Rollenzuwachs im C-Suite statt Schiffbruch

Rollenzuwachs im C-Suite statt Schiffbruch

Ein Thema treibt einige der einflußreicheren Management- und Organisations-Vor-, Nach- und Querdenker unserer Zeit immer wieder an. Es ist die Frage, wie eine Evolution von Unternehmen aussehen und wie sie aktiv und zielführend gestaltet werden kann. Es ist die Frage, welchen Weg Unternehmen gehen können, um sich zu erneuern, den Fokus zu verändern und die immer wieder neuen Chancen zu nutzen bevor sie (immer eher) zu alt werden, die Produkte nicht mehr interessieren und die Kunden fernbleiben.
 
Marc Wagner hatte im Januar seinen Ansatz für eine company rebuildung vorgestellt, dem ich ein paar Ideen für ein company renewal gegenübergestellt habe. Nun hat Hermann Arnold seine Flotte auf die Reise geschickt, um seine Erfahrungen und Erkenntnisse öffentlich(er) zu machen. 
 

Flöße als MVP

Hermann Arnold hat das bekannte Bild der Tanker, die mit Schnellbooten versuchen neue Gebiete/Märkte zu erobern, kritisch hinterfragt und ihm das Bild der Evolution von Schiffen entgegengesetzt, die, sich aus Ideen, die als Floß auf einem Wildbach beginnen, bis hin zum Kreuzfahrtschiff mit vielen Kunden auf die Reise immer weiter entwickeln. 
 
In dieser Metapher sind die Mitarbeiter auf allen Ebenen im wesentlichen frei in der Entscheidung auf welchem Schiff sie fahren. Insbesondere sind sie frei in der Entscheidung selbst mit einem Floß auf einem Gebirgsbach zu starten, um damit neue Produkte und Services auf den Weg zu bringen, sich vom Fahrwasser treiben zu lassen, die Resonanz der Kunden zu testen, sie einzuladen mitzufahren und so weiter. Die Kapitäne haben zugleich mit sehr unterschiedlichen Kompetenzanforderungen zu tun. Gilt es auf dem Floß zu improvisieren und mit Minimum Vaible Products (MVP) zu punkten, sind auf dem Hotelschiff und später dem Kreuzfahrer, hohe Qualität und Struktur gefragt.
 

Die Lifecycle CEOs

Ich habe in der letzten Woche auf dem Nordic Business Forum in Helsinki ein Bild gesehen, dass diesen Punkt aus dem Blickwinkel des Corporate Lifecycle betont. Aswath Damodaran hat dort den Lebenszyklus von Unternehmen in 6 Abschnitte geteilt: Start-Up, Growth, High Growth, Stable, Mature, Decline. Seine Botschaft ist, dass jeder dieser Abschnitte besondere Fähigkeiten von den CEOs einfordert. Zusammengefasst brauchen die Unternehmen in den ersten drei Phasen CEOs die sich aufs Storytelling und die Kreation erster handfester Produkte verstehen, in der 4. und 5. Phase sind dann Effizienzoptimierer gefragt und im letzten Abschnitt geht es nur noch darum das Unternehmen abzuwickeln.
Aswath Damodaran corporate life cycle

Sketchnote des Votrags von Aswath Damodaran / © Nordic Business Forum 2018

Flöße als Zeichen gelebter Multidextrie

Ich glaube, diese Sichtweise reicht nicht. Nicht nur der CEO ist in jeder Phase anders gefordert. Die Mitarbeiter sind es ebenso und mit der Entwicklung des Unternehmens verändern sich Struktur, Prozesse und zugleich Werte und Kultur. Das Unternehmen mag in seinem Kern gleich bleiben, indem es als Basis der Ausgestaltung einer Idee fungiert (es bleibt, wie Hermann in seinem Beitrag betont das gleiche „Boot“), aber wie es das macht ist in jeder Phase anders ausgestaltet.    
 
So schön und eingängig das Bild der sich wandelnden Schiffe ist, so wichtig ist es, es in Bezug zum Lebenszyklus zu setzen. Mir stellt sich die Frage: Was kann ein Unternehmen tun, um kontinuierlich Flöße ins Wildwasser zu bringen und so Lebenszyklus an Lebenszyklus reihen zu können? Wann und wo sollte man ansetzen? Welcher Mix an  Betriebssystemen, Managementmodellen und Haltungen ergibt sich daraus? Wie kann man die Kreativität im Unternehmen immer wieder an die „richtigen“ Stellen bringen, immer neu begeistern? Wie kann man gleichzeitig die Kollegen, die sich um das stabile Altgeschäft kümmern, die die Basis für die Chance bilden, immer wieder neue Flöße auf den Weg zu bringen, bestmöglich in ihrem Tun unterstützen?
 
Und die für mich drängendste Frage ist, gerade weil sie noch immer ausschlaggebend für langfristigen Erfolg ist: Wie schaffen CEOs und Geschäftsführungsteams diese Multidextrie, diese Vielhändigkeit und damit die notwendige Vielfalt in Haltungen und Verhalten, zu meistern?
 

Flottenbau auf dem Weg zum langlebigen Unternehmen

Die Herausforderung für die CEOs und Managementteams in den späten, stabilen Phasen eines Unternehmens ist, ein Umfeld zu schaffen, dass (oftmals) ihrer eigenen Auffassung, ihrer Risikobereitschaft und ihrem Managementstil widerspricht. 
 
Ein Seitenblick auf die Eigenschaften langfristig erfolgreicher kann helfen den Weg zu ebnen und den meist risikoaversen Unternehmenslenkern Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben. Martin Reeves hat tiefer in dieses Thema hineingeschaut und seine Erkenntnisse in einem TED-Talk geteilt.
Langlebige Unternehmen, die sich den Veränderungen der Umwelt angepasst haben und sich auf dem Weg immer wieder ein wenig neu erfinden mussten, weisen starke Übereinstimmungen bei folgenden Eigenschaften auf: Sie haben redundanten Unternehmensteile, sind modular aufgebaut, besitzen eine hoher Diversität in ihrem Leistungsangebot, sind und waren bereit zu adaptieren, was ihnen hilfreich erscheint, haben immer wieder versucht in die Zukunft zu denken und vorausschauend zu agieren und sie sind stark vernetzt, intern wie extern. 
 
Darin stecken große Parallelen zum Weg des Floßes zum Kreuzfahrtschiff, wenn es gelingt eine Flotte zu bauen, die all diese Schiffs- und damit Haltungstypen bei den Mitarbeitern und Chefs umfasst und ermöglicht. 
 
Doch wie gelangt man, egal in welcher Art Unternehmen dahin, es zu wagen, zum ersten Mal ein Floß ins Wasser zu schieben? Was brauchen diejenigen, die über diese (Neu)Ausrichtung entscheiden und die damit, nach alter Lesart, ja für ein unglaubliches Chaos im Unternehmen sorgen (würden)? Was brauchen diejenigen, die nach neuer Lesart Vielfalt zuzulassen und damit Diversität, Redundanz und Modularität aufbauen (möchten)?
 

Prätraumatisch das Big Picture erkennen 

Nach meiner Erkenntnis sind Selbstbewusstheit (nicht -sein) gepaart mit einer Offenheit jenseits des eigenen Sicherheitsbedürfnisses und der tief verankerten Risikoaversion  hier die entscheidenden Punkte. Kurz eine sehr, sehr große Portion Mut, zusammen mit der Idee, dass die Vielfalt der (in Zukunft) zu Wasser gelassenen Flöße es erlaubt, auf den wenigen, die den Weg schaffen, immer wieder neu aufbauen zu können. Es braucht eine aus der Vor- und Weitsicht geboren Risikobereitschaft, um langfristig Stabilität uns Sicherheit aufzubauen. Ohne dieses bewusst eingegangene Risiko braucht das Unternehmen über kurz oder lang (und die Tendenz geht klar hin zu immer kürzer) den Abwracker und Liquidator. 
 
Ein erster wichtiger Schritt ist dabei sicherlich einen Schritt zurückzutreten, um hinauszublicken und neben der Seekarte mit den Untiefen, auch wieder die Landkarte mit den Wildbächen in den Blick zu nehmen. Mit der Betrachtung des Big Picture, mit dem Blick auf Trends, und Möglichkeiten, mit Bewusstheit zu Ressourcen und Fähigkeiten ergibt sich leichter ein Zugang zu neuem Mut – selbst wenn er prätraumatisch, lange vor dem Schock – versucht den Untergang abzuwenden. Doch nach dem ersten Schritt sollten weitere folgen. Und hier steckt für mich das eigentliche Problem.
 

Es ist Zeit

Es sind wieder die kleinen Schritte, die zu gehen sind, raus aus der Komfortzone. Und es ist vor allem Zeit, die dafür gefunden (und auf diesem Weg sinnvoll(er) investiert) werden sollte. Zeit die oft keiner hat, weil man im Tagesgeschäft hängt, mit all den Tätigkeiten und Versuchungen die ständig die volle Aufmerksamkeit (er)fordern. 
 
