf nicht alte Muster zu vertiefen, sondern zeitgemäßes Gedankengut zu reflektieren.
- Verstehen Sie: „wo sich Ihr Unternehmen befindet“: In welchem Marktumfeld, in welchem technologischen Umfeld, in welcher Wettbewerbs- oder Kooperationssituation? Welche Geschäftsmodelle verfolgen Sie, welche(s) Managementmodell nutzen Sie dafür? Passen die Dinge (noch) zueinander oder was müssen Sie ändern, damit zu sich zukunftsgerichtet Entwickeln können?
Wenn Sie sich damit auseinandergesetzt haben, entwickeln Sie Fortschrittsszenarien und gehen Sie die ersten kleinen Schritte! Für sich und für „Ihr“ Unternehmen.
- Egal, was Sie in Zukunft tun wollen und werden: Erweitern Sie konsequent, branchen- und themenübergreifend Ihr Netzwerk. Seien Sie dabei offen für andere Meinungen, Perspektiven und Vorgehensweisen. Respekt, Toleranz und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen „Geben und Nehmen“ zeichnen gute Netzwerke aus.
- Seien und bleiben Sie neugierig! Menschen, Technologie, Kultur, Kunst, Literatur, Weltgeschehen, etc. Viele Dinge werden die Zukunft wieder mit bestimmen. Die Zusammenhänge zu verstehen kann und wird Ihnen Vorteile bringen. Auch, wenn es enorm schwierig ist das Gesamtbild vollständig zu verstehen, so birgt jedes Mosaiksteinchen einen kleinen Teil neuer Erkenntnis.
- Lernen Sie immer und überall das Neue zu Endecken und daraus zu lernen. Lernen Sie zu erkennen, wie Sie persönlich am besten lernen, wie Ihr Team lernt, wie Ihre Organisation lernt. Nutzen Sie die immer neuen Möglichkeiten wie Videos, Themenchats, Kommentarfunktionen zu Artikeln, Dialoge mit Gleich- und Ungleichgesinnten, Virtual und Augmented Reality,. Machen und Lernen Sie alles, was geht!
- Lernen Sie Fehler besser auszuhalten; Ihre eigenen und die anderer! Lassen Sie es zu, sich verletzlich zu machen und zu zeigen. Sie werden die Angst davor und vor vielem anderen verlieren und sie werden erkennen, wer ehrlich und offen mit Ihnen umgeht und wen Sie in Zukunft meiden sollten. Seien Sie menschlich zu sich und anderen.
- Finden Sie Ihre Rolle als Experte oder Generalist. Ich sehe derzeit viele (hoch)professionelle Experten, aber zu wenige Generalisten mit umfassendem Wissen, großer Offenheit, großer Toleranz, unstillbarer Neugierde und der Kapazität die vielen Eindrücke zu einem stimmigen Bild zu vereinen. Werden Sie sich klar, worin Ihr derzeit und zukünftig nutzbares Talent besteht. Arbeiten Sie darauf hin, davon immer mehr zu nutzen.
- Unterstützen Sie die NiKöNiWos, bei denen Sie Hoffnung haben, dass Ihre Unterstützung fruchtet und die, bei denen Sie eine „systemrelevante“ Notwendigkeit sehen, dass diese den Anschluss nicht verleiten. Ich glaube, dies werden sehr viele sein.
- Versuchen Sie Impulse und manchmal auch den Rat von Menschen anzunehmen, die Ihnen verrückt und merkwürdig erscheinen. Bleiben Sie dabei Sie selbst, aber reflektieren Sie, wo das Körnchen Wahrheit dieser anderen Sichtweise liegt. Denn, wer weiß, vielleicht wird die Zukunft ja auch ganz anders, als Sie (und ich) denken.
All dies sind meine ganz persönlichen, aktuellen Einschätzungen zur Arbeitswelt der Zukunft. Vielleicht liege ich falsch, vielleicht habe ich in Teilen Recht. Hoffentlich habe ich Sie zum Nachdenken über Ihre Zukunft und die Ihrer Organisation angeregt.
Teilen Sie diesen Artikel mit Ihren Kollegen und Freunden und diskutieren Sie die für Sie wichtigen Thesen miteinander. Ich bin gespannt auf Ihre Erkenntnisse und Meinungen. Ich freue mich, wenn Sie Ihre Perspektive in weiteren Thesen formulieren.
Arbeiten Sie gemeinsam mit anderen an diesen großen Herausforderungen unserer Zeit und bedenken Sie: Veränderung braucht Zeit und am Ende kommt alles (etwas) anders, als man es am Anfang absehen konnte und geplant hat.
07.11.18 | Blog, HR, Leadership / Führung, Management, Zusammenarbeit |
Das Thema hat das Potenzial zu meinem täglichen Aufreger zu werden. Warum denken (ein Teil) der Unternehmen und Unternehmen noch immer mehr in KPIs und Maschinenauslastung als an die banale Erfüllung von menschlichen Grundbedürfnissen, wenn es darum geht die Leistung im Unternehmen zu steigern. Warum denken wir nicht in Leistungsbefähigung, wenn wir Leistungsfähigkeit wollen?