Andererseits ist keine Zeit, weil die Umwelt zu schnell tickt und die äußere Veränderungsdynamik keine Zeit mehr lässt. Keine Zeit zu reflektieren, zum tief durchdenken, nicht für die kleinen Themen und schon gar nicht für die Großen. Immer ist irgendwo etwas los, brennt irgendwo die Hütte und muss irgendwo dringend schnell etwas entschieden werden. 
 
Und, für viele CEOs und Managementteams es ist Zeit, die nicht bezahlt wird. Nur ganz wenige der CEOs und Geschäftsführer in stabilen, in ihrem Lebenszyklus weit entwickelten Unternehmen werden aktiv und bewusst dafür bezahlt, Risiken einzugehen. Es wird schlichtweg nicht gewollt und wird schon gar nicht incentiviert. Die Zielsetzung ist oft viel mehr der Ausbau und Erhalt des bestehenden, statt kontinuierlich Risiken, wenn auch nur in Form vieler kleiner Flößen, auf das Unternehmen zu laden. Diese lange sehr probate Überlebensstrategie lässt heute stattdessen die Probleme nur wachsen.  
 
Zeit ist die wichtigste (An)Forderung, um nach dem ersten kurzen schnellen Schritt die Nächsten folgen zu lassen.
 

Zukunft ist Chefsache

Die Gefahr ist groß die Zukunft zu delegieren. Zu verführerisch ist es, das Risiko bei denen abzuladen, die doch im Unternehmensalltag ganz natürlich für Forschung und Entwicklung, für neue Produkte und Innovation zuständig sind. Schließlich ist die Zukunft  ihr Kerngeschäft.
In den meisten Unternehmen sind die F&Es die R&Ds die inkrementellen Veränderer. Sie kümmern sich damit aber eben nicht um die große Zukunft, um die Flöße und die ersten Bootsplanken. Sie sind es, die den Außenpool auf dem Oberdeck entwerfen und die Schiffsschraube optimieren.
 
Wie wäre es, um mehr Kontinuität zu sichern, ganz oben, in der C-Suite, neue Rollen zu etablieren? Vielen Unternehmen würden „Chief Storytelling Supporter“, ein „Chief Growth Advisor“ und ein „Chief Efficiency Observer“ guttun, die immer wieder darauf achten, dass ihre Themen im Unternehmen ausreichend präsent sind und immer dieser Dialoge dazu anstoßen.   
 

Zukunft ist und bleibt Chefsache

Die Zukunft in Form von stetiger Neugestaltung, immer wieder angestoßener Erneuerung von Kultur, Werten, Strukturen und als Mit- und Rauswachsen von Mitarbeitern ist zu wichtig, um im kleinen zu versacken. Es ist Chefsache, die es sehr, sehr ernstzunehmen gilt. Denn im Lebenszyklus jedes Unternehmens kommt sonst der Punkt an dem der Abwickler schon da ist und so niemand mehr Raum und Zeit hat, neue Geschichten zu erzählt und niemand die Chance hatte die vorletzte Geschichte in ein lukratives Angebot zu verwandelt. Doch genau das, die kontinuierliche Neuentdeckung ihres eigenen Seins, brauchen Unternehmen, die den immer kürzeren Lebenszyklen substanziell etwas entgegensetzen möchten.

Rollenzuwachs im C-Suite statt Schiffbruch

Schießt HR endlich auf den Mars!

Was soll man nur mit einem Unternehmensbereich machen, der sich über eine lange Zeit so klein und unbedeutend gemacht hat, dass viele kleine Unternehmen darauf verzichten und größere möglichst viel davon automatisieren oder outsourcen? Ein Bereich, dessen spürbarer Ergebnisbeitrag als gering wahrgenommen oder vollständig negiert wird. Ein Haufen Leute, die “was mit Menschen” machen wollen, statt echtes Business zu betreiben?
 
Da ist es eine interessante Fragestellung, die der DGFP in einer Blogparade (#DGFPc18) zum Thema macht: “Warum sollte HR auf einer Mission zum Mars dabei sein?!
 
Die Frage kann man aus zwei grundlegend unterschiedlichen Perspektiven angehen und beantworten. Die erste hat Douglas Adams im “Anhalter durch die Galaxis” aufgegriffen. Eine Trilogie in 5 Bänden und der zentralen Antwort “42”, in denen unter anderem ein paar Raumschiffe mit den Menschen gefüllt werden, denen auf der Erde niemand nachweint und die keinen Mehrwert liefern. Im Buch sind es Telefondesinfizierer, Werbefachleute, Gebrauchtwagenhändler Friseure.
 
Es gibt wohl eine Menge Menschen, die HR da mit auf die Liste schreiben würden… Naja….
 
Wie aber wäre die andere Perspektive? Wie wäre es, wenn man annehmen könnte und würde, dass HR sich nach all den Jahren (in denen lange auch schon über eine Neupositionierung diskutiert wurde) tatsächlich aufmacht, um sich “neu zu erfinden” und so seine Außenwahrnehmung signifikant zu verändern? Was müsste da im Gestaltungspaket alles drin sein und warum?
 
Gut, dass die DGFP der HR’lern noch ein paar Jahre einräumt, um mit in die Rakete zu kommen. Denn es wird Zeit brauchen, selbst wenn schon am beim Congress am 03. und 04. Mai das Ruder rumgerissen wird. 
 
Wie wäre es da Impulsen von einem (fiktiven) Vorbild?
“Guinan” eine Figur aus dem Star Trek Ablegern “The next Generation” und gespielt von Whoopi Goldberg sagt in einer Folge: “Human intuition and instinct are not always right, but they do make life interesting”.
   
Heute rennen viele Unternehmen der Digitalisierung hinterher (und manche noch davor weg). Dabei geht es im Kern nicht darum Digitaluhren in Form von Smartwatches zu einer Renaissance zu verhelfen. Es geht, um eine technologisch besser unterstütze Zusammenarbeit von Menschen untereinander und (auch) mit Maschinen.
 
Digitalisierung ist damit auch der Ausdruck für komplizierte Werkzeuge/Maschinen, die sich in unseren Händen in komplexe Systeme verwandeln. In der Digitalisierung steckt ganz zentral, ganz viel Kommunikation, Interaktion und vor allem “Mensch”. 
 
Geht man die Kette der Transformationen einen Schritt weiter, trifft man auf Themen wie Agilität und “new work” (man könnte auch sie auch mit “Stabilität, Sicherheit und Vertrauen”, “Vernetzung” oder “den Lebenswert betonenden Arbeitssituationen” beschreiben). Und auch hier geht es, oh Wunder, vornehmlich um Menschen. Noch einen Schritt in der Kette des durch die Digitalisierung Transformationen geht es darum, dass Investoren und Top-Entscheider sich selbst hinterfragen und Haltung und Verhalten verwandeln müssen (“müssen” hier ganz bewusst gewählt) weil sie (ganz allein) sonst all die notwendigen Entwicklungen verhindern. (Da wird klar, warum manche Unternehmen vor der Digitalisierung flüchten….)

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Siehe auch: Eine unbequeme Wahrheit…


 

Was hat das jetzt mit dem Mars zu tun?

Um auf den Mars zu kommen, reicht es ja nun nicht ein Ticket zu buchen und ab geht die Post… jedenfalls zur Zeit noch nicht. 
Die Reise braucht Vorbereitung, Planung, und durchläuft dabei ganz unterschiedliche Phasen:
1) Die Vorbereitung (auf der Erde)
2) Der Weg zum Mars (in der Rakete)
3) Der Aufenthalt (auf dem Mars)
4) und, wer weiss, vielleicht auch die Rückkehr…
 

1) Die Vorbereitung

Wer auf dem Mars will, muss sich erst einmal selbst gut vorbereiten. Ein umfangreiches körperliches, mentales Training und maximale fachliche Kompetenz wird (aller Voraussicht nach) zum Pflichtprogramm gehören.
Doch ich sehe da, gerade für HR in einem starken Zusammenspiel mit den “übergeordneten Auftraggebern” (aka Management) ein paar Zusatzaufgaben:

  • Die strategische Grundsatzfrage muss geklärt sein: Warum wollen wir da überhaupt hin? Für wen wird die Reise unternommen (Wer ist der “Kunde”?) und was ist der Nutzen für den Kunden?
  • Welche Aufgaben kommen auf die Crew zu, welche Rollen gibt es, wer ist warum und wie, wofür geeignet? 
  • Jedes Kilo zählt, d.h. der (erwartete) Mehrwert jedes Teilnehmers muss betrachtet werden?
  • Und die wohl wichtigste Frage: Was, wenn gerade mal nichts nach Plan geht? Wer kann dann, die Crew beruhigen, wer kann Impulse einbringen, wer kann Ideen entwickeln das Problem zu lösen? Welche Rahmenbedingungen brauchen die Mutigen, die sich auf den Weg machen?

  
Die Klassiker, die jeder fortschrittliche HR’ler kennt sind “Vernetzung” und “Vertrauen” und damit auch Kommunikation über alle Grenzen hinweg. Gefühle von Sicherheit, Stabilität und die Bewusstheit der Verletzlichkeit aller Mitreisenden müssen allen vermittelt werden. Nur, wer verstanden hat, welche Belastung, physisch und psychisch eine solche Reise bedeutet, kann gezielt die (Hochleistungs-)Teams aufbauen, die man braucht. Denn – nochmal: Jedes Kilo zählt,.d.h. unnötiger Ballast bleibt zurück.
 
Wenn ich unter diesen Prämissen eine Marsmission planen müsste, ich würde 2 Dinge tun:

  1. Zuallerallerallererst würde ich noch einmal GANZ GENAU klären, womit ich es hier zu tun habe, Welche Grundlagen es gibt, welche Chancen, Potenziale und vor allem auch Probleme die Struktur / Organisation hat, die sich da aufmachen will.

und

  1. ich würde intensiv über einen Plan B nachdenken. Einen Plan, der es mir erlaubt auch auf der Reise die Interaktion und Kommunikation mit der Außenwelt in einer Weise sicherzustellen, dass externe Impulse jederzeit bis zu mir durchdringen. Denn sicher ist: Je mehr kluge, kompetenten Köpfe ich einbinden kann, um ein Problem zu lösen, je schneller ich den Austausch hinbekomme, desto besser ist das. Und manchmal hat der Klempner die beste Lösung, um das Hitzeschild zu flicken, und eben nicht der Luft – und Raumfahrtingenieur. Man weiß halt nie, welche Talente man braucht und wo sie schlummern. Aber man muss wissen, wie man diese Talente, egal wo sie sind, ansprechen kann.

 
Noch etwas würde ich mir klar machen – auch etwas, dass viele schon längst wissen: Eine Marsmission will zwar gut geplant werde, aber wichtiger als der Plan, wichtiger als die Steuerung der Mission ist welche Wirkung sie erzielt. Was sie dem Team, der Crew, den Marsbewohnern und den Menschen auf der Erde an Mehrwert liefert. Heute, in einer Zeit komplexer, dynamischen Entwicklungen zählt Wirkung mehr als Kontrolle. Ich gehe noch weiter: Das dritte große Thema neben der Zielsetzung (Business Modell) und der Orchestrierung der Zusammenarbeit und des Zusammenspiels der Kräfte (Managementmodell) ist eine nachhaltige Wirkung mit, auf und für die Menschen wohl der Bereich in dem HR am deutlichsten seinen Beitrag einbringen kann. 
sustainable virtue
Wer auf dem Weg zum Mars so lange unterwegs sein wird, wie wir Menschen (zumindest auf Basis der nächsten 2-3 absehbaren Technologien), der sollte im Kontext Nachhaltigkeit auch bedenken, wie er die Langlebigkeit der Crew und der Mission sicherstellen kann. Martin Reeves von der Boston Consulting Group hat sich intensiv angeschaut, was Unternehmen langfristig erfolgreich macht. Es sind sechs, vermeintliche einfach sicherzustellende Faktoren: Redundance, Diversity, Modularity, Adaptation, Prudence und Embeddedness. Wieder keine Überraschung dabei, ausser dass es immer gilt, mehrere der Faktoren auch tatsächlich zu leben und, dass sich dieses Verständnis tief in den Köpfen und Herzen der Crew und in der Art der Kollaboration wiederfinden muss.
 

2) Auf dem Weg

Sitzen erstmal alle in der Rakete wird es spannend. Losgelöst vom Schwerefeld der Erde geht es darum sich neu zurechtzufinden, sich weiter mental und körperlich fit zu halten, den Aufenthalt weiter vorzubereiten und die Enge dieses geschlossenen (Öko)Systems auszuhalten. Positive und negative Spannungen müssen beobachtet und rechtzeitig moderiert werden. Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und der Blick für das große Ziel, das Big Picture der Reise, sind notwendig, um die internen Impulse mitzubekommen und zielgerichtet damit zu arbeiten. 
 
Immerhin ist der Ausgang der Reise ungewiss. Gefahren drohen jederzeit. Es muss gelernt und am eigenen Leib erfahren werden, wie man miteinander und mit dem Unbekannten auskommen kann, die Vielfalt (oder die Gleichförmigkeit) bestmöglich zu nutzen, zu improvisieren oder zu professionalisieren, gleichzeitig, beidhändig. Ambidextrie in vielfältiger Dimension ist Thema! Kompetenzen und Fähigkeiten müssen intern weiter verbreitet werden. Die Crew muss zusammenwachsen, eine eigene Kultur entstehen. Fachleute müssen Mini-Generalisten werden, die sich in der Abgeschiedenheit der Arbeiten auf dem Mars, auch mal selbst helfen können (und dürfen!). 
 
Und – last but not least – alle müssen darauf vorbereitet sein, sich an das anzupassen, was da kommt. Wandlungsfähigkeit muss der Möglichkeit zum direkten Umschalten weichen, denn es kann sein, dass keine Zeit bleibt sich darauf vorzubereiten, dass doch Leben (von wieder anderen Planeten) auftaucht und Austausch statt Aufbau in den Fokus rückt.
 

3) Auf dem Mars

Nach der hoffentlich sicheren Ankunft heißt es umschalten. Die Enge der (großen) Raumkapsel soll dem etwas bequemeren Leben in der Marsstation weichen. Die Umwelt verlangt sich mit ihr auseinanderzusetzen, sie zu verstehen, neue Abläufe einzuüben, sich angepasst an die Verhältnisse zu verhalten. 
 
Man braucht und sucht Entspannung und Ablenkung nach der Arbeit und/oder Forschung auf der Oberfläche. Die Menschen suchen sichere Standards, statt der Ungewissheit, sie suchen Weisheit und Inspiration um die Herausforderungen anzugehen und Probleme zu überwinden. Sie suchen Zuspruch und Halt. Sie suchen Menschlichkeit auf dem Mars.
 
HR muss die Probleme der Menschen erkennen, bevor sie sie selbst verstehen. Die gefühlte Enge des immer noch geschlossenen und etwas erweiterten Systems erfordert, dass Geheimnisse erkannt und angesprochen werden und Lösungen entstehen, bevor sich (individuellen, menschliche) Katastrophen entwickeln. 
 
Die gegenseitige Abhängigkeit, weit weg vom Mutterplaneten und die gleichzeitige Unabhängigkeit von dessen Regeln erfordert Um- und Weitsicht. Pioniergeist ist gefragt und das Ausgestalten einer sicheren Basis, in die man nach den Abenteuern und Forschungen (oder der Arbeit im Bergwerk) gerne zurückkommt.
 
Hier ist alles neu, alles kann neu gestaltet werden. Die Rahmenbedingungen sind andere und erfordern andere Herangehensweisen. Der Mars erfordert ein “reinventing everything” ein umfassendes Betrachten aller alten Lösungen, alter Glaubenssätze und Methoden. Hier darf, im Sinne einer erfolgreichen Mission, nur dass weiter bestehen, was den Beteiligten mehr Wert bietet und die Arbeit erleichtert.
 

4) Und danach?

Was bringt die Crew mit zurück? Was bezeugt die Wirksamkeit, den Sinn der Mission? Persönliche neue Erfahrungen? Nutzbringendes für “die Welt”?
 
Die Reise hat, so sie geglückt ist gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt ist, um Gefahren und Herausforderungen zu meistern. Sie hat gezeigt, wie bedeutend ein Stück Klebeband sein kann, wenn die High Tech wieder mal spinnt und warum nur ein Mensch mit diesem Klebeband die Mission retten konnte. Sie hat gezeigt, dass perfekte Zusammenarbeit dann um so leichter entsteht, wenn es Menschen gibt die sich darum kümmern, wie Guinan, Counsellor Troi oder (in gewisser Weise) C3PO.
 
Eine Erkenntnis wird sein, dass wirksame Transformationen von innen heraus, mit einem gemeinsamen “großen” Verständnis besser funktionieren, als eine zweite Rakete hinterherzuschicken. Eine andere, dass dazu alle gemeinsam an einem Seil in die gleiche Richtung ziehen sollten. Eine dritte, dass es hilft jemanden zu haben, der alle, aus jeweils sich heraus, dazu bringt sich mit voller produktiver Energie einzubringen. 
 
Eine letzte, ganz und gar nicht neue Erkenntnis wird sein, dass es wichtig ist nicht nur über die Dinge, die notwendig sind zu sprechen, sich auszutauschen und in den Dialog darüber einzutreten, was das Beste seinn könnte, sondern sie zu beginnen, zu lernen und sich und die Ansätze zu verbessern.
 
Hierin steckt die wohl wichtigste Rolle von HR bei der ganzen Mission: Netzwerke aufzubauen, die sich einbringen können und wollen, weil sie miteinander, voneinander und füreinander, ganz unterschiedliches neues Wissen entstehen lassen und in die Welt tragen wollen.   
 