Die Basis dafür ist so einfach, dass ich mich kaum traue, sie hier aufzuschreiben. Die Kernrolle von Management ist es, den Rahmen für gute Zusammenarbeit zu gestalten.
Ganz tief darin verborgen sind zwei Elemente, auf denen (fast) alle anderen aufbauen: Stabilität und Sicherheit. Bei diesen Themen geht es noch nicht mal darum diese als Fakten zu belegen, sondern sie müssen „nur“ emotional begreifbar, wahrnehmbar sein. Natürlich ist es wichtig den Broterwerb zu sichern, aber genauso sehr interessiert es die Mitarbeitermenschen sich emotional abgesichert zu fühlen. Es geht um ein gesundes Menschengefühl, dass ich als Mitwirkender am Erfolg eines Unternehmens haben möchte, um den gesunden Menschenverstand dazu zu bringen sich für das Unternehmen einzusetzen.
Die zweite Ebene betrifft die Rolle von guter Führung. Hier, tief gebohrt und die Essenz betrachtet, geht es um Ehrlichkeit und Zuversicht. Wieder also um die Gefühle, die mir als Mensch die Basis geben, mich vertrauensvoll einzubringen und meine Leistungsfähigkeit zu entfalten.
Doch – ganz ehrlich – wie sehr sehen Sie diese vier einfachen Grundbedürfnisse bei Ihrer Arbeit in Ihrem Unternehmen tatsächlich gegeben? Wer fühlt sich 100% sicher, genießt die Stabilität des Unternehmens aucasinosonline, weiß, dass ehrlich mit ihr oder ihm umgegangen wird und besitzt eine positive Perspektive beim Blick in die Zukunft?
Vertrauen durch Technik
Wo dies gelingt, ist echte Managementweisheit am Start. Wo es nicht gelingt… naja.
Dabei ist es kein Hexenwerk diese Basis zu schaffen. Mit jedem Tag, der vergeht wird es einfacher die Transparenz zu schaffen, Erfahrungen zu teilen, sich zu öffnen. Viele der uns heute umgebenden Technologien, die wir so dringend brauchen, um einen guten Job zu machen, erlauben, forcieren und fordern genau das: Transparenz, Kommunikation, Ehrlichkeit und damit am Ende auch die Chance auf Vertrauen.
Das mehr zielgerichtete Leistung und mehr Erfolg entsteht, wenn das soziale Verlangen nach Verbundenheit und Anerkennung erfüllt wird und wir mehr Autonomie und Selbstwirksamkeit wahrnehmen (können), ist im Grunde jedem klar. Dennoch trauen wir uns nicht immer an das Thema heran.
Dabei ist es lehr- und vor allem erlernbar, die Strukturen und Prozesse, die Führungsstile und -haltungen zu verwandeln. Es ist vergleichsweise leicht, sich, zunächst ganz im Verborgenen, für Reflexionen zu öffnen, auch wenn es manchmal schwerfällt dann tatsächlich im Detail die Ergebnisse im Spiegel anzuschauen.
Versuchen Sie es einfach mal – individuell und auch (stellvertretend) für das gesamte Unternehmen.
Wie wäre es, wenn Sie in der Zeit bis zum Jahresende einen Fokus darauf legen, sich selbst und Ihr Unternehmen in diesem Sinne zu betrachten? Wie wäre es, wenn sie damit die Grundlage schaffen, im nächsten Jahr ein paar kleine Dinge bewusst anders anzugehen?
Ich bin überzeugt, es ist einen Versuch wert!
Wenn Sie Fragen zum konkreten Vorgehen haben, schreiben Sie mich an.
Ich freue mich über Ihre Kommentare und Feedback. Wenn Ihnen der Artikel gefällt, dann klicken Sie bitte like und/oder share, um auch anderen Interessierten die Chance zu eröffnen den Beitrag zu finden. Vielen Dank!
31.10.18 | Allgemein, Blog, Leadership / Führung, Management |
User experience, user friendliness und Management oder Führung, das passt, wie.. naja, wohl nicht, wie Deckel auf Topf, eher, wie Faust aufs Auge, oder?!
Schließlich pfeift Gallup jedes Jahr wie ein Herbststurm die schlechten Zahlen für Mitarbeiterengagement ums und ins Haus. Ein Wert, der sich seit Jahren auf denkbar schlechtem Niveau befindet.
Es hilft nichts. Gerade in Zeiten großen, schnellen, umfassenden Wandels ist es wichtig mit (ergebnis)offenen Augen in den Spiegel zu schauen. Was ich darin sehe kann ich mit nur 3 Worten zusammenfassen: „Management is broken.“ Doch nicht nur allein Management als die Kunst Zusammenarbeit bestmöglichen ergebnisorientiert zu orchestrieren, sondern auch „Führung is broken“ (Wobei ich hier bewusst zwischen Führung und dem englischen fast-pendant „Leadership“ unterscheide.