Bei all dem: Ich würde weniger die Rolle von HR in den Fokus rücken, als die eines auf Steuerung statt Wirkung fokussierten Managements. Viele “New Worker” bezweifeln (mit Recht, wie ich finde) die Werthaltigkeit der alten Managementrollen und -modelle. Und doch, zugleich ist ein neues Managementverständnis absolut essenziell um die Marsmission zum Erfolg zu führen. Die Zusammenarbeit zu orchestrieren, die Rahmenbedingungen festzulegen in denen auch HR dann agieren und Wirkung zeigen kann ist und bleibt auch “nach new work”, nach der Ankunft auf dem Mars der wichtigste “Kleber”, um die Crew zusammenzuhalten. Und nur eine Crew, die 100% zusammenhält kann diese Mission zum Erfolg führen.
BMAx 10 virtuecracy
 

Auf dem Weg zu Mars, auf dessen Oberfläche und für die gesamte Mission ist Human Science & Collaboration wichtiger als Rocket Science!

 
Vielleicht habe das Thema dieser Blogparade verfehlt, weil ich meinen Marstraum geträumt habe.  Ich habe eine Utopie gezeigt, in der HR eine Rolle spielt. 
 
Die Kernfrage ist: Wie groß ist das Raumschiff? Ist es klein, dann hat HR keine Chance, einfach, weil Stand heute zu wenig von dem schon Standard ist, was vorauszusetzen wäre. 
 
Ist es groß, so ist es dann vielleicht doch das Raumschiff, dass Douglas Adams beschrieben hat, einfach weil, Stand heute zu wenig von dem schon Standard ist…..
  
Auch wenn in der Utopie ganz viele Ansatzpunkte für HR stecken, es gilt sie umzusetzen.(so wie der Kommunikator aus der ersten Star Trek Serie Motorola zum “StarTAC” inspiriert hat). 
 
Unabhängig ob in den nächsten Jahren tatsächlich ein Raumschiff dieser Art startet – es heißt JETZT zu starten. Es bedeutet, dass diejenigen die sich für eine solche Reise vorbereiten sich mit denjenigen die hier bleiben (wollen) austauschen, dass sie im Dialog bleiben. Und die mit Bodenhaftung müssen sich öffnen die Ideen zu reflektieren, zu adaptieren, auszuprobieren und den Mut aufbringen loszulassen zumindest mal in die Luft zu springen.
 

Denn: Wir wissen eigentlich schon eine Menge – aber tun, tun wir viel zu wenig.

    
Jede Reise zum Mars ist so unterschiedlich, wie die Menschen, die sich auf diese Reise begeben. Die einen agieren immer mit Empathie, die anderen folgen immer dem Plan, andere bringen neue Perspektiven in den Raum, um den Geist zu öffnen. 
 
Was jeder für sich daraus mitnimmt, überlasse ich in diesem Sinne den Lesern – solange, bis wir im Gespräch konkret werden und identifizieren können, was in diesem Moment, in dieser Situation tatsächlich das beste wäre.
 

Jeder Wandel geht vom Menschen aus.

HR’ler: Am Ende – nein JETZT, entscheidet ihr selbst, in welches Raumschiff ihr gesteckt werdet… Wobei, wollt ihr wirklich „gesteckt werden“, oder wollt ihr selbst die Verantwortung für eure Zukunft übernehmen?
Auch das entscheidet ihr jetzt, hier und heute. 

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Transformation und Transposition, Phönix-Unternehmen oder… ?! Sind Sie Sklaven des Erfolgs oder Gestalter der Zukunft?

Vor knapp zwei Wochen ist mein Onkel gestorben. Wie heute so oft, nach langer Krankheit, die ihn erst mit Schmerzen bei jeder Bewegung quälte und dann, als sich die Symptome nicht mehr durch Medikamente unterdrücken ließen, das Leben immer weniger Lebenswert machte. Am Ende saß er im Sessel oder lag im Bett, unfähig sich zu bewegen, am Ende unfähig sich zu äußern und zu erfassen, was um ihn herum geschah.
 
Zeit seines Lebens war er Unternehmer. Zeit seines Lebens war er jemand, der an den Traditionen festhielt, der eigenen Erfahrungen aus seiner Kindheit als Sohn eines Unternehmers aktiv und zunächst erfolgreich nutzte, um das Unternehmen gemeinsam mit einem weiteren meiner Onkel fortzuführen. Solange, bis alles immer schwieriger wurde, bis irgendwann der Punkt erreicht war, an dem man die Ursachen für Verluste hätte betrachten und abstellen können, aber an dem auch das Geld für einen wesentlichen Wandel im Kampf gegen die Symptome verbraucht war.
grave

Diesel ins E-Mobil

Anders als unsere persönliche Gesundheit, die mit zunehmendem Alter immer schwieriger zu bewahren ist, ist die Gesundheit von Unternehmen reversibel. Sie kann vollständig wieder hergestellt werden. Unternehmen können vor der Insolvenz stehen und danach erfolgreicher den je ihre Ziele verfolgen. Viele Unternehmen von der Lufthansa bis zu Apple sind diesen anstrengenden, aber das “Unternehmensleben” bewahrenden, Weg gegangen. Sie haben, gerade noch im rechten Moment, begonnen, ihr Mantra zu verändern und statt die immer wieder gleichen Symptome mit den immer wieder gleichen Maßnahmen zu bekämpfen, konsequent die Ursachen in den Fokus zu rücken und diesen Auslösern Aufmerksamkeit zu geben und echten Respekt zu zollen.
 
Die meisten Geschäftsführer, denen ich im Rahmen meiner Tätigkeit begegne, egal, ob kleines Unternehmen oder Konzern, sind tief ins Tagesgeschäft involviert. Sie kennen die Einzelheiten der laufenden Aktivitäten und können (fast) jederzeit, bei allen Themen mitreden. Sie wissen, was das Unternehmen gerade beschäftigt, sie haben zugleich die Notwendigkeit von Wandel- und Entwicklungsmaßnahmen erkannt. Sie wollen Agilität und Digitalisierung. Und doch gehen sie diesen Weg oftmals in ultimativer konsequent mit Ansätzen und Konzepten, die in einer veränderten Umwelt immer weniger Erfolgspotenzial besitzen statt mehr.
 
Noch immer sinkt die Zahl der erfolgreicher Veränderungsinitiativen, statt auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse zu steigen. Noch immer wird versucht, im alten Saft neue Energien freizusetzen. Die Entscheider sind oftmals die Sklaven alter Erfolgsrezepte.
 
[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Es ist, als betanke man ein elektrisch angetriebenes Auto immer weiter, wie gewohnt, mit Diesel.[/clickandtweet] 
 
Und es scheint, dass sich dieser Effekt immer weiter verstärkt, je mehr der selbst wahrgenommene oder von außen induzierte Entwicklungsdruck steigt. Noch immer bestimmen von oben geplante Changeinitiativen und flächendeckend einheitliche Schulungsprogramme das Bild. Noch immer wird versucht, dezentral auftretende komplexe Problemstellungen zentral (und nur kompliziert) zu lösen.
 

Prozess oder Wertbeitrag?! 

[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Je weiter “oben” im Unternehmen eine Rolle angesiedelt ist, je mehr es darum geht zu verknüpfen, zu vernetzen und gemeinsame Aktivitäten zu stärken und forcieren, je weniger sollte das Tagesgeschäft eine Rolle spielen.[/clickandtweet] Die Zukunft zu gestalten ist und war schon immer ein essenzieller und existenzieller Bestandteil der Aufgabe von Unternehmensführung. Und Zukunft gestalten heißt immer mehr, selbst Raum und Zeit zur Reflexion zu haben und anderen als Rahmenbedingung für deren Arbeit Raum und Zeit für Engagement und Ideen freizuschaufeln und zu geben.
 
Ganz ehrlich: Es ist Zeit für einen STOP. Einen STOP wie Tim Gallwey ihn in seinem „inner game“ Ansatz beschreibt. Ein „[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Step back, Think, Organize your thoughts and Proceed[/clickandtweet]”. Einen Stop, der einen Moment Zeit gibt, um sich den eigenen Fokus der Aufmerksamkeit bewusst zu machen und zu adjustieren. Ein Stop, der das Potenzial hat, herauszuführen aus dem Prozessfokus, weg von der Idee, dass der Mensch sich den Prozessen anpassen muss, hin zu einen Menschenfokus, in dem der (digital-agile) Prozess die Mitarbeiter und Netzwerkpartner unterstützt einen optimalen Wertbeitrag und bestmöglichen Kundennutzen zu erzeugen.
 

Führung im Netzwerk

Der Wandel muss dabei gar nicht so radikal sein, wie Jean-Luc Picard ihn beschreibt. Es braucht noch nicht den Wandel zu einer Gesellschaft, die auf Geld verzichten kann, weil Wert und Wertbeitrag anders gemessen und angesehen wird. Es reicht den kleinen Wandel im eigenen Unternehmen, im eigenen Team zu starten und hier neue Zeit für mehr Raum und neuen Raum für mehr Zeit einzuführen. Zeiträume und Raumzeiten, die zum Beispiel entstehen, wenn Führung sich aufschwingt bestehende Potenziale zu heben, statt Standards und Normierung zu fordern. Führung, die nicht auf die Erreichung verordneter Ziele schaut, sondern auf die Möglichkeiten und diese nutzbar macht. [clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Führung, die sich nicht als “Challenger”, sondern als “challenging Supporter“ versteht[/clickandtweet]. Führung, die (vielleicht) sogar gemeinsam im und als Netzwerk funktioniert. Führung, wie (Hoch)-Leistungsteams sie gestalten.
 