Steht uns der Ausbruch eines Megavulkans bevor?
Dabei, und das ist das so unglaublich faszinierende daran, Management und Führung, so wie es in Deutschland umgesetzt wird, scheint ein unglaubliches Erfolgsrezept zu sein. Die wirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin verblüffend rosig, es boomt allerorten und das, obwohl so viele so lange über einen online casinos Fachkräftemangel, über den aufziehenden Handelskrieg, der die Last der digitalen Mangelwirtschaft etc. klagen. Das alles, obwohl Gallup seit zig-Jahren schreibt, wie sich Mitarbeiter dabei fühlen und wie ungern sie „ihren Job“ machen. So ganz schlecht kann es doch dann alles nicht sein, oder?
Vielleicht aber ist der Boom ein „trotz-Boom“. Ein Ergebnis der guten Entwicklungen der Vorjahre, der Reifephase der Unternehmen, der damit so lange schon geschaffenen Sicherheit und wahrgenommenen Stabilität. Denn offenbar ist die Welt nicht für jeden so rosig. Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu, die allgemeine Unzufriedenheit mit der Nicht-Weiterentwicklung wächst. Zugleich mit dem „noch-trotz-Boom“ brodelt es. Vielleicht bricht der nächste Supervulkan ja doch nicht im Yellowstone Gebiet aus, sondern mitten in unserer Gesellschaft und den Unternehmen?
Die Bedeutung von gMg und gMv
Wenn man sich jenseits von Führung und Management umblickt, so dominiert ein Thema viele der aktuellen Entwicklungen von Services und Produkten: eine gute „user experience“, eine positive „Nutzererfahrung“. Das ist, was in einer Zeit zunehmend ähnlicher Angebote, den wahren Unterschied ausmacht. Es ist die Wellness für den Alltag, die einfache, unbeschwerte, intuitive Art Dinge zu nutzen. Es ist, was den Unterschied ausmacht zwischen Konsum und Begeisterung, zwischen kaufen und empfehlen.
Doch wenn man den Studien glauben mag, und mein alltäglicher Blick in Unternehmen bestätigt das leider (aber fragen Sie sich bitte auch selbst), so ist es um die „user friendliness“ beim Management von Zusammenarbeit und in der Führung eher, naja, sch…lecht bestellt.
Was macht eine positive Erfahrung aus, was bringt Menschen dazu Dinge nicht nur zu kaufen, zu tun, sondern sich dafür zu begeistern? Was bringt Menschen dazu, sich einzubringen, ihr Umfeld als positiv und (arbeits)förderlich zu empfinden?
Man braucht mindestens zwei Perspektiven, denn der gleichzeitige Umgang mit Menschen und Strukturen, Management ist ein komplexes, sowohl von rationaler Logik, dem gesunden Menschenverstand (gMv), wie auch von Emotionen und Gefühlen und einem gesunden Menschengefühl (gMg), geprägtes Betätigungsfeld.
Einfach gemeinsam in den Flow
Auf der rationalen Seite geht es um Einfachheit, idealerweise eine intuitive „Bedienung“, um maximale Reduktion auf das wirklich Wichtige, um Feedback, um größtmögliche Funktionalität bei minimalem Aufwand, also um Interaktionen, die unserer Sozialisierung weitestgehend entsprechen.
Dazu hilft es bekannte Strukturen Rituale und Routinen zu haben, kausale Zusammenhänge aufzuzeigen, verständlich zu kommunizieren und eine „Navigationshilfe“ zu geben, zu (er)klären, wie die Dinge im großen und im Detail zusammenhängen.
Dazu kommt eine zweite, eine eher psychologische Sichtweise. Es ist die Frage, wie wir in der (Zusammen)arbeit in einen Zustand kommen, der Arbeit nicht nur „einfach bedienbar“ sondern auch spannend und attraktiv macht.
Mihaly Csikszentmihalyi hat für diesen Zustand den Begriff „Flow“ geprägt und Menschen wie Steven Kotler haben daran weiter geforscht. Letzterer hat 17 Einflussfaktoren identifiziert, die es leicht(er) machen, immer wieder in einen Flow-Zustand zu kommen. Einen Zustand, der unsere Leistungsfähigkeit deutlich erhöht, bei dem Glückshormone ausgeschüttet werden und der die Zeit vergessen lässt. Ein Zustand, der einen positiven Beitrag zur Wahrnehmung unserer Lebenszeit bedeutet.
Die lange Liste der 17 Faktoren habe ich hier auf die Überschriften gekürzt.