Wer die Entwicklungen von Management- und Marktstrukturen genauer betrachtet, erkennt einen „Missmatch“, eine fehlende Passung. Während Kunden (und Märkte) diejenigen Unternehmen bevorzugen, die ihnen einen maximalen Nutzen bieten, die auf ihre Bedürfnisse in einer Form eingehen, die sie positiv stimmt oder gar begeistert, liegt der Fokus vieler Manager noch immer auf dem maximalen Ertrag, der Steigerung von Gewinn und der Reduktion von Kosten. Alles im Grunde Folgen guter Arbeit, aber selten deren Auslöser. Folgen, die im Gegenteil die Verursacher von Profit, also Kunden und Mitarbeiter in der Hintergrund rücken lassen. Eine fatale Entwicklung in Zeiten globalen Einkaufsverhaltens und dynamisch-komplexer Entscheidungswege, in denen die Begeisterung der Kunden (wieder) mehr Wert besitzt, als die der Investoren und der Handelsalgorithmen an den Börsen.
 

Langfristige Wertschöpfung im Fokus

Anders ist das Bild bei den Unternehmen, die ihre Managementstruktur, die Kunst der Orchestrierung guter Zusammenarbeit in den Fokus gerückt und sich so aufgestellt haben, dass das Ziel “maximaler Kundennutzen” im Vordergrund steht – und die so (fast) nebenbei herausragende Erträge und Ergebnisse erzielen.
 
Wo beim etablierten „Standardmanagement“ im Vergleich dazu die Lücken und Hemmnisse liegen, lässt sich vergleichsweise leicht analysieren. Eines der Ergebnisse, die mir im Rahmen solcher Analysen immer wieder vorliegen, sind Mängel im Bezug auf das gemeinsame Verständnis der Zielrichtung, auf den Raum und die Zeit, die Mitarbeitern (mit)gegeben werden, um ihre Ideen und Impulse kundennutzenoptimierend einzubringen. Ein Thema, dass in allen Unternehmen zunehmende Relevanz besitzt, die sich oder ihre Produkte neu und “innovativ” gestalten wollen.
 
Eine hohe Eigenleistungsqoute ist für innovationsgetriebene Unternehmen ein wichtiger Teil des Kapitals“ schrieb das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung schon vor mehr als 10 Jahren. Eine hohe Eigenleistungsquote bedeutet aber nicht nur Mitarbeitern den Raum und die Zeit zu geben sich einzubringen. Sie bedeutet auch das Wissen im Unternehmen zu halten, zu vernetzen und so zu mehren, statt Kompetenzen einzukaufen oder als Lohnarbeit extern aufzubauen. Es bedeutet die langfristige, nachhaltige Wertschöpfung im Fokus zu behalten und zu nutzen.
 

Wer ist Hauptinvestor?

Wem es als Unternehmer um dauerhaften Erfolg geht, der tut gut daran, den Begriff des Investors für sich zu reflektieren. Der in der BWL weit verbreitete einseitige Fokus auf den (Finanz)Investor reicht immer weniger aus, um die vielfältigen Zusammenhänge abzubilden. Heute kommen Ideeninvestoren, Nutzeninvestoren, Feedbackinvestoren, Zeitinvestoren, Netzwerkinvestoren usw. dazu. Sie alle tragen zunehmend zum Erfolg be, im gleichen Maß, wie in einer dynamischen komplexen Welt Lösungen und Nutzen dynamischere und komplexere Antworten erfordern, um echten, wahrgenommenen Mehrwert für die Kunden zu erzeugen.
 

Transformation, Phönix-Unternehmen und Transposition 

Transformationen hin zu mehr Digitalität oder Agilisierung sind in aller Munde und in aller Unternehmen. Manche Unternehmen leisten sich gar Teams, die den Auftrag haben das Ei des Phönix vorzubereiten, um nach einer potenziellen großen Niederlage, idealerweise durch die eigene Kannibalisierung, neu erstehen zu können.
 
Doch all diese Wege sind nur dann wirklich von Erfolg gekrönt, wenn zugleich die Unternehmensführung in ihre individuelle und bewusste Transposition startet. Eine Neufindung ihrer Aufgabe und Rollen, ihrer Position im Unternehmen. Weg vom planenden Zielvorgeber, hin zum Raum und Zeit ermöglichenden, individuellen Wachstumsmentor für das Umfeld, weg von der Führungsperson hin zum “challenging Supporter“, zur Führungspersönlichkeit.
 
Eine Transposition, die erfordert, das Verständnis der Aufgaben und Rollen im Gesamtzusammenspiel des Unternehmens zu überdenken. Die verlangt sich mit dem eigenen Managementmodell aktiv auseinanderzusetzen, es zu verstehen und zu verbessern.
 
Mit diesem Schritt ist für Unternehmen möglich, was uns Menschen versagt bleibt: die vollständige Genesung und ein umfassender Neustart trotz bestehender Probleme und eines fortgeschrittenen Alters.
 
Mit dem Schritt wird ermöglicht, die eigene Zukunft wieder stärker zu gestalten, statt den Notwendigkeiten zu folgen. Wer Raum und Zeit hat, sich mit der Zukunft zu befassen, mit den Trends und ihren Wahrscheinlichkeiten, mit den Möglichkeiten und Bedrohungen, der kann auch neue Geschäftsmodelle und Innovationen gestalten. Der kann die Kreativität und das Engagement der Menschen nutzen, egal ob in der Produktion, bei Routinetätigkeiten oder in hochkomplexen Wissensarbeitsumfeldern.
 
Unternehmen, die die Kombination von Transposition, Transformation und ggf. sogar den Phönix als ihren Entwicklungsweg erkannt haben, gebe ich gerne eine Routenempfehlung mit auf den Weg:
 
Arbeiten Sie an Antworten zu den folgenden Fragen:

  • Welche Trends, Ideen und Impulse beeinflussen unsere Zukunft:
    • die Zielsetzung der Organisation?
    • das Zusammenspiel in der Organisation?
    • den Job jedes einzelnen?
  • Welche Geschäftsmodelle helfen, um die Potenziale dieser Entwicklungen zu nutzen?
  • die traditionellen Modelle?
    • neue Modelle aus dem eigenen Branchenumfeld?
    • neue Modelle aus Bereichen weit jenseits der bisherigen Unternehmenswelt?
  • Welche Art der Orchestrierung dieses Zusammenspiels, welches Management, brauchet die Organisation, um in diese Zukunft gehen zu können?
    • Welche Teamstrukturen braucht die Organisation dafür?
    • Welche Aufgaben und Rollenmodelle?
    • Welche Art und Kunst der Führung sind notwendig und hilfreich?
    • Welche interne, externe und/oder interdisziplinäre Vernetzung sollte aufgebaut werden?

Wenn Sie Antworten auf diese Fragen haben, besitzen Sie eine erste Basis, um über den weiteren Entwicklungsweg nachzudenken. Starten Sie diesem Weg im Kern des Unternehmens, beim Management und der Kunst, die Zusammenarbeit optimal zu gestalten und damit mit der Transposition der Managementrollen.
 
Dann erst sorgen Sie für die Entwicklungen von stärkerer Digitalisierung und mehr Agilität. Diese setzten auf einer gut orchestrierten Zusammenarbeit als Kernelement auf. Sie anzugehen bevor die Basis für gute Zusammenarbeit gelegt ist, bekämpft zwar die Symptome einer auf die Organisation einwirkenden komplexeren und dynamischeren Umwelt, sie bereiten im Unternehmen aber nur selten die Basis, um langfristig gestärkt mit dieser Umwelt umzugehen.
 
Dieses Vorgehen birgt eine Chance, die wir Menschen nicht haben. Wenn wir in einem Alter sind, dass es nicht mehr zulässt unsere Gesundheit im Vorfeld auf das kommende vorzubereiten, dann ist es zu spät das Ruder herumzureißen und eine gute Basis für das Alter zu gestalten. Dann bleibt nur die Symptome zu lindern und am Ende die Hoffnung, den Weg aus dem Leben in einer Art zu gehen, die wir selbst als positiv empfinden.
 
Mein Onkel ist einfach ruhig eingeschlafen.
[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Klug geführte Unternehmen können überleben.[/clickandtweet]
 
P.S.: [clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Wenn Sie einmal ernsthaft erkrankt waren, wissen Sie, wie wertvoll die Diagnose und Meinung eines zweiten Arztes sein kann, um eine zusätzliche Perspektive einzuholen. Ist Ihnen aufgefallen, dass nur es wenige Unternehmen wagen, für schwierige Entwicklungs-/Genesungsprozesse einen zweiten, unabhängigen Berater als Mentor und Wegbegleiter zu nutzen, einfach für eine weitere Perspektive….. #foodforthought[/clickandtweet]
 
Wenn Sie aus diesem Beitrag ein paar Gedanken für Ihre Arbeit mitnehmen konnten, auf denen es herum zu denken lohnt, denn empfehlen Sie ihn gerne weiter, damit auch andere in den Genuss dieser Herausforderung kommen.

2018 – Was wollen Sie: Agile Digitalisierung, nachhaltig "loud" oder gemeinsame Wirksamkeit?!

Und schon wieder, plötzlich und unverhofft, ist Weihnachten. Die Zeit der Einkehr und Besinnung. Ja, wirklich, so hat man das früher bezeichnet, als es noch nicht die große Zeit des hektischen Jahresendgeschäfts, der multimedialen Weihnachtsgrüße usw. war, die wir heute rund um das (h)eilge Fest wahrnehmen, jenseits jeder Ruhe und Entspannung.
 
Und mit Weihnachten nähert sich auch das neue Jahr mit großen Schritten. Der regelmäßige Neuanfang, den wir so gern mit den so schnell wieder verworfenen guten Vorsätzen beginnen. Guten Vorsätzen, die, wie Strategien mit einem enorm kurzen ROI, uns schnell ernüchtern, weil wir erkennen, dass sie überfordern oder wir die erhofften Ziele doch nicht erreichen werden.
 
Und noch etwas steht (uns) bevor: die Zeit der Zwangspause “zwischen den Jahren”, die sogar Top-Managern Raum gibt, zum Beispiel über sich, die Zielrichtung ihrer Tätigkeiten und Rollen im nächsten Jahr und die veränderten Rahmenbedingungen ihrer Arbeit nachzudenken. Es ist die Pause, in der sich theoretisch die Gelegenheit ergibt, dem Puzzle des “Big Picture” neue Steine hinzuzufügen und es weiter zu vervollständigen.

Puzzeln wir zu wenig?

Blickt man in die Medien, so kann man den Eindruck gewinnen, dass “wir Deutschen” dieses puzzeln in den letzten Jahren vernachlässigt haben. Es scheint als hätten wir ein anderes Bild im Kopf gehabt, und versäumt, die Teile zusammenzusetzen. Es war wohl ein Puzzle aus vergangenen, glorreichen Tagen, aus den Zeiten der großen, generalistischen Dichter, Denker und Ingenieure.
 
Wenngleich viele Konzerne aktuell einen “jump start” hinlegen, sich von innen heraus neu aufstellen und ihren Mitarbeitern zuvor ungeahnte Freiheiten geben (wie Daimler, Bosch, die Telekom und einige andere), lassen sich viele andere, (leider auch) oft im Mittelstand, weiterhin von der guten Situation im “Jetzt” bremsen, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung mit Fokus auf die Digitalisierung belegt.

Das Schlagwort: “Digitalisierung” (und zwei weitere)

Die Digitalisierung ist dabei nur ein Element, “nur” eines der Schlagworte die wachrütteln (müssen). Sie (er)fordert sich endlich mit Dingen wie Blockchain, Internet of Things, Augmented und Virtual Reality, Bots oder den vielen, vielen anderen, vermeintlich einfacheren Themen ernsthaft zu befassen. Technologien, die in der Masse schon seit Jahren verfügbar sind und die jetzt mehr und mehr ihre Marktreife erlangen. Technologien, für die dennoch schon jetzt viele Unternehmen zu spät unterwegs sind, weil sie sie in der Vergangenheit ausgeblendet hatten.
 
Doch selbst, wenn Unternehmen bereits lange auf dem Weg sind, gilt es stetig weiterzugehen und sich insgesamt neu aufzustellen. Digitale Geschäftsmodelle, so man sie denn findet und aufbauen kann, verändern nicht nur die Produktpalette oder singuläre Abläufe. Sie greifen tief in die Betriebs- und Managementlogiken ein. Sie verändern zwangsläufig und in großem Maße, wie miteinander Ergebnisse erzielt, wie Entscheidungen getroffen werden und wie Zusammenarbeit insgesamt geregelt wird.
 
Doch das Ausblenden betrifft nicht allein technologische Trends. Das verschlafen anderer, weniger technischer Bereiche, wird ebenso tiefgreifende Folgen für eine Vielzahl von Unternehmen haben. Allen voran sind es die Themen “Agilität” und “Nachhaltigkeit” die besondere Beachtung (er)fordern.
 
Agil muss heute werden, wer mit der Komplexität und Dynamik, die vielfach das Geschäft bestimmt, aktiv statt reaktiv umgehen möchte. Agil ist, wer in der Lage ist, sich neuen Entwicklungen bedarfsgerecht anzupassen. Fast immer müssen dazu in Tiefe Strukturen und Abläufe auf eine neue Basis gestellt werden.
 
Nachhaltig(er) muss agieren, wer langfristig (oft lukrative) Kunden an sich binden will, die mit einem Blick auf die eigene Zukunft zunehmend Unternehmen und Produkte auswählen, die sich ökologisch und sozial für ein „besseres“ Zusammenleben und den Erhalt eines lebensbefähigenden Planeten einsetzen. Im Gegenzug entwickeln solche Kunden ein hohes Maß an Loyalität und Markenbindung.
 
Das Bewusstsein für die immer spürbareren Auswirkungen des Klimawandels wächst und mit ihm die Ansprüche und Anforderungen der Kunden an das ökologische Gewissen von Unternehmen. Genauso wachsen die Anforderung in Bezug auf deren soziale Nachhaltigkeit, das soziale Engagement oder Investitionen in (Weiter)Bildung zum Wohle aller. Gemeinsam sorgt dies für eine Steigerung von Komplexität, Dynamik und damit für eine wachsende Notwendigkeit die Digitalisierung zu verstärken was wiederum….

Ein neuer Kreislauf tut sich auf

Die Digitalisierung, der Drang zu mehr Agilität und der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit sind drei Ausprägungen derselben Entwicklung die sich gegenseitig stark bedingen und beeinflussen.
und
[clickandtweet handle=”” hashtag=”” related=”” layout=”” position=””]Die Digitalisierung, der Drang zu mehr Agilität und der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit bedingen für ALLE Unternehmen einen Wandel im Kern der Organisationen: den Wandel der Kultur der Zusammenarbeit.[/clickandtweet]
 
Um als Unternehmen eines dieser drei Themen angehen zu können und damit den Kreislauf der Entwicklungen zu starten, um etwa neue Geschäftsmodelle zu etablieren, bedarf es also mehr als nur technischer oder agiler oder Nachhaltigkeitsexpertise. Es bedarf des Gesamtverständnisses für das Gesamtbild, und, drin enthalten, den Willen und die Fähigkeit zum Beispiel so “banaler” Dinge wie das (eigene) Führungsverständnisses und die eigene Haltung und das Verhalten zu reflektieren. Im Gesamten Unternehmen, bei allen! Wie wenig “banal” dies ist, ist sicherlich jedem bewusst, der schonmal gute Vorsätze für das neue Jahr gefasst hatte.

Das Big Picture vor Augen

Dieser erste Blick auf das “Big Picture” macht klar, dass jede Arbeit an Themen wie Digitalisierung, Innovation, schnelleren Entscheidungen, Informationstransparenz, etc. gleichzeitig immer auch Arbeit am Fundament der Zusammenarbeit benötigt. Immer geht es, unter anderem, um die Wahr-Nehmung von Vertrauen, systemischer Verbundenheit, Vernetzung, um Entscheidungs- und Verantwortungsräume und vor allem oft auch um den Ausbruch aus alten “Mindsets”. Das derzeit in Deutschland so populäre Konzept des “Working out Loud“, das dem Wunsch der Vordenker und Vorkämpfer entspringt sich stärker zu vernetzen und intensiver Erfahrungen auszutauschen, setzt, als ein Beispiel für eine mögliche Umsetzung, hier an.
 
Es ist ein Beispiel wie in kleinen Gruppen, bottom-up Veränderung vorangetrieben wird. Manchmal mit Zustimmung der Geschäftsführung, manchmal ohne und manchmal gegen deren ausdrücklichen Wunsch – aus reiner Not. (Befassen Sie sich dazu einmal mit dem Haufe Quadranten und der Situation der Schattenorganisationen.)

Alle Macht geht vom Menschenbild aus

Der anderer Weg zu einem Umdenken innerhalb der Organisation startet mit einer Reflexion des bestehenden Menschenbildes. Die Frage nach dem bestehenden Menschenbild, dem gegenseitigen Verständnis, ist dabei eine, die nur wenige direkt beantworten können. Zu tief ist es in unser Verhalten eingewoben, zu unbewusst agieren wir hier. Ist hier mehr Klarheit über die unbewussten Folgen von veralteten Menschenbildern geschaffen kann man in einem zweiten Schritt beginnen die Wertschöpfungs-, Wertbeitrags-und Wertschätzungsbeziehungen im Licht eines ggf. anderen und neu etablierten Menschenbildes zu betrachten.
 
Wobei – natürlich lohnt es verschiedene Maßnahmen zu kombinieren, denn “one-size-fits-all” ist schon lange kein gangbarer Weg mehr. Dies anzunehmen wäre auch Ergebnis eines verschrobenen Menschenbilds.
 