Es geht dabei um
A) Psychologie
1. Intensiv fokussierte Aufmerksamkeit
2. Klare Ziele
3. Sofortiges Feedback
4. Das Verhältnis von Herausforderung und Qualifikation
B) Die Umwelt / Das Arbeitsumfeld
5. Relevante Konsequenzen bei (gerade noch) vertretbarem Risiko
6. Abwechslungsreiche Umgebung mit Neuem, Unvorhersehbarem und Komplexität
7. Möglichkeit der Vertiefung in die Arbeit „mit allen Sinnen“
C) Soziales / Arbeit in der Gruppe
8. Möglichkeit zur maximalen Aufmerksamkeit und Konzentration
9. Gemeinsame, klare Ziele
10. Gute Kommunikation
11. Vertrautheit
12. Gleichberechtigung aller im Team und gleichmäßiges Qualifikationsniveau
13. Das Risiko zu scheitern
14. Gefühl der Kontrolle – Autonomie und Kompetenzwahrnehmung
15. Bewusstes Zuhören
16. Additive statt argumentative Interaktion / Gegenseitige Verstärkung
D) & 17. Raum für Kreativität
Puh… das ist eine echte Herausforderung, oder ?! Eine, die, richtig umgesetzt, auch das Management selbst in den Flow bringt. Laut McKinsey sind Top-Executives in diesem Zustand 5-mal leistungsfähiger… Also vielleicht doch ein lohnendes Thema?!
17 x 2 x ??? = 3 x 3
Um die Sache noch etwas herausfordernder zu gestalten, gilt es zusätzlich, diese mehrdimensional zu betrachten. Im Beziehungsgeflecht von Organisationen gibt es nicht „den Kunden“. Die Anwender sind hier genauso die Top-Executives als auch die weiteren Führungskräfte auf allen Ebenen, die Mitarbeiter (ohne Führungsverantwortung), aber auch die zentralen Richtungsgeber und „Influencer“, die Meinungsmacher und Vordenker, die zum Beispiel in ihren Strategie- und HR-Rollen wesentlich betroffen und involviert sind. Sie alle müssen diese user experience sowohl leben, wie auch erleben können.
Bei so hohen Komplexitätsgraden ist der Blick auf das Gesamtbild wichtig, um auf der Metaebene die Zusammenhänge zu verstehen. Eine positive Nutzererfahrung bei der Zusammenarbeit in größeren Gruppen beginnt bei der Befriedigung von essenziellen Grundbedürfnissen. Maslows Ideen greifen auch hier.
In drei Ebenen geht es um
Existenzielles: Sicherheit, Stabilität und Perspektive (Themen, die auf der Managementebene adressiert werden müssen)
Soziales: Anerkennung, Zugehörigkeit und gemeinsame Zuversicht (Themen für die Führungsebene)
und um ganz persönliches: Die Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit, Ehrlichkeit & Vertrauen und die individuelle Zukunft (Themen für die Menschen selbst und deren direkte „Führung“).
Mit der Beantwortung der Frage, inwieweit diese grundsätzlichen Themen bewusst ausgeprägt und positiv wahrgenommen sind, startet der Weg. Erst, wenn hier Bewusstheit und Klarheit herrscht, kann man, dann umso leichter weitergehen.
Mut, Zeit und Geduld
Es sind „komischerweise“ nicht Themen wie Zielerfüllung und ZDF = Zahlen, Daten Fakten, die ein positives Erleben von Führung und Management ausmachen, auch keine Boni, Teambildungsseminare oder Obstkörbe. Es sind die Themen, die auf emotionaler Ebene greifen. Es geht bei guten Erfahrung eben immer um Gefühle und Erfolge.
Damit wird der notwendige Paradigmenwechsel klar: In Hochschulen und Universität wird vielfach noch heute der Fokus aus Managementstile der Industrialisierung gelegt. Wenige erfahren an dieser Stelle etwas darüber, wie zeitgemäß geführt werden kann.
Es geht, wie auch bei den zugrundeliegenden Managementmodellen in Unternehmen darum, den Fokus statt auf Steuerung und Kontrolle auf die Wirkung und Wirksamkeit zu lenken und dafür vielen Stellen bewusst loszulassen.
Dies bedeutet allerdings nicht, alles aus der Hand zu geben, es bedeutet für die entscheidenden Dinge mehr Zeit zu haben, für die Dinge, die die Basis einer positiven Kulturwahrnehmung bilden. Zeit für Dialoge zur Zielsetzung, zu Werten, zu deren Ausgestaltung. Zeit für Interaktion, für Austausch und Zuhören. Zeit sich um die Zukunft des Unternehmens zu kümmern und zugleich das Tagesgeschäft durch eine Kultur der Zusammenarbeit zu fördern.
Zeit, um für die Menschen im Unternehmen Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Teams helfen in den Flow-Zustand zu kommen und einfach besser, effektiver, effizienter und zufriedener zu arbeiten.
Das ist kein einfacher Weg. Er bedeutet viel zu investieren: viel Mut, viel Zeit und viel Geduld.
Mut den Schritt zu gehen, Zeit in der Zeit des Übergangs in vielen „Arbeitssystemiken“ gleichzeitig zu agieren und Geduld, weil wir alle zunächst unsere Gewohnheiten und Sozialisierungen überwinden müssen. Es geht darum mit einem langsam entstehenden neuen Verständnis für gute Führung und zeitgemäßes Management in den alten Strukturen zu arbeiten, um sukzessive zu Verbessern, statt schnell umzustoßen und damit ggf. Unsicherheit zu erzeugen.
Den Startpunkt bestimmen
Nur wer seinen Ausgangspunkt kennt, kann sich gezielt fortbewegen. Dazu gehört die bestehenden Fundamente, die alten mentalen Modelle genauso wie die Prozesse und Strukturen zu betrachten und zu erkennen, was eine gute, positive Nutzererfahrung stört, was dem im Weg steht, was Last ist, aber auch, was Zusammenwirken positiv unterstützt.
Dann erst kann man beginnen, die eigenen Entwicklungen im Arbeitsalltag zu integrieren.
Wie wäre es, wenn Sie sich zu Beginn einen Überblick darüber verschaffen, wie bei Ihnen tatsächlich gearbeitet wird?
Oder Sie holen Sie sich Experten an Bord, um zu überlegen, wie es Ihnen gelingt mit smarten Technologien für alle mehr Überblick, einfacheren Austausch und weitere Zusammenarbeit zu gestalten.
Machen Sie, ganz einfach, Arbeit zunächst weniger schwer. Es sollte kein Leid, keine Mühsal sein, sich engagiert einzubringen!
Schaffen Sie Ruhezonen, -zeiten und -räume für mehr (gemeinsame) Konzentration. Schaffen Sie Klarheit darüber wann, wer, wofür erreichbar sein will und ist. Versuchen Sie jeden Tag ein wenig mehr den Ansprüchen von Peter Drucker, einem der noch heute großen Managementvordenker, zu entsprechen, der sagte: „Management ist die Fähigkeit, Menschen wie Dich und mich produktiver zu machen.“. Und vielleicht gelingt es Ihnen, ihm posthum das Gegenteil einer anderen Ansicht zu beweisen: „Das meiste, was wir als Führung bezeichnen, besteht darin, den Mitarbeitern die Arbeit zu erschweren.“
Einfach starten
Starten Sie doch einfach jetzt mit der Beantwortung von 3 Leitfragen:
- Wie nehmen Ihre Mitarbeiten bzw. Ihre Kollegen die Führung und die Organisation von Zusammenarbeit wahr?
- Können Sie selbst und Ihre Mitarbeiter oder Kollegen störungs- und hemmnisfrei arbeiten?
- Was behindert Sie, Ihre Mitarbeiter oder Kollegen (am meisten?) – Und vertrauen sie hier bitte nicht auf die Ergebnisse von (zu oft geschönten) Mitarbeiterbefragungen.
Und eine Frage an all die, die schon einen Schritt weiter sind: Wie sieht bei Ihnen gute Management & Führungs user experience aus? Haben Sie Beispiele, wie es gelingt?
Bitte schreiben Sie Ihre positiven (und auch negativen Wahrnehmungen) hier in die Kommentare.
24.10.18 | Blog, Leadership / Führung, Management, Organisationale Agilität, Wirksamkeit, Zusammenarbeit |
Kennen Sie auch Menschen, die „außen“ 80 sind und „innen“ 20? Bei manchen ist es auch umgekehrt. Wem trauen Sie dann mehr zu? Denjenigen, die sich ihr Leben lang neu erfunden haben oder denjenigen, dem es gelingt aus dem, was er hat, was er früh erkannt und gesichert hat möglichst lang möglichst viel zu machen?
Nur wenige Unternehmen werden heute überhaupt noch 80 Jahre alt. Mit dem sich beschleunigenden Wandel von Technologien stehen „alte“ Unternehmen immer mehr unter Druck. Sie müssen sich wandeln, weiter entwickeln oder sie sterben. Oft sterben sie dann schnell, selten gibt es den long tail des langen Siechtums.
Oft sterben diese Unternehmen, obwohl Sie sich bemühen das Neue zu ermöglichen. Dennoch scheint es nicht Fuss fassen zu wollen oder nicht ausreichend im Einklang mit dem alten zu funktionieren.
In Unternehmen die das Neue und das Alte nebeneinander versuchen wird schnell der Ruf nach Ambidextrie laut, nach Beidhändigkeit in der Gestaltung von Innovation und der Optimierung des Bestandes. Aber, Hand aufs Herz, wem gelingt das? Ambidextrie scheint oft mehr ein frommer Wunsch zu sein, als umsetzbare Realität. Es erfordert viel, beides gleichermaßen zu können, beides zuzulassen und mit beidem auch die jeweils erfolgreich zu sein, vor allem, weil diese Erfolge zwischen „fail fast“ und „100% Qualität“ so unterschiedlich sind.
Aus meiner Sicht besteht ein Hauptproblem darin, dass das „mindset“ Neugestalters und Ausprobierers sich so fundamental von dem des Optimierers und Bewahrers unterscheidet, wie Tag und Nacht. Die beiden Bereiche brauchen vollständig differente Haltungen und Herangehensweisen – nicht nur in dem Köpfen des Managements, sondern auf allen Ebenen.