Die Wirkung solcher Schritte auf die Grundlagen der Interaktion in den Unternehmen ist markant. Sie machen bewusst, wie die bestenfalls gemeinsam getragene Vision mit dem “Purpose” und “Meaning” des einzelnen zusammenhängt. Sie machen Entscheidungen einfacher, schneller, bewusster, nachhaltiger und damit klarer. Sie eröffnen Entwicklungs-, Verantwortungs- und Entscheidungsraum der zuvor nicht vorhanden war. Dies allein ist ein unglaublich wichtiges Element in einer immer mehrdeutigeren Welt, in der neue multidimensionale Lösungsräume die früheren eindeutigen Lösungspunkte längst abgelöst haben und in der richtungsweisende Entscheidungen daher einen enorm hohen Stellenwert besitzen.
 
Dies sorgt nach innen, wie nach außen für eine höhere Glaubwürdigkeit, die gemeinsame innere Klarheit strahlt als natürliches (Employer) Brandig wiederum zurück nach außen. Ein perpetuum mobile besserer Zusammenarbeit und wachsender Zufriedenheit bis zur Begeisterung.
 
Last but not least: Solche Schritte ermöglichen es neue Denk- und Handlungsrahmen aufzuspannen und erlauben den Ausbruch aus alten Gewohnheiten und Mustern, auch, um so den lange angesammelten Ballast abzuwerfen.

Eine irre Investition?

Nach den Jahrzehnten in denen Effizienz, Kostensenkung etc. im Fokus standen, in denen aus dem Bestand rausgeholt wurde, was möglich war, erscheint die Investition in diese nicht direkt fass- und planbaren Konzepte wie irre. Nachdem so lange mit großer Akribie gespart wurde, erscheint schon alleine die Idee das Geld in so unsichere Entwicklungen, in “irgendwas mit Menschen” zu stecken wie Hohn. Und doch ist dies die wohl notwendigste und sinnvollste Investition in eine sicherere Zukunft in diesen eben doch instabilen Zeiten.
 
Lag der Anteil der ungenutzten Potenziale bislang bei ca. 30%, so wird ein Verharren in altem Handeln und Denken, ein Festhalten an alten Managementstrukturen diesen Anteil weiter erhöhen, etwa weil die psychischen Belastungen der Mitarbeiter damit weiter zunehmen, die internen Reibungsverluste sich potenzieren und, mit Blick auf die Nachhaltigkeit, zunehmend Kunden zu anderen Anbietern wechseln werden. Wer nachhaltige Wirksamkeit erreichen und damit zugleich eine stabile Basis für einen Wandel in Richtung Digitalisierung und Agilität aufbauen möchte, der kommt nicht umhin, auch in diese Entwicklung zu investieren. Der muss seine Mitarbeiter und vielleicht auch seine regionales und soziales Umfeld dabei unterstützen, fehlende Kompetenzen zu entwickeln, die Vernetzung zu verbessern, der muss insbesondere die eigenen (Management)Strukturen unter die Lupe nehmen und anpassen und vieles andere mehr.
 
Wenn sich diese, zur Zeit noch verlorenen Potenziale damit nur zu einem Viertel heben lassen, dann sollte sich eine solche Investition durchaus lohnen.

Mein Fazit und Rat

Die drei Themen Digitalisierung, Agilität und Nachhaltigkeit sind die zwei Seiten plus der Rand derselben Medaille. Sie dürfen nicht voneinander getrennt betrachtet werden. Im Kern wirken alle unmittelbar auf die Art, wie Zusammenarbeit funktioniert. Dies erfordert, bei aller zusätzlichen Belastung, die eine solches Vorgehen mit Blick auf das “Big Picture” bedeutet, zugleich die Geschäftsmodelle UND das Managementdesign zu reflektieren und anzupassen. Wer hier zu kurz greift, lädt sich, den Mitarbeitern und dem Unternehmen mittelfristig deutlich höhere Belastungen auf.
 
Wer sich auf den Weg begibt, sollte in diesem Bewusstsein starten und schrittweise beginnen die Kultur, das Menschenbild, die Glaubenssätze sowie die Betriebs- & Managementlogiken zu durch- und überdenken.
 
Dieses Verständnis für den gemeinsamen Angang von Transformationen erzeugt eine solide Basis für zukünftige Entwicklungen, nachhaltig und langfristig!
 
Auch wenn manche sagen, wir stünden am Anfang der zweiten Hälfte der Digitalisierung, so glaube ich dass das Spiel noch gar nicht begonnen hat. Wir sollten die kurze, kostbare Zeit nutzen, noch einmal das Zusammenwirken des Kaders, des Trainer- und Betreuerstabs inklusive aller Regeln und Rahmenbedingungen in Ruhe zu betrachten und zu optimieren. Dann erst kann man mit guten Aussichten ins Spiel gehen.
 
Zwischen den Jahren ist sicher ein wenig Zeit, um damit zu starten.

Zukunft – von innen heraus

Die “Zukunft zu gestalten” erscheint immer mehr als Oxymoron, als Widerspruch in sich. Zu schnell verändert sich unser Umfeld. Zu schnell entsteht neues und verschwindet altes. Vor 10 Jahren startete Apple mit dem iPhone und hat damit den Handymarkt komplett neu gestaltet. In 10 Jahren werden wir uns fragen, warum man so unpraktische Dinge wie ein Smartphone benutzen sollte, wo wir die Dinge, die uns interessieren doch auf ganz anderen, heute noch unbekannten Wegen erfahren und entdecken kann. Wir werden immer mehr Gefangene der Zukunft der anderen, weil wir immer mehr gezwungen sind, die Entwicklungen mitzugehen, sie zu akzeptieren, statt sie zu gestalten und aktiv Einfluss zu nehmen.
Doch vielleicht ist dies nur die halbe Wahrheit. Denn alle neuen Entwicklungen nehmen (zumindest bislang) ihren Anfang in “unseren” Köpfen und erreichen uns nur durch unsere Vorlieben und Verhaltensmuster. Kaum einer neuen Erfindung gelingt der Durchbruch, wenn wir nicht einen direkten Nutzen für unser Leben darin erkennen. Nichts findet Einzug in unseren Alltag, wenn wir damit nichts anfangen können. Alle neuen Dinge brauchen ihre Andockfähigkeit, ihren Anknüpfungspunkt an und in unser Leben.
 

Gefangene der Vergangenheit

Zugleich sind wir Gefangene der Vergangenheit. Wir sind gefangen in alten Ideen und Handlungsmustern. Im “das haben wir doch immer so gemacht” und dem “das war schon immer unser Ziel”. Unternehmen sind vielfach noch immer gefangen im Paradigma der Profitmaximierung und des Shareholder Value und Mitarbeiter Gefangene des Denkens in Hierarchien und Strukturen. Zwei Gefangenenlager, deren Insassen von einer Befreiung enorm profitieren könnten.
 

Träumer

Wer an und in die Zukunft denkt, träumt. Es träumt wie Martin Luther und Martin Luther King von der Befreiung von Fesseln. Er träumt davon, dass mit den vorhandenen Mitteln und Potenzialen mehr geht, als das bisschen, das wir daraus machen. Manche dieser Träume werden bewusst öffentlich gemacht, um andere damit zu motivieren sich diesem Ziel anzuschließen. Im Kontext von Unternehmen nennen wir solche Träume Unternehmensvision.
 
Früher war auch ich davon überzeugt, dass es dringend notwendig ist diese Vision mit und für alle, die damit in Beziehung stehen so zu formulieren, dass ein kleines bisschen davon auch mit ihrer eigenen Vision der Welt in der sie leben möchte übereinstimmt. Inzwischen hat sich dieses Bild bei mir gewandelt.
 
Auf dem Weg meine eigene Zukunft zu finden, habe ich erlebt, wie sich meine Vision mit der Zeit immer wieder verändert hat. (Ich erspare Ihnen jetzt mal die Details). Was ich auf dem Weg erkannt habe ist, dass die individuelle “Bestimmung” und das, was als “bedeutend” angesehen wird, viel deutlichen und stabiler im Zentrum unseres Seins stehen als eine „Vision“. (Allerdings benutze ich lieber die Begriffe „Purpose“ und „Meaning“ um zu beschreiben, worum es dabei geht.) Dieser Wechsel vom Begriff der eigenen “Vision” hin zu “Purpose & Meaning” mag nach einer kleinen unbedeutenden Umformulierung aussehen, und doch greifen und gehen diese Begriffe tiefer als der der persönlichen, individuellen Vision.
 

Purpose & Meaning statt Visonen

„Purpose“, dieser innere Antrieb, die Berufung, das was uns morgens aus dem Bett holt, weil es da Dinge gibt, die wir tun oder zumindest nicht verpassen wollen, und “Meaning”, das, was uns soviel bedeutet, dass wir anders dafür lassen und uns (fast) ganz auf das eine fokussieren wollen, diese beiden Elemente bestimmen in viel größerem Maß was wir (auch) in Zukunft tun als jede „Vision“. Es sind die Dinge, die und von innen heraus motivieren und den Flow bringen.
 
Nur sind es eben (noch immer) auch Themen, die im Arbeitsleben zu kurz kommen. Zu sehr sind wir sozialisiert, um im System zu funktionieren und uns selbst hinten anzustellen. Dabei zeigen Unternehmen die bereits verstanden haben, wie sie mit ihrer Zielsetzung (die ich weiterhin als Vision mit Strahlkraft nach außen verstehe) an die vielen individuellen Ausprägungen von Purpose & Meaning anknüpfen können, welchen enormen Gewinn an Potenzial und besserer, zielgerichteterer und damit erfolgreicher Zusammenarbeit sich so gestalten lässt.
 
Wenn in diesem Sinn die gemeinsamen Vision auf ganz viel Bestimmung und Bedeutung aufsetzen kann, ist viel (Pack-)Eis gebrochen und Raum für mehr Bewegung geschaffen.
 

Das größere Bild erkennen und gestalten

Doch das ist nur ein Bereich, der dazu führt, dass in Unternehmen eine erfolgreichere Zukunft von innen heraus entstehen kann. Ein weiteres Element zielt auf die Rahmenbedingungen ab, die Raum geben für den individuellen Entwicklungsraum des Einzelnen. Neben der Passung des Geschäftszwecks und -ziels zu denen der Mitarbeiter, muss der Rahmen, das die Struktur und die Zusammenarbeit bestimmende Grundgerüst des Managamentdesigns zum Geschäftsmodell, zur Art wie mit wem Wert erzeugt und verbreitet wird, passen. Dieser Punkt, der gerade in einer Zeit der sich fundamental in Richtung “digital” verändernden Geschäftsmodelle so wichtig ist, (über)fordert viele. Dennoch bleibt den Unternehmensführungen keine Wahl, als auch diesen Teil des Gesamtbildes ihrer Organisation zu betrachten, um zu mehr Sicherheit und Stabilität für die Zukunft zu gelangen. Auch hier müssen die Voraussetzungen für Zukunftsfähigkeit von innen heraus gestalten werden.
 

Die dritte Dimension – Innovation

Der dritte Bereich ist der Teil unternehmerischer Zukunft, der ganz direkt nach außen wirkt. Es sind die Arbeitsergebnisse, die Produkte und Dienstleistungen, die in das Gesamtbild der Zukunft des Unternehmens und damit zu den Menschen, den Strukturen und den Absichten passen müssen. Sie geben Richtung mit an, sind Anziehungspunkt für Kunden und damit der eigentliche Messfühler für den Erfolg der inneren Aktivität. Die heute als notwendig angesehen disruptive Innovation setzt dabei auf dem auf, was Purpose & Meaning und die in Harmonie gebrachten Geschäftsmodelle und Managementsysteme an Rahmenbedingungen vorgeben. Die großen Sprünge kann nur machen, wer auf solidem Grund steht um kraftvoll voranzukommen.
 
Bleibt die Frage, wie man Purpose & Meaning “findet” und wie man das die unternehmensinternen Rahmenbedingungen verändert.

Tipps

Ein paar Hinweise mit denen sie morgen schon beginnen können:

  • Regen Sie als Führungskraft an, dass ihre Mitarbeiter morgen früh 5 Minuten länger im Bett liegen bleiben und sich fragen, warum sie für den Job aufstehen sollten (Und halten Sie es aus, wenn diese dann 10 Minuten später als gewohnt kommen).
  • Starten Sie einen Dialog um sich darüber miteinander auszutauschen
  • Lernen sie verstehen, was die anderen antreibt – schaffen Sie Verbundenheit, Vertrauen und soziale Vernetzung.

Mit diesen Schritten legen Sie die Basis für einen weiteren Grund morgens gerne mit der Arbeit zu beginnen, ein funktionierendes soziales Umfeld.
 
Wenn sie die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit betrachten wollen:

  • werden Sie sich klar, wie ihr Geschäftsmodell, vor 5 Jahren, heute und in drei Jahren aussieht und was sich in dieser Zeit geändert hat und noch ändert.
  • Schauen Sie sich an, inwieweit ihr Managementmodell das aktuelle Geschäftsmodell tatsächlich unterstützt. Machen die Aufgaben, die Prozesse und der Umgang miteinander im Unternehmen so wie es ist noch Sinn? Wie sieht das in 3 Jahren aus?
  • Arbeiten Sie daran hier möglichst barrierefreie Wege der Zusammenarbeit aufzuzeichnen.

Wenn Sie einen schnellen Hinweis suchen, nutzen Sie mein Fragebogentool und fordern Sie den individuellen Report an.

  • Wenn Sie weiter gehen wollen, denken Sie in Dimensionen wie sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit. Die Arbeit an diesem Themenbereich stellt eine stärkere Verbindungen zwischen dem sozialen Gefüge (s.o.) und dem Managementsystem bzw. dem Geschäftsmodell her.

 
Und – klar – das alles ist der Bereich, in dem meine Zukunft mit Ihrer korreliert. Mein Purpose & Meaning ist Unternehmen genau auf diesem Weg zu unterstützen. Daher, zögern Sie nicht, mich einzubinden um Ihren Weg leichter zu mache und zu beschleunigen.

Rollenzuwachs im C-Suite statt Schiffbruch

There is no future business, growth or inclusive prosperity without a clear sense for its sustainable virtue

„Business“ for us is fundamentally determined by a more or less one dimensional understanding of one of its main components: The dominant business model. From a systemic perspective that’s a concept which lacks other significant ingredients. In order to develop a solid basis for future business, there’s need to include two more components into the math.
As we can realize every single day in the news: our world, our planet is no longer in good shape. According to Oxfam, eight individuals hold as much wealth as the poorer half of the world’s population. According to Harvard Business Review, inequality increases not only on an individual but on a corporate level, the middle-class vanishes. The effects of the climate change (regardless of its root-cause) show obvious and dramatic consequences. The Earth Overshoot Day (aka Ecological Debt Day) this year was as early as Aug 2, after e.g. Aug 22, 2012, Oct 26, 2007, Nov 21, 1995, and Dec 19, 1987. Not mentioning many other developments that undermine the foundations of our global society.
Most of these developments are the outcomes of a business world with a singular focus on shareholders, leaving the multidimensional perspectives of other stakeholders behind. After the steep increase in understanding our impact on the climate, now we need to start leveraging our influence on „business climate“.

New business models require new management designs

In the past organizations could thrive by focussing on the optimal (mostly analog) business model and related profits, with Bureaucracy and/or Meritocracy being the underlying management models. The increasing importance to include environmental perspectives requires managers to broaden their view. With these new perspectives one-dimensional solutions are a thing of the past, and multidimensional solution spaces, as they are standard in advanced mathematics, need to be reflected in decision taking and foremost in the operating system of organizations. The rise of (more) digital business models, with its high demand in speed, dynamic capabilities, and agility, in many organizations caused the end of Meritocracy as the optimal solution for the design of cooperation and made Adhocracy, as prominently promoted by Julian Birkinshaw, seem to be the best fit.

Combining social, economic, environmental virtue

Apart from the close relationship between business models and the management design, there is another important ingredient that needs to be taken into account: strong sustainability.
Strong sustainability is the systemic approach, describing the interconnectedness of economic- and the social-environment AND the ecological impact of organizations, which all are considered to have equal influence on the wealth of an organization. It outlines the existing circular relation between its elements and provides an, still often lacking, holistic viewpoint.

A new perception of the business ethics

The broad consensus that the way we performed business in the last 50 to 80 years destroyed too much of our ecologic and social environment, now leads to an increasing pressure on management. Stakeholders, especially customers in the western world, get more conscious of the ecological and social footprint a company and their products create. In addition financial analysts today reward economic growth potential over existing profit, which paved the way for „ “ companies like Apple, Alphabet, Amazon, and Facebook to enter the worlds market capitalization top ten list.

The new goal: sustainable virtue

The systemic synthesis of a management design that fully reflects the (new) business model needs to leverage multidimensional solution spaces, plus a sense of strong sustainability as the footing for future developments, leads to a new overarching goal of modern management: sustainable virtue.
For modern business, the virtue it gains in all three areas of strong sustainability is the new indicator of success. It combines profit orientation with the perception and preferences of the stakeholders and the related social, economic and environmental aspects.

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Leveraging the people to increase sustainable virtue

In order to increase the sustainable virtue of an organization, there’s another, ingredient, that finally, apart from all discussions on Artificial Intelligence and digitization needs to be leveraged: people!
In a world where global connectedness and systemic interdependencies are significantly more obvious than ever before, the needs of the people, that are in whatever kind of relationship with an organization, has an explicit influence on the companies growth and profit. In return, the individual development, learning and inclusive prosperity of our societies are more and more dependent on the focus companies put on their sustainable virtue.

People-centric management design

Implementing a sense for sustainable virtue, often followed by a more people-centric management design, which explicitly creates space for individual developments and that’s open for multidimensional solutions, is the new necessary condition to establish long-term success. It allows to include more participation, trust, and self-organization into the core DNA of organizations and thus allows for substantial economic and social growth and environmental improvements.
If we want to achieve meaningful growth, we have to start to think and act in this more contextual and social dimension. We have to open up ourselves and our businesses for strong sustainability and align our business models and management design accordingly. This is the starting point for our journey from EGO to ECO and from ME to WE.
The result gives globalization a new and different meaning and relevance. It requires not only a redesign of rules and processes but an un-/re-framing of the mindsets of many executives and managers on a global scale.
From a systemic perspective, that’s what is required to save our planet and our species.