Der Lebenszyklus eines Unternehmens
Auf dem diesjährigen Nordic Business Forum in Helsinki hat Aswath Damodaran den Lebenszyklus von Unternehmen in Bezug zu den Fähigkeiten des jeweils „phasenweise“ idealen CEO gesetzt. Den Lebenszyklus von Unternehmen teilt er in 6 Abschnitte: Start-Up, Growth, High Growth, Stable, Mature, Decline. In jeder Phase ist ein anderer Menschentyp, eine andere Persönlichkeit mit anderen Stärken als Vorstand / Geschäftsführer gefragt:
Das Leben eines Unternehmens beginnt mit einem risikofreudigen Visionär, der zunächst selbst Ideen ausprobiert und der mit Prototypen in der Hand eine Gefolgschaft von Mitarbeitern und Investoren um sich scharrt, die die nächsten Schritte ermöglichen.
In der nächsten Phase muss sich der Visionär als Geschichtenerzähler und Umsetzer beweisen, denn es gilt die Produktidee so spannend und interessant zu kommunizieren, dass das erste reale Produkt, trotz seines Prototypencharakters, im Markt tatsächlich Käufer findet. Der „Prove of Concept“ ist Thema. Es ist Effektivität, die zählt, nicht Effizienz.
Dann, wenn das Produkt langfristig im Markt ankommt und angenommen wird, wenn Wachstum entsteht, sind plötzlich ganz anderer Fähigkeiten relevant. Dann geht es darum das Gewonnene zu verteidigen, keine zu unbedachten Schritte mehr zu machen, Fehler zu vermeiden. Es geht darum maximal Effizient zu werden, Kosten zu senken, die Herstellung zu optimieren, die Vermarktung in Richtung eines langfristigen Markenaufbaus zu verändern. Hier zählen Ruhe und Besonnenheit. Quirligkeit und Querdenken sind hier nicht gefragt.

Sketchnote des Vortrags von Aswath Damodaran / © Nordic Business Forum 2018
Wenn die Geschichtenerzähler an dieser Stelle ankommen, ist es wichtig sich einiger Dinge bewusst zu werden. Denn spätestens hier tut sich eine Kluft auf. Spätestens hier sollte überdacht werden, wie es weitergehen soll.
Doch gilt dies nicht nur für die Ebene der Geschäftsführung. Alle Mitarbeiter sollten hier eingebunden werden, denn hier, an dieser Stelle, beginnt ein umfassender Wandel des Unternehmens.
Einer der weniger, im Wandel beständigen Punkte, ist der Wunsch die Kunden mit einer optimalen „user experience“ zu (be)halten. Dafür braucht das Unternehmen weiterhin schnelle Entscheidungen und kurze Antwortzeiten – (sie hören schon den Ruf nach Agilität 😉 ). In vielen anderen Bereichen des Unternehmens, denjenigen, die sich um die Basis des erreichten Erfolgs kümmern sollen und müssen braucht man „dagegen nur“ perfekte Zusammenarbeit – aber keine große, umwerfende, risikoreiche Innovation, keine signifikante Veränderung, keine Agilität um jeden Preis, jedenfalls solange nicht, wie sie nicht auf höhere Effizienz einzahlt.
Doch auch diese späten Phasen von Unternehmen, die Phasen der optimierten Produktion, werden immer kürzer. Immer schneller schließt sich an die Gewinnabschöpfung der Niedergang an.
CEOs die über (ihren) Schatten springen
Die Schwierigkeit: Wer ein Unternehmen, dass an seinem Zenit angekommen ist, führen darf, wer sich darauf versteht und danach ausgesucht wurde, die Gewinne auch dann noch zu optimieren, wenn das Wachstum nachlässt, wer im Schlaf erkennt, wo KPIs auf der letzten Nachkommastelle noch verbessert werden können, wer so fokussiert und stringent in seinem Tun ist, der ist eben auch selten risikofreudig und verrückt genug Neues zu beginnen, Irrtümer zu begehen und sich und die Organisation auszuprobieren. To fail fast is no option!
Geschäftsführungen die so besonnen und konzentriert agieren, sind zwar zwingend notwendig, um die Lebensdauer eines Unternehmens durch kleine Eingriffe zu verlängern, den Tod besiegen, können allerdings ach Sie nur sehr, sehr selten.
Natürlich haben auch diese Top-Manager verstanden, dass Innovation notwendig ist. Natürlich versuchen sie ihre Organisation daraufhin zu trimmen, doch echte Risikofreude, die notwendige Verrückt- und Offenheit sich immer wieder in neue Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu stürzen, zu 90% zu scheitern und dennoch weiterzumachen, die ist hier, so wie ich es erlebe, eher geringer ausgeprägt.
Aber selbst wenn Geschäftsführungen erkannt haben, dass es notwendig ist über den eigenen Schatten zu springen….. wie bereit ist dann die Restorganisation es ihnen gleich zu tun? Diese Restorganisation, die in Bezug auf ihre Personaldecke, auf Budgets, Fokus, Prozesse und Strukturen aus allen Poren ihres Seins die Essenz von Effizienz ausströmen lässt, aber wo kein Platz für echte, ergebnisoffene Experimente und Querdenken war.…?!
Ambidextrie ist wichtig – aber unendlich schwer
Eine Frage: Wie reagieren Sie als Mitarbeiter, der Sie über Jahre hinweg gelernt haben, jeden Cent dreimal herumzudrehen, wenn Sie hören, dass es ein Innovationslab gibt oder wenn Sie plötzlich mehr Ideen einbringen und selbst experimentieren sollen?
Ganz offen: Ich wäre EXTREM misstrauisch? SChließlich weiss niemand, wie lange der Trend anhält. Am Ende werden noch alle, die zwischenzeitlich das Geld mit vollen Händen herausgehauen haben gefeuert, um so die nächste Sparrunde einzuläuten. Vielleicht ist alles ja nur ein Trick?
Kurz, selbst wenn das Management den notwendigen mindshift vollziehen kann, sind die Mitarbeiter – und hier gerade diejenigen, die zu den sicheren, etablierten, stabilen Unternehmen gefunden haben und sich dort wohlfühlen – nur zum Teil diejenigen, die beides können: bedacht den Erfolg bearbeiten und inspiriert Neues aus dem Boden zaubern.
Die Kraft der zwei Herzen
Es dauert, bis „die Organisation“, d.h die Menschen, in Tiefe verstanden haben, dass sie anders agieren dürfen. Es dauert, bis sich Offenheit und Vertrauen zeigt, bis Ideen aufkommen. Falls das Unternehmen überhaupt noch so lange existiert. Manchmal kommen, trotz des Wunsches nach Innovation, bereits auf dem Weg dahin die nächsten, von den Shareholdern und Investoren verordneten Sparrunden, die alle Hoffnung zunichtemachen.
Es lohnt daher sich früh zu kümmern, in den Dialog über die Zukunft einzusteigen und zu ergründen, wer wie und wo seinen Fähigkeiten am besten einbringen kann. Es lohnt ganz bewusst zwei mindsets nebeneinander bestehen zu lassen. Es lohnt frühzeitig mit zwei Herzen zu agieren, überall in der Organisation, in der Geschäftsführung genauso wie am Band und auf den Shopfloor.
Vermarkten Sie ganz bewusst die guten alten, erfolgreichen Produkte bis hin zur Resterampe, aber stellen Sie sicher, dass sie genug Angebote auf dem Innovationswühltisch haben, damit ein paar der vielen Ideen es schaffen können richtig groß zu werden.
Es lohnt es sich die Themen und das Vorgehen so offen und transparent zu machen, dass das Verständnis für den Wandel da ist, bevor die nächste Lebensphase eintritt. Es hilft, wenn das gegenseitige Verständnis für die Bedeutung des „anders handelns“ klar ist, wenn verstanden ist, wie wichtig BEIDE Teile sind. Die einen, um das Unternehmen mit Ihren Ideen und Impulsen in den nächsten Lebenszyklus zu bringen, die anderen, um diesen Entdeckern eine sichere und ihnen zugleich Raum gebende Ausgangsbasis zu schaffen, solang es geht.
Schaffen Sie Dialoge, schaffen Sie Diskussion und schaffen Sie so Zusammenhalt!
Neue Trends holen alle ein
Der Druck, auch auf Ihr Unternehmen, wächst. Trends und Technologien verändern auch Ihren Markt – unabhängig davon was Sie tun. Auch wir Berater sind betroffen. Aus on-site wir online, als Beratung Coaching, aus Anleitung Hilfe zur Selbsthilfe. Wenngleich noch wenige (meiner) Kunden meine Online Angebote, sei es für Analysen oder web-conferencing für kleine Dialogrunden, nutzen, der Trend ist sichtbar.
Mit neuen Technologien entstehen immer neue Fokuspunkte und Geräte, auf denen die „neue“ „user experience“ stattfindet und auf die sich Unternehmen einstellen müssen. Hätten Sie vor 10 Jahren gedacht, dass Smartphones als ein solcher Fokuspunkt folgende Märkte fast vollständig umgekrempelt: Analoge und digitale Fotographie, CD-Produktion, -Verkauf und MP3-Player (und damit im Grunde die gesamte Musikdistribution), Fahrzeugnavigation und SMS/Messenger. Die großen Brüder der Smartphones, die Tablets haben zwischenzeitlich den PC- und Laptop-Markt aufgemischt, ebenso, wie sie gerade den Büchermarkt verändern.
Das Internet – egal über welchen Zugang – hat, um nur einige Beispiele zu nennen, zur Schließung von Bankfilialen und Versicherungsbüros, bis hin zu ganzen Einkaufszentren gesorgt. Als Nächstes steht der Lebensmitteleinzelhandel auf der Liste.
Der 3D-Druck öffnet Raum für eine neue Ersatzteilversorgung und damit neue Lebenszyklen für alte Geräte, er erlaubt kostengünstige innovative Einzeldesigns von Häusern bis hin zur Medizintechnik.
Das neue Mobilitätskonzepte die Logistik genauso verändern, wie die Bewirtschaftung von Parkraum, Werkstätten und Tankstellen ist vielen klar. „Künstliche Intelligenz“ schickt sich an Informationsbeschaffung und damit alle Bereiche von Wissensarbeit zu beeinflussen – auf allen Ebenen, bis hin zu rein rationalen Entscheidungen im Management Board.
Wo und wie die nächsten Fokuspunkte entstehen, lässt sich absehen. Die Zukunft bestimmen diejenigen, die kundenfreundliche Zugänge und Anwendungen rund um ihre Produkte schaffen, die Komfort erhöhen, Mobilität vereinfachen oder einfach nur „Service“ ein wenig interessanter und begeisternder gestalten als der Wettbewerb.
Wer einen Schritt weiter denkt, stellt dabei fest, dass zum Thema „user friendly“ auch gehört diese im „Innenverhältnis“ aufzubauen – auch innerhalb der Organisation ist eine einfache Bedienbarkeit von Prozessen, ein begeisternder Umgang miteinander und eine Organisationsstruktur die Ermöglicht statt zu verhindern, für beide Strukturbereiche, die Kreativen und die Bewahrenden, zunehmend wichtig.
Für Unternehmen im reinen Effizenzmodus werden solchen Trends Giftspritze. Das Serum, die Erneuerung von innen heraus, ist für sie mehr als eine Herausforderung.
Das zu verhindern, es nicht zuzulassen, sondern gemeinsam und frühzeitig „das zweite Gleis“ zu eröffnen, ist eine Aufgabe für die gesamte Organisation, für buchstäblich jeden.
Wenn Sie allerdings glauben, dass Sie von all dem verschont bleiben, sprechen Sie mich an und wir überlegen gemeinsam, wie die Herausforderungen für Sie konkret aussieht und wann sie Sie trifft.
Was können Sie tun, um langfristige Sicherheit für sich und das Unternehmen aufzubauen?
Als Mitarbeiter
- Machen Sie bewusst, in welcher Phase des Lebenszyklus sich Ihr Unternehmen befindet.
- Finden Sie heraus, in welcher Phase Sie sich ganz persönlich am wohlsten fühlen.
- Suchen Sie nach den Unternehmensteilen, die sich in dieser Phase befinden und wechseln Sie, wenn dieser Unternehmensteil oder das Produkt sich in die nächste Phase begibt.
- Fragen Sie Ihr Führungsteam, in welcher Phase sie das Unternehmen sehen. Machen Sie klar, dass Klarheit in diesem Punkt für alle absolut notwendig ist, um gemeinsam zielgerichtet zu agieren.
- Halten Sie die Augen dafür offen, was Sie an neuen Erfahrungen mitnehmen können, mit wem Sie sich vernetzen, wo Sie sich gegenseitig unterstützen können.
Als Geschäftsführung
- Erkennen Sie sich selbst, erkennen Sie, wo Sie und wo Ihr Unternehmen steht.
- Finden Sie Ihren Gegenpart – die optimale Ergänzung zu sich selbst. Also je nachdem den Innovativen oder den Gewinnoptimierer. Finden Sie sich gegenseitig und finden Sie sich früh, bevor die Notwendigkeit da ist.
- Gestalten Sie die Rahmenbedingungen für Ihre Organisation so, dass die Übergänge gelingen. Schaffen Sie Offenheit und Dialoge die den Themenbereich adressieren. Reden Sie miteinander über die nächsten drei bis fünf Jahre. Vernetzen Sie! Lernen Sie voneinander, ohne Beschränkungen und mentale (Hierarchie)Grenzen.
- Lassen Sie zu, dass alles ganz anders läuft, als Sie es gerne hätten. Geben Sie Ihrem Gegenpart und damit dem Unternehmen eine (neue) Chance.
- Brechen Sie das Schweigen auf, das Ihre Macht, Ihr Einfluss und Ihre Meinung im Unternehmen erzeugt. (Dazu hatte ich in der letzten Woche etwas geschrieben.)
- Schaffen Sie vorausschauend Führungs- und Organisationsstrukturen, die mit den Veränderungen bewusst umgehen. Zu oft „fließen“ Unternehmen zu lange vor sich hin, um dann – manchmal deutlich zu spät – hektisch zu erwachen.
- Kurz schaffen Sie Multidextrie (Vielhändigkeit) durch (neue) helfende Hände und Köpfe. Schaffen Sie multidimensionales Denken und Handeln. Schaffen Sie ein neues Unternehmen, bevor das alte einen Grabstein braucht.
In der Logik der 80-Jährigen 20-Jährigen und 20-Jährigen 80-Jährigen brauchen Sie beide. Und nicht nur das, Sie sollten auch die Kommunikation zwischen beiden so gestalten, dass beide den jeweils anderen verstehen und dessen Aktivitäten einschätzen kann. Sie brauchen den Dialog und die Führung, die diesen Dialog gestaltet und moderiert. Sie brauchen ein zeitgemäßes Management und ebensolche Führung.
Viel Glück dabei!